Brommer / Dürscheid | Mensch. Maschine. Kommunikation. | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 277 Seiten

Brommer / Dürscheid Mensch. Maschine. Kommunikation.

Beiträge zur Medienlinguistik

E-Book, Deutsch, 277 Seiten

ISBN: 978-3-8233-0319-0
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Wie unterscheidet sich die Mensch-Maschine-Kommunikation von der Kommunikation zwischen Menschen? Lässt sich feststellen, ob ein Mensch oder eine Maschine kommuniziert? Kann man Maschinen vertrauen? Die Beiträge thematisieren diese und weitere Fragen anhand aktueller Beispiele. Im ersten Teil liegt der Schwerpunkt auf der Analyse von Nachrichten in sozialen Netzwerken und den Auswirkungen der heutigen digitalen Möglichkeiten auf die Kommunikation. In den folgenden Teilen steht die Interaktion mit Robotern (z.B. in der Altenpflege) und mit virtuellen Assistenzsystemen (z.B. Siri) im Zentrum. Hier wird u.a. gezeigt, wie Vertrauen zu Pflegerobotern aufgebaut werden kann und welche Rolle das Kommunikationsverhalten dabei spielt. Der letzte Beitrag zum Bodyhacking und den damit verbundenen ethischen Fragen greift nochmals die Frage nach der Grenze zwischen Mensch und Maschine auf.
Brommer / Dürscheid Mensch. Maschine. Kommunikation. jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1 Sarah Brommer & Christa Dürscheid: Mensch-Mensch- und Mensch-Maschine-Kommunikation
A Mensch-Mensch-Kommunikation via Maschine

2 Linda Bosshart: WhatsApp, iMessage und E-Mail. Ein Vergleich de technisch Möglichen mit dem tatsächlich Realisierten

3 Roberto Tanchis & Leonie Walder: Animojis. Eine Analyse aus linguistischer Perspektive

4 Mia Jenni: Die weinende, virtuelle Influencerin. Das Internetphänomen «Lil Miquela»

5 Florina Zülli: ‹Neuer Partner› in den Warenkorb hinzufügen? Zu den Veränderungen des Online-Datings von Parship über Tinder bis zum künstlichen Partner

B Mensch-Maschine-Kommunikation I: Kommunikation mit Robotern

6 Ilona Straub: Die Mensch-Roboter-Interaktion. Eine Untersuchung zu den präkommunikativen und kommunikativen Erwartungshaltungen an einen soziotechnischen Akteur

7 Jana Seebass: Roboter als Partnerersatz. Streitgespräche in der Mensch-Mensch- und Mensch-Maschine-Kommunikation

8 Rahel Staubli: Vertrauen in Lio und Co. Anthropomorphisierung von Robotern als vertrauensfördernde Strategie

9 Andrea Knoepfli: Mit welchen Strategien erzeugen Pflegeroboter Vertrauen? Analyse aktueller Beispiele

C Mensch-Maschine-Kommunikation II: Kommunikation mit Assistenzsystemen

10 Julia Degelo: Der wütende Mann, die höfliche Frau – und die Frage nach dem Dazwischen. Wie spricht eine genderneutrale Sprachassistenz?

11 Ann Fuchs & Zora Naef: Smart Homes im öffentlichen Diskurs. Drei Fallbeispiele

D Exkurs: Mensch. Maschine. Menschmaschine.

12 Oliver Bendel: Chips, Devices, and Machines within Humans. Bodyhacking as Movement, Enhancement, and Adaption

Die Autorinnen und Autoren
Register


1 Vorbemerkungen
Liest man das diesem Beitrag vorangestellte Zitat, dann möchte man aus linguistischer Sicht spontan darauf antworten: Die Sprache ist ein solches Alleinstellungsmerkmal; die Mensch-Maschine-Kommunikation wird nie an das heranreichen, was die Mensch-Mensch-Kommunikation zu leisten vermag. Doch ist das so? Wo liegen die Unterschiede, wo die Gemeinsamkeiten und welche Merkmale charakterisieren das Sprechen von Maschinen? Im Folgenden wird es um diese und andere Fragen gehen, die das Themenfeld «Mensch. Maschine. Kommunikation» betreffen. Zuvor aber sind zwei Vorbemerkungen erforderlich. Diese beziehen sich sowohl auf den Haupt- als auch auf den Untertitel des vorliegenden Sammelbandes. Der Haupttitel ist ein Trikolon. Er besteht aus drei Teilen, die zwar durch Punkte getrennt sind, aber eine Einheit bilden. Die Reihung soll anzeigen, dass es im vorliegenden Buch keineswegs nur um das Thema Mensch-Maschine-Kommunikation geht (wie es eine Durchkoppelung mit Bindestrich nahegelegt hätte), sondern dass die Perspektive weiter gefasst ist und auch solche Aspekte behandelt werden, die sich auf die Mensch-Mensch-Kommunikation beziehen. Das ist im ersten Themenblock des Sammelbandes der Fall, in dem z.B. die Verwendung von Animojis thematisiert wird (vgl. den Beitrag von Tanchis/Walder i.d.B.). Der Fokus liegt hier auf der Beschreibung von Interaktionspraktiken in der interpersonalen Online-Kommunikation. Diese ist dadurch gekennzeichnet, dass Menschen mit Menschen kommunizieren – und zwar mittels Maschinen bzw. technischer Unterstützung (z.B. via Handy). Allerdings wird sich schon in diesen ersten Beiträgen zeigen, wie schwer die Abgrenzung von Mensch-Mensch- und Mensch-Maschine-Kommunikation im Einzelfall ist. So kann man nicht immer sicher sein, mit einem Menschen zu kommunizieren, wenn man z.B. die Posts auf Instagram oder Facebook liest und darauf reagiert (vgl. den Beitrag von Jenni i.d.B.). Und selbst wenn man weiss, dass man nicht mit einem Menschen, sondern mit einer Maschine interagiert: Kann das nicht auch Emotionen auslösen? Freut man sich vielleicht darüber, wenn der Chatbot schreibt, man habe eine besonders kluge Frage gestellt? Auf solche Fragen rund um das Thema Mensch-Maschine- vs. Mensch-Mensch-Kommunikation geht die Sozialpsychologin Nicole C. Krämer in einem sehr interessanten Interview ein, das die Überschrift «Mit Robotern sprechen» trägt. In diesem Interview liegt der Schwerpunkt auf den psychologischen Aspekten im Umgang mit Robotern, wir dagegen werden uns dem Thema vorrangig aus linguistischer, genauer: aus medienlinguistischer Sicht (s.u.) nähern, und wir werden nicht nur die Kommunikation mit Robotern (d.h. mit Maschinen), sondern auch die Kommunikation via Maschine betrachten. Den Ausdruck Maschine verwenden wir zunächst als Sammelbezeichnung für verschiedene – vorsichtig ausgedrückt – technische Vorrichtungen, subsumieren darunter also sowohl Roboter, Chatbots, Sprachassistenten (Voicebots) als auch technische Apparate wie Handy und Computer. Weiter unten werden wir diesen Terminus genauer fassen. Nun zur Zuordnung des vorliegenden Bandes zur Medienlinguistik: Wie lässt sich das begründen? Womit befasst sich die Medienlinguistik? Auf der Website der Zeitschrift Journal für Medienlinguistik (jfml) werden zwei Aufgabenbereiche genannt, die die «thematischen Eckpfeiler der Zeitschrift bilden» (siehe unter https://jfml.org/about): 1.) «Die theoretische und empirische Durchdringung des Verhältnisses zwischen Medialität und Sprachlichkeit» und 2.) «Die Erforschung von Sprache und Kommunikation unter dem Einfluss medialer Veränderungen». Wir orientieren uns an Punkt 2.), da es aus unserer Sicht dieser ist, der das Kernthema der Medienlinguistik treffend umschreibt. Zum Untersuchungsgegenstand der Medienlinguistik gehört demnach, wie sich der Sprachgebrauch in der massenmedialen Kommunikation gestaltet (vgl. dazu Burger/Luginbühl 2014), aber auch, welchen Einfluss «mediale Veränderungen» auf die interpersonale Kommunikation haben (so z.B. die Nutzung des Smartphones). Zugrunde legen wir dabei einen technologischen Medienbegriff. Dieser besagt, dass Medien «materiale, vom Menschen hergestellte Apparate zur Herstellung, Modifikation, Speicherung, Übertragung oder Verteilung von sprachlichen (und nicht-sprachlichen) Zeichen» sind (Habscheid 2000: 137, vgl. auch Holly 1997: 69f.). Face-to-Face-Gespräche fallen nach unserer Auffassung also nicht in den Gegenstandsbereich der Medienlinguistik, sehr wohl aber beispielsweise Telefonate (mündlich) oder WhatsApp-Konversationen (schriftlich), da beide mit Hilfe von Medien erfolgen. Allerdings berücksichtigt die Holly-Habscheid’sche Definition nicht die Rezeptionsseite, weshalb wir an dieser Stelle noch ergänzen wollen: Medien sind vom Menschen hergestellte Apparate, die sowohl zur Produktion, zur Distribution als auch zur Rezeption von Zeichen dienen (vgl. dazu auch Posner 1985: 255). Versteht man den Terminus Medien in diesem technologischen Sinne, dann ist auch die Mensch-Maschine-Kommunikation Gegenstand der Medienlinguistik – und dies in zweierlei Hinsicht: Die Maschine (z.B. der Computer) dient hier ja nicht nur zur Produktion, Distribution und Rezeption der sprachlichen Zeichen, sie ist auch selbst an der Interaktion beteiligt (z.B. der Chatbot). Als Beispiele seien Roboter wie Pepper oder Nao genannt, die in Einkaufszentren eingesetzt werden, um einfache Fragen von Kund*innen zu beantworten oder sie daran zu erinnern, eine Maske zu tragen. Auch mit Sprachassistenten wie Siri oder Alexa kann man kleine Dialoge führen, anders als Roboter haben sie aber nur eine Stimme, keine physische Gestalt. Dennoch neigt der Mensch dazu, auch solche virtuellen Assistenzsysteme als ‹Ansprechpersonen› wahrzunehmen. Auf diesen Punkt kommen wir weiter unten zurück. In der Linguistik gibt es zum Sprachgebrauch in der Mensch-Maschine-Kommunikation bislang nur wenige Arbeiten (vgl. aber Lotze 2016, Antos 2017); die meisten Studien legen den Schwerpunkt auf medienwissenschaftliche, sozialpsychologische und informationsethische Fragen (z.B. Remmers 2018, Thimm/Bächle 2018). Diese Aspekte nehmen wir in unserem Sammelband auch auf, im Fokus stehen aber primär linguistische Untersuchungen (z.B. anknüpfend an die Gesprächsanalyse, die Diskursanalyse und die Genderlinguistik). Zunächst aber erscheint es geboten, noch einige Überlegungen zum Terminus Maschine anzustellen. Was versteht man genau unter einer Maschine? Und wo liegt der Unterschied zum Automaten und zum Roboter? Im nächsten Abschnitt gehen wir kurz auf diese Fragen ein (vgl. dazu ausführlich Staubli i.d.B.), dann steht das Verhältnis von Menschen und Maschinen im Fokus und es wird die Frage behandelt, welche Rolle das Vertrauen in der Mensch-Mensch-Kommunikation und vergleichend dazu in der Mensch-Maschine-Kommunikation spielt (Abschn. 3). Das ist im Kontext des vorliegenden Sammelbandes ein wichtiger Aspekt, zwei Beiträge nehmen darauf Bezug (Staubli und Knoepfli i.d.B.). Die folgenden Fragen stellen sich hier: Kann überhaupt die Rede davon sein, dass man Maschinen Vertrauen entgegenbringt? Besteht gerade darin nicht ein zentraler Unterschied zur Mensch-Mensch-Kommunikation? Den Abschluss des vorliegenden...


Prof. Dr. Sarah Brommer ist Professorin für Angewandte Linguistik mit Schwerpunkt Textproduktionsforschung an der Universität Bremen.
Prof. Dr. Christa Dürscheid ist Professorin für Deutsche Sprache, insbesondere Gegenwartssprache, am Deutschen Seminar der Universität Zürich.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.