E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Ash Heiß wie der Wind der Ägäis
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-4727-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-4727-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Auf der griechischen Insel Skopelos trifft Becky ihren Mann wieder, von dem sie seit zwei Jahren getrennt lebt. Im samtweichen Wind der Ägäis erwacht erneut der Traum vom Glück mit Matt. Doch schon einmal hat er sie im Stich gelassen, als sie ihn so dringend brauchte ...
Sie hat bisher 21 erfolgreiche Romances geschrieben, wobei sie erst jetzt wieder richtig aktiv geworden ist, nachdem sie eine längere Pause vom Schreiben romantischer Stories gemacht hat. Rosalie Ash ist Mitglied der Society of Authors und der Romantic Novelists Association. Gelegentlich bewohnt sie auch ein Paralleluniversum in ihrer Fantasie, wo sie acht Stunden am Tag schreiben kann, ein perfektes Haus und eine farblich markierte Garderobe besitzt, Gourmet-Dinnerparties veranstaltet und immer noch Zeit findet, um stundenlang mit ihrer Tochter zu telefonieren, Wiederholungen von Friends zu gucken und online zu shoppen.
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1. KAPITEL
Rebecca sah von der Terrasse des Restaurants hinunter und zitterte.
Er war es. Matt Hawke konnte man nicht so leicht verwechseln. Selbst von hier oben, geblendet von der Abendsonne und den violetten Schatten der Dämmerung auf den weißen Mauern, wusste sie, dass er es war. Zu allem Überfluss steuerte er genau auf sie zu. Groß, schlank und sonnengebräunt in einem lockeren weißen T-Shirt und abgeschnittenen Jeans, nahm er mit vertrauter Lässigkeit jeweils zwei Stufen der steilen Steintreppe.
Krampfhaft umklammerte Rebecca den Rand des Tabletts. In einem plötzlichen Anflug von Panik sah sie bereits die Teller mit Speiseresten auf dem Boden der gut besuchten Terrasse landen. Sie zwang sich, das Tablett festzuhalten, und verschwand in der Küche, um es auf einem der Arbeitstische abzustellen.
„Was ist los? Du siehst aus, als hättest du einen Schock bekommen.“ Sofie sah Rebecca verwundert an, während sie mit geübter Hand frische Estragonzweige auf vier Teller mit Hühnchen in Weißweinsoße verteilte. „Ich habe doch gesagt, dass du uns nicht helfen musst, Becky! Du sollst dich erholen und nicht auf der Terrasse der Alten Mühle Tabletts schleppen!“
„Er ist hier“, flüsterte Becky. Ihre Stimme klang melodramatisch, und sie war selbst erschrocken über ihre nervöse Anspannung.
„Er?“, stichelte ihre Schwester, aber es klang Neugier in ihrer Stimme mit. „Wer ist er? König Konstantin selbst? Der Aga Khan?“
„Matt.“
„Oh.“ Sofies Lippen formten eine tonlose Antwort. Mit einem Blick gen Himmel nahm sie das Tablett mit den Hühnchengerichten und bahnte sich einen Weg zu den wartenden Gästen. „Wenn es genauso wird wie damals, dann ist es wohl mit Ruhe und Frieden vorbei“, fügte sie trocken hinzu.
Wütend blieb Becky zurück und ballte frustriert die Fäuste. Sie liebte ihre Schwester über alles, aber manchmal hätte sie Sofie erwürgen können. Und in diesem Augenblick war es mal wieder so weit. Konnte sie sich nicht vorstellen, wie es für sie sein musste, nach zwei Jahren Matt wieder gegenüberzustehen?
Einer der Kellner drängte sich hinter Becky vorbei, und sie trat zögernd auf die Terrasse zurück. Wie war es nur möglich, dass Furcht ein derartiges körperliches Unwohlsein hervorrief?
Sie fühlte sich wie ein gehetztes Reh, als sie zu den Tischen hinübersah, die inzwischen fast alle besetzt waren. Der Abendhimmel hatte die samtig violette Farbe angenommen, die für die griechischen Inseln so typisch war. In einer Viertelstunde würde es stockfinster sein, und die Lichter der Cafés, Bars und Jachten im Hafen von Skopelos würden wie Glühwürmchen in der Dunkelheit leuchten.
Saß er hier oben? War er es wirklich gewesen? Vielleicht hatte sie nur halluziniert. Zugegeben, sie hatte in den letzten Monaten oft genug von ihm geträumt. Es waren bittersüße und verwirrende Träume gewesen, voller Verlangen und Hass, die sie aufwühlten und verstörten. Zitternd strich sie eine Strähne ihres honigblonden Haars hinters Ohr.
Eine plötzliche Berührung an ihrem Arm ließ Becky so heftig zusammenfahren, dass sie fast gefallen wäre.
„Hallo, Becky“, neckte eine verführerische Stimme. „Überempfindlich wie immer, wie ich sehe.“
Sie atmete tief durch. „Matt! Was um alles in der Welt machst du hier?“
„Ich hoffe, dass ich etwas zu essen bekomme. Was sonst? Das ist doch das berühmte Restaurant Alte Mühle, oder? Die beste französische Küche der nördlichen Sporaden.“
„Wir sind vollständig ausgebucht“, entgegnete sie heiser.
„Dann nehme ich einen Ouzo und warte“, antwortete er weich.
Sprachlos starrte sie ihn an, während er sie aus dunkelblauen Augen musterte. Um sie herum lachten und redeten die Restaurantgäste, Gläser klirrten und Bestecke klapperten. Eine Gruppe Deutscher alberte herum und schoss Erinnerungsfotos, eine englische Familie beklagte das Ende der Ferien. Sie machten Scherze darüber, dass sie vielleicht das Flugzeug verpassen sollten, um bleiben zu können …
Die entspannte Atmosphäre hätte wohltuend sein können. Aber Becky spürte eine solche Spannung zwischen sich und Matt, dass sie zu ersticken glaubte.
Sie wusste, dass sie mit ihren schwarzen Shorts, dem schwarzen T-Shirt und dem frisch gewaschenen Haar, das ihr weich auf die Schultern fiel, durchaus passabel aussah. Doch in Matts Augen sah sie, dass er bemerkt hatte, wie blass und dünn sie geworden war. Amüsierte Missbilligung blitzte darin auf.
„Ist das jetzt der letzte Schrei in der Modewelt – verhungertes Waisenkind?“, murmelte er. Sein Lächeln ließ ihren Puls in die Höhe schnellen. Doch hinter seiner Belustigung verbarg sich ein unterdrückter Zorn, der sie erschauern ließ. War er wütend auf sie? Warum? Was gab ihm das Recht dazu? Hatte sie ihm nicht einen Gefallen getan, indem sie diese zum Scheitern verurteilte Beziehung beendet hatte und ihm damit die Peinlichkeit ersparte, es selbst zu tun?
Eine Mischung aus Trotz, Stolz und Beschämung trieb ihr die Röte ins Gesicht. Entschlossen vergrub sie die Hände in den Hosentaschen. „Ich arbeite nicht mehr als Model.“
„Nein? Mit 22 bist du doch wohl nicht schon zu alt?“
„Du weißt genau, warum ich aufgehört habe.“
„Stimmt. Aber ich dachte, du hättest wieder angefangen.“
„Habe ich aber nicht.“ Sie starrte auf seine dunklen Bartstoppeln und das zerzauste schwarze Haar, das ihm in widerspenstigen Wellen bis tief in den Nacken fiel. Er sah aus wie einer dieser sonnenverbrannten Typen auf den Taucherbooten von Lemnos. Ein Pirat, geradewegs von seiner Galeone gesprungen … Der Anblick sandte ihr einen Schauer über den Rücken, und ihr Magen zog sich zusammen. Und trotzdem: Matt Hawkes fesselnde Ausstrahlung hatte nichts mit seinem großen, muskulösen Körper oder den markanten Gesichtszügen zu tun. Es waren seine dunkelblauen Augen, die sie ansahen und nicht mehr loszulassen schienen.
„Ist das der neueste Look des skrupellosen Unternehmenssanierers?“, fragte sie schroff. „T-Shirt, Jeans und Dreitagebart?“
„Ich mache Urlaub“, erklärte er lässig und schmunzelte über ihren scharfen Tonfall. „Gefällt dir der raue Anblick etwa nicht, Becky?“
Wenn es um dich geht, ist mir jeder Anblick zuwider, wollte sie sagen. Stattdessen presste sie die Lippen zusammen und wandte sich zu Vangelis, einem der jungen griechischen Kellner. „Würdest du diesem Gentleman hier bitte einen Ouzo bringen?“
Nichts als frostige Herablassung lag in ihren Worten. Leider wurde dieser Effekt sofort wieder von Sofie zunichtegemacht, die mit einem leeren Tablett auf die beiden zugeeilt kam.
„Matt, wie schön, dich wiederzusehen!“ Wütend beobachtete Becky, wie ihre Schwester sich auf die Zehenspitzen stellte, um Matt voll übersprudelnder Herzlichkeit auf die dunkle Wange zu küssen. Ihre kurzen aschblonden Locken wippten dabei, und sie lachte. „Wo hast du dich die letzten zwei Jahre versteckt? Richard und ich haben dich vermisst!“
„Schön, das wenigstens von euch zu hören.“ Sein Lächeln war schwer zu deuten. „Ich war die meiste Zeit in Hongkong.“
„Um ein paar überschuldete Unternehmen vor dem Untergang zu retten?“, erkundigte sich Sofie.
„So ungefähr.“
„Wohl eher, um sie in den Abgrund zu stoßen und den Gewinn einzustreichen“, korrigierte Becky süß.
„Vielleicht ist das die genauere Beschreibung“, räumte Matt ohne Umschweife ein.
„Also, wenn ihr beiden euch streiten wollt, tut es bitte nicht hier“, bat Sofie, die schon wieder in Richtung Küche eilen wollte. „Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist ein Kleinkrieg zwischen den Tischen.“
„Sofie!“ Becky hätte am liebsten vor Wut laut aufgeschrien.
„Sie hat recht.“ Matt nickte kurz. Sein Humor war plötzlich verschwunden. „Es gibt eine Menge zu besprechen, Becky. Kommst du auf einen Drink mit mir runter zum Hafen?“
„Lieber verdurste ich.“
„Sei nicht kindisch.“
„Ich arbeite heute Abend hier“, fügte sie schnell hinzu und errötete leicht unter dem scharfen, prüfenden Blick ihrer Schwester. „Ich habe also keine Zeit …“
„Nimm den Rest des Abends frei“, bemerkte Sofie leise. Auch ihre Fröhlichkeit war geschwunden. Die Spannung zwischen ihnen schien fast greifbar. „Geh und rede mit Matt, Becky. Er ist immerhin noch dein Ehemann.“
Es entstand eine beklemmende Pause.
„Das bin ich.“ Matts lässiger Tonfall wirkte fast provozierend.
Becky spürte, wie ihre Kehle trocken und die Handflächen feucht wurden. Ein untrügliches Zeichen von Panik.
Matt schien ihren aufgewühlten Zustand sofort zu erfassen, als hätte es die lange Trennung zwischen ihnen gar nicht gegeben. Sein Blick war jetzt eine Spur weicher, als er die Hand ausstreckte und ihre Wange berührte.
„Komm schon, Becky.“
Seine Worte rissen sie aus ihrer Angststarre.
„Fass mich nicht an“, zischte sie. „Und spar dir deine Bevormundungen. Ich komme seit unserer Trennung ganz gut allein zurecht.“
„Vielleicht – vielleicht aber auch nicht“, sinnierte er und sah sie nachdenklich an. In seinen Augen lag etwas Rätselhaftes, doch in dem tiefen, schattigen Blau ahnte sie einen Schimmer von Gefühl, der ihr Herz höher schlagen ließ. Genau davor hatte sie sich gefürchtet. Deshalb hatte sie es immer wieder vor sich hergeschoben, den Brief zu schreiben und eine Entscheidung zu treffen. Der Grund war das quälende Wissen, dass er in der Lage war,...