E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Alers Küsse, Schnee und Lichterglanz
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7515-2140-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-2140-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
An die große Liebe glaubt Viviana schon lange nicht mehr. Bis der smarte Noah sie zu einem zauberhaften Weihnachtstrip ins glitzernde New York entführt. Allmählich lernt sie, dem attraktiven Architekten zu vertrauen. Doch plötzlich scheint ihr Liebestraum in Gefahr ...
Seit 1988 hat die US-amerikanische Bestsellerautorin Rochelle Alers mehr als achtzig Bücher und Kurzgeschichten geschrieben. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Zora Neale Hurston Literary Award, den Vivian Stephens Award for Excellence in Romance Writing sowie einen Career Achievement Award von RT Book Reviers. Die Vollzeitautorin ist Mitglied der Zeta Phi Beta Sorority, Incorporated-Iota Theta Zeta Chapter und lebt in einem charmanten Dorf auf Long Island. Man kann Rochelle über ihre Website kontaktieren, www.rochellealers.org.
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1. KAPITEL Drei Monate später Noah schaltete einen Gang herunter und bog in die schmale Straße ein, die zum Bed and Breakfast in Wickham Falls führte. Die Zeichnungen für die Häuser, die er im Tal bauen wollte, waren fertig. Sogar der alte Baumbestand war darauf zu sehen, den er weitestgehend zu erhalten gedachte. Außer mit dem Entwurf der Häuser hatte er sich seit seinem letzten Besuch mit dem Bau von luxuriösen Eigentumswohnungen im nicht allzu weit entfernten Washington beschäftigt. Dabei war er immer wieder in Versuchung geraten, einen Abstecher nach Wickham Falls zu machen, in der Hoffnung, dort Viviana zu begegnen. Etwas an ihr raubte ihm die Selbstsicherheit, die er üblicherweise im Umgang mit Frauen an den Tag legte. Zu gern hätte er seinen Cousin Giles nach ihr ausgefragt. Er wollte ihm jedoch nicht verraten, dass sein Interesse an ihr über das Geschäftliche hinausging. Frauen waren für Noah alles andere als Neuland. Normalerweise erkannte er auf einen Blick, ob er einer Frau sein Interesse bekunden sollte oder es besser bleiben ließ. Bei Viviana tappte er im Dunkeln. Vom ersten Blickkontakt abgesehen, hatte sie ihn nach Möglichkeit ignoriert, was seinem Selbstvertrauen einen herben Schlag versetzt hatte. Die Frau seines Cousins war in Wickham Falls aufgewachsen und hätte ihm vermutlich einiges über Viviana berichten können. Das musste jedoch warten. Noah hatte beschlossen, vor Ort auf die Erteilung der Baugenehmigung zu warten. Das Angebot von Giles und Mya, in der Zeit bei ihnen und ihrer Tochter zu wohnen, hatte er ausgeschlagen. Stattdessen wollte er in Vivianas Bed and Breakfast absteigen, was ihm Gelegenheit bot, sie näher kennenzulernen. Die Schönheit des Bergstaat genannten West Virginias hatte ihn auf der gesamten Autofahrt in den Bann geschlagen. Er war an bewaldeten Bergen, saftig grünen Tälern, Wasserfällen, Stromschnellen, Seen, Flüssen und naturbelassenen Wäldern vorübergekommen. Die Region war ein Paradies für Jäger und Fischer. Noah jagte zwar nicht, sein Abendessen zu angeln empfand er jedoch als Abenteuer. Als er sich dem Bed and Breakfast näherte, fiel ihm auf, dass daran bereits einige Reparaturen vorgenommen worden waren. Das Haus war frisch gestrichen und mit neuen Fenstern und Läden versehen. Falls House war im Stil der Vorkriegsvillen auf Barbados erbaut, eine Rarität im viel weniger heißen und deutlich trockeneren Klima hier im Norden. Aus der Ferne sah er Viviana mit einem hochgewachsenen, schlanken Mann mit schneeweißem Pferdeschwanz aus dem Haus treten. Sie umarmten sich, dann stieg der Mann in einen alten grauen Wagen, ließ den Motor an und fuhr los. Als die beiden Autos aneinander vorbeifuhren, erkannte Noah, dass der Fahrer ihr Vater sein musste. Die Ähnlichkeit mit ihrem Bruder Leland war frappierend. Viviana sah Noah lächelnd entgegen, als er aus dem schnittigen silberfarbenen Sportwagen mit New Yorker Kennzeichen stieg. Bei der letzten Begegnung hätte man ihn mit einem Surfer verwechseln können. Diesmal sah er tatsächlich wie ein Geschäftsmann aus der Großstadt aus. Das blonde Haar trug er kürzer und in ordentlichen Wellen aus der Stirn gekämmt, die anthrazitfarbene Hose war ebenso offensichtlich maßgeschneidert wie das weiße Hemd mit Monogramm an den Manschetten. Ihr Bruder Leland hatte die Verhandlungen geführt. Als er ihr hinterher den vereinbarten Kaufpreis nannte, hatte es ihr die Sprache verschlagen. Die Wainwright Developers Group, kurz WDG genannt, zahlte mehr als das Dreifache des in der armen Region üblichen Preises. Leland hatte ihr nicht verraten, wie das zustande gekommen war, sondern hatte sie nur gebeten, das Geld wie geplant für die Reparatur und Modernisierung von Villa und Gästecottages zu nutzen. Noah kam näher, und sie streckte ihm die Hand entgegen. Er hatte am Vortag angerufen und sie informiert, dass die Entwürfe für die Häuser fertig seien und er vor Ort abwarten wolle, bis der Stadtrat die Baugenehmigung erteilte. „Herzlich willkommen im Falls House.“ Statt ihre Hand zu ergreifen, neigte Noah sich vor und küsste Viviana auf die Wange. „Danke.“ Er erschien ihr sogar noch attraktiver als bei der ersten Begegnung. Männer als schön zu bezeichnen kam ihr sonst nicht in den Sinn. In seinem Fall traf es jedoch zu. „Wären Sie etwas zeitiger erschienen, hätte ich Sie meinem Vater vorstellen können.“ „Vielleicht später?“ „Leider war er nur kurz zu Besuch hier und fährt gerade zurück nach Philadelphia, wo er lebt. Dort wartet ein großes Projekt auf ihn: Er soll in der Zentrale einer Großbank ein Wandgemälde anfertigen. Dad ist Künstler.“ „Zu schade, dass ich ihn verpasst habe!“ „Ein Architekt und ein Künstler hätten gewiss viele interessante Gesprächsthemen gefunden.“ Giles Wainwrights Frau Mya hatte sich erst kürzlich bei Viviana beklagt, dass ihr Mann, der ebenfalls Ingenieur war, mit Noah bei dessen letztem Besuch über nichts als Baupläne, Bauen, Kaufen und Verkaufen gesprochen hatte. „Kommen Sie rein, dann zeige ich Ihnen Ihre Suite.“ Noah zögerte. „Wäre es möglich, dass ich in einem der Gästecottages absteige? Ich benötige Platz und Ruhe zum Arbeiten.“ „Kein Problem. Haus zwei ist frei. In Nummer eins wohnt derzeit noch ein Schriftsteller, der Wert auf Anonymität legt.“ „Dann besteht kaum Gefahr, dass ich ihn erkenne, und ich muss auch nicht wissen, wer er ist.“ Viviana nickte. Der Schriftsteller hatte die Miete im Voraus bezahlt. Er gewährte der Reinigungskraft nur zweimal wöchentlich Zutritt zu seinem Häuschen, ging spazieren, solange sie dort zugange war, und ernährte sich ausschließlich von Tiefkühlmahlzeiten, die er sich in regelmäßigen Abständen liefern ließ. „Kommen Sie rein. Ich muss die Schlüsselkarte aus dem Büro holen. Die Frühstückszeit ist zwar schon vorüber, aber ich kann Ihnen gern etwas zusammenstellen.“ Noah folgte Viviana ins Haus. „Machen Sie sich keine Umstände. Ich besuche später Giles und Mya und werde vermutlich dort etwas essen.“ „Die kleine Lily plappert schon wie ein Wasserfall.“ „Das liegt in der Familie. Sie können sich nicht vorstellen, welche Lautstärke bei unseren Familientreffen herrscht.“ Viviana führte Noah zu dem Raum neben dem Salon, der ihr als Büro diente. Außer ihr arbeiteten ein Koch und zwei Zimmermädchen in Teilzeit in dem Bed and Breakfast, um die Außenanlagen kümmerte sich ein Landschaftsgärtner. Sie ging zum Schreibtisch, öffnete eine Schublade, zog zwei Schlüsselkarten heraus und aktivierte sie am PC. „Ich gebe Ihnen beide für den Fall, dass Sie eine verlegen.“ Noah nahm die Karten entgegen und reichte ihr im Gegenzug seine Kreditkarte. „Ich weiß noch nicht, wie lange ich bleibe. Buchen Sie einfach alles auf meine Karte.“ Viviana starrte die Karte an, als hielte er eine Giftschlange in der Hand, und schüttelte energisch den Kopf. „Nein.“ „Wieso nicht?“ „Ich nehme kein Geld von Ihnen!“ Zornig funkelte sie ihn an. „Mir scheint, es ist tatsächlich gut, dass Ihr Bruder sich um die Finanzen kümmert. Wie soll Ihr Geschäft Profit abwerfen, wenn Sie Gäste kostenlos hier wohnen lassen?“ Zornbebend schloss Viviana die Augen und zählte leise bis zehn. Erst danach fühlte sie sich imstande zu antworten, ohne etwas zu sagen, was sie hinterher bereuen würde. „Sie haben schon einen viel zu hohen Preis für das Land bezahlt. Ich denke nicht daran, Sie noch mehr auszunehmen. Außerdem betrachte ich Sie als Geschäftspartner, da Ihnen jetzt ein Teil von meinem Land gehört. Als solcher genießen Sie gewisse Privilegien. Sie wohnen mietfrei im Cottage oder schlüpfen bei Ihrem Cousin unter. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.“ Noah starrte Viviana an, als hätte sie den Verstand verloren. Am liebsten hätte er ihr erklärt, dass er sie nicht über den Tisch ziehen wolle, wie ihr Ex-Freund es getan hatte. Angesichts ihres Zorns ließ er es lieber bleiben. Offenbar hatte er sie unterschätzt. Sie war ihm förmlich an die Kehle gesprungen wie eine Katze, die ihre Jungen verteidigt. „Also gut, Sie haben gewonnen“, lenkte er nach kurzem Zögern ein, um keinen Keil zwischen sich und Viviana zu treiben. „Es geht nicht um Gewinnen oder Verlieren, sondern um Richtig und Falsch.“ Abwehrend hob er die Hände. „Sie haben ja recht.“ „Versuchen Sie nicht, mich zu beschwichtigen.“ Mühsam unterdrückte Noah den Fluch, der ihm auf der Zunge lag. Er rang sich ein Lächeln ab. „Es tut mir leid. Ich finde das Cottage auch ohne Ihre Hilfe.“ Er wollte nichts, als von ihr fortzukommen, ehe ihm etwas entschlüpfte, das er hinterher bedauern würde. Rasch ging er aus dem Haus, stieg in sein Auto und fuhr zum Cottage. Während er sein Gepäck auslud, dachte er über Vivianas Verhalten nach. Sie hatte sich von Anfang an sehr unnahbar gegeben, was er nicht verstanden hatte. Inzwischen wusste er, dass hinter ihr eine Beziehung mit einem Mann lag, der sie finanziell fast ruiniert hätte. Er hoffte inständig, dass sie rasch begriff, dass er niemand war, der Frauen ausnutzte. Mittlerweile dreiunddreißig Jahre alt, hatte Noah sich als junger Mann die Hörner gründlich abgestoßen. Nun wartete er auf die Richtige, mit der er sesshaft werden wollte. Er war der Partys und der zahlreichen belanglosen Verabredungen überdrüssig. Immerhin war er auch in seiner wilden Phase nur mit den...