E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Reihe: MVG Verlag bei Redline
Blickhan Denken, Fühlen, Leben
1. Auflage 2007
ISBN: 978-3-86415-551-2
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Vom bewussten Wahrnehmen zum kreativen Handeln
E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Reihe: MVG Verlag bei Redline
ISBN: 978-3-86415-551-2
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
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2. KAPITEL DIE SPRACHE DES KÖRPERS ODER: WIE ICH MICH BEWEGE, SO BIN ICH
Wie unsere Körperhaltung uns beeinflusst
Bis hierher haben wir uns vor allem mit der Wahrnehmung und der Sprache beschäftigt: Was wir sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken. Die Information, die wir so aufnehmen, wird sehr vielschichtig und umfassend verarbeitet. Die Vorgänge dabei sind uns in unterschiedlichem Maße bewusst. Das hängt hauptsächlich mit der Kapazität unseres Bewusstseins zusammen. Von den Millionen von Informationseinheiten, aus denen wir wählen können, nehmen wir höchstens fünf bis zehn gleichzeitig auf. (Erinnern Sie sich noch an die „magische Sieben“ aus dem ersten Kapitel?) Wir richten unsere Aufmerksamkeit bevorzugt auf Dinge, die einer bewussten, zielgerichteten Entscheidung bedürfen. Das heißt aber nicht, dass die anderen Vorgänge weniger wichtig sind. Gerade so lebensnotwendige Prozesse wie Atmung oder Stoffwechsel laufen fast völlig unbewusst ab. Trotzdem haben auch sie entscheidende Bedeutung für unser Leben. Folgende Übung verdeutlicht das:
Übung: Körperhaltung
Legen Sie einen Moment das Buch aus der Hand und setzen Sie sich ganz aufrecht auf Ihren Stuhl oder Sessel. Lassen Sie nun den Kopf sinken, beugen Sie Ihren Oberkörper vor, sodass der Rücken rund wird und die Schultern nach vorne hängen. Richten Sie den Blick nun nach unten auf den Fußboden. Bleiben Sie etwa eine Minute in dieser Stellung und beobachten Sie Ihre Gedanken und Gefühle. Hören Sie in sich hinein und spüren Sie, was sich verändert. Kreuzen Sie nun auf der folgenden Liste an, was für Sie zutrifft: Ja Nein Ich bin entspannt. Ich sitze verkrampft. Ich atme tief und frei. Ich halte eher die Luft an. Ich fühle mich niederge- schlagen. Ich bin wach und aufmerksam. Ich habe Angst. Ich bin eher zuversichtlich. Danach heben Sie Ihren Kopf und richten den Oberkörper wieder auf, sodass die Wirbelsäule eine senkrechte Linie bildet. Lockern Sie Ihre Schultern und sitzen Sie aufrecht, den Blick geradeaus nach vorne gerichtet. Stellen Sie sich dabei vor, Ihr Kopf würde im Scheitelpunkt nach oben gezogen. Entspannen Sie Ihre Beine und stellen Sie beide Füße nebeneinander auf den Boden. Achten Sie wieder aufmerksam darauf, was sich nun verändert und bleiben Sie mindestens eine Minute in dieser Haltung. Welche Veränderungen haben Sie bemerkt? Einige davon sind Ihnen wahrscheinlich sofort aufgefallen, andere waren Ihnen weniger bewusst. Kreuzen Sie nun wieder an, was für Sie zutrifft. Ja Nein Ich bin entspannt. Ich sitze verkrampft. Ich atme tief und frei. Ich halte eher die Luft an. Ich fühle mich niederge- schlagen. Ich bin wach und aufmerksam. Ich habe Angst. Ich bin eher zuversichtlich. Beide Körperhaltungen führen also zu ganz verschiedenen Gedanken, Gefühlen und Empfindungen. Oder anders ausgedrückt: Unsere äußere Haltung beeinflusst unsere innere Haltung und umgekehrt. Wir wollen das in einem einfachen Modell veranschaulichen: Grundlegend ist, dass alle psychischen und physischen Prozesse ganzheitlich ablaufen und sich gegenseitig beeinflussen. Haben Sie nicht auch schon einmal Ihre Autoschlüssel gesucht und sie dort, wo sie lagen, mehrfach übersehen? Dieses Beispiel haben wir bereit im letzten Kapitel erwähnt und es zeigt, dass selbst die Wahrnehmung beeinflusst wird von dem, was wir wissen, glauben und fühlen. Den Zusammenhang von Gefühl und Haltung (=„Bewegen“, siehe Verarbeitungsmodell oben) haben Sie gerade selbst ausprobiert. Wir nehmen unsere Umwelt wahr – sehen, hören, spüren, riechen und schmecken. Wir suchen uns bewusst und unbewusst das heraus, was wir für wahr nehmen und für wahr halten wollen (siehe erstes Kapitel). Diese Auswahl wird hauptsächlich durch Gefühle gesteuert: Was Spaß, Angst oder neugierig macht, wird bevorzugt. Es ist ja auch am wichtigsten zum Überleben. Zusätzlich wird unsere Wahrnehmung natürlich beeinflusst von unseren Erfahrungen, also dem, was wir denken, wissen, meinen: Was wir nicht kennen, können wir auch nicht wieder erkennen. Daran liegt es zum Beispiel, dass für uns alle Asiaten ähnlich aussehen; vielen Asiaten geht es mit uns Europäern genauso. Wahrnehmen bedeutet also Filtern. Die gefilterte Wahrnehmung wird dann weiterverarbeitet; die verschiedenen Verarbeitungsebenen beeinflussen sich dabei gegenseitig. Gedanken werden von Gefühlen begleitet und Gefühle regen zum Denken an – oder sie hemmen das Denken. Dieses Phänomen hat wohl jeder von uns in Stresssituationen schon am eigenen Leib erlebt. Reaktionen im engeren Sinne sind Verhaltensweisen wie Sprechen, Bewegungen, gezieltes und bewusstes Handeln. Auch sie stehen eng mit den anderen Funktionen in Zusammenhang. Im ersten Kapitel haben Sie zum Beispiel gesehen, wie unsere Sprache von der Art der Wahrnehmung („Seh-“, „Hör-“ und „Fühlsprache“) beeinflusst wird. Ebenso beeinflussen unsere Gefühle die Art, wie wir sprechen. Die Alltagssprache kennt viele Beispiele dafür. Wer seinen Ärger in sich hineinfrisst, hinunterschluckt, der wird sauer und die Belastung schlägt ihm auf den Magen – er bekommt Magenschmerzen und am Ende vielleicht sogar ein Magengeschwür. Einem anderen läuft die Galle über, und ein Dritter ist so hartnäckig, dass er...