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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 99, 256 Seiten

Reihe: Karl Mays Magischer Orient

Blanc Auf phantastischen Pfaden

Eine Anthologie mit den Figuren Karl Mays, Karl Mays Magischer Orient
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7802-1499-7
Verlag: Karl-May-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Anthologie mit den Figuren Karl Mays, Karl Mays Magischer Orient

E-Book, Deutsch, Band 99, 256 Seiten

Reihe: Karl Mays Magischer Orient

ISBN: 978-3-7802-1499-7
Verlag: Karl-May-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Zeichen des Phantastischen präsentieren Tanja Kinkel, Thomas Le Blanc, Alexander Röder, Rainer Schorm, Jörg Weigand und weitere deutsche Fantasy-Autoren in 23 mitreißenden, sowohl emotionalen als auch humorvollen Kurzgeschichten die Schauplätze Karl Mays aus vollkommen neuer Perspektive.

Auf phantastischen Pfaden reitet Kara Ben Nemsi alias Old Shatterhand durch den schillernden Orient bis in den Wilden Westen und erlebt zusammen mit seinen Freunden magische Momente. Selbst dem griechischen Hades und der für ihn zukünftigen Welt des 21. Jahrhunderts stattet er Besuche ab. Dschinn aus 1001 Nacht, Zauberer, Schamanen und indianische Medizinmänner kreuzen seinen Weg und stellen ihn vor immer neue Herausforderungen.

Dabei gibt es ein Wiedersehen mit so manchen alten Bekannten: natürlich mit Winnetou, Hadschi Halef Omar und dem edlen Rappen Rih, aber auch mit Omar Ben Sadek, Abrahim Mamur und Senitza, Sam Hawkens, Intschu tschuna und Nscho-tschi, Klekih-petra, dem kuriosen Lord Castlepool und den Westmännern Old Death, Martin Baumann und Max Pappermann – sowie dem Erzbösewicht Santer. Nicht zu vergessen Rasin und Qendressa aus den Bänden 1 und 2 von "Karl Mays Magischer Orient".
Und zu guter Letzt kreuzt der sächsische Schriftsteller Karl May hier auch mehrfach leibhaftig die Pfade seiner geistigen Kinder.

Blanc Auf phantastischen Pfaden jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Maike Braun: Die Weisheit des Hadschi Halef Omar
Hans-Dieter Furrer: Fata Morgana
Thomas Le Blanc: Merhamehs Tochter
Jacqueline Montemurri: Das Vermächtnis des Kara
Monika Niehaus: Das Auge des Zyklopen
Alexander Röder: Die Zedern des Libanon
Friedhelm Schneidewind: Senitzas wahre Befreiung
Jörg Weigand: Halef in Nöten
Thomas Le Blanc: Allein mit Qendressa
Kai Riedemann: Durch Wüste und Hades
Kirsten Brox: Zedernzauber
Karl-Ulrich Burgdorf: Der Frevel des Waka-teh
Paul Felber: Windigo
Kai Focke: Wetten unter Gentlemen
Tanja Kinkel: Lehrmeister
Holger Marks: Begegnung mit einem Scout
Jacqueline Montemurri: Durchs wilde Ernstthal
Tim Piepenburg: Der Shatterhand Security Service
Kai Riedemann: Unter der Teufelskanzel
Rainer Schorm: Old Undeath
Anja Stürzer: Old Onehand
Karla Weigand: Das Geisterpferd
Ansgar Schwarzkopf: Reservat


Jacqueline Montemurri
Das Vermächtnis des Kara
„Es selâm ’alejkum! Darf ich mich ans Feuer setzen?“, fragte ich die Gesellschaft. Der flackernde Schein beleuchtete sonnengegerbte, zerfurchte Gesichter. Die hellen Turbane leuchteten im Dunkel der Wüstennacht. Einer der Araber erhob sich. Er war recht klein und dürr. Sein nicht mehr weißer Burnus war sichtlich für einen viel größeren Mann gefertigt. Ein paar Fasern am Kinn und einige Spinnfäden rechts und links der Nase deuteten wohl einen Bart an, der die Lippen frei ließ, die sich nun zu einem freundlichen Lächeln verzogen. Mit der Hand beschrieb er eine einladende Geste. Ich nickte dankend und setzte mich ans wärmende Feuer. War die Wüste bei Tage ein brennender Glutofen, so war es des Nachts sehr kalt unter dem leuchtenden Sternenband. „We ’alejkum es selâm!“, antwortete nun der Araber. „Wer seid Ihr?“ „Mein Name ist Albin Wadenbach.“ Jemand bot mir einen Korb mit Datteln. Ich nahm einige in die Hand und reichte ihn weiter. Die Kamele der Reisenden lagerten nahe der Wasserstelle und ich konnte ihr Schnauben und Brummen hören. „Was führt Euch durch dieses Land, Sihdi?“, fragte mich der Bärtige. Seine Augen funkelten wissbegierig im Licht des Lagerfeuers. „Ich bin Reporter und schreibe einen Reisebericht über den Orient“, antwortete ich. „Oh. So kommt Ihr aus dem Abendland?“ „Ja. Das ist wahr ... Und wohin führt Euer Weg?“ Der Mann steckte sich eine Dattel in den Mund und begann bedächtig zu kauen. Dann antwortete er: „Wir bringen Waren von Bagdad nach Stambul.“ Ich blickte ins Feuer. Die Auskunft kam mir seltsam vor, denn diese Oase hier lag gewiss nicht auf der beschriebenen Route. Doch hütete ich mich, einen Verdacht laut zu äußern. Ich kannte diese Leute nicht und war lieber vorsichtig. „Habt Ihr, Sihdi Wadenbak, schon Berichtenswertes erlebt?“ Das Männchen stopfte sich wieder eine Dattel in den Mund. Seine Gefährten saßen still daneben und lauschten unserem Gespräch. „Ich weiß nicht“, gestand ich leise, „ob es berichtenswert ist. Doch ich hatte vor wenigen Tagen eine seltsame Begegnung.“ „Oh, wenn es Euch gefällt, so erzählt uns davon. Wir lauschen gern seltsamen Geschichten. Dies verkürzt uns die Nacht.“ Nun stopfte ich mir meinerseits eine der süßen Datteln in den Mund, um Zeit zu gewinnen, und kaute lange auf ihr herum. Ich überlegte, wo ich beginnen sollte. Die Wasser des Nils ließen das Schiff kaum merklich hin- und herschwanken. Die Segel waren gebläht. Die Frau stand an der Reling und blickte zurück nach Süden. Seit wir in Luxor abgelegt hatten, hatte sie sich kaum von der Stelle bewegt. Ich wusste, dass sie in Begleitung ihres Gatten und eines befreundeten Ehepaares war. Vielleicht war es unschicklich, sie anzusprechen, doch ihr betrübter Blick rührte mich zutiefst. Zumal ich wusste, dass ihre Gesellschaft Landsleute von mir waren. „Darf ich mich vorstellen?“, begann ich zögerlich. „Albin Wadenbach.“ Sie blickte mich an, als hätte ich sie aus einem Traum gerissen. Ich hielt ihr die Hand entgegen. Sie blinzelte, als wäre sie gerade aufgewacht. „Oh.“ Sie ergriff zaghaft meine Hand. „Angenehm. Klara Plöhn.“ „Gefällt es Ihnen hier nicht?“ Sicherlich war es recht anmaßend von mir, dies zu fragen. Doch ich wollte gern mehr über ihren Kummer erfahren. „Es ist wunderschön hier. All die antiken Stätten. Sehr anregend.“ „Aber was betrübt Sie dann so?“ Sie blickte mich verwirrt an. Doch dann flog ein Lächeln über ihr Gesicht wie ein verschreckter Vogel. „Nun“, antwortete sie offen. „Er ist es, der mich betrübt.“ „Er?“ „Ja, unten in der Kajüte. Diese Reise war sein Lebenstraum, aus dem er böse zu erwachen scheint.“ „Hat er sich ein Fieber geholt?“ „Mag sein, dass man es so nennen könnte.“ Ich verstand ihre Worte nicht. „Was meinen Sie damit?“ „Ich befürchte, wir müssen ihn einer Irrenanstalt zuführen.“ „Wieso? Was ist mit ihm geschehen? Welches Fieber kann das bewirken?“ „Ich würde es Realität nennen“, antwortete sie. Ihre Augen bekamen einen feuchten Glanz und sie wendete sich von mir ab, blickte hinaus in die Wüste. „Realität?“, bohrte ich weiter. „Ja. Er kann es nicht verwinden. Hatte er doch solch Reisen schon viele Jahre unternommen. Hatte Abenteuer erlebt und glaubte, das alles zu kennen. Doch nun ...“ „Doch nun?“ „Es ist nicht so, wie er erwartet hatte.“ Sie verstummte. Als Reporter war ich es gewohnt, Menschen auszufragen. Diesmal tat ich mich schwer damit. Sie war eine attraktive Frau von zarter Gestalt, und ihre Traurigkeit betrübte mich. „Darf ich Ihren Gatten sprechen?“, kam es über meine Lippen. „Es geht nicht um meinen Gatten.“ Ihr Ton war fast ein wenig entrüstet. „Es ist Karl, der Freund meines Mannes, der uns Sorge bereitet.“ „Oh, verzeihen Sie“, entgegnete ich. „Schon gut. Sie können es gern versuchen. Doch ich glaube, er ist im Moment niemandem zugänglich.“ Sie stieß sich von der Reling ab, als hätte sie einen wichtigen Entschluss gefasst, und führte mich hinab in den Bauch des Schiffs. Zaghaft klopfte sie an einer Kajütentür. Von drinnen war ein unwirsches Gebrüll zu hören. „Gehen Sie besser allein hinein. Doch seien Sie auf der Hut. Er ist derzeit nicht er selbst.“ Ich nickte und sie wendete sich ab. Ich blickte ihrer zarten Gestalt nach, bis sie wieder die Treppe hinaufgestiegen und aus meinem Sichtfeld entschwunden war. All meinen Mut zusammennehmend öffnete ich nun die Tür. Drinnen erblickte ich einen Mann, an einem kleinen Tisch sitzend, der über und über mit Büchern bedeckt war. Er hatte den Kopf in die Hände gestützt und bot ein elendes Bild. Als ich eintrat, blickte er auf. „Wer sind Sie?“, herrschte er mich an. „Ich hörte, wir seien Landsmänner, und wollte Ihnen meine Aufwartung machen“, erklärte ich. „Pshaw!“, kam es verächtlich aus seinem Mund. Ich betrachtete ihn interessiert. Sein stellenweise ergrautes Haar war nach hinten gekämmt. Er trug einen Oberlippenbart, der im Augenblick ein wenig ungepflegt erschien, und unter der Unterlippe einen kleinen Kinnbart. „Was wollen Sie?“, brüllte er mich an. „Entschuldigen Sie mein Eindringen. Doch ich bin Reporter und schreibe einen Bericht über eine Orientreise. Da Sie weit gereist sind, dachte ich, Sie ...“ Weiter kam ich nicht. Er war aufgesprungen und warf mit einem Baedeker nach mir. „Hier haben Sie Ihren Reisebericht!“ Ich konnte mich in letzter Sekunde unter dem anfliegenden Reiseführer ducken und er prallte gegen die Kajütentür. Der Mann sank wieder auf dem Stuhl zusammen. „Ich bin dessen nicht würdig. Nicht dieser historischen Schätze.“ „Warum denken Sie das?“ „Goethe würde ganz anders sehen, denken und empfinden als ich. Das ist nun leider hier im Leben nicht mehr nachzuholen.“ Dieser Mann musste wahrlich verwirrt sein, ging es mir durch den Kopf. Was hatte er mit Goethe zu schaffen? Als hätte er meine Gedanken erraten, zog er den „Faust“ aus dem Bücherstapel und schleuderte ihn durch die Kajüte. „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“, schrie er in wilder Verzweiflung. „Oder sind es gar drei oder vier?“ „Haltet ein, werter Herr“, versuchte ich ihn zu beruhigen. „Das ist nicht meine Welt“, schluchzte er. „Das ist nicht die Welt von Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar.“ Sein Elend rührte mich zutiefst, auch wenn ich nicht verstand, wovon er sprach. „Wer ist Kara Ben Nemsi?“, fragte ich. „Kara Ben Nemsi ...“, murmelte er, als müsse er sich erst entsinnen. Dann blickte er auf, und seine wasserblauen Augen wirkten plötzlich, als sei er wieder klaren Verstandes. „Durch die Wüste ...“, begann er seine Erzählung. Durch die Wüste ritt ich mit meinem treuen Gefährten. Seine kleine, dürre Gestalt auf dem großen Pferd mag für manch einen lächerlich gewirkt haben. Doch wer ihn kannte, wusste seinen Scharfsinn, seinen Mut und seine Gewandtheit und Ausdauer zu schätzen. Keinen anderen Gefährten hätte ich mir an meiner Seite gewünscht. Nie habe ich jemandem davon erzählt,...


Thomas Le Blanc, geboren 1951 in Wetzlar. Studium der Mathematik, Physik und Pädagogik, zunächst Studienrat, dann freier Autor, Journalist, Übersetzer, Lektor, Herausgeber, Reihenentwickler, Zukunftsforscher. Herausgeber der "Sternenanthologien" bei Goldmann, langjähriger Kulturkorrespondent zahlreicher Tageszeitungen, u.a. DIE WELT. Gründer und Leiter der Phantastischen Bibliothek Wetzlar. Deutscher Fantasy-Preis 1990.



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