Bisig | Die Getriebenen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 108 Seiten

Bisig Die Getriebenen

Charakterprofile ökologisch Engagierter
3. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7494-0571-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Charakterprofile ökologisch Engagierter

E-Book, Deutsch, 108 Seiten

ISBN: 978-3-7494-0571-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Welche Charaktereigenschaften haben ökologisch Engagierte? Dieser Frage geht Richard Bisig nach und porträtiert Mitbürgerinnen/ Mitbürger und Politikerinnen/Politiker, indem er deren Charakterprofil von einer Psychologiestudentin im Rahmen einer fiktiven Masterarbeit erstellen lässt. In diesem Buch findet die Leserschaft über das gesamte Parteienspektrum hinweg die Lebensgeschichten von Menschen - real existierende oder fiktive -, die sich für die Öffentlichkeit und Umweltfragen engagieren.

Richard Bisig ist Betriebswirtschaftler mit Promotion. Er war in einem Bezirksspital tätig als Spitalverwalter/Verwaltungsdirektor und als Finanzchef in einer kantonalen Gesundheitsdirektion. Nach einer Tätigkeit als Seniorberater bei Ernst & Young machte er sich als Unternehmensberater selbständig und übernahm mehrere interimistische Aufgaben wie beispielsweise als Klinikmanager, Departementsmanager und als Direktor Dienste in einem Universitätsspital. Im Weiteren übernahm er als Spitaldirektor in mehreren Spitälern die operative Leitung. Neben diesen operativen Leitungsaufgaben war er auch auf strategischer Spitalleitungsebene als Spitalrat und Spitalratspräsident engagiert. In der Privatwirtschaft übernahm er als Verwaltungsratspräsident in einer familieneigenen KMU-Firma und einer Härterei in der metallverarbeitenden Industrie strategische Führungsaufgaben. Daneben war er Dozent an einer Fachhochschule.

Bisig Die Getriebenen jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Der politische Pionier
,,Gooooolll!". Obwohl nur wenige Zuschauer anwesend sind, schallt der Jubel der wenigen Supporterinnen und Supporter des FC Grossrat weit herum. Walti Meierhofer, stämmig, dunkelblond und hundertachtzig Zentimeter gross, war in seinen jungen Jahren ein Erstligaspieler. Gerade hat sein zweites Tor erzielt. Dieses Mal war es ein prächtiges Kopfballtor in die lange hohe Ecke. Obwohl er über keine ausgeprägte Grundschnelligkeit verfügt, kurvte er elegant um den gegnerischen Verteidiger herum und erzielte mit einem perfekten Timing dieses Klassetor. Das jährliche Fussballtreffen der Vertreter der Kantonslegislative mit dem Team des Parlaments der Kantonshauptstadt scheint dieses Mal mit einem Sieg der Grossräte zu enden. Tatsächlich konnten die Städter den Zwei-Tore-Rückstand in den restlichen zwanzig Minuten nicht mehr aufholen. Über alle politischen Differenzen haben die Grossräte ein gutes Zusammenspiel gezeigt und verdient gewonnen. Beim anschliessenden gemeinsamen Nachtessen erntet Walti für seine zwei Goals allseits Schulterklopfen – auch von Fussballkollegen der gegnerischen Mannschaft. Dessen Kapitän frotzelt mit Blick auf den Torschützen: ,,Das nächste Jahr bringen wir dann auch einen ,Profi-Fussballer' und ihr werdet jämmerlich eingehen!" So locker solche Sprüche sind und die politischen Differenzen als zweitrangig erscheinen lassen, so unbestritten ist gerade in diesen Zeiten des sogenannten Waldsterbens die hohe Emotionalität, die trotz gemeinsamem Sport allseits präsent ist. Anlässlich der letzten Grossratssitzung wurde der Sprecher der kleinen, erstmals gewählten Vertretung der Grünen Partei, bestehend aus zwei Männern und einer Frau, die bei den Wahlen vor drei Monaten ins kantonale Parlament einzogen, ausgepfiffen. Ein Umstand, der sogar den bürgerlichen Ratsvorsitzenden zwang, seine Kollegen zur Ordnung zu rufen. Grund dieser Empörung war das Votum von Walter Meierhofer als Sprecher der Grünen, der die serbelnden Wälder und den grassierenden Borkenkäfer zum Anlass nahm, als Quintessenz seines Votums einen Verzicht auf den Christbaum in den Stuben der Bevölkerung während den nahenden Weihnachtstage ans Herz zu legen. Auch wenn damals im Spätherbst 1983 die genauen Ursachen für die Vitalitätsverluste des Waldes unklar waren, wurden Meierhofers Einschätzung und seine Forderung nach besserer Luftqualität gar nicht gehört oder man wollte davon gar nichts hören. Die wutschnaubende Ratsrechte bezichtigte die Grünen, Weltuntergangsstimmung und Hysterie zu verbreiten. Vertreter der bürgerlichen Parteien hatten das Votum missverstanden und der Hinweis, auf das Weihnachtsbäumchen zu verzichten, mit ,Hysterie' quittiert. Dass der Verzicht auf das Schlagen der Weihnachtsbäume überhaupt keinen Beitrag gegen das Waldsterben leisten konnte, war auch den Grünen klar. Die Begründung jedoch, auf etwas Etabliertes zu verzichten und dies als Anlass zu nehmen, im Kreise der Familie darüber zu diskutieren, dass offensichtlich in unserem Umfeld etwas aus dem Gleichgewicht geraten sei, haben sie gar nicht gehört – nicht hören wollen. Auch wenn die Waldsterbensdebatte noch allseits präsent ist, verabschiedet man sich nach dem gemeinsamen Nachtessen sportlich-kollegial. Niemand ahnt, dass dieses Fussballspiel noch schlimme Konsequenzen zeitigen wird. Alan Bernegger erzählt seiner Tochter Corina diese Geschichte, die er aus den schriftlichen Hinterlassenschaften seines Grossvaters herausliest. Seine Mutter hatte ihn seinerzeit gebeten, den unvollendeten Roman ihres Vaters zur Aufbewahrung zu übernehmen. Zu welchem Zweck konnte sie auch nicht sagen und hatte ergänzt, es sei schade, diese Arbeiten Ihres Vaters einfach wegzuwerfen. Alan wollte sich dem Wunsch seiner Mutter nicht widersetzen und archivierte die Skripte und Dokumente in einer Holztrue in seinem Untergeschoss. Über Jahre versperrten sie ihm einen Teil seines nicht allzu grossen Kellers. Aber aus Respekt vor seiner Mutter - und auch vor seinem Grossvater und ganz speziell seiner Grossmutter, mit denen er insbesondere während seiner Vorschulzeit unzählige Tage verbrachte -, wollte er diese Schachtel aufbewahren. Die Idee seiner Tochter, eine Masterarbeit über die Charakterprofile einzelner Exponenten und Exponentinnen mit ökologischer Gesinnung darzustellen, unterstützte er. Mit einer solchen Zielsetzung, verbunden auch mit einem zeitlichen Engagement seinerseits, wurde es ganz unverhofft möglich, den alten Dokumenten seines Grossvaters einen späten Sinn zu geben. ,,Ich danke dir Dad, dass du mir bei meiner Masterarbeit hilfst, Grundlagen darzustellen auf denen ich aufbauen kann. Da du wenig Zeit hast, weil du ja sehr häufig zwischen London und Berlin hin- und herreist, schätze ich deine Unterstützung umso mehr." Gestützt auf die archivierten Aufzeichnungen setzt Alan die begonnene Geschichte fort. ,,Ruf schnell die Nummer 117!" Die Stimme von Meierhofers Frau Anna vibriert. Mitten in der Nacht wurde sie durch einen grellen Schrei des neben ihr liegenden Ehemanns aufgeschreckt. Zuerst dachte sie, sie träume, aber der sich verkrampfende Körper zeigte ihr unmissverständlich die dramatische Situation. Durch das Schreien des Vaters wurden auch die drei Kinder aufgeschreckt und stürmten ins elterliche Schlafzimmer. Bewusstlos und den Mund zugekniffen lag ihr Vater, schweissgebadet, leicht vibrierend und nicht ansprechbar in seinem Bett. Innerhalb einer halben Stunde traf die Ambulanz ein und Anna begleitete den Transport neben ihrem Mann sitzend und hielt die Hände des sich sichtlich beruhigenden Patienten. Der Arztbericht zeigte einen sogenannten ,Grand Mal', einen epileptischen Anfall. Die Diagnose mit einem Computertomographen zeitigte eine kleine Blutung in der linken Schädelseite. Anschliessende neurologische Untersuchungen wiesen auf motorische Ausfälle hin. Nach einem kurzen stationären Spitalaufenthalt wurde Walter Meierhofer entlassen mit der Auflage, der Arbeit für 3 Monate fernzubleiben, sich zu schonen, auf jeglichen Alkohol zu verzichten und während den nächsten zwei Jahren ein Medikament einzunehmen, das eine Stärkung der Gefäßmuskulatur bewirkt und die Blutzirkulation verbessert. Walter Meierhofer kann sich an diese Nacht nicht mehr erinnern. Auch der Transport ins Spital und die direkt anschliessende dortige Befragung durch den diensthabenden Arzt sind nicht in seinem Gedächtnis verblieben. Konsterniert muss er zur Kenntnis nehmen, dass er einen Epi-Anfall hatte. Die Ursache kann er nur in Zusammenhang bringen mit seinem Kopfballtor. Es war sehr heiss an diesem Sommernachmittag. Hat der Kopfball-Schlag ein Blutgefäss in seinem Kopf zum Platzen gebracht? Anschliessende neurologische Untersuchungen über einen Zeitraum von drei Monaten zeigten glücklicherweise sukzessive ein Wiedereinstellen der bisherigen motorischen und kognitiven Fähigkeiten. Die Erfahrungen bei Hirnblutungen lassen sich vereinfacht in folgendes Resultatmuster zusammenfassen: ein Drittel der Patienten stirbt sofort. Bei einem weiteren Drittel müssen bleibende Schäden wie Hemiplegie (Halbseitenlähmung), andere motorische Beeinträchtigungen und geringere kognitive Leistungsfähigkeiten akzeptiert werden. Das letzte Drittel – die Glücklichen - kommt ohne Schaden davon. Im Laufe der folgenden Monate und Jahre ist er als Firmeninhaber und als IT-Spezialist voll leistungsfähig. Dies wird ihm allseits auch bestätigt. Seine körperliche Fitness und sein Wille, wieder vollständig gesund zu werden, haben sicherlich zu dieser Erholung beigetragen. Seine Familie hat sich wieder an sein Normalverhalten gewöhnt, seine Arbeitskolleginnen und Kollegen attestieren ihm volle Leistungsfähigkeit und Aussenstehende, die von seiner erlittenen Hirnblutung nichts wussten, wären nie auf den Gedanken eines solchen Ereignisses gekommen. Wenn er aber zu sich ehrlich ist, dann muss er sich eingestehen, dass es - sehr selten – unkontrollierte Unbeherrschtheit seinerseits gegeben hatte. Dies bei Meinungsverschiedenheiten mit seiner Frau, vor allem wenn er sich seiner Meinung nach ungerechtfertigt angegriffen oder kritisiert fühlte. Im Betriebsleben kann er sich nur an einen Fall mit einer Sekretärin erinnern, als er urplötzlich sehr heftig-kritisch bei einer Terminkollision reagierte. Da er dieses Extremverhalten vor der Hirnblutung nicht kannte, führt er seine Reaktion nach eingehender Selbstanalyse auf diesen Krankheitsfall zurück. Anlässlich der mit seiner Frau Anna gelegentlich engagierten Diskussionen über verschiedene Themen fiel ihr aber offensichtlich nicht auf, dass ihr Mann nach der Hirnblutung im Streitfall heftiger reagierte als vor diesem Krankheitsfall. Dies kann einerseits so interpretiert werden, dass Streitereien selten waren und anderseits, dass sich die ,Amplitude' der verbalen Auseinandersetzungen in der Wahrnehmung von Anna nicht veränderte. Walters Einschätzung ist aber eine andere, sensiblere. Er weiss jeweils im Nachhinein, dass er zu heftig reagiert hatte – und er führt sein impulsiveres Verhalten und die im konkreten Fall mangelnde Frustrationstoleranz auf die Hirnblutung zurück. Er ist sich im Nachhinein bewusst, dass er die Kontrolle verloren hatte und...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.