Bosshardt | Frühintervention bei Stottern | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Bosshardt Frühintervention bei Stottern

Behandlungsansätze für Kinder im Vorschulalter
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-8409-2045-5
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Behandlungsansätze für Kinder im Vorschulalter

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-8409-2045-5
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Stottern ist eine entwicklungsbedingte Störung der Sprachproduktion, die einen starken Einfluss auf die weitere soziale Entwicklung der Betroffenen haben kann. Umso sinnvoller ist es daher, frühzeitig die kommunikativen Fähigkeiten zu fördern. Dieses Buch stellt zwei nachweislich wirksame verhaltenstherapeutische Ansätze zur ambulanten Behandlung des Stotterns bei Vorschulkindern vor, bei denen die Eltern intensiv mit einbezogen werden.

Das Buch beschreibt die Grundlagen und Entstehungsfaktoren des Störungsbildes und geht ausführlich auf das diagnostische Vorgehen ein. Zusätzliche Materialien hierzu erleichtern die praktische Anwendung. Die konkrete Vorgehensweise bei der Intervention wird zunächst anhand der einzelnen Behandlungsschritte eines Stufenprogrammes anschaulich dargestellt. Wichtige Bestandteile dabei sind eine Sensibilisierung der Eltern für Interaktionssituationen mit ihrem Kind, eine Vereinfachung der Sprechweise und Verstärkung von flüssigem Sprechen. In weiteren Schritten werden Verhaltensänderungen angestrebt, die stotterndes Sprechen reduzieren und flüssiges Sprechen in den Alltag übertragen helfen. Das Lidcombe-Programm legt einen besonderen Schwerpunkt auf operante Techniken, die es zu Hause ermöglichen, das Stottern des Kindes systematisch zu verringern und Erfolge langfristig aufrechtzuerhalten.

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Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis;6
2;1 Beschreibung der Störung;10
2.1;1.1 Ein Fallbeispiel;10
2.2;1.2 Bezeichnung;12
2.3;1.3 Definition;13
2.4;1.4 Epidemiologische Daten;14
2.5;1.5 Verlauf und Prognose;16
2.6;1.6 Differenzialdiagnose;18
3;2 Störungstheorien und -modelle;29
3.1;2.1 Genetische Faktoren und Umwelteinflüsse als Ursachen des Stotterns;29
3.2;2.2 Diagnosogene Theorie des Stotterns: Antizipierte Sprechschwierigkeiten als Auslöser und Folge von Stottern;30
3.3;2.3 Kontrolle der Sprechmotorik;32
3.4;2.4 Neuropsychologische Grundlagen des Stotterns;40
3.5;2.5 Stottern als Resultat erhöhter Interferenzanfälligkeit des Sprachproduktionssystems;47
4;3 Diagnostik;52
4.1;3.1 Quantifizierung von Sprechunflüssigkeiten, Äußerungslänge, Artikulationsgeschwindigkeit und Blockdauer;55
4.2;3.2 Ermittlung des Sprachstands, sozialer und anderer Stärken und Schwächen;74
4.3;3.3 Anamnese;79
4.4;3.4 Integration der diagnostischen Informationen;81
4.5;3.5 Umgehen mit widersprüchlichen Informationen;85
5;4 Behandlungsalternativen bei stotternden Vorschulkindern;89
5.1;4.1 Behandeln oder nicht behandeln?;89
5.2;4.2 Stufenbehandlung und operante Behandlung des Stotterns;90
5.3;4.3 Hinweise auf erhöhte Belastungen;93
6;5 Stufenprogramm zur Behandlung des Stotterns bei Vorschulkindern;95
6.1;5.1 Elternberatung;97
6.2;5.2 Reaktionen auf Stottern beeinflussen;105
6.3;5.3 Sprechflüssigkeit fördernde Umgebung schaffen;108
6.4;5.4 Einrichtung von Elterngruppen;117
6.5;5.5 Direkte Modifikation des Sprechens – fluency modification;118
6.6;5.6 Modifikation des Stotterns – stuttering modification;135
6.7;5.7 Behandlung von begleitenden Kommunikationsstörungen;138
6.8;5.8 Nachsorge und Beendigung der Therapie;140
6.9;5.9 Therapieeffekte;141
7;6 Elternprogramm zur operanten Behandlung des Stotterns bei Vorschulkindern: Das Lidcombe-Programm;150
7.1;6.1 Stadium I;152
7.2;6.2 Stadium II;159
7.3;6.3 Probleme bei der Durchführung des Programms;162
7.4;6.4 Wirksamkeit des Lidcombe-Programms;164
8;Literatur;168
9;Anhang;180
10;Sachregister;200


"2 Störungstheorien und -modelle (S. 28-29)

2.1 Genetische Faktoren und Umwelteinflüsse als Ursachen des Stotterns

Familien- und Zwillingsstudien haben gezeigt, dass an der Entstehung des Stotterns genetische Voraussetzungen stark beteiligt sind. Eineiige Zwillinge haben identisches Erbgut, während die Erbanlagen bei zweieiigen Zwillingen nur etwa zur Hälfte identisch sind. Untersuchungen der Stotterraten von eineiigen und zweieiigen Zwillingen haben ergeben, dass es bei eineiigen Zwillingen wesentlich häufiger als bei zweieiigen vorkommt, dass beide Zwillingsgeschwister stottern, d. h. eineiige Zwillinge haben mindestens doppelt so hohe Konkordanzraten wie zweieiige (Dworzynski, Remington, Rijsdijk, Howell & Plomin, 2007).

Aus Familienstudien ergibt sich, dass das Erkrankungsrisiko bei Blutsverwandten ersten Grades von stotternden Personen wesentlich größer ist als in der Gesamtbevölkerung (Yairi, Ambrose & Cox, 1996). Durch molekulare Analyse des Erbmaterials kann in sogenannten „Linkage- Analysen“ eingegrenzt werden, auf welchen Orten der Chromosomen die für Stottern relevante Erbinformation lokalisiert sein könnte. Hierzu werden genetische Informationen von blutsverwandten Mitgliedern einer Familie daraufhin untersucht, in welchen Erbinformationen sich nicht stotternde von stotternden Familienmitgliedern unterscheiden.

Erste Ergebnisse solcher Analysen zeigen, dass es sich beim Stottern um eine polygene Störung handelt, d. h. es sind mehrere Gene an der Entstehung einer Stottersymptomatik beteiligt (Wittke-Thompson et al., 2007). Auch scheinen einige der für Stottern relevanten Regionen auf den Chromosomen zugleich auch an der Entstehung weiterer Störungen beteiligt zu sein (z. B. expressive Kommunikationsstörung, Lese-Rechtschreibstörung und Tourette-Störung).

Es sind also nicht alle für Stottern relevanten Gene auch spezifisch für Stottern. Schließlich wurden Hinweise dafür gefunden, dass an der Entstehung des Stotterns geschlechtsspezifisch unterschiedliche genetische Voraussetzungen beteiligt sind (Suresh et al., 2006). Aus den Korrelationen zwischen ein- und zweieiigen Zwillingen lässt sich schätzen, dass ca. 70 % der phänotypischen Varianz durch genetische Gemeinsamkeiten und 30 % durch Umweltfaktoren zustande kommen (Felsenfeld et al., 2000).

Dieselben Untersuchungen, die die Bedeutsamkeit genetischer Faktoren für das Stottern belegen, liefern zugleich auch Hinweise auf bedeutsame Einflüsse von Umweltfaktoren. Zum einen liegt die Konkordanzrate auch bei eineiigen Zwillingen deutlich unter 100 % (63 % nach Howie, 1981a). Dies beweist, dass auch Umweltfaktoren an der Entstehung des Stotterns beteiligt sind. Zum anderen lässt sich die Schwere des Stotterns mit genetischen Informationen praktisch nicht vorhersagen (Howie, 1981b; Kidd, 1984).

Genetische Informationen sind deshalb lediglich dafür geeignet, die Wahrscheinlichkeit vorherzusagen, ob eine Person irgendwann in ihrem Leben einmal gestottert hat oder als Erwachsener noch immer stottert (Suresh et al., 2006). Die Schwere der Symptomatik scheint dagegen primär durch Umweltfaktoren beeinflusst zu sein. Therapeutische Maßnahmen stellen zielgerichtet eingesetzte Umweltbedingungen dar, die geeignet sind, auch bei genetisch vorbelasteten Personen die Schwere des Stotterns zu modifizieren."



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