E-Book, Deutsch, 253 Seiten, eBook
Reihe: Interkulturelle Studien
Auernheimer Interkulturelle Kompetenz und pädagogische Professionalität
3. Auflage 2010
ISBN: 978-3-531-92312-3
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, 253 Seiten, eBook
Reihe: Interkulturelle Studien
ISBN: 978-3-531-92312-3
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Interkulturelle Kompetenz ist zu einem zentralen Thema der pädagogischen Fachdiskussion geworden. Teils ist das Konzept umstritten, teils wird es fraglos in die politische und pädagogische Programmatik aufgenommen. Die Neuauflage des Bandes fällt durch die eigenwillige Positionierung innerhalb des wachsenden Angebots an Literatur zum Thema interkulturelle Kompetenz auf. Noch entschiedener als in der ersten Auflage wird der Blick von kulturellen Differenzen weg auf die Machtasymmetrien bei interkulturellen Kontakten gelenkt. Betont wird eine reflexive, forschende Haltung. Dazu werden der Leserin und dem Leser in mehreren Beiträgen Denkanstöße und Heuristiken zur Interpretation von Interaktionen geliefert.
Dr. Georg Auernheimer war Professor am Seminar für Pädagogik, Forschungsstelle für Interkulturelle Studien an der Universität zu Köln.
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhaltsverzeichnis;6
2;Einleitung;8
3;1 Interkulturelle Kompetenz – Anfragen an das Konzept;13
3.1;„Kompetenzlosigkeitskompetenz“. Pädagogisches Handeln unter Einwanderungsbedingungen;14
3.1.1;Einleitung;14
3.1.2;Adressatinnen interkultureller Bildungsangebote;15
3.1.3;Theoretischer Zugang;18
3.1.4;Professionalitätsverständnis;23
3.1.5;Beobachtung des Gebrauchs von „Kultur“;25
3.1.6;Verschränkung von Wissen und Nicht-Wissen;27
3.1.7;Literatur;33
3.2;Interkulturelle Kommunikation, mehrdimensional betrachtet, mit Konsequenzen für das Verständnis von interkultureller Kompetenz;34
3.2.1;Einleitung;34
3.2.2;Rückblick auf die Forschungsgeschichte;36
3.2.3;Fünf Thesen;40
3.2.4;Ein heuristisches Modell;44
3.2.5;Machtasymmetrien und Kollektiverfahrungen;46
3.2.6;Fremdbilder;51
3.2.7;Differente Kulturmuster;53
3.2.8;Konsequenzen für das Konzept von interkultureller Kompetenz;56
3.2.9;Literatur;60
3.3;„Anerkennung und Intervention“. Moral und Ethik als komplementäre Dimensionen interkultureller Kompetenz;65
3.3.1;Der „stereoskopische Blick“ – zur professionellen Kompetenz;65
3.3.2;Die Moral, die Verfassung und die Geltung der Rechte;66
3.3.3;Die Ethik, die Identität und das Gelingen des Lebens;69
3.3.4;Die professionelle Intervention: die Vermittlung von wissenschaftlicher Erklärung und ethischer Reflexion;72
3.3.5;Die „kulturalistische Falle“ – zur Gefahr des Miss-Verstehens;74
3.3.6;Literatur;77
3.4;Interkulturelle Kompetenz: eine sprachwissenschaftliche Perspektive;79
3.4.1;Einleitung;79
3.4.2;Die Konzepte „Kultur“, „Verständigung“ und „Missverstehen“;80
3.4.3;Problemdimensionen interkultureller Kommunikation;83
3.4.4;Komponenten interkultureller Kommunikationsfähigkeit;89
3.4.5;Literatur;95
4;2 Interkulturelle Kompetenz in der Sozialarbeit und in der Schule;96
4.1;Interkulturelle Kompetenz in der Sozialen Arbeit;97
4.1.1;Einleitung;97
4.1.2;Zwei Modelle von Kultur und kultureller Begegnung: Vom statischen zum dynamischen Kulturverständnis;99
4.1.3;Interkulturalität in der Sozialen Arbeit;103
4.1.4;Interkulturelle Kompetenzen in der Sozialen Arbeit;105
4.1.5;Zur interkulturellen Kompetenz sozialer Organisationen;109
4.1.6;Ausblick;114
4.1.7;Literatur;116
4.2;Das TOPOI-Modell – eine Heuristik zur Analyse interkultureller Gesprächssituationen und ihre Implikationen für die pädagogische Arbeit;120
4.2.1;Einleitung;120
4.2.2;Kulturalistischer und inklusiver Ansatz von interkultureller Kommunikation;121
4.2.3;Die Prinzipien der anerkannten Gleichheit und der anerkannten Diversität;122
4.2.4;Ein systemtheoretischer Ansatz von interkultureller Kommunikation;124
4.2.4.1;Kommunikation ist ein universaler Prozess.;124
4.2.4.2;Identität: vielfältig, multikulturell und dynamisch;125
4.2.4.3;Eine metakulturelle und psychologische Perspektive auf Kultur;125
4.2.4.4;Aufruf zu gegenseitiger Verantwortlichkeit;127
4.2.4.5;Kommunikation verläuft zirkulär.;128
4.2.4.6;Unterschiede und Missverständnisse sind in jeder Kommunikation eher die Regel als die Ausnahme;129
4.2.4.7;Kommunizieren heit sich zu trauen, Risiken auf sich zu nehmen.;129
4.2.5;Das TOPOI-Modell;131
4.2.5.1;Soziale Repräsentationen;132
4.2.5.2;Die Dimension Taal (Sprache);133
4.2.5.3;Die Dimension Ordening (Ordnung);135
4.2.5.4;Die Dimension Personen;136
4.2.5.5;Die Dimension Organisation;138
4.2.5.6;Die Dimension Inzet29;139
4.2.6;Anwendung des TOPOI-Modells;141
4.2.6.1;Präsenz, sich einlassen;144
4.2.7;Literatur;144
4.3;Interkulturelle Teamentwicklung – Beobachtungen in der Praxis;147
4.3.1;Einleitung;147
4.3.2;Ergebnisse der Begleitforschung zu einem Qualitätszirkel „interkulturelle Teamentwicklung“;148
4.3.3;Umgang mit dem Distanz-Nähe-Problem in multikulturellen Teams, aus Fremdund Selbstwahrnehmung resultierende Konflikte;151
4.3.4;Deutungsaltenativen zur Vermeidung der Ethnisierung des unterschiedlichen Distanz–Näheverhaltens;156
4.3.5;Kulturdifferenz und zirkuläre Interaktion;161
4.3.6;Literatur;163
4.4;Interkulturelle Mediationskompetenz. Umrisse einer differenz-, dominanzund kontextsensiblen Mediation;166
4.4.1;Einleitung;166
4.4.2;Mediation – Grundlagen, Entwicklungsstränge, offene Fragen;168
4.4.3;Was passiert eigentlich in „interkulturellen“ Konflikten?;173
4.4.3.1;Identitätspolitik: Kampf um Anerkennung in asymmetrischen Beziehungen;174
4.4.3.2;„Die sind einfach unkooperativ“: Frustrierte Verhaltenserwartungen in der mediatorischen Praxis;175
4.4.3.3;Konflikteskalation als Anerkennungsverlust;179
4.4.3.4;Spielvarianten in asymmetrischen Beziehungen;180
4.4.3.5;Allparteilichkeit und Verstrickung;182
4.4.4;Eckpunkte einer Mediationskompetenz in interkulturellen Kontexten;185
4.4.5;Literatur;189
4.5;Interkulturelle Kompetenz bei Lehrerinnen und Lehrern aus der Sicht der empirischen Bildungsforschung;193
4.5.1;„Interkulturelle“ Kompetenz als „Schlüsselqualifikation“ im Bildungswesen?;193
4.5.2;Zum Konzept „Interkulturelle Kompetenz“;196
4.5.3;„Interkulturelle Kompetenz“ bei Lehrerinnen und Lehrern – Schlussfolgerungen aus einer empirischen Längsschnittuntersuchung;198
4.5.4;Für interkulturelle Kompetenz förderliche Merkmale des Umgangs mit unterschiedlichen kulturbezogenen Deutungsund Handlungssystem;200
4.5.5;Ausblick;218
4.5.6;Literatur;218
5;3 Schlussfolgerungen für die Ausbildung;221
5.1;Interkulturelle Kompetenz als Element pädagogischer Professionalität – Schlussfolgerungen für die Lehrerausbildung;222
5.1.1;Welche Qualifikationen für ein multikulturelles Schulumfeld?;222
5.1.2;Warum ist eine Qualifizierungsoffensive im Bereich interkultureller Kompetenz notwendig?;224
5.1.3;Zum Umgang mit vorbelasteten Begriffen;226
5.1.4;Was kennzeichnet „erfolgreiche“ Lehrpersonen in multikulturellen Schulen?;228
5.1.5;Lehrpersonen im Umgang mit Differenz: Annäherung an eine Typenbildung;231
5.1.6;Ein Standard-Curriculum für interkulturelle Kompetenzen in pädagogischen Praxisfeldern;236
5.1.7;Schlussbetrachtung und Perspektiven;247
5.1.8;Literatur;248
5.2;Verzeichnis der Autorinnen und Autoren;252
Interkulturelle Kompetenz – Anfragen an das Konzept.- „Kompetenzlosigkeitskompetenz“. Pädagogisches Handeln unter Einwanderungsbedingungen.- Interkulturelle Kommunikation, mehrdimensional betrachtet, mit Konsequenzen für das Verständnis von interkultureller Kompetenz.- „Anerkennung und Intervention“. Moral und Ethik als komplementäre Dimensionen interkultureller Kompetenz.- Interkulturelle Kompetenz: eine sprachwissenschaftliche Perspektive.- Interkulturelle Kompetenz in der Sozialarbeit und in der Schule.- Interkulturelle Kompetenz in der Sozialen Arbeit.- Das TOPOI-Modell – eine Heuristik zur Analyse interkultureller Gesprächssituationen und ihre Implikationen für die pädagogische Arbeit.- Interkulturelle Teamentwicklung – Beobachtungen in der Praxis.- Interkulturelle Mediationskompetenz. Umrisse einer differenz-, dominanz- und kontextsensiblen Mediation.- Interkulturelle Kompetenz bei Lehrerinnen und Lehrern aus der Sicht der empirischen Bildungsforschung.- Schlussfolgerungen für die Ausbildung.- Interkulturelle Kompetenz als Element pädagogischer Professionalität – Schlussfolgerungen für die Lehrerausbildung.
3 Schlussfolgerungen für die Ausbildung (S. 230-231)
Interkulturelle Kompetenz als Element pädagogischer Professionalität – Schlussfolgerungen für die Lehrerausbildung Interkulturelle Kompetenz als Element pädagogischer Professionalität
Andrea Lanfranchi
Welche Qualifikationen für ein multikulturelles Schulumfeld?
Dieser Beitrag geht von der Prämisse aus, dass innerschulische Bedingungen und insbesondere die Kompetenz von Lehrpersonen im Umgang mit verschiedenen Formen von Diversität eine zentrale Rolle bei der Verminderung (oder beim Zuwachs!) von Leistungsunterschieden zwischen Schulkindern spielen. Präsentiert und kritisch diskutiert werden im folgenden interkulturelle Qualifizierungsmaßnahmen, die folgende Kompetenzbereiche gleichermaßen berücksichtigen müssen:
Auf der einen Seite Fähigkeiten und Fertigkeiten auf der Ebene der Differenz zwischen Kulturen, Sprachen, sozialer und geschlechtspezifischer Zugehörigkeit, auf der anderen Seite „persönlichkeitsbildende“ Fähigkeiten auf der Ebene der Haltungen und Einstellungen rund um die Anerkennung der Pluralität von Denkmodellen und Lebensformen. Es geht dabei nicht zuletzt um die Entwicklung eines individuellen, aber auch institutionellen und politischen Bewusstseins im Bereich der eigenen Verstrickung in gesellschaftliche Machtverhältnisse (dazu Mecheril 1996). Damit es nicht bei der Feststellung von Disparitäten bleibt, braucht es schließlich Kompetenzen auf der Ebene des kommunikativen Handelns, des interkulturellen Dialogs und der interkulturellen Verständigung (vgl. Nieke 2000).
Diese grundlegenden Kompetenzbereiche sollten die Studiengänge durchziehen und in einen anhaltenden Prozess pädagogischer Aus- und Weiterbildung eingebunden werden. Wenn es Lehrerinnen und Lehrern als Fachleuten für Lernen gelingt, zusätzlich Fachleute für die Gestaltung von Begegnungen und Beziehungen zu werden, wird es unter anderem durch gute Kommunikation möglich sein, aus Ohnmacht Kompetenz zu entwickeln, in Problemlagen Ressourcen zu erkennen, und aus überforderten Schulen mit monolingualem und monokulturellem Habitus (Gogolin 2000) wirksame multikulturelle Schulen (Mächler & Autorenteam 2000) zu machen. Die Institutionen der Lehrerausbildung stehen somit vor der Herausforderung, praxisrelevante Antworten auf folgende Problemstellungen zu finden.