E-Book, Deutsch, 464 Seiten
Bührer Vom Jakobli zum Jakob
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-99107-127-3
Verlag: novum pro Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 464 Seiten
ISBN: 978-3-99107-127-3
Verlag: novum pro Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Vom Jakobli zum Jakob erzählt das ereignis- und erfolgreiche Privat- und Berufsleben des Autors. Es begann mit einer schwierigen Geburt und einem Leben, das am seidenen Faden hing, gipfelte in der Gründung einer eigenen Firma mit einer technischen Erfindung, die in aller Welt Anklang fand, und einer glücklichen Familie. Dazwischen gab es kleine Rückschläge, tägliche Kämpfe mit Widrigkeiten und verschiedenstem gesellschaftlichem Engagement. Ein Leben, das sich in ständiger Entwicklung und Veränderung befand und an seinen Aufgaben wuchs. Heute schaut der Erzähler voller Stolz und Genugtuung auf seine Lebensleistung zurück. Er ist immer noch an den Weltläufen interessiert, beobachtet das Tun der jungen Generation, erfreut sich an der Natur und lebt in entschleunigten Tagesabläufen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Teil 1
In seinen Erinnerungen, Vom Jakobli zum Jakob versteckt sich der Schreibende hinter dem Vornamen seines Großvaters, dem Stege-Jakob, und seinem früh verstorbenen Onkel Jakob.
Namen sind zum Teil erfunden, zum Teil authentisch.
Die Flurnamen sind, mit wenigen Ausnahmen, authentisch.
Am Anfang
Am 01. Januar 1933 erblickte ein zartes Büblein das Licht der Welt.
Von seinen Eltern wurde für den jungen Erdenbürger der Name Jakobli schnell gefunden.
Wie es damals Brauch und Sitte war, gaben die Eltern ihrem Erstgeborenen den Vornamen seines Vaters.
Kaum lebensfähig musste der Neugeborene in den ersten Wochen gepäppelt und gehätschelt werden.
Jakoblis Mutter Anna war während der Hausgeburt ihres Erstgeborenen dem Tod gerade noch von der Schippe gesprungen. Die Hebamme und der im letzten Moment herbeigerufene Arzt bangten um das Leben von Jakoblis Mutter und ihrem Kind.
Hebamme Elsa
Der Säugling wollte im ersten Moment seines Daseins nicht atmen, die Hebamme Elsa gab ihm einen Klaps auf seinen Hintern. Vom Schock, hervorgerufen durch den Hebammschen Klaps, begriff Jakoblis Unterbewusstsein, dass er einatmen und wuchtig ausatmen musste, seine Lungen traten in Funktion.
Hebamme Elsa war im Dorf eine bekannte, liebenswürdige und von den Einwohnern geschätzte Frau. Sie wurde gerne von den Eltern zum Betreuen ihrer Kleinkinder beauftragt.
Die Mütter im Dorf waren glücklich, der Hebamme Elsa ihre Kleinsten in Obhut geben zu dürfen, wenn von Frauen und Mannen in heißen Sommertagen Feldarbeiten verrichtet werden mussten, zu denen die Kleinsten nicht mitgenommen werden konnten.
Mutter Anna
Nach vier Wochen hatte sich Jakoblis Mutter von der komplizierten Geburt ihres Sohnes erholt. Sie konnte bald wieder ihrem gewohnten Tagesablauf nachgehen. Vorerst mit sich schonendem Ausführen der Haushaltsarbeiten, die im Landwirtschaftsbetrieb anfallen, erfüllte Mutter Anna zusammen mit Erna, der treuen Gehilfin, die vielfältigen Tätigkeiten, die zu bewältigen waren.
Ihr Neugeborener war ein magerer, zarter Säugling. Die besorgten Eltern gaben sich viel Mühe, das junge Menschlein zum Gedeihen anzuregen. Nur langsam erholte sich Jakobli von den Strapazen, die auch er während seiner Geburt durchgemacht hatte. Nach und nach nahm der Kleine an Gewicht zu, die Eltern durften Hoffnung schöpfen, dass aus dem Knirps noch etwas werde.
Als er achtzehn Monate alt war erfüllte sich die Hoffnung der Eltern. Jakobli entpuppte sich als ein reges Kleinkind. Er war ständig auf allen vieren in Bewegung, wollte möglichst viel entdecken, in der Wohnstube und bei der Mutter in der Küche.
Bald hatte Jakobli die Erfahrung gemacht, dass er die Treppe zu Großmutters Wohnung selbstständig besteigen konnte. Von diesem Tag an war Jakoblis Revier um einen weiteren Ort reicher. Wenn er nicht zu finden war in der Wohnung der Eltern, dann sicher bei Großeli, so drückte sich der Kleine aus, wenn sein Weg nach oben zu Großmutters Wohnung führte. Großeli war eine von Jakobli geliebte Frau, schon früh hatte er die von Großeli gemachten Rahmtäfeli entdeckt.
Der Mutz
An seinem ersten Weihnachtsfest wurde Jakobli mit einem großen Teddybären beschenkt.
Mutz wurde der mollige Bär genannt, ein Wort, das Jakobli bald aussprechen konnte.
Aufrecht stehend war Jakobli um einen Kopf kleiner als sein großer, stummer Plüschkamerad.
Überall, wo sich Jakobli bewegte, musste Mutz dabei sein. In der gemütlichen Bauernstube, im Bett, manchmal auch auf der Wiese der Hofstatt.
Von der Hofstatt schoss zum Andenken an Jakoblis erste Gehversuche Mutter Anna eine Foto, wo der Bub und der Mutz an einem Ast des Zwergapfelbaumes angelehnt nebeneinander stehen.
Mit einiger Mühe zerrte Jakobli seinen braunen Begleiter überall hin, der Mutz musste immer bei dem Sprössling sein. Mutz musste mit Jakobli schlafen. Mutz durfte beim Essen nicht fehlen, darum wurde neben den Kinderstuhl ein Taburettli hingestellt, wo Mutz darauf saß und zuschauen konnte, wie der Esser sich tüchtig seinem Brei zuwandte.
Als bei Jakobli die ersten Zähne sich mit Schmerzen bemerkbar machten, reichte ihm jemand, der gerade für den kleinen Leidenden den Hüterdienst innehatte, ein weiches, fein abgerundetes Holzstäblein in die Hand. Jakobli wusste, wie mit dem erlösenden Ding umzugehen war, meistens war das eine Ende mit Honig bestrichen. Das süße Ende im Mund wurde sorgfältig gekostet und dann dem Zahnfleisch bearbeitet. Natürlich gab Jakobli bald zu verstehen, dass Mutz auch ein Holz haben musste.
Honig bekam Jakobli, auch wenn er aus anderen Gründen leidend war.
Vater Jakobs Hobby war die Bienenzucht, sodass immer genug des süßen Saftes im Haus zur Stege vorrätig war; auch für die anderen Kinder und für die Menschen, die im Haushalt und auf dem Feld mithalfen.
An Weihnachten erhielten die Knechte, auch die auswärts lebenden Helferinnen und Helfer, mit den Geschenken, die Mutter Anna für jeden richtete, immer noch ein Glas Honig als Zugabe.
Unbeschwerte Zeiten
Jakobli durfte, wie oben erwähnt, bei seinen Eltern auf dem Bauernhof zur Stege in familiärer Geborgenheit seine Jugendjahre verbringen.
Als Einzelkind wuchs er mit Nachbarskindern auf. Diese Kinder kamen aus Familien, deren Väter in Schaffhauser Firmen arbeiteten oder später lange Zeiten im Aktivdienst weilten.
Die Mütter Gehring, Kohli, Scheffmacher und Tassi halfen im Haushalt und auf den Feldern von Jakoblis Eltern, wenn kein oder nur ein geringer Geldsegen von ihren Ehemännern zu erwarten war.
Jakoblis Paten
Jakoblis Pate, Ludwig Vogelsanger, Tante Friedas Ehemann, übernahm mit der Patin Hedwig Dietrich nach kirchlicher Sitte die Erziehungspflichten, wenn die Eltern von Jakobli dies wünschten. Götti Ludwig war für den Buben neben Jakoblis Vater ein großes Vorbild.
Götti Ludwig wurde in einer armen Familie im Dorf Beggingen geboren. Ludwig wurde in seiner frühen Jugend als Verdingbub über den Randen nach Hemmental in eine Bauernfamilie gegeben. Von Götti Ludwig hat Jakobli im Lauf der Zeit vieles erfahren und gelernt. Der Junge hat mit seinem Paten Ludwig interessante Wanderungen unternehmen dürfen. Unvergessliche Wege führten die beiden von Herblingen über den Randen in Götti Ludwigs Heimatort Beggingen.
Ludwig erlöste seinen Göttibuben manchmal von den Arbeiten auf dem Bauernhof, indem er Jakoblis Eltern eröffnete, dass der Bube mit ihm am nächsten Sonntag über den Randen wandern dürfe. Diese Wanderungen leben heute noch in Jakobs Erinnerungen. Götti Ludwig hat in Begleitung von Jakobli den Randen erkundet. Viele verschiedene Wege führten die beiden ins Dorf hinter dem Randen.
Pate Ludwig erzählte während dieser Wanderungen seinem jungen Begleiter von den freien Sonntagnachmittagen, wenn ihm seine Austauschfamilie die Erlaubnis gab, zu seiner Familie nach Beggingen zu gehen. Der Bauer habe ihm jeweils klar zu verstehen gegeben, dass Ludwig zum Abendfüttern der Kühe wieder an seiner Arbeit in Hemmental sein müsse.
Jakoblis Patin Hedwig Dietrich lebte in Tengen, heute Kreis Konstanz in Deutschland.
Die Familie Dietrich bleibt Jakob in guter und liebevoller Erinnerung. Als Menschen, die ihn bei seinen Besuchen wie einen kleinen Prinzen verwöhnten.
Nicht lange Zeit durften diese Besuche dauern, denn bald kam die Hitlerzeit, welche auch in Tengen ihre unmenschlichen Einflüsse, in Form streng einzuhaltender Gebote, hinterließ. Bald kam die Zeit, wo die Verwandten aus der Schweiz nicht mehr nach Tengen hinter Burg in den
Gotte Hedwig musste ihre zwei Kinder, Rita und Otto, allein erziehen, weil ihr Ehemann im Krieg verschollen blieb.
Jakobli war ein dünnes Kerlchen. Seine Eltern waren bemüht, den jungen Nachfolger möglichst gesund zu ernähren, damit er bald kräftiger wurde und weniger schnell in die Höhe wuchs.
Jakoblis Schutzengel
Das Büblein durfte schon früh in seinem Leben, im Alter von acht Monaten, von seinem Schutzengel profitieren.
Eines Abends, nach Beendigung der Arbeiten im Kuhstall, hatte Sepp, ein Knecht in den Diensten von Jakoblis Eltern, den von der Wiese frisch eingefahrenen, vollbeladenen Grünfutterwagen in die Scheune zurückgestellt, um am darauffolgenden Morgen das nasse Gras vor die Futterkrippen der Kühe zu streuen. Vom Gras auf dem Brückenwagen tropfte Wasser auf den Scheunenboden. Ohne Aufsicht hatte sich Jakobli hinter einem Wagenrad mit dem Spielen in einer Wasserlache vergnügt. Sepp, der Knecht, welcher den Graswagen zurückbewegte, konnte nicht wissen, dass sich der kleine Bub direkt hinter einem der eisenbereiften Räder befand. Beim Zurückrollen des Wagens überfuhr das Rad beiden Knie des Buben. Nach des Buben...