Bröckling / Sikora | Armeen und ihre Deserteure | Buch | 978-3-525-01365-6 | sack.de

Buch, Deutsch, 322 Seiten, Format (B × H): 124 mm x 205 mm, Gewicht: 350 g

Bröckling / Sikora

Armeen und ihre Deserteure

Vernachlässigte Kapitel einer Militärgeschichte der Neuzeit
1. Auflage 1998
ISBN: 978-3-525-01365-6
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht

Vernachlässigte Kapitel einer Militärgeschichte der Neuzeit

Buch, Deutsch, 322 Seiten, Format (B × H): 124 mm x 205 mm, Gewicht: 350 g

ISBN: 978-3-525-01365-6
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht


Der archimedische Punkt politischer Herrschaft ist ihr Anspruch auf die Ausübung legitimer Gewalt. Dafür werden Menschen in Dienst genommen und erheblichen Gefahren ausgesetzt. Deserteure stellen diesen Anspruch in Frage. Trotz der Brisanz dieses Themas schweigen die meisten Geschichtsbücher darüber. Wenn die Desertion überhaupt öffentlich thematisiert wurde, dann zumeist in einer zeitlich und politisch verengten Perspektive.In diesem Band wird die Desertion nicht als isoliertes Phänomen betrachtet. Die Beiträge behandeln die Desertion und die Deserteure von den Söldnerheeren des 16. Jahrhunderts bis zu den Berufs- und Wehrpflichtarmeen der Gegenwart. Wie wurde der Militärdienst politisch gerechtfertigt? Wie wirkten sich die Art der Rekrutierung, die Behandlung und Versorgung der Soldaten auf die Desertion aus? Was bestimmte die Motivation, die Loyalität und die Einsatzbereitschaft der Soldaten? Wie wurde Desertion juristisch, politisch, moralisch und zuweilen sogar medizinisch bewertet, wie wurde sie verfolgt und bestraft? Es zeigt sich, daß die Geschichte der Desertion nicht von der Geschichte des Militärs zu trennen ist. Desertion ist immer eine Reaktion auf militärische Normen und Anforderungen, sie bringt epochenspezifische militärische Strukturen zum Ausdruck. Mehr noch: Da die Menschen kaum irgendwo so direkt dem Zugriff der politischen Herrschaft ausgesetzt sind wie in der Armee, wirft die Geschichte der Desertion in der Neuzeit auch ein Licht auf das moderne Staatswesen von seiner ersten Ausformung als Fürstenstaat bis zum modernen Verfassungsstaat.Dieser Band vermittelt einen ersten Überblick über ein Thema, das von der historischen Forschung gerade erst entdeckt wird.
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Weitere Infos & Material


Ulrich Bröckling/Michael Sikora: Einleitung.
Reinhard Baumann: Protest und Verweigerung in der Zeit der klassischen Söldnerheere
Michael Kaiser: Ausreißer und Meuterer im Dreißigjährigen Krieg
Peter Burschel: Die Erfindung der Desertion. Strukturprobleme in deutschen Söldnerheeren des 17. Jahrhunderts
Michael Sikora: Das 18. Jahrhundert. Die Zeit der Deserteure
Michael Sikora: Desertion und nationale Mobilmachung. Militärische Verweigerung 1792-1813
Sabrina Müller: »Lieber für Freiheit sterben als den Fürsten zum Spott«. Desertionen während der Revolution von 1848/49
Ulrich Bröckling: Psychopathische Minderwertigkeit? Moralischer Schwachsinn? Krankhafter Wandertrieb? Zur Pathologisierung von Deserteuren im Deutschen Kaiserreich vor 1914
Christoph Jahr: Desertion im Ersten Weltkrieg
Dieter Knippschild: Deserteure im Zweiten Weltkrieg. Der Stand der Debatte
Rüdiger Wenzke: Die Fahnenflucht in den Streitkräften der DDR
Ulrich Bröckling: Truppenflüchter und Totalverweigerer. Fahnenflucht, Eigenmächtige Abwesenheit und Dienstentziehung in der Bundesrepublik.


Burschel, Peter
Peter Burschel hat den Lehrstuhl für Kulturgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit an der Universität Göttingen und leitet die Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel.



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