E-Book, Deutsch, 212 Seiten, E-Book
Bourseaux / Glaser / Heeke #steuernkompakt Mitarbeiterentsendung
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7910-5301-1
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Für Onboarding - Schnelleinstieg - Fortbildung
E-Book, Deutsch, 212 Seiten, E-Book
ISBN: 978-3-7910-5301-1
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Christiane Bourseaux, Dipl.-Kffr., Steuerberaterin, Director Global Employer Services, Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Düsseldorf
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Rechtswissenschaften Öffentliches Recht Sicherheitsrecht Ausländerrecht, Asylrecht, Flüchtlingsrecht
- Rechtswissenschaften Arbeitsrecht
- Rechtswissenschaften Steuerrecht Einkommensteuer, Lohnsteuer und Kapitalertragsteuer, Kirchensteuer
- Rechtswissenschaften Steuerrecht Internationales und Europäisches Steuer-, Bilanz- und Rechnungslegungsrecht
- Rechtswissenschaften Sozialrecht SGB-I und SGB-IV, Allgemeines zur Sozialversicherung
Weitere Infos & Material
1 Global Mobility Management
Auf den Punkt gebracht
Der Bereich Global Mobility hat in seiner Bedeutung und seinen Tätigkeiten für Unternehmen in der jüngeren Vergangenheit einen tiefgreifenden Wandel erlebt, der zusätzlich durch Corona und den Mobility-Bereich betreffende Änderungen der rechtlich verpflichtenden Vorgaben weiter vorangetrieben wird. Deutlich mehr Unternehmen sehen sich daher zum Handeln im Bereich Global Mobility veranlasst, um empfindliche Strafen und Blacklisting aufgrund von Compliance-Verstößen z. B. im Bereich der EU-Entsenderichtlinie (PWD – Posted Workers Directive) zu vermeiden. Was ein zeitgemäßes und erfolgreiches Mobility Management ausmacht, wird in diesem Teil des Buches vorgestellt.
1.1 Vom Randthema in HR zum eigenständigen Bereich mit signifikantem Beitrag zum Geschäftserfolg
Global Mobility befindet sich im kontinuierlichen Wandel. Nicht zuletzt durch die Auswirkungen der Pandemie wurden verschiedene Entwicklungen, welche sich bereits zuvor abzeichneten, beschleunigt. Dies verändert nicht nur die Anforderungen an die Themen, denen sich die Global-Mobility-Abteilung widmen muss; die jüngsten Entwicklungen sorgen auch dafür, dass sich Unternehmen, welche zuvor wenige bis keine Berührungspunkte mit Global Mobility hatten, mit Themen beschäftigen müssen, für die unternehmensintern noch keine umfassenden Prozesse und Regelungen aufgestellt wurden.
Auf den folgenden Seiten werden die im Rahmen von internationalen Mitarbeitereinsätzen zu diskutierenden Themen, die aktuell auf der Agenda der Unternehmen stehen und sowohl im allgemeinen Diskurs als auch in der praktischen Umsetzung Beachtung finden sollten, präsentiert. Als Ausgangsbasis werden die aktuellsten Entwicklungen bei internationalen Personalbewegungen aufgezeigt sowie die steigende Diversifizierung innerhalb der Entsendetypen und zukünftig zu erwartende Tendenzen bei internationalen Dienstreisenden und grenzüberschreitendem Homeoffice dargestellt. Ergänzt wird dies mit einem kurzen Exkurs auf die zu beachtenden Regelungen und zu definierenden Leistungspakete bei »International Hires«, da auch dieser Punkt bei internationalen Sourcing-Strategien an Bedeutung zunimmt und daher im Gesamtkontext Beachtung finden sollte.
Darauf folgt die Auswahl der für den Auslandseinsatz geeigneten Policy und neben den klassischen Entsendeformen wird die zunehmende Flexibilität, die sich bspw. in Modellen wie »Cafeteria« oder »Core-Flex« widerspiegelt, beleuchtet. Die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Mitarbeiter und deren Familien sowie der mit einer Entsendung verbundenen Kosten werden immer entscheidender; entsprechend werden die beiden Themen »Employee Experience« und die Kostenaspekte eines grenzüberschreitenden Einsatzes betrachtet.
Der Schritt zur praktischen Umsetzung der in Entsenderichtlinien definierten Leistungspakete schließt sich an. Zunächst ist zu klären, wie das passende Abwicklungsmodell aussehen soll, welche Aktivitäten unternehmensintern ausgeführt werden und welche Tätigkeiten an Drittanbieter ausgelagert werden. Eine professionelle Durchführung des Ausschreibungsprozesses, die detaillierte Beschreibung der auszulagernden Aktivitäten und eine fachgerechte Transition sind essenziell bei der Neuimplementierung eines Providers. Nicht zu vernachlässigen ist das fortlaufende Provider-Management. Aufgrund der gesetzlichen Änderungen zur verpflichtenden Audit Rotation besteht zukünftig je nach Ausgangslage eine gesteigerte Notwendigkeit, den Mobility Provider zu wechseln. Auch auf diesen Fall sollte ein Mobility-Team im Unternehmen vorbereitet sein und vorausschauend agieren.
Um die Einhaltung von Compliance-Vorschriften sicherzustellen, aber auch um die Entsendepopulation effizient betreuen zu können, benötigen Unternehmen technologiegestützte Lösungen, um den manuellen Aufwand bei administrativen Tätigkeiten nach Möglichkeit zu reduzieren, dabei aber gleichzeitig Datensicherheit zu gewährleisten.
Bevor auf das Planen und Controlling der Kosten, insbesondere für externe Provider, eingegangen wird, wird das Projektmanagement von internationalen Einsätzen ausgeführt. Entsprechende Fähigkeiten und Fertigkeiten, ein professionelles Kommunikations- und Erwartungsmanagement sind aufgrund der immer stärker zunehmenden Komplexität und Dynamik unbedingt erforderlich.
Ein Ausblick auf die Trends und zukünftigen Herausforderungen, die u. a. durch rechtliche Vorgaben massiv beeinflusst werden, schließt den Global-Mobility-Management-Teil dieses Buches ab. Dabei werden die Auswirkungen von Digitalisierung und Nachhaltigkeit auf Global Mobility ausreichend Beachtung finden.
Beratungshinweis
Aufgrund der verbesserten Möglichkeiten der Behörden, sich durch Digitalisierung und länderübergreifende Kommunikation enger auszutauschen, sollten Unternehmen mit internationalen Personalbewegungen versuchen, ihr Entsendemanagement aktiv anzugehen. Dabei gilt es die Verantwortlichkeiten für bisher vermeintliche Randthemen wie Remote Work, International Hires und Dienstreisende im Unternehmen eindeutig zuzuteilen und ausreichend Kapazitäten in Global-Mobility-Abteilungen bereitzustellen. Nur so kann ein modernes und zeitgemäßes Global Mobility Management stattfinden, das einen wichtigen Beitrag leistet, um Unternehmen handlungsfähig, international wettbewerbsfähig und rechtssicher zu halten.
1.2 Diversifizierung von Entsendetypen
Beratungshinweis
Die Anzahl möglicher Entsendetypen ist angestiegen sowie vielfältiger und individueller geworden. Unternehmen müssen ihre Entsendevorgaben regelmäßig überprüfen und ggf. anpassen, um den veränderten Bedürfnissen einer heterogenen globalen Workforce Rechnung zu tragen.
Der Trend »Mobility is diversifying« hält weiter an. Betrachtet man Entsendepopulationen in Unternehmen, kann man feststellen, dass klassische Entsendetypen wie Short- und Long-Term-Entsendungen zwar als Kerntypen und somit Ausgangspunkt der Betrachtungen weiterhin vorhanden sind, aber durch eine Vielzahl an Varianten wie Commutern, Remote Work über Ländergrenzen hinweg, grenzüberschreitendes Homeoffice und der Einsatz von Freelancern ergänzt werden. In ein anderes Land fest versetzte Mitarbeiter als auch grenzüberschreitende Einstellungen zählen ebenso zu gängigen Einsatztypen. Letztere Gruppe von Mitarbeitern befindet sich zwar nicht in einer typischen Entsendesituation, aber eine Definition von Vorgaben lohnt sich aufgrund der komplexen Rahmenbedingungen.
Eine deutliche Steigerung der Anzahl konnte zudem in den letzten Jahren bei den Business Travellern festgestellt werden – zumindest vor der Pandemie.
Entsendeabteilungen in Unternehmen mussten in den vergangenen Jahren verstärkt auf veränderte äußere Rahmenbedingungen reagieren, zu denen Trends wie die generelle Flexibilisierung von Arbeitsstrukturen und die Digitalisierung eine entscheidende Rolle spielen.
Abb. 1: Entwicklung von grenzüberschreitenden Einsatztypen während der letzten Jahrzehnte
1.2.1 Übersicht Entsendetypen
Wird aus Sicht der Personalabteilung auf die Dauer des Auslandeinsatzes abgestellt, unterscheidet man in der Praxis üblicherweise folgende Entsendeformen:
- Kurzzeitige Entsendungen (Short-Term)
- Auslandseinsätze dieser Kategorie dauern üblicherweise zwischen 3 und 12 bzw. 18 Monate.
- Meist behält der Mitarbeiter seinen Arbeitsvertrag mit der Heimatlandgesellschaft des Unternehmens bei und für die Zeit des Auslandseinsatzes wird eine zusätzliche Entsendevereinbarung geschlossen.
- Ein befristeter Arbeitsvertrag mit der aufnehmenden Gastlandgesellschaft wird i. d. R. nur abgeschlossen, wenn dies nach ausländischem Recht erforderlich ist.
- Langfristige Entsendungen (Long-Term)
- Auslandseinsätze dieser Kategorie dauern üblicherweise zwischen 12 und 60 Monate.
- In der Praxis sind folgende zwei Vertragskonstellationen am häufigsten vertreten:
- Der Arbeitsvertrag des Mitarbeiters mit der inländischen Heimatlandgesellschaft wird ruhend gestellt. Der Mitarbeiter erhält einen befristeten Arbeitsvertrag mit der ausländischen Gastlandgesellschaft.
- Der Mitarbeiter behält seinen Arbeitsvertrag mit der Heimatlandgesellschaft des Unternehmens bei und erhält für die Zeit des Auslandseinsatzes eine zusätzliche Entsendevereinbarung.
- Lokalisierungen (Permanent Transfer)
- Eine Lokalisierung kann sowohl nach Ablauf einer langfristigen Entsendung erfolgen als auch als eigene Einsatzform auftreten:
- Es erfolgt ein lokaler...