E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Borzacchiello »Um ehrlich zu sein …«
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98922-078-2
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Welche Worte du für ein glückliches Leben sagen solltest und welche lieber nicht
E-Book, Deutsch, 208 Seiten
ISBN: 978-3-98922-078-2
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie würde die Person, die ich sein möchte, sprechen? Mit seinem geradlinigen und zutiefst humorvollen Stil liefert Paolo Borzacchiello, Experte auf dem Gebiet der sprachlichen Intelligenz, Antworten: Er erklärt, welche Ausdrücke uns daran hindern, die gewünschten Ergebnisse zu erzielen, welche Phrasen wie Zaubersprüche wirken und uns ein gutes Gefühl geben und welche Sätze unser Selbstwertgefühl zerstören und uns daran hindern, glücklich zu sein.
Seine Erfahrungen und Tipps bettet der Bestsellerautor in unterhaltsame Anekdoten und bereitet trockene Theorie aus der Sprachwissenschaft in leicht verständlichen Strategien für den Alltag auf. Dabei lässt er auch schon mal drei Gehirne ein Streitgespräch führen oder erklärt, was Harry Potter mit unserer ganz persönlichen Magie der Worte zu tun hat.
Ein praktischer Guide, um unseren Umgang mit uns selbst und anderen zu verbessern und das Leben zu leben, das wir wollen.
Weitere Infos & Material
Die Magie der Worte
Du bist die Worte, die du verwendest, und du wirst die Worte, die du wählst
Du fühlst dich so, wie du sprichst.
So wie du sprichst, fühlst du dich. Dieser Satz würde genügen, um die Angelegenheit ein für alle Mal zu klären. Dieser Satz würde genügen, um zu verstehen, dass jedes einzelne Wort, das wir aussprechen oder das wir verneinen, in dem Sinne, dass wir eine Verneinung voranstellen (»Nicht an einen Elefanten denken«, »Keine Sorge«, »Hab keine Angst«), spezifische Bereiche unseres Gehirns aktiviert, die wiederum die Produktion von Hormonen und Neurotransmittern auslösen, die dafür verantwortlich sind, wie es uns geht. Folglich hängt unser Wohlbefinden in erheblichem Maße von dem biochemischen Mix ab, den wir mit den Wörtern, die wir im Laufe unseres Lebens bewusst oder unbewusst verwenden, buchstäblich aufbauen: bei der Arbeit, mit unseren Familienmitgliedern, Kindern, uns selbst, den Posts, die wir in den sozialen Medien schreiben. Die Wörter, die wir wählen, zeigen zum einen, wie es uns geht, und offenbaren dadurch unsere innere Welt, zum anderen verstärken und beeinflussen sie diese. Die gute Nachricht ist: Wir können den biochemischen Mix, der uns nützt, selbst zusammenstellen, indem wir ganz bewusst die richtigen Wörter wählen. Und das funktioniert so: Jedes Wort, das wir denken oder aussprechen, aktiviert im Gehirn eine semantische Suche, die wiederum eine Reihe an Vorstellungen hervorruft, die mit diesem Wort verbunden sind. Das ist ein sehr schneller und unbewusster Prozess. Ich gebe dir ein Beispiel: Ich schreibe jetzt das Wort »Elefant«. So, ich habe es geschrieben. Du weißt, wovon ich spreche, richtig? Muss ich jetzt erklären, um welches Tier es sich handelt? Muss ich erwähnen, dass es einen Rüssel hat? Vier Beine und große Ohren? Das wage ich zu bezweifeln, denn all diese Vorstellungen sind bereits im Wort enthalten. Nun schreibe ich folgenden Satz: »Gestern habe ich ein Tier gesehen, das eine Keksschachtel mit seinem Rüssel gepackt hat.« Um welches Tier handelt es sich? Einen Elefanten, stimmt’s? So, jetzt hast du die sogenannten Frames entdeckt. Ein Frame kann unterschiedlich definiert werden, zum Beispiel als »Art und Weise, in der wir unserem Gesprächspartner Informationen präsentieren, um seine Vorstellungen zu beeinflussen«. (Bevorzugst du beispielsweise einen Käse mit 97 Prozent Magermasse oder mit 3 Prozent Fettanteil? Diese Art der Informationspräsentation ist Framing.) Man kann den Frame auch als eine sprachliche Struktur definieren, die Vorstellungen enthält, so wie im Fall von »Elefant«. Jedes Wort enthält eine Vielzahl von »Dingen«: andere Wörter, Vorstellungen, Bilder, Hormone, Neurotransmitter, Chemie. Auch das lässt sich recht einfach nachvollziehen. Wenn ich jetzt »Spinne!« schreibe, bewirkt das in deinem Gehirn eine schnelle und starke Reaktion. Ganze Bereiche des Gehirns werden aktiviert und suchen nach der Bedeutung des Wortes, wobei sie auch das Ausrufezeichen berücksichtigen, das eine gewisse Dringlichkeit anzeigt. Dann wird die Nachricht an den Hirnstamm weitergegeben, einen Teil des Reptiliengehirns, der die Amygdala enthält, unser Alarmzentrum. Aufgabe der Amygdala ist es, uns vor allem zu schützen, was unser Überleben bedrohen könnte (und eine Spinne, die uns beißen kann, stellt eine echte Bedrohung dar). Daher schickt sie Signale an das endokrine System, das unseren Körper mit Hormonen und Neurotransmittern wie Noradrenalin und Cortisol überschwemmt. Diese fördern vor allem in Kombination bestimmte Reaktionen, die im Bedrohungsfall (ob real oder vermutet, macht für das Gehirn keinen Unterschied) nützlich sind: erhöhter Herzschlag, erhöhter Blutdruck, erhöhte Atemfrequenz. Der Körper bereitet sich also auf die typischen Reaktionen in solchen Situationen vor: Lähmung, Flucht oder Kampf. (Wenn du schon einmal von der »Fight-or-Flight-Reaktion«, der »Kampf-oder-Flucht-Reaktion« gehört hast, bedenke, dass die tatsächliche Reaktion, die du hast, wenn du in Panik gerätst oder einer drohenden Gefahr ausgesetzt bist, »freeze, flight or fight« ist, das heißt Lähmung, Wegrennen und erst, wenn du wirklich nicht weglaufen kannst, Kampf.) All das geschieht in weniger als 300 Millisekunden, was eine extrem kurze Zeit ist (für das Lesen der Wörter »300 Millisekunden« braucht man viel länger). Und es passiert zehntausendmal am Tag, ohne Unterbrechung und ohne, dass du irgendetwas dagegen tun könntest. Das Einzige, was du tun kannst, ist, sehr genau auf die Wörter zu achten, mit denen du dich umgibst (das sind nicht nur die Wörter, die du sagst, sondern insbesondere auch die, die an dich oder andere gerichtet werden und die du liest). Wird ein bestimmtes Wort häufig wiederholt, so wird es immer präsenter in deinem Gehirn, und die Auswirkungen fallen extremer aus. Folglich lautet die erste Regel, die du dir merken solltest: Wird ein Frame heraufbeschworen, verstärkt er sich. Jedes Mal, wenn du etwas benennst, lässt du es existieren, ja, du legitimierst seine Existenz. Das ist übrigens der Hauptgrund dafür, dass die Zauberer in Hogwarts Lord Voldemort »Er, dessen Name nicht genannt werden darf« nennen, denn sie wissen genau, dass er existiert, sobald man ihn benennt. BENENNUNG: EINE GÖTTLICHE HANDLUNG, DIE DARIN BESTEHT, DEN DINGEN EINEN NAMEN ZU GEBEN, UND FOLGLICH KONTROLLE ÜBER DIESE VERLEIHT In allen religiösen Erzählungen gibt Gott dem Menschen irgendwann die Macht, Dinge zu benennen (denk nur an Adam im Garten Eden). Eine Sache zu benennen, ihr einen Namen zu geben, ist ein göttlicher und magischer Akt, denn derjenige, der sie benennt, hat die Macht, sie zu kontrollieren, zu definieren, einzuschränken. Dieser uns ureigene Akt verleiht uns die Rolle des Schöpfers von Realitäten. Wenn sich die Herzfrequenz deines Körpers durch einen Reiz erhöht, sucht dein Gehirn nach der Ursache im Außen. Der Grund könnte Angst sein, Erregung, Wut oder Entschlossenheit. Es hängt einzig und allein davon ab, welches Wort du wählst, um den schnelleren Herzschlag zu definieren. Du hast die Macht, die Ursache zu benennen, und je nachdem, welche Wörter du verwendest, eine bestimmte Realität zu erschaffen. Alles, was du aussprichst, wird existieren. Daher gilt: »Es ist so, wie du sagst, und deshalb scheint es für dich so zu sein.« (Ich zitiere mich an dieser Stelle selbst.) In deinen Wörtern steckt dein göttlicher Anteil, du erschaffst dir deinen eigenen Garten Eden. Solange es sich um ein Buch und ein paar erfundene Beispiele handelt, ist alles so weit in Ordnung. Wir sprechen von Elefanten und Spinnen und führen Experimente im geschützten Raum durch. (Falls du dich beim Lesen dieser Zeilen mitten im Regenwald befinden solltest, gilt das natürlich nicht.) Die Sache ist, dass wir in unserem Alltag ganz anderen Reizen ausgesetzt sind. An der Tagesordnung sind Wörter wie »falsch«, »Problem«, »schwierig«, »blockiert«, »Angst«, »schlimm«, »schlecht«, »erdrückt«, »Störung«, »stehlen«. Sie begegnen uns überall, in den Sätzen, die wir zu unserem Kind sagen, in den Textnachrichten an unsere Freunde, in Posts auf Facebook, in Telefongesprächen, die wir führen. Kurz gesagt, eine Riesenmenge Wörter. Versuch mal, die biochemisch bedenklichen Wörter zu zählen, die du jeden Tag aussprichst, denkst, schreibst, liest und hörst. Es sind Tausende. Tausende chemischer Reaktionen. Und angesichts der Tatsache, dass dein Wohlbefinden direkt mit den chemischen Abläufen in deinem Körper zusammenhängt (schüttet dein Körper Endorphine aus, bist du fröhlich und sorglos, wird er von Cortisol geflutet, bist du ganz anderer Stimmung), müsste dir die Bedeutung der ersten Regel klar sein: Wird ein Frame heraufbeschworen, verstärkt er sich. Besonders nachdrücklich möchte ich betonen, dass Wörtern eine doppelte Kraft innewohnt. Anders als oft verbreitet wird, haben Wörter eine Macht, die ich als »absolut« bezeichnen würde: Wörter erschaffen alles, Wörter sind alles. Sie sind die Bausteine, aus denen wir die Häuser errichten, in denen wir leben. Ob es Hütten oder Paläste sind, hängt davon ab, wie viele Steine wir verwenden, welcher Qualität sie sind und so weiter. Außerdem sind die Wörter, noch bevor sie die Ohren oder Augen anderer Menschen erreichen, gedacht worden und haben daher bereits ihre chemische Wirkung auf dich ausgeübt, bevor eine einzige Silbe auf der Tastatur getippt oder von den Stimmbändern in Schall umgewandelt wird. Folglich verändern die Wörter, die du ganz bewusst nach den Kriterien wählst, die wir hier besprechen, deine Wirklichkeit, indem sie die kognitive Struktur deines Gehirns und die Chemie in deinem Körper verwandeln. Wie du mittlerweile weißt, löst die Chemie alle weiteren Reaktionen aus: Dein Verhalten hängt mit der Chemie zusammen, die Ergebnisse, die du erzielst, die Art und Weise, wie andere mit dir umgehen, und das noch bevor du überhaupt etwas gesagt hast. Tatsächlich produzieren Wörter bereits, bevor du sie aussprichst, Hormone in deinem Körper. Diese Hormone haben einen Geruch, der von deinem Gesprächspartner in Lichtgeschwindigkeit wahrgenommen wird und der einen Teil zu dem Eindruck beiträgt, den er sich von dir bildet und der dann von deinen Wörtern vervollständigt wird. Letztlich verleihen die Wörter deiner Aussage und dir selbst einen Wert. Wenn du einen Gegenstand, den du für jemanden gekauft hast, als »kleines Geschenk« bezeichnest, dann weißt du inzwischen, dass dieser Gegenstand dadurch weniger wertvoll wird, als wenn du ihn als »ein...