E-Book, Deutsch, 300 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
Berndt / Wierzchowski Systematische Bewerberinterviews - inkl. Arbeitshilfen online
3. Auflage 2018
ISBN: 978-3-648-10608-2
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mit der VeSiEr-Methode Kompetenzen erkennen und bewerten
E-Book, Deutsch, 300 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
ISBN: 978-3-648-10608-2
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Christian Berndt ist Diplom-Kaufmann. Er ist als Personalentwickler in der Versicherungsbranche und als Referent für die Haufe Akademie tätig.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Vorwort
Teil 1: Den optimalen Bewerber auswählen
Schritt 1: Anforderungsprofil erstellen
- Inhalt 1: Hard Facts
- Inhalt 2: Überfachliche Kompetenzen - Definitionen und Verhaltensanker
- Inhalt 3: Motivation
- Anforderungsprofil erstellen - Methoden und Praxistipps
- Formular: Anforderungsprofil
- Das Mitarbeiterprofil - Teampassung ermitteln
- Kompetenzen managen
Schritt 2: Bewerbungsunterlagen analysieren
- Leitfaden zur Analyse der Bewerbungsunterlagen
- Anleitung: Bewerbung mit dem Anforderungsprofil abgleichen
- Checkliste: Analyse der Bewerbungsunterlagen
Schritt 3: Telefoninterview vorab
- Wozu dienen Telefoninterviews?
- Besonderheiten des Telefoninterviews
- Telefoninterview vorbereiten und durchführen
Schritt 4: Bewerberinterview durchführen
- Die vier Phasen eines Interviews
- Rollenverteilung im Interview
Schritt 5: Interviews auswerten, Bewerber auswählen
- Mit der Auswertungsmatrix arbeiten
- Intuitive Entscheidungen erkennen, Intuition einsetzen
- Körpersprache wahrnehmen und deuten
- Zweites Interview führen?
- High Potentials erkennen
- Angaben von Bewerbern aus anderen Ländern korrekt einordnen
- Grenzen des Interviews
- Typische Fallen im Interview - und wie Sie sie vermeiden
- Jugendliche und junge Erwachsene im Interview
Überblick: Ablauf des Auswahlprozesses
- Dauer des gesamten Recruitingprozesses
- Anzahl der Interviews pro Tag
Teil 2: Über 700 Fragen für Ihren Interviewleitfaden
Der Fragenkatalog
- Fragen zu den Hypothesen über den Bewerber
- Fragen zur Biografie und zur Erfahrung des Bewerbers
- Fragen zu fachlichen Kompetenzen
- Fragen zu überfachlichen Kompetenzen/Soft Skills
- Fragen zur Motivation des Bewerbers
- Fragen in der Abschlussphase
- Lieblingsfragen - und warum sie selten zum Ziel führen
Teil 3: Professionell fragen und kommunizieren
Die VeSiEr-Methode - Bewerberkompetenzen erkennen
- Das Verhaltensdreieck
- Die VeSiEr-Methode einsetzen
Die vier Seiten einer Äußerung im Bewerberinterview
- Die vier Seiten aus Sicht des Bewerbers und des Interviewers
- Den Bewerber richtig wahrnehmen und beurteilen
Die wichtigsten Fragestrategien
- Fragestrategie 1: In die Breite gehen
- Fragestrategie 2: In die Tiefe gehen
- Fragestrategie 3: Fragetrichter
- Fragestrategie 4: Perspektivwechsel
- Fragestrategie 5: Verhalten in der Vergangenheit
- Fragestrategie 6: Suchscheinwerfer wechseln
- Fragestrategie 7: Hypothesengeleitetes Fragen
- Fragestrategie 8: Konkretisieren
- Nützliche und förderliche Gesprächshaltungen
Die besten Fragetechniken
- Technik 1: VeSiEr-Fragen
- Technik 2: Offene Fragen/W-Fragen
- Technik 3: Geschlossene Fragen
- Technik 4: Konkretisierungsfragen
- Technik 5: Aufzählungsfragen oder 'Was noch'-Fragen
- Technik 6: Zusammenfassen
- Technik 7: Fragen nach Herausforderungen
- Technik 8: Skalenfragen
- Technik 9: Selbstreflektorische Fragen
- Technik 10: Zirkuläre Fragen
- Technik 11: Einschätzungs- und Zufriedenheitsfragen
- Technik 12: Fragen nach Unterschieden
- Technik 13: Alternativfrage
- Technik 14: Kettenfragen
- Technik 15: Projektionsfragen
- Technik 16: Aktiv zuhören
- Technik 17: Provokante Fragen
- Technik 18: Stereotypkonträre Fragen
- Technik 19: Ja-Straße
- Technik 20: Suggestivfrage - wenig geeignet!
Teil 4: Beurteilungsfehler, schwierige Situationen, internationale Personalauswahl
Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler
- Diese Fehler sollten Sie kennen
- Checkliste: Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler vermeiden
Schwierige Situationen im Interview souverän lösen
- Vielredner abbremsen
- Schweigsame zum Reden bewegen
- Märchenerzähler auf den Boden der Tatsachen führen
- Störrische Bewerber zum Reden bringen
- Taktiker und Schüchterne aus der Reserve locken
Interviews im internationalen Bereich
- Vorauswahl der Bewerbungen - die Frage nach dem Maßstab
- Interkulturelle Kompetenz für die Personalauswahl
- Anforderungskriterien für Bewerber
- Interviewführung
- Auswertung
Rechtliche Grundlagen für das Bewerberinterview
- Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
- Fragerecht des Arbeitgebers und Antwortrecht des Bewerbers
- Information des abgelehnten Bewerbers über die Ablehnungsgründe
Abbildungsverzeichnis
Stichwortverzeichnis
1 Schritt 1: Anforderungsprofil erstellen
Wozu brauchen Sie ein Anforderungsprofil und welchen Nutzen hat es?
Mit einem Anforderungsprofil legen Sie die Fähigkeiten, Kenntnisse, Einstellungen sowie die Motivation fest, die der Bewerber für eine erfolgreiche Bewältigung der künftigen Tätigkeiten mitbringen sollte. Damit ist das Anforderungsprofil Ihr Maßstab, um geeignete von weniger geeigneten Bewerbern zu unterscheiden.
Dieser Prozess bietet Ihnen einen mehrfachen Nutzen:
-
Sie erhalten eine Grundlage für Stellen- und Funktionsbeschreibung.
-
Sie entwickeln mit den Personen, die an der Personalauswahl beteiligt sind, ein gemeinsames Verständnis für die Anforderungen an den Bewerber (wenn das Profil im Teamwork erarbeitet wurde).
-
Sie erleichtern die Gehaltsfindung oder -einstufung.
-
Sie schaffen eine Basis für die Entwicklung der Interviewleitfäden.
-
Sie sparen Zeit bei der Vorauswahl.
-
Sie stellen die Vergleichbarkeit zwischen Bewerberqualifikation und Stellenanforderungen sicher.
-
Sie bewerten verschiedene Bewerber über den Auswahlprozess hinweg nach den gleichen Maßstäben.
-
Sie können eine Absage anhand der sorgsam erarbeiteten Kriterien benachteiligungsfrei (im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes) begründen.
-
Sie können das Anforderungsprofil dazu verwenden, Entwicklungsgespräche mit (neuen) Mitarbeitern zu führen.
Die drei Bereiche eines Anforderungsprofils
Wir empfehlen Ihnen, das Anforderungsprofil in drei Kriterienbereiche zu gliedern: Hard Facts, Soft Skills und Motivation. Zu den Hard Facts gehören die Qualifikation bzw. Fachkenntnisse und berufliche Erfahrungen. Die Soft Skills sind die überfachlichen Kriterien. Die Motivation lässt sich differenzieren in stellenbezogene Motivation und motivationale Merkmale. Die einzelnen Anforderungskriterien erläutern wir Ihnen in den folgenden Abschnitten näher.
1.1 Inhalt 1: Hard Facts
1.1.1 Fachliche Kompetenzen
Hierzu gehören alle Anforderungen, die auf Wissen, Ausbildung, Technik und Methodik sowie spezifisches Know-how zurückgehen.
Das können zum Beispiel Kenntnisse in der Programmierung mit C++, im internationalen Recht, in Polymerchemie, im Umgang mit Portal-Managementsystemen, im Steuer- oder Handels- oder Versicherungsrecht sein.
1.1.2 Berufserfahrung
Für viele Aufgaben ist berufliche Erfahrung unabdingbar. Die für die Position gewünschte und notwendige berufliche Erfahrung nehmen Sie in das Anforderungsprofil auf.
Das kann zum Beispiel gelten für die Verkaufstätigkeit als Key-Accounter, praktische Erfahrung im Vertrieb von Anlagen, Erfahrung in der Qualitätssicherung in der Lebensmittelindustrie, Außendiensterfahrung, Arbeit als Trainer für einen Personalentwickler etc.
1.2 Inhalt 2: Überfachliche Kompetenzen - Definitionen und Verhaltensanker
Bei den Soft Skills, die auch häufig „überfachlichen Kompetenzen“ genannt werden, handelt es sich um persönliche Fähigkeiten, die unabhängig von spezifischen Aufgabenbereichen wertvoll sind. Im Auswahlprozess erscheint es oft schwierig, solche Kriterien zu bewerten. Wenn Sie die VeSiEr-Methode (siehe Kapitel 8) anwenden, werden Sie mit diesem Problem nicht mehr konfrontiert sein.
Fünf Kompetenzfelder
Die überfachlichen Kompetenzen lassen sich verschiedenen Kompetenzfeldern zuordnen. Die folgende Auflistung gibt dazu einen Überblick.
Kompetenzfeld | Überfachliche Kompetenz |
---|
1. Umgang mit Menschen | 1 Selbstsicheres Auftreten |
2 Kommunikationsfähigkeit |
3 Überzeugungsfähigkeit und Verkaufsgeschick |
4 Kontaktfähigkeit und Einfühlungsvermögen |
5 Teamfähigkeit |
6 Networking |
7 Konfliktfähigkeit |
8 Durchsetzungsfähigkeit |
9 Verhandlungsgeschick |
10 Kundenorientierung |
11 Interkulturelle Kompetenz |
2. Umgang mit Inhalten | 12 Analytisches Denken |
13 Prozessmanagement |
14 Präsentationsfähigkeit |
15 Moderationsfähigkeit |
16 Aufgaben- und Projektplanungskompetenz |
17 Ressourcensteuerung und Ergebnisorientierung |
18 Schriftlicher Ausdruck |
19 Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit |
20 Umgang mit Ambiguitäten |
21 Entscheidungsfähigkeit |
22 Kreative Lösungsentwicklung |
23 Veränderungskompetenz und Flexibilität |
3. Potenzialindikatoren | 24 Initiative und Eigenständigkeit |
25 Komplexitätsverarbeitungskompetenz |
26 Selbstreflexion |
27 Rollenbewusstsein |
28 Selbstmanagement |
29 Leistungsorientierung |
30 Physische und psychische Belastbarkeit |
31 Lernfähigkeit und -bereitschaft |
4. Mitarbeiterführung | 32 Delegationsfähigkeit und Kontrollkompetenz |
33 Informationsverhalten |
34 Fördern und Entwickeln von Mitarbeitern |
35 Einschätzung von Fähigkeiten und Potenzialen |
36 Teambuilding und Teamführung |
37 Zielsetzungs- und Zielerreichungskompetenz |
5. Unternehmerische Führung | 38 Strategisches Geschick und unternehmerisches Denken |
39 Innovationskompetenz |
40 Werteorientierung |
41 Visionsorientierung und Gestaltungskraft |
Tab. 1: Übersicht: 41 überfachlichen Kompetenzen unterteilt nach fünf Kompetenzfeldern
Im Anschluss an diese Übersicht stellen wir Ihnen die einzelnen Soft Skills vor, definieren und erläutern sie. Von großer Bedeutung sind dabei die sogenannten Verhaltensanker.
Was sind Verhaltensanker?
Als Verhaltensanker wird das beobachtbare Verhalten eines Menschen bezeichnet, in dem sich bestimmte Kompetenzen oder Eigenschaften zeigen. Verhaltensanker sind möglichst sachlich formulierte Beschreibungen eines beobachtbaren Verhaltens und Grundlage für die Beobachtung und Beurteilung von Soft Skills. Sie zeigen Ihnen, inwieweit ein Bewerber ein bestimmtes Anforderungskriterium erfüllt.
1.2.1 Kompetenzfeld 1: Umgang mit Menschen
Kompetenz 1: Selbstsicheres Auftreten
Definition: Unter selbstsicherem Auftreten verstehen wir die Fähigkeit und Bereitschaft, gegenüber anderen, auch hierarchisch höher gestellten Personen souverän aufzutreten.
Verhaltensanker: Eine Person, die dieses Kriterium erfüllt,
-
zeigt Vertrauen in das eigene Können, auch wenn es um komplexe und anspruchsvolle Aufgaben geht,
-
strahlt selbst in heiklen Situationen Ruhe und Sicherheit aus,
-
behält auch dann den Überblick, wenn sie mit einer unstrukturierten Materie konfrontiert ist,
-
spricht mit klarer, fester Stimme,
-
hält den Blickkontakt,
-
kann mit konstruktiver Rückmeldung umgehen,
-
steht zu den eigenen Fehlern.
Kompetenz 2: Kommunikationsfähigkeit
Definition: Hierbei handelt es sich um die Fähigkeit und Bereitschaft, anderen zuzuhören, Interaktionen angemessen zu gestalten und sich dabei flüssig in gut strukturierten und prägnanten Sätzen auszudrücken.
Verhaltensanker: Eine Person, die eine hohe Kommunikationsfähigkeit besitzt,
-
hört ihrem Gesprächspartner aufmerksam zu,
-
versucht, die Äußerungen ihres Gegenübers aus dessen Blickwinkel zu sehen,
-
wiederholt die Argumente des Gesprächspartners, um sicherzustellen, dass sie sie verstanden hat,
-
vermeidet eine vorschnelle Bewertung des Gehörten,
-
stellt Sachverhalte übersichtlich und anschaulich dar,
-
ist redegewandt und...