Warum verzichtete Andrea Mantegna bei einem knappen Dutzend seiner Gemälde, den Grisaille-Malereien, auf jene malerischen Qualitäten, für die er allseits so gerühmt wurde? Bewundert wurde doch gerade seine Fähigkeit, dem Betrachter Menschen, Tiere und Landschaften verblüffend lebendig vor Augen zu stellen. Doch in den Grisaillen des Quattrocento-Meisters bestimmt die Nachahmung von totem Stein und kalter Bronze die Oberfläche der Bilder, und an die Stelle komplexer perspektivischer Raumerfindungen treten Fiktionen glatter Marmorflächen, die den Blick in die Tiefe verstellen. Mehr als 500 Jahre nach Mantegnas Tod werden die Grisaillen erstmalig in einer Monografie umfassend analysiert. Ihre besondere Funktion im Spannungsfeld von sich rasant entwickelnder Antikenrezeption, Sozialgeschichte der Hofkünstler und um den Vorrang unter den Künsten streitenden Disziplinen wird erläutert. Den Ausgangspunkt bieten dabei die ikonografischen und literarischen Bildquellen aus der antiken Geschichte und dem Alten Testament; Materialikonografie sowie die damals aktuelle Diskussion um ›Historia‹ und Geschichtsschreibung öffnen – über das Werk Mantegnas hinaus – den Weg zum Verständnis dieser besonderen Gattung der Malerei.
Blumenröder
Andrea Mantegna - die Grisaillen jetzt bestellen!
Zielgruppe
Kunsthistoriker, Historiker, Sozialhistoriker, Wissenschaftshistoriker, Medienwissenschaftler, Restauratoren
Weitere Infos & Material
Sabine Blumenröder, geb. 1963, studierte Kunstgeschichte und Klassische Archäologie an der Universität Hamburg und am Courtauld Institute in London. 1990–1994 als freie Kunsthistorikerin für Ausstellungsprojekte und zur Bestandserarbeitung für Museen tätig. Seit 1994 an der Universität Hamburg beschäftigt; 1996–1998 Forschungsaufenthalt am Warburg Institute in London; 1999 Promotion. Forschungen und Publikationen zur Antikenrezeption in der Renaissance und zur Grafik im 20. Jahrhundert.