Buch, Deutsch, 96 Seiten, Format (B × H): 180 mm x 110 mm
Zur Neuausrichtung der Klimapolitik
Buch, Deutsch, 96 Seiten, Format (B × H): 180 mm x 110 mm
ISBN: 978-3-942393-11-9
Verlag: Velbrück
Die Klimapolitik, wie sie von vielen Regierungen der Welt im Sinne des Kyoto-Protokolls verstanden und praktiziert wurde, hat auch nach fünfzehn Jahren zu keinem spürbaren Rückgang der Treibhausgasemissionen geführt. Das UNFCCC/»Kyoto«-Modell ist gescheitert, weil es auf einem systematischen Missverständnis der Natur des Klimawandels als einer politischen Aufgabe der Jahre 1985 bis 2009 beruhte. Allerdings hat dieser immer noch dominante Ansatz wegen des erheblichen politischen Kapitals, das in ihn investiert wurde, eine enorme politische Eigendynamik entwickelt. Aber das UNFCCC/»Kyoto«-Modell der Klimapolitik kann ohnehin nicht beibehalten werden, denn es brach Ende 2009 zusammen. Das Hartwell-Papier beschreibt und reflektiert diesen Kontext; doch ist dies nicht sein einziger oder wichtigster Zweck.
Das Debakel von 2009 ist eine immense Chance für eine Klimapolitik, die sich endlich frei entfalten kann. Diese Chance zu erklären und auszubauen, ist die Hauptmotivation dieses Papiers und sein wichtigster Zweck. Dazu gehört unter anderem, einen Vorschlag zu unterbreiten, der wachrütteln soll. Es ist mittlerweile offensichtlich, dass eine »Klimapolitik«, die auf ein einziges Ziel ausgerichtet ist, die Emissionsreduktion, in dem alle anderen Ziele aufgehen sollen, nicht möglich ist. Doch die Entkarbonisierung der globalen Wirtschaft ist auch aus vielen anderen Gründen höchst erwünscht. Deshalb tritt dieses Papier für eine radikale Neuformulierung – ja, eine Umkehrung – des Ansatzes ein: zu akzeptieren, dass eine erfolgreiche Entkarbonisierung nur als ein Nebengewinn zu erreichen ist, der bei der Verfolgung anderer, politisch attraktiver und kompromisslos pragmatischer Ziele mit abfällt.
Das Papier schlägt daher vor, das Prinzip der Menschenwürde zum Leitgedanken unserer Bemühungen zu machen, und zwar vermittelt über die Verfolgung dreier übergreifender Ziele: gewährleisten, (1) dass es Zugang zur Energie für alle gibt; (2) dass wir uns nicht auf eine Weise entwickeln, die wesentliche Funktionsabläufe des Erdsystems untergräbt; (3) dass unsere Gesellschaften gut gerüstet sind, um den Risiken und Gefahren zu begegnen, die mit den Wechselfällen des Klimas verbunden sind, was immer deren Ursache ist. Es erklärt radikale und praktikable Wege zur Reduzierung der von Menschen verursachten, nicht-CO2-basierten Klimaveränderungen. Es vertritt die These, dass ein besserer, von der CO2-Politik abgekoppelter Umgang mit den Klimarisiken ein vollgültiges politisches Ziel ist. Es erklärt die politischen Voraussetzungen von Energiesparstrategien als einen ersten Schritt und zeigt auf, wie mit ihm reale Emissionsreduktionen zu erreichen sind. Vor allem aber betont es das Primat einer beschleunigten Entkarbonisierung der Energieversorgung. Dazu sind verstärkt Investitionen in die innovative Entwicklung von CO2- freien-Energiequellen erforderlich, um eine Diversifizierung der Energieversorgungstechnologien zu erreichen. Oberstes Ziel ist dabei die Entwicklung einer CO2-freien Energieversorgung, und zwar zu Kosten, die auch ohne Subventionen unter den Kosten einer auf fossilen Brennstoffen basierenden Energieversorgung liegen. Das Hartwell-Papier empfiehlt eine Finanzierung dieser Aufgabe über eine niedrige, zweckgebundene CO2- Steuer. Es eröffnet die Diskussion darüber, wie dieses Geld produktiv in die richtigen Kanäle gelenkt werden kann. Eine Neuausrichtung der Klimaproblematik an der Menschenwürde ist nicht nur nobel oder notwendig. Sie dürfte auch wirkungsvoller sein als ein Ansatz bei den Umweltsünden der Menschen – der gescheitert ist und weiter scheitern wird. Das Hartwell-Papier beherzigt den Rat, dass eine gute Krise nicht ungenutzt bleiben sollte.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Internationale Beziehungen Internationale Zusammenarbeit (Recht, Kultur, Umwelt etc.)
- Geowissenschaften Umweltwissenschaften Klimawandel, Globale Erwärmung
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Regierungspolitik Umwelt- und Gesundheitspolitik
- Geowissenschaften Umweltwissenschaften Umweltpolitik, Umweltprotokoll
Weitere Infos & Material
Vorwort
Teil I
Von ›How to get to climate policy back on course‹ zum »Hartwell-Papier«
Teil II
Radikale Neuformulierung
A Unsere drei übergreifenden Ziele
(1) Gewährleisten, dass es Zugang zur Energie für alle gibt
(2) Gewährleisten, dass es stabile, vor Klimatreibern aller Art geschützte
Umwelten gibt
(3) Gewährleisten, dass die Gesellschaften mit dem Klimarisiko leben
und umgehen können (»Anpassung«)
B Wie der Klimawandel von 1985 bis 2009 systematisch missverstanden wurde,
und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind
C Die missverstandene Natur der Wissenschaft von den Erdsystemen
Teil III
Radikale Abkehr vom klimapolitischen Business-as-usual
A Rückkehr der ausgeklammerten nicht-CO2-basierten Klimatreiber
an die vorderste Front
B Gewährleisten, dass in einer komplexen Welt das Beste nicht der Feind
des Guten ist
(1) Die politischen Voraussetzungen von Energieeffizienzstrategien Fallbeispiel:
Potenzial und Grenzen eines effizienzzentrierten sektoralen
Ansatzes: Das Beispiel der Stahlindustrie
(2) Das Primat der beschleunigten Entkarbonisierung der Energieversorgung
C Wie das bezahlt werden kann: Argumente für eine niedrige, zweckgebundene
CO2-Steuer
Schluss