E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Cybulskie Leben wie ein Mönch
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98609-214-6
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wie Sie die Weisheit des Mittelalters für Ihren Alltag nutzen
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
ISBN: 978-3-98609-214-6
Verlag: FinanzBuch Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wir wissen, dass sie beteten, sangen und lange Gewänder trugen - aber wie sah der Alltag der Mönche im Mittelalter wirklich aus? Obwohl das klösterliche Leben uns aus heutiger Sicht hart, asketisch und streng erscheinen mag, wird es doch von Grundsätzen geprägt, die sehr attraktiv sind: Die Suche nach innerem Gleichgewicht und Frieden sowie äußerer Ordnung und Einfachheit. Dieses Buch beleuchtet den Alltag des mittelalterlichen europäischen Mönchtums und zeigt, wie man die Grundsätze des klösterlichen Lebens auf das eigene Leben anwenden kann. Die Mediävistin Daniele Cybulskie beschreibt in jedem Kapitel sehr anschaulich einzelne Aspekte des Mönchtums und zeigt dann die nützlichen Anwendungen für die heutige Zeit auf, wie beispielsweise eine gesunde Ernährung, das Schaffen von Routinen, Gartenarbeit und die Hilfe für andere. Dabei wird klar, dass die Mönche einerseits ihre spirituelle Berufung sehr ernst nahmen, andererseits aber auch ganz bodenständig waren: Sie stellten Bier und Wein her, hielten Bienen und schrieben sogar Beschwerden über Kälte in die Manuskripte, die sie kopierten. Das Lesevergnügen wird verstärkt durch die wunderbaren Illustrationen von Anna Lobanova. Das Buch richtet sich an alle, die sich für das Mittelalter interessieren und sich davon zu einem erfüllteren Leben inspirieren lassen wollen.
Danièle Cybulskie ist Autorin, Professorin, TEDx-Rednerin und Podcasterin. Ihre Mission: Das Mittelalter auf unterhaltsame Weise zugänglich zu machen. Sie ist die Autorin des Buches The Five-Minute Medievalist, das auf Platz 1 der kanadischen Amazon-Charts landete, und Gründerin des Medieval Podcast, einer wöchentlichen Interviewshow, in der sie mit Experten des Mittelalters über eine Vielzahl von Themen spricht. Außerdem unterrichtet sie den Kurs The Middle Ages and the Modern World: Facts and Fiction, den sie für Studenten entwickelt hat. Wenn sie nicht gerade liest, schreibt oder unterrichtet, trinkt Danièle Tee, macht Krav Maga oder baut manchmal ein Trebuchet (mittelalterliches Katapult).
Weitere Infos & Material
Ad regulam
… befolge mit Christi Hilfe diese einfache Regel für Anfänger. So wirst du schließlich … zu den … erhabeneren Höhen der Weisheit und Tugend gelangen. Benedikt von Nursia,
Die Mönchsregel des heiligen Benedikt Die Idee zu diesem Buch kam auf, lange bevor sich COVID-19 über die Welt ausbreitete und viele von uns zwang, sich vorübergehend gewissermaßen wie Mönche in ein weltabgeschiedenes Leben zurückzuziehen. Die soziale Isolierung im Zuge der Pandemie hatte aber auch ihr Gutes: Sie vermittelte uns eine Ahnung davon, warum das Klosterleben schon seit etwa zwei Jahrtausenden viele Menschen so fasziniert und inwiefern es besonders gut ins Mittelalter, die Zeitspanne von etwa 500 bis 1500, passte. Auch wenn einige Eremiten wie der heilige Antonius (hier abgebildet mit dem heiligen Hieronymus) aus eigener Kraft ein religiöses Leben zu führen vermochten, bildeten sich Klostergemeinschaften, in denen sich Versuchungen leichter widerstehen ließ. Quelle: Das Almugavar-Stundenbuch, Fol. 276v, um 1510–1520 (Detail); Walters Art Museum, Baltimore, W.420. Die Ersten, die das praktizierten, was sich später zum klösterlichen Leben auswuchs, waren die Wüstenväter der Spätantike. Sie sonderten sich so weit wie möglich von der Gesellschaft ab, um ihre gesamte Zeit in religiöser Kontemplation zu verbringen. Diese Eremiten kämpften, wie ihre Biografen uns überliefern, nach Kräften gegen die Macht des Teufels an, um ein aus ihrer Sicht reines und tugendhaftes Leben führen zu können. Für viele galten sie damit als Inbegriff der Frömmigkeit, und mehrere von ihnen, unter ihnen der heilige Antonius, erlangten den Stand der Heiligkeit. Wie die Isolation, die uns ab dem Jahr 2020 auferlegte wurde, viele von uns lehrte, kann es sehr schwer sein, einer Versuchung zu widerstehen, wenn man ihr ganz allein ausgeliefert ist. Von den vielen Versuchen mit Sauerteigbrot, die uns zur genüsslichen Völlerei verführten, bis zu den Serienmarathons bei Netflix, die uns zur Trägheit verleiteten, wurde uns wieder neu bewusst, dass sich gute Vorsätze nur mit äußerster Mühe aufrechterhalten lassen, wie groß unser Verlangen auch sein mag, das Rechte zu tun. Die frühen Christen erkannten (wie vor ihnen und nach ihnen auch Angehörige anderer Religionen), dass gerade bei Anfechtungen der eigenen Person oftmals Einigkeit stark macht. Deshalb bildeten sie Gemeinschaften von Menschen, die auf dem Pfad der Tugend wandeln wollten, dafür aber die Unterstützung anderer benötigten. Im Prinzip entschieden sie sich dafür, Einsiedler in Gemeinschaft zu sein. Auf diese Weise entstanden die ersten christlichen Klöster. Das Klosterleben hat im Lauf von fast zwei Jahrtausenden etliche Wandlungen durchlaufen, während die einzelnen Mönche, Gemeinschaften und Päpste mit den Herausforderungen zurechtzukommen versuchten, die es mit sich bringt, wenn Dutzende – oder gar Hunderte – von Menschen sich bemühen, miteinander als Einsiedler ein Leben ohne Sünde zu führen. Seine Blütezeit erlebte das europäische Mönchtum im Mittelalter, deshalb sind es die Brüder und Schwestern aus dieser Zeit, von denen wir uns anregen lassen wollen für ein Leben im klösterlichen Geist. Falls Sie mit dem Gedanken spielen, sich einer Klostergemeinschaft anzuschließen, um mit ganzem Herzen dem Willen Gottes zu dienen, ist dieses Buch möglicherweise nicht ganz das Richtige für Sie. Man kann aber durchaus sagen, dass viele von uns sich nach Frieden, Einfachheit und Sinn in ihrem Leben sehnen, und auf genau diesen Prinzipien baut das Klosterleben auf. Wenn Sie also wie ein Mönch leben möchten und nicht als Mönch, finden Sie auf den folgenden Seiten Tipps, wie der Alltag in mittelalterlichen Klöstern Ihnen dabei helfen kann, ad regulam zu leben – nach Regeln, die wir selbst gestalten, in Übereinstimmung mit unseren Zielen und Werten. Was ist ein Mönch?
Geht ein Mensch alleine über einen schlüpfrigen Pfad, rutscht er bald aus und fällt. Gehen jedoch viele gemeinsam, und einer hält die Hand des anderen, zieht der Nächste den, der ins Rutschen gerät, wieder hoch, noch bevor er so recht fallen kann; und wenn sie müde werden, wird ein jeder vom anderen gestützt. The Ancren Riwle Bevor wir entscheiden, ob wir leben wollen wie die Mönche, empfiehlt es sich, erst einmal zu klären, was ein Mönch überhaupt ist.1 Im Mittelalter gab es viele verschiedene Arten von Geistlichen, die sich aber in zwei grundlegende Kategorien einteilen lassen. Zum einen waren da die Säkularkleriker, die innerhalb der größeren Gemeinde wirkten. Dazu gehörten Pfarrer, Kapläne und Bischöfe ebenso wie die Geistlichen, die in weltlichen (also nicht kirchlichen) Berufen, zum Beispiel als Schreiber oder Kopisten, arbeiteten. Die zweite Kategorie bildeten die Regularkleriker (nach dem lateinischen Wort regula = Regel), die sich einer (Ordens-)Regel verpflichtet hatten. Das waren überwiegend Menschen, die als Mönche oder Nonnen in einer geschlossenen Gemeinschaft lebten. Es gehörten aber auch die Bettelorden dazu, deren Mitglieder predigend und um Almosen bittend durch die Lande zogen. Typische Bettelorden sind die Franziskaner, die Dominikaner und die Augustiner. Bruder Tuck aus den Robin-Hood-Geschichten hatte eine Tonsur und trug eine Kutte, doch als Bettelmönch lebte er unter den Menschen und nicht von ihnen getrennt. Er war dementsprechend kein (Klausur-)Mönch. Obwohl die Angehörigen von Ritterorden wie die Templer oder die Malteser ebenfalls Gelübde ablegten und Regeln befolgten, galten sie nicht als Mönche. Doch das ist alles Theorie, und viele Bettelmönche verbrachten ihre Zeit zum Großteil, wenn nicht gar vollständig, hinter Klostermauern und nicht auf der Straße. Eine detailreiche Quelle aus einem Augustinerhaus in England gibt uns einen aufschlussreichen Einblick in den Alltag der Ordensbrüder, die sich für ein Leben hinter Klostermauern entschieden hatten. Doch dazu später mehr. Innerhalb ihrer geschlossenen Gemeinschaften lebten die Mönche und Nonnen nach einem festen Regelwerk, das alles vorschrieb, von den Gebets- und Essenszeiten bis hin zu Disziplinarmaßnahmen für aufmüpfige Mitbrüder. Für gewöhnlich befolgten sie drei Grundprinzipien: Armut, Keuschheit und Gehorsam. Die meisten mittelalterlichen Mönche richteten sich nach der Mönchsregel des Heiligen Benedikt aus dem 6. Jahrhundert, verfasst von Benedikt von Nursia, dem Abt des Klosters Montecassino in Italien. Während der Regierungszeit Kaiser Karls des Großen (um 747–814) war sie das A und O des klösterlichen Lebens. Die Gemeinschaft, die am strengsten nach dieser Regel lebte, waren die Benediktiner, andere Orden wie die Zisterzienser und die Cluniazenser folgten ihr mit leichten Abwandlungen. Heutzutage sind die Klöster, die Wohn- und Arbeitsstätten der Ordensangehörigen, entweder ausschließlich von Männern oder ausschließlich von Frauen bewohnt. Im Mittelalter dagegen war es nicht unüblich, dass Mönchs- und Nonnengemeinschaften – selbstverständlich streng nach Geschlechtern getrennt – im selben Klosterbezirk untergebracht waren, häufig unter der Obhut einer Äbtissin, so etwa in der berühmten Abtei Fontevraud in Frankreich, der letzten Ruhestätte von Richard Löwenherz und seiner Mutter, Eleonore von Aquitanien. Mönche und Nonnen lebten im Wesentlichen nach den gleichen Regeln, von einigen Ausnahmen abgesehen. So konnte eine Nonne, wie fromm und heiligmäßig sie auch sein mochte, beispielsweise nicht die Priesterweihe empfangen. Das bedeutete, dass jede Nonnengemeinschaft auf regelmäßige Besuche eines Priesters angewiesen war, damit er für sie die heilige Messe las, zu ihnen predigte und ihnen die Beichte abnahm. Der Übersichtlichkeit halber ist in diesem Buch vorwiegend von »Mönchen« die Rede, es sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, dass weibliche Ordensgemeinschaften in ganz ähnlicher Weise lebten. Warum Mönch werden?
Es gibt viele Gründe für einen Ordenseintritt … sehr viele gehen ins Kloster durch den Dienst anderer: zum Beispiel durch ein ermunterndes Wort, durch die Kraft des Gebetes, durch das vorbildhafte Leben im Orden. Caesarius von Heisterbach, Dialog über die Wunder Durch viele Köpfe geistert noch die Vorstellung, dass nur zwei Wege ins Kloster führten: Entweder zeichnete man sich durch überdurchschnittliche Frömmigkeit aus oder man war in seiner Familie das jüngere Kind ohne Aussicht auf ein Erbe und musste daher in die Obhut der Kirche übergeben werden. In Wirklichkeit gab es aber viele Gründe, die für ein Leben hinter Klostermauern sprachen. Im Mittelalter war die Kirche die Institution, in der Jungen ihre Schulbildung erhielten, vor allem wenn sich ihre Familien keinen Hauslehrer leisten konnten. Wer mit einer klösterlichen Bildung aufwuchs, konnte als Erwachsener auf eine kirchliche oder auch eine weltliche Anstellung beispielsweise als Arzt oder Rechtsanwalt hoffen, die ihm ein gutes Einkommen garantierte. Sein Kind zur Erziehung in ein Kloster zu schicken war nicht unbedingt die Art von Ritualopfer, als die es in manchen Büchern oder Filmen dargestellt wird. Es ging weniger darum, dass Eltern sich davon besondere göttliche Gunst erhoffen konnten (auch wenn es den Aussichten im Jenseits sicherlich nicht abträglich sein würde), als darum, die Chancen des Kindes zu erhöhen, es in der Welt zu etwas zu bringen. Kinder, die auf Lebenszeit ins Kloster geschickt wurden, hießen Oblaten. Obwohl Oblaten über eine ziemlich lange Zeit Bestandteil des klösterlichen Lebens waren, wurden Kinder hinter Klostermauern...