Buch, Deutsch, 276 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 170 mm
Klarheit und Mut, wenn Umbruch Alltag wird
Buch, Deutsch, 276 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 170 mm
ISBN: 978-3-8469-0409-1
Verlag: Edition Ruprecht
Seit vierzig Jahren verfolgt Cornelia Coenen-Marx, was sozial- und gesellschaftspolitisch geschieht – oder eben auch nicht geschieht –, sie mischt sich ein, versucht mitzugestalten und fragt sich, was die Kirche beitragen kann. Spirituell, mit Bildungsangeboten, mit Dienstleistungen – mit Beten und Handeln, aktuell mit diesem Buch.
Ihre Tagebuch-Notizen zwischen Advent 2021 und Pfingsten 2024 gehen diesen Themen nach, für die Veröffentlichung überarbeitet und vor allem ergänzt um aktuelle Reflexionen, zur Orientierung kursiv abgesetzt von den anderen Texten. Das Buch thematisiert die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, die durch Ereignisse wie den Überfall auf die Ukraine und die COVID-19-Pandemie ausgelöst wurden, dazu Sozialstaat und soziale Infrastruktur, insbesondere in Bezug auf Bürgergeld, Migration, Rente und Pflegeversicherung. Die Entwicklung und Transformation der Kirche wird angesprochen, einschließlich der Herausforderungen wie schwindende Einnahmen und Fachkräftemangel, sowie die Chancen für neue Kooperationen im Gemeinwesen. Ein roter Faden sind die Themen Alter und Verwundbarkeit, insbesondere im Kontext der eigenen Erfahrungen der Autorin und der Veränderungen in den Altersbildern.
Das Buch betont, wie wichtig es ist, in Zeiten des Wandels Klarheit und Mut zu bewahren, sowie die Notwendigkeit, Entscheidungen reflektiert und couragiert zu treffen.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychologie / Allgemeines & Theorie Psychologie: Sachbuch, Ratgeber
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Politische Kultur Interessengruppen, Lobbyismus und Protestbewegungen
- Geisteswissenschaften Literaturwissenschaft Literatur: Sammlungen, Anthologien
- Geisteswissenschaften Religionswissenschaft Religionswissenschaft Allgemein
- Geisteswissenschaften Christentum, Christliche Theologie Praktische Theologie Christliches Leben & Praxis
- Sozialwissenschaften Soziologie | Soziale Arbeit Soziale Gruppen/Soziale Themen Soziale Fragen & Probleme
Weitere Infos & Material
Aus dem Inhalt:
Die unvollendete Zeitenwende – der Sozialstaat in der Kritik (Bürgergeld, Mindestlohn, Migration, Familienunterstützung)
Was haben wir aus der Geschichte gelernt? (Björn Höcke und die Integration vom Menschen mit Behinderungen)
Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe (Pflegeversicherung, ambulante Versorgung, Quartierspflege)
Hospizarbeit – das letzte Tabu? (Suizidassistenz, hospizliche Arbeit in der Langzeitpflege)
Integration des Gesundheitssystems (Schnittstellen, Übergänge, Rolle der Kassen)
Wohlstand und Lebensqualität (Zerreißprobe zwischen Wachstum und Sorgearbeit, raus aus der Konsumgesellschaft, Genderfragen,
Sorgearbeit und Sozialsystem
30 Prozent vom Einkommen? (Wohnen und Mieten als soziale Zerreißprobe)
Sollen Lehrer:innen jetzt auch noch erziehen? (Lehrermangel und Bildung als Teil des Sozialsystems, Brennpunktschulen)
Eine unüberschaubare Zahl an Schnittstellen (das Scheitern der Kindergrundsicherung, Familien oder Kinder fördern)
Die Rente in Boomerzeiten (jahrzehntelange Konflikte um Rentenmodelle)
Bezahltes Ehrenamt? (wer unterstützt den Zusammenhalt? Wie geht es weiter mit der Zivilgesellschaft? Welche Rolle spielt Ehrenamt in der Kirche)
Für wen ist die Kirche da? (Kirche im Gemeinwesen, an der Seite von Geflüchteten, mit dem grünen Hahn, Kirche der Suchenden)
Noch ein Tabu?: Einkommen und Vermögen (der Streit um die Erbschaftssteuer, Mittelstand und globalisierte Monopolisten, Kirchensteuer, Staatskirchenverträge)
Fast schon vergessen?: Der Klimawandel (Richtungsentscheidungen in der Politik, Kirche als Lobbyist)
Suche, Fragen, Spiritualität an den Lebensschwellen (was Corona und das Altern mich lehrt)
Ein gutes Drittel des Etats? (Geld und Macht im Sozialstaat, in Kirche und Diakonie)
Weihnachten, Ostern und Pfingsten als Narrative
Für wen ist die Kirche da? (Kirche im Gemeinwesen, an der Seite von Geflüchteten, mit dem grünen Hahn, Kirche der Suchenden)
Noch ein Tabu? Einkommen und Vermögen (Der Streit um die Erbschaftssteuer, Mittelstand und globalisierte Monopolisten, Kirchensteuer, Staatskirchenverträge)
Fast schon vergessen? Der Klimawandel (Richtungsentscheidungen in der Politik, Kirche als Lobbyist)
Suche, Fragen, Spiritualität an den Lebensschwellen (Was Corona und das Altern mich lehrt)
Ein gutes Drittel des Etats? (Geld und Macht im Sozialstaat, in Kirche und Diakonie)
Weihnachten, Ostern und Pfingsten als Narrative
Vorwort
Die Transformation, die wir gerade erleben, bekam nach dem russischen Überfall auf die Ukraine einen Namen: Zeitenwende. Zwar ging es zunächst um die Stärke der Bundeswehr, bald aber auch um die weiteren großen Herausforderungen unserer Zeit, von Strategien angesichts der Klimakatastrophe über die Digitalisierung bis zu den schon länger diskutierten Sozialreformen. Nach der Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA und den damit einhergehenden geopolitischen Veränderungsprozessen sprechen manche nun bereits von einem Epochenwechsel.
Seit der »Wende«, der friedlichen Revolution von 1989, schreibe ich regelmäßig Tagebuch. Für mich begann damals, nach einigen Jahren mit diakonischem Auftrag, mein Aufbruch in die sozialpolitische Arbeit auf Landes- und später Bundesebene. In diesen Jahrzehnten hatte ich die Chance, in verschiedenen Leitungsfunktionen von Diakonie und Kirche unser Sozialsystem in seinen vielfältigen Arbeitsfeldern und Gliederungen gründlich kennenzulernen. Immer häufiger stellte sich jedoch das Gefühl ein, dass das System – von Bürgergeld bis Migration, Rente und Pflegeversicherung – erstarrt und nicht mehr kritisch reflektiert, sondern allenfalls durch neue gesetzliche Regelungen ergänzt wird. Doch mit Corona kam dann plötzlich, trotz äußerer „Schockstarre“, viel in Bewegung – mein Tagebuch zeichnet das nach.
Grundlage für dieses Buch sind die Aufzeichnungen zwischen Advent 2021 und Pfingsten 2024 – einer Phase, in der es um die Stabilität von Wirtschaft und Arbeitsplätzen, zugleich aber – angesichts der vielen Schwerkranken und Toten durch die Pandemie – um die Tragkraft unseres Gesundheitssystems wie der Langzeitpflege ging. Das Tagebuch zeichnet nach, wie Familien mit Pflegebedürftigen und kleinen Kindern überlastet wurden, auch weil Politik die Bedeutung sozialer Infrastruktur unterschätzte. Der Backlash, der in dieser Zeit begann, betrifft in erster Linie Frauen, aber auch Ältere, die nun vor allem als Pflegebedürftige gesehen werden. Damit aber werden enorme Chancen vertan – auch im Blick auf das Ehrenamt der jungen Alten.
Genau diese Fragen berühren auch die Entwicklung der Kirche, die mir so am Herzen liegt – und deren gesellschaftliche Potenziale in meinen Augen doch noch lange nicht ausgeschöpft sind. Ja, die Kirche schrumpft. Sie muss den Umgang mit schwindenden Einnahmen, zu teuer werdenden Immobilien und Fachkräftemangel managen. Zugleich aber entstehen neue Chancen und Kooperationen im Gemeinwesen. In den Nachbarschaftsräumen rücken Kirche und Theologie zusammen, Ehrenamtliche werden persönlich und strukturell gestärkt, Kirchen werden neu genutzt, überall entstehen Teams aus Pfarrpersonen, Gemeindepädagog*innen und anderen kirchlichen oder sozialen Berufsgruppen. Aufbruch wird spürbar – gerade auch in den Angeboten für Kinder und Familien, bei der Integration Geflüchteter, in der Quartiersarbeit wie in den Sorgenden Gemeinschaften rund um die Pflege – Arbeitsfeldern, die nach sozialpolitischen Veränderungen schreien.
Die Transformation von Kirche und Sozialstaat erlebe ich auch auf dem Hintergrund eigener Veränderungen, denn das Tagebuch handelt von den Jahren rund um meinen siebzigsten Geburtstag. Wie die Altersbilder sich wandeln, wie wir gesellschaftlich umgehen mit Alter und Verwundbarkeit, das geht mich auch ganz persönlich an. Und welch große Rolle es spielt, genau diese Ebene mitzudenken bei all den politischen Debatten, das war zu spüren, wenn ich Vorträge und Workshops zu diesem Thema hielt. Überhaupt war es die Arbeit mit Teilnehmenden und Coachees, die mir gerade in den schnellen Veränderungsprozessen geholfen hat, einen Rundumblick zu entwickeln.
»Der alternde Sozialstaat, die schrumpfende Kirche und ich« heißt das Buch deshalb – ich erlebe mich als Betroffene, aber auch als Mitgestaltende. Dabei spielt mein Glaube eine große Rolle und ich erlebe, wie er sich wandelt mit immer neuen Herausforderungen.
Das Buch soll dazu beitragen, in den Umbrüchen, die wir erleben, Klarheit und Mut zu behalten. Mein Eindruck ist, der Epochenbruch hat gerade erst begonnen und der Wandel nimmt immer mehr Fahrt auf. Weil ich das immer mitdachte, weil drei Jahre in der Transformation eine lange Zeit sind, habe ich das Tagebuch mit (im Druck kursiven) Notizen von heute ergänzt. Diese Reflexionen reichen bis zur vorgezogenen Bundestagswahl 2025 und zur Münchner Sicherheitskonferenz, hinter denen jetzt ein großer Doppelpunkt steht.
Wie es weitergeht, ist nur in Umrissen zu erkennen. So ist dieses Buch auch kein sozialpolitisches Programm, keine neue Vision von Kirche, wie noch mein Buch »Aufbrüche in Umbrüchen«, das vor acht Jahren erschien. Stattdessen gehe ich einzelnen Fragen nach, setze verschiedene Aspekte zusammen wie bei einem Puzzle. Und bin gespannt, wie andere die Zukunft denken – jetzt, nachdem deutlich ist, wie viel die Verteidigung unserer Demokratie im Land und in Europa uns in Zukunft kosten wird. Aber vielleicht ist das Puzzle die Art, wie wir mitten im Umbruch über die nächsten, notwendigen Schritte nachdenken. Im Register sind die einzelnen Themen benannt und lassen sich so auch gezielt im Text aufsuchen.
Meine Hoffnung ist, dass diese ebenso politisch-gesellschaftlichen wie persönlichen Aufzeichnungen helfen können, die Entwicklungen deutlicher zu sehen und die anstehenden Entscheidungen zugleich reflektierter und couragierter zu treffen – für politisch Aktive, für Engagierte in den Gemeinden, für Frauen und Männer, die sich auf die dritte Lebensphase vorbereiten. Ihnen und allen Interessierten wünsche ich Neugier, Energie und Halt im Miteinander.
Hannover, 3. März 2025
Cornelia Coenen-Marx
Vorwort
Die Transformation, die wir gerade erleben, bekam nach dem russischen Überfall auf die Ukraine einen Namen: Zeitenwende. Zwar ging es zunächst um die Stärke der Bundeswehr, bald aber auch um die weiteren großen Herausforderungen unserer Zeit, von Strategien angesichts der Klimakatastrophe über die Digitalisierung bis zu den schon länger diskutierten Sozialreformen. Nach der Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA und den damit einhergehenden geopolitischen Veränderungsprozessen sprechen manche nun bereits von einem Epochenwechsel.
Seit der 'Wende', der friedlichen Revolution von 1989, schreibe ich regelmäßig Tagebuch. Für mich begann damals, nach einigen Jahren mit diakonischem Auftrag, mein Aufbruch in die sozialpolitische Arbeit auf Landes- und später Bundesebene. In diesen Jahrzehnten hatte ich die Chance, in verschiedenen Leitungsfunktionen von Diakonie und Kirche unser Sozialsystem in seinen vielfältigen Arbeitsfeldern und Gliederungen gründlich kennenzulernen. Immer häufiger stellte sich jedoch das Gefühl ein, dass das System – von Bürgergeld bis Migration, Rente und Pflegeversicherung – erstarrt und nicht mehr kritisch reflektiert, sondern allenfalls durch neue gesetzliche Regelungen ergänzt wird. Doch mit Corona kam dann plötzlich, trotz äußerer „Schockstarre“, viel in Bewegung – mein Tagebuch zeichnet das nach.
Grundlage für dieses Buch sind die Aufzeichnungen zwischen Advent 2021 und Pfingsten 2024 – einer Phase, in der es um die Stabilität von Wirtschaft und Arbeitsplätzen, zugleich aber – angesichts der vielen Schwerkranken und Toten durch die Pandemie – um die Tragkraft unseres Gesundheitssystems wie der Langzeitpflege ging. Das Tagebuch zeichnet nach, wie Familien mit Pflegebedürftigen und kleinen Kindern überlastet wurden, auch weil Politik die Bedeutung sozialer Infrastruktur unterschätzte. Der Backlash, der in dieser Zeit begann, betrifft in erster Linie Frauen, aber auch Ältere, die nun vor allem als Pflegebedürftige gesehen werden. Damit aber werden enorme Chancen vertan – auch im Blick auf das Ehrenamt der jungen Alten.
Genau diese Fragen berühren auch die Entwicklung der Kirche, die mir so am Herzen liegt – und deren gesellschaftliche Potenziale in meinen Augen doch noch lange nicht ausgeschöpft sind. Ja, die Kirche schrumpft. Sie muss den Umgang mit schwindenden Einnahmen, zu teuer werdenden Immobilien und Fachkräftemangel managen. Zugleich aber entstehen neue Chancen und Kooperationen im Gemeinwesen. In den Nachbarschaftsräumen rücken Kirche und Theologie zusammen, Ehrenamtliche werden persönlich und strukturell gestärkt, Kirchen werden neu genutzt, überall entstehen Teams aus Pfarrpersonen, Gemeindepädagog*innen und anderen kirchlichen oder sozialen Berufsgruppen. Aufbruch wird spürbar – gerade auch in den Angeboten für Kinder und Familien, bei der Integration Geflüchteter, in der Quartiersarbeit wie in den Sorgenden Gemeinschaften rund um die Pflege – Arbeitsfeldern, die nach sozialpolitischen Veränderungen schreien.
Die Transformation von Kirche und Sozialstaat erlebe ich auch auf dem Hintergrund eigener Veränderungen, denn das Tagebuch handelt von den Jahren rund um meinen siebzigsten Geburtstag. Wie die Altersbilder sich wandeln, wie wir gesellschaftlich umgehen mit Alter und Verwundbarkeit, das geht mich auch ganz persönlich an. Und welch große Rolle es spielt, genau diese Ebene mitzudenken bei all den politischen Debatten, das war zu spüren, wenn ich Vorträge und Workshops zu diesem Thema hielt. Überhaupt war es die Arbeit mit Teilnehmenden und Coachees, die mir gerade in den schnellen Veränderungsprozessen geholfen hat, einen Rundumblick zu entwickeln.
'Der alternde Sozialstaat, die schrumpfende Kirche und ich' heißt das Buch deshalb – ich erlebe mich als Betroffene, aber auch als Mitgestaltende. Dabei spielt mein Glaube eine große Rolle und ich erlebe, wie er sich wandelt mit immer neuen Herausforderungen.
Das Buch soll dazu beitragen, in den Umbrüchen, die wir erleben, Klarheit und Mut zu behalten. Mein Eindruck ist, der Epochenbruch hat gerade erst begonnen und der Wandel nimmt immer mehr Fahrt auf. Weil ich das immer mitdachte, weil drei Jahre in der Transformation eine lange Zeit sind, habe ich das Tagebuch mit (im Druck kursiven) Notizen von heute ergänzt. Diese Reflexionen reichen bis zur vorgezogenen Bundestagswahl 2025 und zur Münchner Sicherheitskonferenz, hinter denen jetzt ein großer Doppelpunkt steht.
Wie es weitergeht, ist nur in Umrissen zu erkennen. So ist dieses Buch auch kein sozialpolitisches Programm, keine neue Vision von Kirche, wie noch mein Buch 'Aufbrüche in Umbrüchen', das vor acht Jahren erschien. Stattdessen gehe ich einzelnen Fragen nach, setze verschiedene Aspekte zusammen wie bei einem Puzzle. Und bin gespannt, wie andere die Zukunft denken – jetzt, nachdem deutlich ist, wie viel die Verteidigung unserer Demokratie im Land und in Europa uns in Zukunft kosten wird. Aber vielleicht ist das Puzzle die Art, wie wir mitten im Umbruch über die nächsten, notwendigen Schritte nachdenken. Im Register sind die einzelnen Themen benannt und lassen sich so auch gezielt im Text aufsuchen.
Meine Hoffnung ist, dass diese ebenso politisch-gesellschaftlichen wie persönlichen Aufzeichnungen helfen können, die Entwicklungen deutlicher zu sehen und die anstehenden Entscheidungen zugleich reflektierter und couragierter zu treffen – für politisch Aktive, für Engagierte in den Gemeinden, für Frauen und Männer, die sich auf die dritte Lebensphase vorbereiten. Ihnen und allen Interessierten wünsche ich Neugier, Energie und Halt im Miteinander.
Hannover, 3. März 2025
Cornelia Coenen-Marx