E-Book, Deutsch, 219 Seiten
de Galan Gruppen souverän leiten
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8409-2678-5
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Wie Trainer Stolpersteine erkennen und mit schwierigen Situationen umgehen können
E-Book, Deutsch, 219 Seiten
ISBN: 978-3-8409-2678-5
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Ein Training, das so zäh wie Sirup verläuft, ein Teilnehmer, der mit ständigen Zwischenfragen nervt, ungerechtfertigte Kritik auf einem Evaluationsbogen oder unerwartet heftige Emotionen in einer Gruppe: Auch Trainer, die ihr Fach exzellent beherrschen und äußerst professionell arbeiten, können in derart schwierige Situationen geraten. Etwas oder jemand bringt einen aus dem Gleichgewicht, man gerät ins Stolpern und weiß nicht mehr weiter. Meistens liegt es nicht an den fachlichen Fertigkeiten, sondern an einem selbst: Man fühlt sich innerlich angegriffen und reagiert in einer unerwarteten Situation nicht professionell und souverän.
Anhand von fünf bekannten Konzepten aus der Psychologie, nämlich der Kampf-, Flucht- und Erstarrungsreaktion, der Transaktionsanalyse, der Rational-Emotiven Therapie, der Übertragung und der kognitiven Dissonanz, beleuchtet die Autorin schwierige Situationen in Trainings. Verständliche Erklärungen, praktische Tipps und zahlreiche anschauliche Beispiele zeigen Trainern Wege auf, wie sie Stolpersteine erkennen, mit herausfordernden Situationen umgehen und wieder in ihre professionelle Trainerrolle zurückfinden können.
Zielgruppe
Trainer, Berater, Supervisoren, Coaches, Personalentwickler, Führungskräfte, Mediatoren, Organisationsberater, Psychologen und Pädagogen.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Gruppen souverän leiten;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;7
2;1Bestens gerüstet vor der Gruppe und für die Gruppe – oder doch nicht?;9
3;2Zurechtkommen mit dem Stress des Jobs: Kampf, Flucht, Erstarren;19
3.1;2.1Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktion:die automatische Verteidigung;20
3.2;2.2Wie sieht Ihr Verteidigungsmechanismus aus?;21
3.3;2.3Zurück in Ihre Trainerrolle;29
3.4;2.4Teilnehmer in der Verteidigung;39
3.5;2.5Teilnehmer aus dem Stress holen;40
3.6;2.6Die eigene Sicherheit im Blick;45
4;3Die Gruppe bekommen, die man verdient: Transaktionsanalyse;53
4.1;3.1Die Transaktionsanalyse: Eltern, Erwachsener, Kind;54
4.2;3.2Ich-Zustände erkennen;60
4.3;3.3Gut laufende Gespräche: Komplementäre Transaktionen;62
4.4;3.4Unbehagliches Gefühl: Gekreuzte Transaktionen;65
4.5;3.5Entdecken Sie den Unterschied zwischen Ihrer Absicht und Ihrem Verhalten;67
4.6;3.6Festgefahrene Muster: Man bekommt die Gruppe, die man verdient;70
4.7;3.7Leichtgängig im Training: Ich-Zustände variieren;79
5;4Der unangenehmste Teilnehmer in der Gruppe: Rational-Emotive Therapie;85
5.1;4.1Der Teufelskreis;87
5.2;4.2Rational-Emotive Therapie (RET);89
5.3;4.3Hinderliche Gedanken: fünf Denkmuster;92
5.4;4.4Management der Interpretationen: Positive Zuschreibung;95
5.5;4.5Bewertungen managen: Vom Müssen zum Dürfen;100
5.6;4.6Wie können Sie Ihre Gedanken ändern?;102
6;5Sich nicht verwickeln lassen: Übertragung und Gegenübertragung;103
6.1;5.1Übertragung: Aus 10 Prozent werden 100 Prozent;104
6.2;5.2Übertragungen behindern den Lernprozess;107
6.3;5.3Sich verwickeln lassen: Die Gegenübertragung;110
6.4;5.4Wie Gegenübertragung den Trainer bei der Arbeit behindert;112
6.5;5.5Wie lässt sich Gegenübertragung verhindern?;113
6.6;5.6Der Umgang mit Irritation und übertriebener Bewunderung;116
6.7;5.7Der Umgang mit heftigen Emotionen und mit Vorwürfen;125
7;6Aus Fehlern lernen: Kognitive Dissonanz;135
7.1;6.1Selbstrechtfertigung als erste Reaktion;137
7.2;6.2Von der Selbstrechtfertigung zur Selbstbeschuldigung: „Ich habe alles falsch gemacht!“;141
7.3;6.3Aus Fehlern lernen, aber wie?;143
7.4;6.4Offen für Signale und Zeichen sein: Selbstrechtfertigung vorbeugen;146
7.5;6.5Vom Leiden zum Lernen: Vom Umgang mit Selbstbeschuldigung;152
7.6;6.6„Das liegt aber nicht an mir!“ – Helfen Sie Ihrem Kollegen aus der Selbstrechtfertigung heraus;154
7.7;6.7„Ich bin ein lausiger Trainer“ – Helfen Sie einem Kollegen aus der Selbstbeschuldigung heraus;156
7.8;6.8Aus Fehlern lernen;159
8;7Ein spannendes Gespräch: Einen Teilnehmer wegen seines Verhaltens ansprechen;161
8.1;7.1Erklären Sie niemandem zum schwarzen Schaf;162
8.2;7.2Ansprechen in sechs Schritten;163
8.3;7.3Wie kann es schiefgehen?;171
8.4;7.4Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktion;173
8.5;7.5Die Transaktionsanalyse;176
8.6;7.6Rational-Emotive Therapie (RET);181
8.7;7.7Übertragung;184
8.8;7.8Kognitive Dissonanz;185
8.9;7.9Üben, üben, üben;187
9;Anhang 1;193
10;Anhang 2;213
11;Literatur zu ausgewählten Themen;217
12;Die Autorin des Buches;219
2 Zurechtkommen mit dem Stress des Jobs: Kampf, Flucht, Erstarren (S. 17-18)
Die meisten Trainer kennen das: Im Traum erscheint einem eine Gruppe, die nicht zuhören will, eine Situation, in der man nach Worten ringt oder ein Moment, in dem man von allen ausgelacht wird. In einem solchen Traineralptraum erinnert uns unser Unterbewusstsein daran, dass Gruppen potenziell bedrohlich sind. Wenn es im Training gut läuft, ist man sich dieser Tatsache nicht immer bewusst, aber Gruppen kann man in ihren Reaktionen nie sicher einschätzen. Außerdem sind – aus Sicht des Trainers – die Teilnehmer in der Mehrzahl. Unvorhergesehene Ereignisse können schon allein deshalb bedrohlich wirken. Eine flapsige Bemerkung oder unerwartete Zwistigkeiten können dann einen uralten Reflex auslösen und der Trainer geht in die Verteidigung, in eine Flucht-, Kampfoder Erstarrungsreaktion.
Ein Teilnehmer, der sagt, er finde das Training langweilig, eine Gruppe, die geschlossen eine halbe Stunde zu spät aus der Mittagspause zurückkommt, eine Gruppe, die immer wieder gemeinsam erklärt, für sie würde das Gesagte nicht zutreffen: All das ist nicht lebensbedrohlich, aber es sind Momente, die Stress erzeugen. In diesem Stressempfinden reagiert man nicht mehr professionell, sondern mithilfe von Verteidigungsmechanismen: Kampf, Flucht, Erstarren. Der Trainer nimmt den Kampf mit den Teilnehmern auf und will gewinnen. Er versucht, zu gefallen, in der Hoffnung, dass der Angriff abschwächt oder er schaltet auf Autopilot und denkt: „Irgendwann ist es 17.00 Uhr.“
2 Zurechtkommen mit dem Stress des Jobs: Kampf, Flucht, Erstarren
Die meisten Trainer kennen das: Im Traum erscheint einem eine Gruppe, die nicht zuhören will, eine Situation, in der man nach Worten ringt oder ein Moment, in dem man von allen ausgelacht wird In einem solchen Traineralptraum erinnert uns unser Unterbewusstsein daran, dass Gruppen potenziell bedrohlich sind Wenn es im Training gut läuft, ist man sich dieser Tatsache nicht immer bewusst, aber Gruppen kann man in ihren Reaktionen nie sicher einschätzen Außerdem sind – aus Sicht des Trainers – die Teilnehmer in der Mehrzahl Unvorhergesehene Ereignisse können schon allein deshalb bedrohlich wirken Eine flapsige Bemerkung oder unerwartete Zwistigkeiten können dann einen uralten Reflex auslösen und der Trainer geht in die Verteidigung, in eine Flucht-, Kampf- oder Erstarrungsreaktion.
Ein Teilnehmer, der sagt, er finde das Training langweilig, eine Gruppe, die geschlossen eine halbe Stunde zu spät aus der Mittagspause zurückkommt, eine Gruppe, die immer wieder gemeinsam erklärt, für sie würde das Gesagte nicht zutreffen: All das ist nicht lebensbedrohlich, aber es sind Momente, die Stress erzeugen In diesem Stressempfinden reagiert man nicht mehr professionell, sondern mithilfe von Verteidigungsmechanismen: Kampf, Flucht, Erstarren Der Trainer nimmt den Kampf mit den Teilnehmern auf und will gewinnen Er versucht, zu gefallen, in der Hoffnung, dass der Angriff abschwächt oder er schaltet auf Autopilot und denkt: „Irgendwann ist es 17 00 Uhr. “
Um solche Erfahrungen geht es in diesem Kapitel. Es geht nicht darum, möglichst dafür zu sorgen, dass sie nie mehr unter Stress stehen, denn das wäre unrealistisch. Die Verteidigungsmechanismen sind seit Jahrhunderten in unseren Körpern einprogrammiert und der Trainerberuf ist und bleibt eine aufregende Herausforderung, es gehört also dazu. Was Sie tun können, ist, Ihre eigenen Reaktionen zu kennen und zu entdecken, wie Sie sich selbst aus Ihrer Flucht-, Kampf- oder Erstarrungsreaktion befreien können, um dann wieder professionell zu agieren.
Worum geht es in diesem Kapitel?
Im ersten Abschnitt lesen Sie, wie die Flucht-, Kampf- und Erstarrungsreaktion jeweils funktionieren und – im zweiten Abschnitt – wie Sie die entsprechende Reaktion erkennen können: Was tun Sie und was fühlen Sie bei jeder dieser drei möglichen Reaktionen? Im dritten Abschnitt zeige ich Ihnen Auswege aus der Reaktion, und wie Sie den Weg zurück in Ihre (Trainer-)Rolle finden können. Anschließend lenke ich meinen Blick auf die Teilnehmer: Auch sie können sich angegriffen fühlen und in die Verteidigung gehen. Wie können Sie erkennen, was bei Ihrem Teilnehmer vor sich geht (Abschnitt 4) und was können Sie dafür tun, dass er einen Ausweg findet (Abschnitt 5)? Im letzten Abschnitt lesen Sie, was Sie während eines Trainings strukturell für Ihr Gefühl von Sicherheit tun können, damit Ihr Risiko, sich angegriffen zu fühlen, gesenkt wird.
2.1 Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktion: die automatische Verteidigung
Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktion:
Die Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktion wurde erstmals von dem USamerikanischen Physiologen Walter Bradford Cannon (1871 – 1945) benannt. Er hatte entdeckt, dass viele in die Enge getriebene Tiere drei typische Reaktionen zeigen: Sie kämpfen, fliehen oder erstarren (bzw. sie stellen sich tot). Diese Reaktionen werden durch die Ausschüttung der Hormone Adrenalin oder Noradrenalin ermöglicht. Dadurch wird die Atmung schneller, die Herzschlagfrequenz steigt, ebenso der Blutdruck, die Aktivitäten der Verdauungsorgane werden verlangsamt usw. Die Tiere sind dadurch in einem hohen Maß wachsam und das müssen sie auch sein, denn jede dieser Reaktionen muss schnell erfolgen und kostet viel Energie.
Entscheidend ist, dass die physiologische Vorbereitung auf die Kampf-, Fluchtoder Erstarrungsreaktion automatisch geschieht. Und zwar im vegetativen Nervensystem, das alle routinemäßigen Funktionen des Körpers reguliert, wie die Atmung, die Verdauung oder den Kreislauf. Wenn Tiere in eine Bedrohungssituation geraten, erhöht sich ihre Wachsamkeit und Handlungsbereitschaft von selbst. Sind sie einmal in der Situation, haben sie keine andere Wahl mehr, außer zu kämpfen, zu fliehen oder sich tot zu stellen. Das kann man auch gut nachvollziehen, weil andere Reaktionen die Überlebenschancen entscheidend einschränken würden.