BERG | Oh wie schön ist Trinidad | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 239 Seiten

Reihe: Lesen ist das neue Reisen

BERG Oh wie schön ist Trinidad

Roman über ereignisreiche Tage in der Karibik, Drogenschmuggel und die Frage nach der Freundschaft: Was ist sie wert in der Not?
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-347-50047-1
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman über ereignisreiche Tage in der Karibik, Drogenschmuggel und die Frage nach der Freundschaft: Was ist sie wert in der Not?

E-Book, Deutsch, Band 2, 239 Seiten

Reihe: Lesen ist das neue Reisen

ISBN: 978-3-347-50047-1
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eine Reise durch die südliche Karibik. Ereignisreiche Tage im Regenwald, ein Hurrikan, Drogenschmuggel und die Frage nach der Freundschaft: Was ist sie wert in der Not? Faszinierende Landschaften, herrliche Strände und die Rhythmen einer besonderen Lebensart. Zugleich werden wir mit den Gefahren eines Lebens in einem Land mit hoher Kriminalität und Korruption konfrontiert. Was bedeutet TRINIDAD wirklich?

Peter Berg, Jahrgang 1950, studierte Sprach- und Literaturwissenschaft, Pädagogik, Politik und Kunst. Der promovierte Germanist war Lehrer von Beruf, arbeitete an Grundschulen, in der Referendarausbildung und viele Jahre als Schulamtsdirektor in der Bildungsverwaltung. Berufsbegleitend machte er sich unter dem Pseudonym PiTTo einen Namen als Künstler und stellte international aus. Nach der Pensionierung lebt der Vater von drei erwachsenen Söhnen heute mit seiner Frau als Maler und Schriftsteller in Nordhessen. Malen und Schreiben sind für ihn unverzichtbare Leidenschaften.

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Eins Der Aufbruch Die Klimaanlage summte monoton und blies kalte Luft in die Sitzreihen, während die Tür des vorderen Ausganges geöffnet war und die brütende Mittagshitze die Maschine in ihren Fängen hielt. Ich saß an Bord der Boeing 737-800, die mich von Frankfurt über Grenada nach St. Lucia gebracht hatte. Nach gut elf Stunden Flug mit zwei Zwischenlandungen stand noch eine kurze Etappe von wenigen Minuten bis zum Endziel aus. Eigentlich hätte die Maschine der karibischen Airline zu diesem Zeitpunkt schon in Port of Spain gelandet sein sollen. Der Flieger stand jedoch seit einer halben Stunde auf dem Feld vor dem Tower des kleinen Airports hier auf St. Lucia und nichts bewegte sich. Fast alle Passagiere waren nach der Ankunft ausgestiegen und zu meinem Erstaunen hatte sich zuletzt auch die komplette Besatzung verabschiedet. Zwei Piloten und vier Flugbegleiterinnen im Gefolge. Man hatte die Maschine einfach sich selbst überlassen. Zum Flug über den Atlantik war nur ein Platz pro Reihe besetzt. Corona forderte Abstand und das Tragen einer medizinischen Maske. Bei der ersten Zwischenlandung auf Grenada hatte eine Horde multinationaler Kariben sich wild über die Plätze verteilt. Sie führten die verschiedensten Gegenstände des Alltages mit sich, Einkäufe, landwirtschaftliche Erzeugnisse, Stoffe und andere Handelsgegenstände. Lebhafte Gespräche, wildes Palaver. Wenigstens trugen sie ihre Masken. Nur wenige Minuten später nach der Landung auf St. Lucia, war dieser Spuk vorüber. Die Boeing war in die Jahre gekommen. Nun stand sie auf dem Rollfeld vor dem Terminal. Ich erhob mich, um nachzusehen, ob die neue Crew für den Weiterflug in Sicht wäre. Als ich vor die Tür trat, traf mich die Hitze wie ein Schlag. Ich sah mich um. Weit und breit war kein Mensch zu sehen. Bei der Landung hatte ich aus dem Fenster geschaut. Hewanorra ist ein kleiner Flughafen, die Landebahn dicht an der Wasserkante. Weil der Flugbetrieb überschaubar ist, gibt es hier nur wenige Parkplätze für Flugzeuge. Die Landschaft zerschlissen und trocken. Ein ernüchternder Anblick. Hob doch der Karibik-Reiseführer, den ich mir online bestellt hatte, die Schönheit und Romantik der Insel Saint Lucia hervor. Hitze und Trostlosigkeit vor dem Terminal schreckten mich ab und ich trat schnell zurück, um an meinen Platz in Reihe 35 zurückzukehren. Die Tür blieb geöffnet. Drei weitere Passagiere hockten auf ihren Sitzen. Mir kamen erste Zweifel, ob dieser Flug eine gute Idee war. Würde es eine Reise in die Hölle werden, oder würde sich die verlockende Ankündigung meines Freundes, ein tropisches Strandparadies genießen zu können, doch verwirklichen? Ich streckte meine Beine aus und reckte mich. Dann schloss ich die Augen und dachte an die Ereignisse der letzten Tage. Zuerst der Anruf aus der Karibik, dann der spontane Entschluss, für eine kurze Auszeit die Welten zu wechseln. War dieser Flug in Zeiten der Pandemie überhaupt möglich? Welche Vorkehrungen galt es zu treffen? Der Abschied von Catherine und dem lieb gewonnenen Heim, das mir alle Annehmlichkeiten bot. Jetzt die lange Reise ins Ungewisse, ins Nichts. Wenn man reist, schaut man nach vorn. Doch immer lässt man auch etwas zurück. Und nie kann man wissen, ob das Neue das Vergangene aufwiegt. Catherine würde mir ganz furchtbar fehlen! Das war mir von Anfang an klar. In all den Wochen der Pandemie war ich ihr so nahe gekommen wie nie zuvor einem anderen Menschen! Nie hätte ich es für möglich gehalten, dass ich so schnell Abstand von meinem alten Leben in Frankfurt gewinnen würde. Ohne Catherine hätte ich den Ausstieg aus dem Beruf nie so problemlos geschafft. Seit gut einem Jahr war ich vorzeitig pensioniert. Ich hatte mich bei ihr an der Sonnenküste der Provence eingenistet. Die Pandemie war für mich genau zur rechten Zeit gekommen. Zwang sie mich doch meine innere Unruhe abzulegen und mich an die neue Lebenslage zu gewöhnen. Dennoch musste ich mir eingestehen, dass dieses Jahr in der Quarantäne immer mehr den Fluchttrieb in mir geweckt hatte. „Jens, bist du das?“ hatte die Stimme am Telefon gefragt. Ich erkannte ihn sofort, obwohl einige Jahre seit unserem letzten Treffen vergangen waren. An jenem Dienstag vor einer Woche hatte ich auf der Terrasse gesessen und Zeitung gelesen: Corona, Corona, Corona. Ich konnte es nicht mehr hören! Längst waren bei mir die Schrecken der Pandemie einer ernüchternden Skepsis gewichen. Mein ganzes berufliches Leben lang war ich mit den großen und kleinen Katastrophen dieser Welt konfrontiert, die in unser Berufsfeld bei der Frankfurter Polizei mit unbarmherziger Schlagkraft täglich hereinkrachen. Als Leiter der Frankfurter Mordkommission musste ich den vielen schrecklichen Ereignissen dieses Berufes stets direkt ins Auge sehen. Zeitunglesen und Spazierengehen. Viel mehr konnte ich in dem langen Lockdown nicht tun. Wenn ich ehrlich war, musste ich mir eingestehen, dass mich die ungewohnte Ruhe und das geordnete Leben überforderte. Das durfte ich Catherine nicht sagen, sie hätte es nicht verstanden. Hätte es persönlich genommen. Wäre gekränkt gewesen. Aber eines war mir im Laufe der Monate klar geworden: Die permanente Nähe und Konzentration auf einen anderen Menschen können auch nervig sein. Mir kam der Song des Liedermachers Reinhard Mey in den Sinn, den ich in den letzten Monaten immer wieder gehört hatte. Titel: ABER HEUTE. Ich saß auf meinem engen und klebrigen Flugzeugsessel aus abgewetztem Plastik, Economy-Class, und lächelte. Catherine hatte gefragt: „Was heißt das, Anspruchspause?“ „Anspruch bedeutet, dass jemand das Recht hat, etwas von einem anderen zu erwarten,“ brachte ich es nüchtern auf den Punkt. Dabei war mir klar, dass wir es selbst sind, die Ansprüche an unser Leben und an die Mitmenschen haben! „Man sagt dem anderen, dass man eine Pause von den Erwartungen braucht.“ „Bitte, mich heut nicht zu belehr'n Bitte, mich heut' keinesfalls zu beehr'n Kein Vortrag, keine Ansprache, ich bin Banause Völlig anspruchslos, ich mach' heut' eine Anspruchspause Ich will nicht reden und nicht zuhör'n Bitte, mich nicht in diesem Glückszustand stör'n.“ „Sag mir, wenn du eine Pause mit mir brauchst!“ hatte sie geflötet, hatte die Augen verdreht und war in den Garten verschwunden. Ich hatte nur mit den Schultern gezuckt und nicht geglaubt, diesen Moment schon so bald zu erleben. Aber: Mit nur wenigen Stunden Abstand sehnte ich mich nun schon zurück in meinen Sessel auf der Aussichtsterrasse dieses Hauses am Hang. Mir war klar, dass ich an diesem wundervollen Ort in der Provence wie im Paradies lebte. Der Ausblick auf das Cap Canaille. Der kleine Fischerhafen von Cassis. Die täglichen Sonnenuntergänge, der Strand. Dann die guten Mahlzeiten, die Catherine uns bereitete. Sie hatte mich in den letzten Wochen auch etwas in ihre Kochkunst eingeweiht und ich hatte Gefallen daran gefunden. Fortan hatte ich die Küche auch zu meinem Ort gemacht. Der süffige Wein des mediterranen Südens und vor allem die zärtlichen Momente der Zweisamkeit mit ihr. Wie verrückt muss ein Mann sein, das alles aufs Spiel zu setzen? Das Hotel, in dem Catherine arbeitete, war einige Monate geschlossen. Erst jetzt wurden die Auflagen der Regierung allmählich gelockert. Catherine war zuversichtlich, dass es ein gutes Sommergeschäft geben würde. Ganz Frankreich lechzte nach einem Ende der Pandemie und nach einem Sommer, der so war wie früher. Schon seit Wochen war sie mit Vorbereitungen für die Neueröffnung beschäftigt. Ich war immer häufiger allein zuhause. Das Kindermädchen umsorgte Catherines behinderte Tochter. Mit beiden verstand ich mich prima. Aber all das konnte mir nicht die gewohnten sozialen Kontakte ersetzen, die ich mir immer sehnlicher herbeiwünschte. So erreichte mich Egons Anruf in einer Stimmungslage, die nach Veränderung suchte. Es kam gerade zur rechten Zeit, um mich aus der beginnenden Starre zu befreien. Egons Stimme hatte etwas Dringliches. Ich spürte sofort, dass dieser Anruf mehr als eine nostalgische Regung war. Hinter seiner freundlichen Einladung schien sich ein versteckter Hilferuf zu verbergen. Dieser Anruf erinnerte mich an damals, als Egon auf den Baum geklettert war und nicht mehr allein herunterkam. Als ich zufällig an dem Birnbaum, der am Zaun in Zimbiegels Garten stand, vorüber kam, wunderte ich mich über das Stöckchen, das wie zufällig vor meine Füße fiel. Als ich ins Geäst schaute, saß der Pimpf in einer Astgabel und lachte triumphierend, weil er etwas so Verrücktes gewagt hatte. Doch ich sah auch die Angst in seinen Augen. Reife Birnen wollte er ernten. Wollte sich nicht mit den überreifen, die am Boden lagen, begnügen. Hatte sich schon die Taschen vollgestopft. Hatte sich verschätzt, zu hoch hinausgewagt und wusste nicht, wie er allein den Rückweg antreten könnte. Also gab ich vom...



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