E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Alers Hochzeitsglocken in Wickham Falls?
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7515-2143-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-2143-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Um das Lokalblatt zu retten, kommt der renommierte Journalist Langston Cooper nach Wickham Falls. All seine Auszeichnungen würde er darauf verwetten, dass er hier nie seine Seelenverwandte findet. Bis er Georgina begegnet! Schön, smart - aber leider nicht an ihm interessiert?
Seit 1988 hat die US-amerikanische Bestsellerautorin Rochelle Alers mehr als achtzig Bücher und Kurzgeschichten geschrieben. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Zora Neale Hurston Literary Award, den Vivian Stephens Award for Excellence in Romance Writing sowie einen Career Achievement Award von RT Book Reviers. Die Vollzeitautorin ist Mitglied der Zeta Phi Beta Sorority, Incorporated-Iota Theta Zeta Chapter und lebt in einem charmanten Dorf auf Long Island. Man kann Rochelle über ihre Website kontaktieren, www.rochellealers.org.
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1. KAPITEL Eine Mischung aus Bestürzung und Traurigkeit stieg in Georgina Powell auf, als sie sich im Spiegel betrachtete. Wann hatte sie sich eigentlich das letzte Mal schick gemacht? Das musste noch vor ihrer Abschlussfeier an der Highschool gewesen sein – aber das war inzwischen eine Ewigkeit her. Wo waren die letzten vierzehn Jahre nur geblieben? Sie kannte die Antwort: Sie hatte nicht gelebt, sondern lediglich existiert. Kurz nach ihrem Highschool-Abschluss hatte der unerwartete Tod ihres dreizehnjährigen Bruders an Meningitis ihren Traum, Kunst zu studieren und Buchillustratorin zu werden, zerstört. Eigentlich hatte Kevin im Kaufhaus der Familie anfangen und später die Leitung übernehmen sollen, wenn ihre Eltern in Rente gingen, doch nach seinem Tod war diese Aufgabe automatisch Georgina zugefallen. Sein Tod hatte so viel verändert. Georginas Mutter war bis heute nicht darüber hinweggekommen, und ihr Vater rackerte sich so sehr ab, als wäre das Kaufhaus gerade erst eröffnet worden, anstatt schon seit Generationen etabliert zu sein. Georgina hatte lange gebraucht, um zu begreifen, dass ihr Bruder, dem sie den Spitznamen Shadow gegeben hatte, weil er wie ihr Schatten ständig hinter ihr hergelaufen war, nie mehr zurückkehren würde. Aber der heutige Abend war ein Wendepunkt in ihrem Leben und ihr schickes Outfit das Signal dafür. Georgina hatte den marineblauen Verkaufskittel mit dem Logo von Powell’s Department Store durch ein hautenges schwarzes Kleid mit dazu passenden Seidenpumps ersetzt, sich sorgfältig geschminkt und das lockige Haar hochgesteckt. Doch sie hatte sich nicht nur äußerlich verändert, auch ihr Leben würde sich schon bald komplett ändern. Mit zweiunddreißig Jahren hatte sie nämlich beschlossen, endlich von zu Hause auszuziehen. Nachdem ihr Vater die Kunst- und Handarbeitsabteilung des Kaufhauses nach und nach verkleinert und schließlich ganz aufgelöst hatte, hatte sie beschlossen, das restliche Inventar zwischenzulagern und in derselben Stadt, in der sie schon ihr ganzes Leben verbracht hatte, einen eigenen Handarbeitsladen zu eröffnen. Da die Märzabende in Virginia immer noch empfindlich kalt waren, nahm sie ihr seidengefüttertes Kaschmirtuch und ergriff ihre mit Perlen bestickte Abendtasche samt der Einladung, um das Haus über die hintere Treppe zu verlassen. Sie wollte nämlich vermeiden, ihrer Mutter über den Weg zu laufen, wenn sie zu dem Wohltätigkeitsdinner der Handelskammer von Wickham Falls aufbrach, um nicht womöglich unter irgendeinem fadenscheinigen Vorwand aufgehalten zu werden. Es war das erste Mal, dass sie zu dieser Veranstaltung ging. Damals, vor Kevins Tod, waren ihre Eltern immer gemeinsam dort gewesen und danach ihr Vater allein. Es hatte sie ziemlich verblüfft, als Bruce Powell ihr vor Kurzem nach Ladenschluss mitgeteilt hatte, dass er dieses Mal nicht hingehen würde und sie das bitte übernehmen sollte und dass sie sich auch schon mal darauf einstellen sollte, demnächst die Leitung des Kaufhauses zu übernehmen. Er wusste immer noch nicht, dass sie keine Absicht hatte, das zu tun. Wenn sie schon so viel Verantwortung übernehmen würde, dann nur bei einem eigenen Laden. Sie ging in die Garage und setzte sich hinters Steuer ihres geräumigen neuen Nissan Rogue – eines SUV, den sie sich zu ihrem zweiunddreißigsten Geburtstag gegönnt hatte, schon allein, um das eingelagerte Inventar zu ihrem neuen Laden transportieren zu können. Auf dem Weg zum Dinner erschauerte sie vor Vorfreude. Sie konnte es kaum erwarten, endlich ein neues Leben anfangen zu können. Sie würde hart dafür arbeiten und einige Opfer bringen müssen, um ihren Traum von einem eigenen Laden zu verwirklichen, aber sie freute sich unglaublich darauf, schon bald zu den neuen Geschäftsfrauen von Wickham Falls, West Virginia, zu gehören. Eine Viertelstunde später parkte sie vor dem diesjährigen Veranstaltungsort des Dinners zwischen zwei Pick-ups. Nur gut, dass die Gibsons, denen der Wolf Den gehörte, den Parkplatz vor der neuen Scheune auf dem Grundstück ihrer Sportbar hatten betonieren lassen. Georgina nahm ihre Sachen vom Beifahrersitz und stieg aus. Vor dem Eingang hatte sich bereits eine Schlange gebildet. Als sie sich anstellte, erkannte sie sofort mehrere Stammkunden und wechselte ein paar Worte mit ihnen. Das von den Einheimischen nur Powell’s genannte Kaufhaus lief trotz der vielen neu entstandenen Einkaufszentren in der Umgebung sehr gut, da die Stadtverwaltung die Einwohner stets dazu anhielt, ihren Bedarf vor Ort zu decken, und die Pläne fremder Investoren für ein Einkaufszentrum mit den üblichen Fast-Food-Restaurants und Franchise-Filialen bisher erfolgreich abgeschmettert hatte. Kurze Zeit später zeigte sie ihre Eintrittskarte vor, um ihren Namen auf der Gästeliste abhaken zu lassen. Die dafür zuständige Frau riss erschrocken die Augen auf, als sie Georgina sah. „Mein Gott, ich hätte Sie ja fast nicht erkannt!“ Georgina lächelte die Frau des Schatzmeisters der Handelskammer freundlich an. „Für manche Anlässe muss man sich eben schick machen, Mrs. Bachmann.“ Die ältere Frau nickte lächelnd. „Ich muss sagen, Sie sehen toll aus. Schön, dass Sie heute kommen konnten. Sie sitzen übrigens an Tisch sieben. Ihr Platz ist mit einem Namensschild gekennzeichnet.“ „Danke.“ Georgina fragte sich, ob Mrs. Bachmann wusste, dass Bruce Powell nicht schon wieder ohne seine Frau bei dieser Veranstaltung auftauchen wollte, um der Gerüchteküche über ihre Ehekrise keine neue Nahrung zu geben. Dabei war die Ehe ihrer Eltern stabil. Evelyn Powell verließ einfach nur nicht mehr das Haus. Seit dem Tod ihres Sohns setzte sie keinen Fuß mehr in das Kaufhaus und hatte auch sämtliche Ehrenämter niedergelegt. Nach all den Jahren trauerte sie noch immer um ihren Sohn und ignorierte Georginas gelegentliche Hinweise, dass sie auch noch eine Tochter hatte. Georgina betrat nun den Veranstaltungsraum und betrachtete bewundernd die mit Lichterketten geschmückte Decke. Kronleuchter und Retro-Deckenlampen tauchten die runden Sechsertische in ein warmes Licht. Da das Motto der Feier das frühe zwanzigste Jahrhundert war, gab es einen kunstvoll geschnitzten Mahagonitresen, der für ein passendes Ambiente sorgte. Kellner mit weißen Jacketts gingen mit Tabletts voller Horsd’œuvres und Sektgläsern herum. Georgina begab sich zu ihrem Tisch, suchte ihren Platz und hängte ihr Tuch über die Rückenlehne ihres Stuhls. „Georgi Powell, lange nicht gesehen!“ Überrascht drehte sie sich zu Langston Cooper um, der ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit in der Hand hielt. Er lächelte ihr zu, wobei sich die Lachfältchen um seine Augen vertieften. Langston hatte Wickham Falls nach der Highschool verlassen, um zu studieren, und hatte danach lange als Journalist in Afrika und im Nahen Osten gearbeitet. Sie hatte ihn früher sehr attraktiv gefunden mit seinem markanten Gesicht und dem sexy Grübchen im Kinn, aber da er vier Jahre älter war als sie, hatte sie nie viel mit ihm zu tun gehabt. „Dito“, erwiderte sie lächelnd. „Bist du als Mitglied hier oder für die Zeitung?“ „Beides. Warst du letztes Jahr auch schon hier? Ich kann mich nämlich gar nicht erinnern, dich gesehen zu haben.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin heute zum ersten Mal dabei.“ Bewundernd ließ er den Blick über ihr schwarzes Neckholderkleid mit dem geschlitzten Rock gleiten. Bisher hatte er sie immer nur im Kaufhauskittel und ungeschminkt gesehen. Ihm war zwar bewusst, dass es ziemlich unhöflich war, sie so anzustarren, aber es fiel ihm nun mal schwer, den Blick von ihrem wunderschönen Gesicht loszureißen … oder ihr nicht in den Ausschnitt über ihren Brüsten zu starren, die sich bei jedem Atemzug verführerisch hoben und senkten. Die Attribute ihres rothaarigen schottisch-irischen Vaters und ihrer afroamerikanischen Mutter hatten sich bei ihr aufs Vorteilhafteste vereint. Sie hatte eine zartbraune Haut mit ein paar Sommersprossen auf der Nase, die heute allerdings von Make-up verdeckt waren, und eine rotbraune Lockenmähne, die sie raffiniert hochgesteckt hatte. Sie wirkte unglaublich schick und kultiviert. Als er vor einem Jahr nach Wickham Falls zurückgekehrt war, um das schwächelnde Lokalblatt The Sentinel zu übernehmen, war ihm im Kaufhaus nur aufgefallen, dass Georgies Zahnlücke verschwunden war. Hübsch hatte er sie zwar immer schon gefunden, doch heute sah sie absolut umwerfend aus. „Kann ich dir etwas zu trinken von der Bar bringen?“ Ihr Blick fiel auf die Kellner mit den Tabletts. „Ich nehme mir einfach einen Sekt. Aber wenn ich Alkohol trinke, brauche ich dringend etwas zu essen.“ Langston schob ihr ihren Stuhl zurecht. „Setz dich schon mal hin, ich hole uns ein paar Häppchen.“ Er streifte sein Jackett ab und hängte es über die Rückenlehne des Stuhls neben ihrem. Lächelnd nahm sie Platz. „Vielen Dank, Sir.“ Langston erwiderte ihr Lächeln. „Gern geschehen, Ma’am.“ Er ging auf einen der Kellner zu, zog eine Geldklammer aus der Hosentasche und reichte dem jungen Mann einen Geldschein. „Würden Sie bitte zwei Gläser zu Tisch sieben bringen?“ Der junge Mann steckte das Geld nickend ein. „Selbstverständlich, Sir. Vielen Dank.“ Auf dem Weg zum Buffet mit der Grillstation ärgerte sich Langston, weil er Georgina kein Kompliment zu ihrem Aussehen gemacht hatte. Andererseits wollte er auch nicht den Eindruck vermitteln, sie anmachen zu wollen. Vielleicht hatte sie ja einen...