Henke | Die amerikanische Besetzung Deutschlands | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 27, 1074 Seiten

Reihe: Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte

Henke Die amerikanische Besetzung Deutschlands

E-Book, Deutsch, Band 27, 1074 Seiten

Reihe: Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte

ISBN: 978-3-486-59079-1
Verlag: De Gruyter
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



In diesem einen Jahr von Sommer 1944 bis Sommer 1945 berühren sich zwei Zeitalter. Es ist die Kernzone der deutschen Katastrophen- und Transformationsphase zwischen Stalingrad und Währungsreform. Krieg, Eroberung und Besetzung, Sturz der Diktatur und Sieg der Demokratie, Rettung und Vernichtung sind auch ein menschliches Drama und ein geschichtliches Epos gewesen: In wissenschaftlicher Analyse und eindringlicher Erzählung eine Gesamtansicht dieses einen Jahres im Übergang vom Krieg zum Frieden zu geben, ist das Ziel dieses Buches. Pressestimmen zur ersten Auflage 1995: "Eine überaus reiche, anschaulich und lebendig geschilderte Sammlung meisterhafter 'Miniaturen'" Rainer A. Blasius in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Henke "hat drei sterile historiographische Erbschaften auf einen Streich überwunden: das ausweichende Reden von Verhängnis und Schicksal, die menschenleeren Strukturlandschaften bestimmter gesellschaftsgeschichtlicher Denkschulen und die Beliebigkeit einer im Kaleidoskop betriebenen Alltagsgeschichte." Hans-Günther Hockerts in: Süddeutsche Zeitung "fulminante Untersuchung.spannend wie ein Krimi" Peter Steinbach in: Der Tagesspiegel "Wenn man sich künftig des Endes des Zweiten Weltkrieges erinnert, wird man auf diese gewichtige Studie zurückgreifen müssen." Jost Dülffer in: Die Zeit
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11. Die Amerikaner im westlichen Grenzgebiet Ende 1944 (S. 148-149)

1. Die Kämpfe an der Grenze
Der Sommer des Jahres 1944, der Deutschland an allen Fronten militärische Katastrophen gebracht hatte, war noch nicht vorüber, als sich im Westen des Reiches erstmals seit Generationen wieder deutsche Truppen auf eigenem Territorium zum Kampf stellen mußten. Diese Art Verteidigung der Heimat, darüber täuschte sich niemand, würde vielen Dörfern und Städten, die von den Bomben der Alliierten noch verschont waren, jetzt ebenfalls Tod und Zerstörung bringen. Mit dem grenznahen Aachen, der geschichtsträchtigen ""Stadt Karls des Großen"", lag zudem ein nationales Symbol in Reichweite der amerikanischen Verbände. Der mittlerweile genügend bekannte Geschichtssinn der obersten Führung in Berlin ließ die in der Kaiserstadt verbliebene Bevölkerung nichts Gutes ahnen. Generalleutnant Gerhard Graf von Schwerin, ein Mann mit größten militärischen Meriten und von unverhohlener Distanz zum Nationalsozialismus, der am 13. September 1944 das Kommando im Abschnitt Aachen übernahm, erkannte jedoch sofort, daß eine Verteidigung der Stadt gegen die überlegenen Amerikaner aussichtslos war. Sie wäre nicht nur gegenüber der Zivilbevölkerung verantwortungslos, so sagte sich Schwerin, sie würde die Zerstörung Aachens geradezu herausfordern. Da alles auf einen unmittelbar bevorstehenden Einmarsch der Amerikaner hindeutete, zog er die ihm noch verbliebenen Einheiten ab. Bei einem Beamten des Fernsprechverstärkeramts (alle übrigen Dienststellen waren bereits verlassen) hinterließ er eine Bleistiftnotiz in englischer Sprache, die für den Kommandeur der einrückenden amerikanischen Truppen bestimmt war. ""Ich bitte Sie"", schrieb Schwerin, ""im Falle der Besetzung der Stadt durch Ihre Truppen für die unglückliche Bevölkerung in menschlicher Weise Sorge zu tragen.""! Doch die Amerikaner kamen nicht. Ihr Angriff zielte noch nicht auf Aachen.

Die Einnahme der ""uralten deutschen Kaiserstadt"", wie die Nationalsozialisten Aachen in diesen Tagen gerne nannten, war für die Amerikaner unter operativen Gesichtspunkten weniger wichtig, als den Westwall an einer oder mehreren Stellen zu durchbrechen und so dem fliehenden deutschen Heer eine Atempause zu verwehren. Vielleicht, so hoffte man beim Alliierten Oberkommando in VersaiIles, gelang es sogar, den Rhein zu erreichen. Den vor allem von britischer Seite wiederholt vorgetrage nen Gedanken, mit einer Großoffensive Deutschland noch 1944 in die Knie zu zwingen, lehnte General Eisenhower jedoch ab. Die Verfolgung der Wehrmacht quer durch Frankreich hatte ihren Tribut gefordert. Die Nachschublinien der voranstürmenden Kampfverbände waren mittlerweile bedenklich überdehnt. Schon am 20. August hatte Eisenhower zu Kriegsberichterstattern gesagt, ein weiteres Vorrücken auf breiter Front sei selbst bei nur ""sehr schwachem Widerstand fast unmöglich""2. Mancher amerikanische Panzerverband mußte Ende August 1944 bei der Verfolgung des Feindes Zwangs pausen einlegen, weil Treibstoff, Munition und Ersatzteile nicht schnell genug nachgeführt werden konnten. Anfang September lagen über 90 Prozent des Nachschubs für die Invasionsarmee noch in den Magazinen der Normandie. Das war nicht verwunderlich, weil die Planungsstäbe zur Vorbereitung der Invasion in London geglaubt hatten, die Divisionen Bradleys und Montgomerys würden die Reichsgrenze nicht vor Anfang Mai 1945 erreichen. Da das Eisenbahnnetz in Nordfrankreich schwer beschädigt war und sich die Verschleißerscheinungen an den Armeefahrzeugen häuften, konnte es nicht ausbleiben, daß der Schwung des Vormarsches mehr und mehr erlahmte. Die Frage für Eisenhower lautete jetzt weniger, wo er dem Dritten Reich in Kürze den entscheidenden Stoß versetzen könne, sondern wie weit die Ausläufer der Verfolgungsschlacht in Frankreich im Herbst 1944 noch nach Deutschland hineinreichen würden.

Mit der ruhigen Darlegung logistischer Statistiken waren Elan und Optimismus der amerikanischen Kommandeure, die in den zurückliegenden Wochen viel Lorbeer an die Fahnen ihrer Verbände geheftet hatten, die Gesamtsituation der Invasionsarmee dagegen kaum überblickten, allerdings nicht zu bremsen. In oft hitzigen Debatten bestürmten sie ihre vorgesetzten Befehlshaber und auch General Eisenhower selbst, alle Bedenklichkeiten fallenzulassen, der Erfolg würde ihnen recht geben.


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