E-Book, Deutsch, 560 Seiten, E-Book
Ahrend / Redmann Innovationsökosysteme
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7910-5822-1
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Netzwerke nutzen und Innovationskraft steigern
E-Book, Deutsch, 560 Seiten, E-Book
ISBN: 978-3-7910-5822-1
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Klaus-Michael Ahrend Prof. Dr. Klaus-Michael Ahrend ist Vorstand der HEAG Holding AG, Geschäftsführer des Technologie- und Gründerzentrums HUB31 und Mitglied in verschiedenen Aufsichtsgremien, Beiräten und Verbänden, wie z. B. B.A.U.M. e. V. und Financial Experts Association. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen und promovierte an der Universität Trier. Seit 2015 ist er Honorarprofessor an der Hochschule Darmstadt. Katrin Redmann Katrin Redmann ist COO SAP Lab Paris, SAP France. Ihre beruflichen Etappen umfassen verschiedene Funktionen in Marketing, Produktmanagement, Alliance Management and Sales in verschiedenen Branchen. Ihr Schwerpunkt liegt in Innovation, Nachhaltigkeit und Bildung. Sie ist Design Thinkerin, Intrapreneurin und Startup Mentorin mit Leidenschaft. Sie ist sehr engagiert in verschiedenen Communities wie UN Global Goals, Leading Women, Global Digital Women, Women in Tech Africa, #WiDS (Stanford), ideaseurope, KAIROS, SigmaSquared Society, UN MUN, Social Impact lab, ESTIEM, EBAN, Falling Walls, WOL, 6degrees. Seit 2020 ist sie Senatorin für Deutschland beim World Business Angel Forum ernannt. Seit 2021 ist Katrin Redmann Sprecherin des Beirats des ZNWU, Zentrum für Nachhaltigkeit in Wirtschafts- und Unternehmenspolitik. Sie ist Lektorin, Autorin und Sprecherin zu den Themen Nachhaltigkeit, Digitale Transformation und Zukunft der Bildung.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Management Forschung & Entwicklung (F&E), Innovation
- Wirtschaftswissenschaften Volkswirtschaftslehre Regional- und Städtische Wirtschaft
- Wirtschaftswissenschaften Betriebswirtschaft Unternehmensorganisation, Corporate Responsibility Unternehmenskooperationen, Joint Ventures
Weitere Infos & Material
Vorwort der Herausgeber
Die Innovationsfähigkeit ist ein wesentlicher Faktor für unsere gemeinsame Zukunft – ob technisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich oder umweltbezogen. Nur mit neuen Ideen und vom Markt akzeptierten Innovationen können wir uns auf eine lebenswerte Zukunft freuen. Typische Quellen für neue Innovationen sind Ideen einzelner oder mehrerer Beschäftigter, die FuE-Abteilung in Unternehmen, FuE-Dienstleister, Innovationslabore, Qualitäts- und Innovationszirkel (Communities of Practice), neu gegründete Unternehmen (Start-ups), Open-Innovation- oder Crowd-Innovation-Plattformen, wissenschaftliche Einrichtungen (Grundlagen- und angewandte Forschung sowie Wissens- und Technologietransfer), Forschungsnetzwerke wie ENHANCE, Kundenvorschläge (User Innovation) oder Projekte zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Zu Innovationen trägt eine hohe Diversität der beteiligten Akteure bei, z. B. bei generationsübergreifenden Hackathons, InnoJams oder Young-Entrepreneur-Wettbewerben.
Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) verdeutlicht in ihrem Gutachten von 2022, dass es nicht mehr ausreicht, »die Technologiebereiche und Wirtschaftszweige, die Deutschland in den letzten Dekaden wirtschaftlich stark gemacht haben, weiterzuentwickeln sowie auf inkrementelle, auf höchste Qualität und auf größte Effizienz ausgerichtete Innovationen zu setzen«1. Stattdessen bedarf es erheblicher, oft radikaler technologischer Neuerungen, sozialer und ökologischer Innovationen und dazu komplementärer Verhaltensänderungen. Entsprechend zielen die Empfehlungen auf die Formulierung einer umfassenden Forschungs- und Innovationsstrategie, die Stärkung der Forschungs- und Entwicklungsintensität von 3,14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts auf 3,5 Prozent und die Ergänzung um qualitative Faktoren sowie auf das Festhalten an wichtigen Zukunftsinvestitionen trotz der aktuellen Krisen. Weitere Empfehlungen beinhalten die energische Umsetzung der Klimaziele, das Aufholen von technologischen Rückständen insb. bei digitalen Technologien, digitaler Infrastruktur und E-Government, die Stärkung der Fachkräftebasis durch Bildung und Qualifizierung, die Erhöhung der Innovations-Beteiligung (z. B. durch eine umfassende Start-up-Strategie) sowie mehr Agilität bei Governance-Strukturen und im politischen Handeln (mit besserer Verzahnung von Maßnahmen, ressortübergreifender Projektzusammenarbeit und Verbesserung der Bedingungen für die Agentur für Sprunginnovationen). Eine zentrale Schlussfolgerung aus diesen Empfehlungen ist, dass Ressourcen – seien es Gelder, Zeit, persönliches Engagement oder Betriebsmittel – stärker innovationsorientiert ausgerichtet werden sollten.
Dies war die Hauptmotivation für dieses Buch. Es soll ein Leitfaden sein, der die Leserinnen und Leser in ihrem persönlichen Handlungsbereich dabei unterstützt, innovationsorientierter zu handeln. Wie können Ideen für Innovationen gefördert werden? Wie lassen sich Ideen gegen Widerstände durchsetzen? Welche Faktoren helfen bei der Wandlung von Ideen zu Innovationen?
Deutschland hat mit 3,2 Prozent eine relativ hohe FuE-Intensität2. Mehr Forschung betreiben Länder wie Israel (4,9 Prozent), Südkorea (4,6 Prozent) und Schweden (3,4 Prozent). Im FuE-Bereich entfallen 37,3 Prozent der unternehmensinternen Aufwendungen auf den Kfz-Bau. Die fünf stärksten Branchen vereinen 75 Prozent und die sieben stärksten Branchen 90 Prozent der internen FuE-Aufwendungen auf sich3. Dies verdeutlicht die sehr gute Position bei Industrien der Hochwertigen Technik, aber auch die relativ schwache Präsenz bei Spitzentechnologien und Dienstleistungen im Vergleich zum globalen Wettbewerb4. Zwar stieg die Innovatorenquote, d. h. der Anteil der Unternehmen mit Innovationen an allen Unternehmen, im Jahr 2020 auf 55,6 Prozent (gegenüber 54,6 Prozent im Vorjahr5), doch bedarf es offenbar weiterer Anstrengungen für die Entwicklung von Innovationen in diesen Bereichen – ob durch FuE, die Weiterentwicklung bestehender Geschäftsmodelle, die Entwicklung neuer kundenorientierter Prototypen oder Unternehmensgründungen. Um diese schwierige Aufgabe bewältigen zu können, brauchen wir neue und veränderte Sichtweisen sowie unterstützende Werkzeuge. Das Festhalten am heutigen Handwerkszeug reicht nicht mehr aus. Der zielorientierten, digitalen und effizienten Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie dem Austausch von Wissen und Erfahrungen kommt eine immer größere Bedeutung zu. Das Bildungssystem sollte schnell und konsequent überdacht und weiterentwickelt werden. Generationenübergreifendes Lernen wird zum Schlüssel für die Beschleunigung der Wissensvermittlung.
Und es braucht mehr nachhaltige Innovationen, mehr Innovationen mit Sinn6. Als Herausgeber-Duo sind wir mit dem Zentrum für nachhaltige Wirtschafts- und Unternehmenspolitik (ZNWU) der Hochschule Darmstadt verbunden und auch darüber hinaus mit der Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle beschäftigt. Diese sind angesichts der Handlungsnotwendigkeiten aus ökologischen und sozialen Gründen zwingend erforderlich. Gleichwohl stellt ihre Entwicklung vor dem Hintergrund von Krisen, zunehmender Komplexität und dem immer wichtiger werdenden gesellschaftlichen Diskurs über die künftige Entwicklung eine große Herausforderung dar.
Dies war die zweite Motivation für dieses Buch. Wie lassen sich Spitzentechnologien (etwa die Digitalisierung oder die Entwicklung von digitalen Plattformen), Dienstleistungen und nachhaltige Geschäftsmodelle durch Innovationsökosysteme stärken und ausbauen? Die Betrachtung von Innovationsökosystemen bietet dabei die Chance, Empfehlungen für die strategische Entwicklung der betreffenden Systeme abzuleiten, und nicht nur für die einzelnen Akteure7. Dabei sind die Ökosysteme dynamische Systeme, die sich über Veränderungen ihrer Mitglieder koevolutionär weiterentwickeln. Letztlich findet Wettbewerb heute nicht mehr nur zwischen einzelnen Unternehmen, sondern immer mehr zwischen Ökosystemen statt.
Alle Beiträge dieses Buches verdeutlichen, dass es kreative Freiräume und gemeinsame Anstrengungen vieler verbundener Akteure im jeweiligen Innovationsökosystem (auf staatlicher, kommunaler und regionaler Ebene sowie auf Unternehmensebene) braucht, um Innovationen hervorzubringen. Wie bei einer Bergwanderung sind außerdem Disziplin, Geduld und Erfahrung erforderlich. Und dabei sind das Austarieren zwischen Wettbewerb und Kooperation, zwischen Zentralisierung und Föderalismus, zwischen Industriepolitik und lokaler Selbstbestimmung und zwischen privaten und öffentlichen Akteuren notwendig. Auch wenn Mariana Mazzucato in ihren Beiträgen herausgearbeitet hat, dass wesentliche Innovationen ohne die öffentliche Anschub- bzw. Transferaktivitäten und -ressourcen nie entstanden wären8, bedarf es gleichwohl der v. a. wirtschaftlich motivierten FuE-, Unternehmensentwicklungs- und Vertriebsabteilungen privater Unternehmen, um grundlegende Innovationen zu skalieren und weiterzuentwickeln. Ein solches Zusammenspiel zwischen öffentlichen und privaten Akteuren wird auch in Zukunft eine der wesentlichen Säulen für deutsche Innovationsökosysteme bleiben, ganz im Sinne der Entwicklung von Biontech.
Zum Aufbau des Buches
Dieses Buch gliedert sich in drei Teile mit insgesamt 27 Kapiteln. Eingeleitet wird es durch vier augenöffnende Grußworte. Neben theoretischen Annäherungen an das Thema finden sich Pilotprojekte und Fallbeispiele aus verschiedenen Unternehmen und öffentlichen Institutionen, um Innovationsökosysteme in ihrer Vielfältigkeit abzubilden.
Teil 1 behandelt Innovationsökosysteme auf staatlicher Ebene:
- Dr. Meike Walli-Schieck und Prof. Dr. Marion Weissenberger-Eibl laden uns zum Auftakt ein, gemeinsam mit allen Akteuren Innovationsökosysteme zu gestalten. Dafür identifizieren sie sechs Stellschrauben.
- Dr. Irène Kilubi entdeckt mit uns die Chancen für Innovationen auf EU-Ebene durch generationsübergreifende Zusammenarbeit.
- Der Beitrag von Rafael Laguna de la Vera und Dr. Thomas Ramge geht auf den Ansatz der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SprinD) ein. Die Agentur wurde 2019 gegründet und zielt darauf, Forschungsideen, die das Potenzial zur Sprunginnovation haben, zu entdecken und weiterzuent-wickeln. Ideengeber waren die staatlichen US-Innovationsagenturen ARPA und DARPA. Dem Ansatz folgend wird 2022 die britische Agentur ARIA ergründet.
- Prof. Dr. Frank Piller, Prof. Dr. Svenja Falk, Ralf Gitzel, Peter Klement, Prof. Dr. Nils Madeja, Dominik Rüchardt, Christian Schiller, Fabian Schmidt und Prof. Dr. Dieter Wegener diskutieren in zehn Thesen, wie digitale Geschäftsmodelle Nachhaltigkeit in der Industrie 4.0...