Audretsch / Nagorni / Himmelbach | Der Mensch und sein Gehirn | Buch | 978-3-89674-574-3 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 73, 171 Seiten, PB, Format (B × H): 123 mm x 203 mm, Gewicht: 295 g

Reihe: Herrenalber Forum

Audretsch / Nagorni / Himmelbach

Der Mensch und sein Gehirn

Möglichkeiten und Grenzen der Neurowissenschaften
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-89674-574-3
Verlag: Evangelische Akademie Baden

Möglichkeiten und Grenzen der Neurowissenschaften

Buch, Deutsch, Band 73, 171 Seiten, PB, Format (B × H): 123 mm x 203 mm, Gewicht: 295 g

Reihe: Herrenalber Forum

ISBN: 978-3-89674-574-3
Verlag: Evangelische Akademie Baden


Der enorme Aufschwung der Hirnforschung in den vergangenen Jahren hat den Eindruck entstehen lassen, dass die Neurowissenschaften kurz davor stehen, dem Gehirn seine letzten Geheimnisse zu entreißen. Ist diese Erwartung realistisch? Welche Auswirkungen hat der enorme Erkenntnisgewinn der Hirnforschung auf das uns überlieferte Menschenbild? Welche ethischen Herausforderungen stellen sich? Fragen in Sachen Hirnforschung gibt es also mehr als genug. Die Antworten sind keineswegs einheitlich. Im Blick auf die Interpretation der gewonnenen Erkenntnisse gehen die Meinungen unter Hirnforschern, Philosophen und Theologen zuweilen weit auseinander. Angesichts der Komplexität des Themas ist dies auch kaum anders zu erwarten. Prof. Dr. Jürgen Audretsch und Klaus Nagorni unterstreichen im Vorwort dieser lesenswerten Dokumentation einer Tagung der Evangelischen Akademie in Bad Herrenalb, dass „die neurowissenschaftliche Debatte sich ihrer Grenzen bewusst sein muss, wenn sie dabei ist, das Feld wissenschaftlicher Aussagen zu überschreiten und den Bereich der weltanschaulichen Spekulation betritt“.

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Weitere Infos & Material


Vorwort 9

Marc Himmelbach: Der Mensch denkt. Möglichkeiten und Grenzen der bildgebenden Hirnforschung 12

Jochen Oehler: Bin ich mein Gehirn? 69

Jörg Mey: Gott im Gehirn? Die Suche nach dem materiellen Substrat von religiösen Erfahrungen 86

Rüdiger Vaas: Schöne neue Neuro-Welt – Die Zukunft des Gehirns. Erklärungen, Eingriffe, Ethik 110

Patrick Becker: Wo bleibt der Geist? Wie die Hirnforschung unser Menschenbild verändert 147

Klaus Nagorni: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken“ Gegen das menschliche Gotteskalkül 165

Verfasser 171


Vorwort

Das Gehirn, ein wundervolles und wundersames Organ, klein und leicht, aber dennoch hocheffizient unter unserer Schädel-decke, zuständig für das Funktionieren unserer Sinne, für Hören und Sprechen, Erinnerung und Gedächtnis, für die Empfindungen von Schmerz und Freude, von Anteilnahme und Mitmenschlichkeit.

Die Hirnforschung ist der Funktionsweise dieses Organs auf der Spur. Sie zeigt Kausalketten auf, wie sich Nervenzellen organisieren, wie sie agieren, um die Leistungen hervorzubringen, die wir an unserem Gehirn schätzen und bewundern.

Worin also liegt die Anziehungskraft dieses Themas? Sicher darin, dass kein anderes Organ unseres Körpers eine so entscheidende Bedeutung im Blick auf die menschliche Verfassung hat, wie das Gehirn. Mit dem Gehirn verbindet sich, was wir als Zentrum unserer Persönlichkeit betrachten: unser Bewusstsein von uns selbst und der Welt. Unsere Selbstwahrnehmung als ein Ich, das sich von Anderen abhebt und unterscheidet. Nicht zuletzt hat das Gehirn mit etwas zu tun, zu dem man in früheren Zeiten und gewiss auch heute noch „Seele“ gesagt hat.

Obwohl das Gehirn ein relativ kleines Organ von wenig mehr als einem Kilogramm Gewicht ist, löst es zentrale Aufgaben, die sich uns stellen, mühelos und gleichzeitig: ist zuständig für die Koordination von Bewegungen, das Gedächtnis, das Hörvermögen, unser Sprachverständnis und die Sprachproduktion. Und in vielerlei Hinsicht ist es effizienter als ein noch so ausgeklügelter Computer.

Die Erforschung des Gehirns hat in den letzten Jahren enorme Erkenntnisgewinne gebracht. Dabei ist sozusagen gelungen, mit immer feineren Methoden, dem Gehirn bei seiner Arbeit zuzuschauen. Gleichzeitig beginnen wir aber auch zu verstehen, dass das immer bessere Verständnis von Gehirnprozessen nicht nur wissenschaftliche, sondern auch philosophische, theologische und gesellschaftliche Auswirkungen hat. Löst die Gehirnforschung vielleicht Probleme, die bislang im Bereich anderer Wissenschaftszweige lokalisiert waren?

Denn die Frage ist nicht nur: Was bedeuten die Erkenntnisse der Hirnforschung für das Verständnis und vielleicht sogar für die Heilung neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen? Zu fragen ist auch: welche Auswirkungen haben diese Erkenntnisse für die Frage nach uns selbst? Nach dem freien Willen? Nach uns als sozialen Wesen? Nach der Verantwortungsfähigkeit von Straftätern? Steht nicht zu befürchten, dass am Ende gar die menschliche Seele entzaubert wird mit allem was wir von unseren Gefühlen, Zuneigungen und Abneigungen, ja sogar über unseren religiösen Glauben zu wissen meinen?

Schließlich ist das menschliche Selbstverständnis in hohem Maße durch das Verständnis von Gehirnfunktionen geprägt. Wenn das so ist: Welche Auswirkungen haben die Ergebnisse der Hirnforschung auf das uns überlieferte Menschenbild? Welche Rolle spielen neuronale Prozesse bei unseren Entscheidungen und Handlungen? Welche ethischen Herausforderungen stellen sich?

Fragen gibt es also mehr als genug. Die Antworten sind, wie sich auf unserer Tagung gezeigt hat, keineswegs einheitlich, zuweilen durchaus kontrovers. Im Blick auf die Interpretation der gewonnenen Erkenntnisse gehen die Meinungen unter Hirnforschern, Philosophen und Theologen auseinander.
Die mit dieser Veröffentlichung dokumentierte Bad Herrenalber Akademie-Tagung in der Reihe „Theologie und Naturwissenschaft im Gespräch“ zeigt aber auch, dass dies kaum anders zu erwarten ist. Denn während die einen meinen, mit der Neurobiologie einen Schlüssel in der Hand zu haben, mit dem die Menschheitsfragen wie freier Wille oder Herkunft des Glaubens und der Religion aufzuschließen sind, ernten sie berechtigten Widerspruch und Protest von der anderen Seite. Diese verweist darauf, dass die neurowissenschaftliche Debatte sich ihrer Grenzen bewusst sein muss, wenn sie dabei ist, das Feld wissenschaftlicher Aussagen zu überschreiten und den Bereich der weltanschaulichen Spekulation betritt.

Selbst wenn wir alle unsere Erfahrungen experimentell nachbilden und wissenschaftlich erklären könnten, wäre damit über die Existenz Gottes noch gar nichts gesagt. Denn dabei – und darauf wurde in den theologischen Beiträgen aufmerksam gemacht – geht es um ein Denken über unser Denken hinaus. Um eine Perspektive auf den Menschen und seine conditio humana, die nicht immanent, sondern aus dem gewonnen ist, was christlicher Glaube unter Offenbarung versteht.

Wenn wir auf dieser Tagung etwas gelernt haben, dann vor allem dies: dass eine über ihre eigenen Grenzen aufgeklärte Wissenschaft und ein über sich selbst aufgeklärter Glaube sich durchaus nicht widersprechen müssen, sondern im Sinne sich ergänzender Perspektive gut miteinander auskommen können. Das wäre – aus Sicht der Tagungsleiter – ein gutes Ergebnis.

Bleiben wir also weiterhin neugierig, was uns die Hirnforschung in Zukunft an spannenden Erkenntnissen bringen wird. Und zuversichtlich, dass der Glauben dadurch aufgeklärter und tiefer wird.

Prof. Dr. Jürgen Audretsch
Universität Konstanz

Klaus Nagorni
Evangelische Akademie Baden

Karlsruhe, im August 2013



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