Baumann | Ganz anders - Ein psychologischer Roman | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 289 Seiten

Baumann Ganz anders - Ein psychologischer Roman


2. Auflage 2022
ISBN: 978-3-347-47969-2
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 289 Seiten

ISBN: 978-3-347-47969-2
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ist es möglich, einen psychologischen Roman zu schreiben, amüsant, erotisch, intellektuell, kriminell, spirituell, verstörend, ohne belehrend daherzukommen? Dieses Buch versucht, Fachwissen vielseitig und in packender Form zu vermitteln. Die Geschichte beginnt 2016 in Zürich und endet 2019 gleichzeitig in Caracas, auf Bonnaire und in Stockholm. Im Zentrum stehen dabei drei Mittvierziger: der introvertierte Architekt Serafin, ein sexistischer Physiker namens Randy und der eigensinnige Psychologe Erich. Auf einer Datingplattform begegnen sie der religiösen Topinformatikerin Lisa sowie Modedesignerin Simona, einer an Borderline-Persönlichkeitsstörung erkrankten Schönheit. In den sich überschlagenden Ereignissen klärt Erichs besonnene Ehefrau Brigitte - Scheidungsanwältin, Mediatorin und Psychotherapeutin - einen Mordfall auf und bewahrt dabei den gemeinsamen Sohn Elias vor dem Gefängnis.

Michael Baumann, Jahrgang 1962, ist Master of Science in Psychology und Master of Advanced Studies in Psychotherapy and Analytical Psychology. Der Urenkel des Schweizer Psychiaters und Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung engagiert sich seit 2008 für eine Stiftung, die universitäre Lehre und Forschung zu Grenzgebieten der Akademischen Psychologie fördert. Überdies werden humanitäre Projekte sowie Tierschutz unterstützt. (Da sich bereits zu viele Bittsteller an die Stiftung wenden, möchte diese nicht namentlich genannt werden.) Der Autor verfügt im Wesentlichen über je vierzehn Jahre Berufserfahrung als Gymnasiallehrer für Pädagogik und Psychologie sowie als Psychotherapeut. Ferner war er 2011 bis 2012 Vorsitzender der Firma Personal Resources GmbH und 2012 Gründungsmitglied der Mind-Matter-Society (International Interdisciplinary Mind-Matter Research). Michael Baumann ist verheiratet und lebt in Flüelen, Schweiz.

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1 Erotisches Internet-Dating Die folgenden Ereignisse finden zwischen Mittwoch, 21.00 Uhr und Donnerstag, 21.00 Uhr statt. Randy verlässt nach dem Badmintonspiel als Erster die Sporthalle, nachdem er seinen beiden geschlagenen Gegnern befohlen hat, die Netze abzubauen: „Tut noch was für eure Fitness, ihr Mumien!“ Die Dusche verlässt er als Letzter und betritt den Umkleideraum, ohne sich vorherabzutrocknen. Übrigens duscht Randy nur einmal pro Woche, weil er Körperhygiene für Zeitverschwendung hält. Ebenso hält er es mit dem Rasieren. Dafür desodoriert sich Randy täglich und schmiert sich – buchstäblich stinkbilliges – Aftershave ins Gesicht und gelegentlich in die Leistengegend. Sein blendend aussehender Architektenfreund Serafin – wir werden ihn später kennenlernen – duftet stets am ganzen Körper außerordentlich gut, rasiert sich meist zweimal täglich und trägt nur selten einen kurzen, aber sehr gepflegten Bart. Der tropfnasse Koloss mit grünen Augen, schulterlangen Haaren und nahtlos gebräunter Haut stellt sich nun nackt neben Erich, der gerade in die Jeans gestiegen ist. Randy wendet das Haupt in Erichs Richtung, als würde er den Blickkontakt suchen, starrt aber demonstrativ über den Kopf des viel kleineren Freundes hinweg an die Wand. Dann versetzt er Erich mit seitlich gestrecktem Bein einen deftigen Tritt in den Hintern. „Beeil dich gefälligst, damit der Hauswart endlich Feierabend machen kann!“ Danach dreht er seinen Kopf in die andere Richtung und zwinkert keck Erichs Sohn zu. Der Pubertierende lacht über seinen Vater, der zunächst etwas erschrocken aussieht. Theoretisch hätte Erich auf den Fußtritt gefasst gewesen sein können. Einen Augenblick später gibt er sich gelassen und fragt Randy mit einem amüsierten und gleichsam etwas mitleidigen Lächeln, ob das die aktuelle Version seines vorsintflutlichen Gags sei. Drei Jahrzehnte zuvor gingen die beiden in die gleiche Schulklasse. Die Jeanswerbung der Achtzigerjahre pries damals eine angeblich besonders robuste Hose an, und Randy nahm dies immer wieder zum Anlass, einen Kumpel mit den Worten „Das ist doch die zum Reintreten!“ zu Fall zu bringen, wenn dieser sich gerade in eine enge Jeans zwängte. In der Schulzeit – anno 1985 – gab sich der damals Fünfzehnjährige selbst den Namen Random, um zum Ausdruck zu bringen, dass er als überzeugter Atheist ausschließlich an das Zufallsprinzip glaubte. Dieser Beiname wird von seinen beiden ehemaligen Schulfreunden Erich und Serafin seit jeher akzeptiert – nicht nur, weil Randy ein dominierender Aggro ist, sondern auch infolge der zweiten Bedeutung des Begriffes „Random“: ein Zugpferd im Dreiergespann. Getauft worden war er entweder auf den Namen Ramon oder Roman. Atheist ist er geblieben – in jungen Jahren ließ er sich auch von Charles Darwin inspirieren –, Vulgärdarwinist ist er geworden. Obwohl Random Naturwissenschaften am Gymnasium unterrichtet, scheint ihm entgangen zu sein, dass das Mutationsprinzip in Fachkreisen schon seit Jahren mehrheitlich als überholt gilt. Vielleicht ist ihm auch nur der Gedanke unsympathisch, dass Darwin nicht alles wissen konnte. Denn sollte nebst dem Zufallsprinzip eines Tages auch das Recht des Stärkeren fragwürdig werden, was wäre Randy dann noch? Seit seiner schrecklichen Kindheit boxt er sich erfolgreich durch ein Leben, dem er aber letztlich keinen Sinn abgewinnen kann. Vulgär, ja respektlos obszön ist – nebenbei bemerkt – auch oft Randoms Sprache, und zwar nicht zu knapp! Nach dem Verlassen des Schulareals – Random arbeitet hier als Physik- und Chemielehrer und benutzt bei schlechtem Wetter gelegentlich abends mit Freunden die Sporthalle – steigen die drei in Erichs Wagen. Der Frühsommerabend ist kühl, aber noch recht hell. Jeder ist mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Der 17-jährige Elias überlegt, wie er seinen Vater Erich davon überzeugen soll, dass er die Gymnasialzeit baldmöglichst abbrechen kann, um in die Fremdenlegion einzutreten. (Und der Vater soll es dann der Mutter beibringen.) Random hängt schräg im Rücksitz, und auch seine Gedanken kreisen um einen möglichen Abgang von dieser Schule, allerdings um einen unfreiwilligen. Er sieht sich erneut mit der Frage konfrontiert, die sich während der Dusch-Monotonie vorhin schon nicht mehr aus dem Bewusstsein drängen ließ: Wie er in den verbleibenden 36 Stunden das außerordentlich unerquickliche Nachspiel einer „erotischen“ Internetbegegnung verhindern soll. Vor ein paar Tagen ließ sich Random dazu verleiten, nach angebandelter Bekanntschaft mit einer verkappten Prostituierten, vor seiner Webcam zu masturbieren. Nachdem heute Mittag ein Erpressungsversuch begann, fragt er sich, wie den Hintermännern dieses vermutlich organisierten Verbrechens der Garaus zu machen ist, bevor sie – wie angedroht – die erpresserische Videoaufnahme in das angeblich gehackte Intranet seiner Schule stellen werden. Erich sitzt am Steuer und lässt den Tag Revue passieren. Dabei hat er seine Ruhe, zumindest vorläufig, denn eine wesentliche Gemeinsamkeit seines Kumpels und seines eigenen Sohns besteht darin, dass sich beide gerne wortkarg zeigen – auch wenn sie, anders als jetzt, gedanklich nicht gerade bei einer kniffligen Problemstellung sind. Betont pragmatisch führt Randy oft sowohl Unterhaltungen als auch eigene Schilderungen abrupt mit der Formulierung„der langen Rede kurzer Sinn“ zu einem vorschnellen Ende und Elias, der Random bewundert, hat diese kleine Unsitte kürzlich von diesem übernommen. Als Psychologe und praktizierender Psychotherapeut hat Erich morgens eine Vorlesung an der Universität Zürich gehalten. Der Mittwoch bedeutet für ihn seit wenigen Monaten jeweils das Highlight der Woche, denn endlich darf der Mittvierziger seine Theorie über das Bewusstsein im akademischen Kreis vortragen, ohne jemals mit seiner Habilitationsschrift zu einem Ende gekommen zu sein. Die Vorlesung ist gut besucht, und er liebt es, anschließend ausgiebig mit interessierten Studierenden zu diskutieren. Ein paar von ihnen haben sich bereits Anregungen für Bachelor- und Masterarbeiten bei Erich geholt, und er sieht in seinen Gesprächspartnern – vielleicht zu optimistisch – Multiplikatoren bei der Verbreitung seiner Ideen. Dennoch etwas in der Midlife-Crisis steckend – falls eine solche überhaupt mehr als ein Etikettenschwindel ist –, tummelt sich der verheiratete Vater neuerdings auf der gleichen Seitensprung-Datingplattform wie Random, um unverbindliche prickelnde Erotik-Dates mit gleichgesinnten Frauen zu genießen. Erich tritt auf der Plattform mit dem Nicknamen Jack Bauer auf und versucht damit, seine sportliche und initiative Seite durch die angebliche Ähnlichkeit mit dem Helden der amerikanischen Action-Fernsehserie 24 hervorzuheben. Die zehn Staffeln dieser Serie wurden bereits in den Nullerjahren ausgestrahlt, doch Erich und seine Freunde finden es kultig, sich ihre Nicknamen von dort zu leihen. Damit erreichen sie auch Frauen, die dasselbe tun. Ganz absprechen kann man Erich eine Ähnlichkeit mit diesem Jack (Kiefer Sutherland) nicht. Trotz unterdurchschnittlicher Körpergröße – etwa ein Meter siebzig – und mit halbwegs sportlicher Figur kommt er fast an Jack Bauer ran. In seinem Profil gibt Erich eine Körperlänge von 175 Zentimetern an. So viel maß er vielleicht im vorletzten Frühling, allerdings höchstens für zwei Stunden, nachdem er mit den Skiern in eine Gletscherspalte gefallen war und kopfüber ausharren musste, bis Random ihn rettete. Erichs Haare sind weniger hell als die des Fernsehhelden – braun statt dunkelblond – und leicht gelockt statt glatt. Die Gesichtszüge wiederum passen einigermaßen, auch wenn Erichs Kinn weniger markant ist. Bisher ist er auf seiner Pirsch durch das Dickicht der scheinbaren Fülle an Seitensprungoptionen allerdings nicht über die Textkommunikation hinausgelangt. In diesem Moment denkt er gerade an die Dreißigjährige (auf dem Foto sehr hübsch), der er mittags – hastig ein Sandwich verschlingend – kurz, bündig und etwas zotig gemailt hat, in der Hoffnung, dass sich seine Favoritin auf ein Date mit ihm einlassen würde. Erich handelte sich nämlich am Vorabend einen Korb ein, möglicherweise infolge seiner vielleicht fragwürdigen Standardbewerbung: Lebensmitte erfolgreich Gemeisterter, charmant, initiativ, einfühlsam, gebildet, gepflegt, tageslichttauglich und fit wie ein Apfel sucht niveau- und humorvolle Sie mit Stil (30- bis 45-jährig) zum Anbeißen. Ist bei seiner Ausschau auf dein ansprechendes Profil gestoßen und – mit ersten Anzeichen von Appetit – neugierig geworden. Jäger- und Sammlerinstinkt (fast) überwunden, regelmäßige Treffen mit ein und derselben Frau somit erwünscht, gemeinsame Wohltaten für Leib, Geist und Seele zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten möglich. Sinnliche Grüße Jack...



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