E-Book, Deutsch, Band 355, 512 Seiten
Reihe: Julia Exklusiv
Denison / Fielding / Green Julia Exklusiv Band 355
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7515-1200-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Im Reich der Liebe
E-Book, Deutsch, Band 355, 512 Seiten
Reihe: Julia Exklusiv
ISBN: 978-3-7515-1200-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zusammen mit ihrem Mann, einem Ingenieur, lebt Janelle im sonnigen Südkalifornien. Für seine Unterstützung ist sie ihm dankbar und noch dankbarer dafür, dass er nie ein Wort darüber verliert, wenn das Abendbrot verspätet - oder auch gar nicht - auf den Tisch kommt, weil sie über ihre Arbeit am Computer völlig die Zeit und Realität aus den Augen verloren hat.
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1. KAPITEL
Die Braut hatte das Gesicht eines Engels und die Figur einer Göttin, gehüllt in meterlange Bahnen schimmernder weißer Seide. Der Kontrast zwischen dem lilienweißen Gewand und diesem Ort lockerer Moral veranlasste Garrett Blackwell, tief durchzuatmen, bevor er sich auf einen der freien Barhocker setzte. Er war allerdings nicht der Einzige, der zu der abgelegenen Ecknische hinüberstarrte, in der die einsame Braut sich niedergelassen hatte und eine dunkelbraune Flüssigkeit aus einem Cognacschwenker trank – oder besser gesagt, hinunterstürzte. „Leisure Pointe“, dröhnte wie immer von lauter Musik, Gelächter und harmlosen Streitigkeiten, doch die Hauptattraktion schien die Dame in Weiß zu sein. Die Frauen beobachteten sie neugierig und misstrauisch, während sämtliche Männer offenbar nur darauf warteten, für den fehlenden Bräutigam einzuspringen. Garrett konnte es ihnen nicht verübeln. Sie war eine Augenweide, eine Frau, für die ein Mann sich zum Narren machen konnte. Große blaue Augen, volle Lippen, die zum Küssen einluden, und ein makelloser, samtweicher Teint, der vor Wärme zu leuchten schien. Das weizenblonde Haar war zu einer Hochfrisur aufgesteckt, aus der sich bereits die Hälfte der Locken gelöst hatten und offen um ihr Gesicht und über ihren Rücken fielen. Das schulterfreie Kleid war über und über mit Perlen und Pailletten bestickt, das Dekolleté reichte bis zum Ansatz der wohlgeformten Brüste, und das Mieder umschloss eine schmale Taille. Garrett vermutete, dass sie lange, schlanke Beine hatte, die zu der zierlichen Gestalt passten. Rasch verdrängte er diese Gedanken, bevor sie eine noch gefährlichere Richtung einschlugen. Schließlich ging es ihn absolut nichts an, welch hauchdünne Dessous sie unter dem Kleid tragen mochte. „Sie ist toll, oder?“ Garrett wandte sich Harlan zu, dem Barkeeper und Inhaber des Lokals. Harlan trug ein Holzfällerhemd mit hochgerollten Ärmeln, verwaschene Jeans und Hosenträger, die völlig überflüssig waren, da der breite Gürtel diese Aufgabe ebenso gut hätte bewältigen können. „Sie sieht aus wie jemand aus St. Louis, der sich verirrt hat. Keine so elegante Frau wie sie würde sich freiwillig in ein Nest wie Danby, Missouri, begeben, es sei denn, sie hätte sich verfahren. Wer ist sie eigentlich?“ „Keine Ahnung.“ Harlan öffnete eine Bierflasche und stellte sie vor Garrett. „Niemand scheint zu wissen, wer sie ist oder woher sie kommt. Sie ist noch nie in Danby oder Umgebung gesehen worden – dabei hat sie ein Gesicht und einen Körper, den kein gesunder Mann je vergessen würde, wenn du verstehst, was ich meine.“ Oh ja, Garrett verstand nur zu gut, was Harlan meinte. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um genau zu wissen, wie sie aussah. Vor seinem geistigen Auge tauchten die wilde Haarmähne auf, die vollen Brüste, die durch die schmale Taille noch üppiger wirkten … Genug! Wenn er weiter über sie nachdachte, würde das Verlangen ihn überwältigen und um den Verstand bringen. Er hob die Flasche an die Lippen und trank einen tiefen Schluck. „Wo steckt der Bräutigam?“ Harlan räumte die schmutzigen Gläser vom Tresen und stellte sie ins Spülbecken. „Hab keinen gesehen. Sie hat allerdings ein paar Heiratsanträge von den jungen Burschen bekommen, die heute hier herumschwärmen. Die Bande ist ihr kaum von der Seite gewichen und hat sich ganz schön aufgespielt.“ Ein fürsorglicher Ausdruck spiegelte sich in seinen Augen, so wie man es von einem Vater dreier Töchter im Teenageralter erwarten durfte. „Ich musste die Jungs schließlich verscheuchen, damit sie ihre Ruhe hat. Obwohl das Mädchen die Annäherungsversuche ignoriert hat, bestellen sie immer wieder Drinks für sie. Fünf Amaretto! Ich habe Betty gerade gesagt, sie solle ihr nichts mehr bringen und keine Bestellungen von ihren Bewunderern mehr entgegennehmen, es sei denn, es handelt sich um Kaffee.“ Garrett lächelte. Harlan wirkte und klang wie ein großer, brummiger Grizzly, aber in Wirklichkeit war er eine Seele von Mensch. Er führte seine Bar ordentlich und gönnte es jedem, wenn er sich amüsierte. Andererseits war allgemein bekannt, dass Harlan in seinem Lokal keinen Ärger oder Schlägereien duldete und sich stets um die Gäste kümmerte, die zu viel getrunken hatten. Wie die Braut ohne Bräutigam. Harlan ging ans Ende des Tresens, um Getränkewünsche zu erfüllen, und Garrett ertappte sich dabei, wie er erneut zu der Frau hinüberschaute. Sie war ein faszinierendes Geschöpf – nicht nur wegen der geheimnisvollen Umstände, die sie nach Danby verschlagen hatten, oder weil sie im „Leisure Pointe“ völlig fehl am Platz war. Gekleidet wie eine Märchenprinzessin und mit einer Schönheit gesegnet, die gleichermaßen verblüffend und erregend war, glich sie einem funkelnden Diamanten inmitten einer Handvoll Kieselsteinen. Sie gehörte nicht hierher, sondern in eine Großstadt. Als Harlan zurückkehrte, sprach Garrett seine Gedanken laut aus. „Wer, um alles in der Welt, würde sie hier absetzen?“ „Der Chauffeur ihrer Limousine.“ „Draußen stand aber keine Limousine“, erwiderte Garrett stirnrunzelnd. Harlan griff nach dem Geschirrtuch und begann, die Biergläser abzutrocknen. „Der Bursche hat sich auch nicht lange aufgehalten“, erklärte er verächtlich. „Er ist ihr mit einem Koffer gefolgt und hat mir erzählt, dass sie ihn gebeten habe, hier zu halten. Der feine Schnösel meinte, er sei nur für eine bestimmte Zeit gebucht, und die sei abgelaufen. Er würde nicht warten, und sie solle sehen, wie sie klarkomme.“ „Das ist alles?“ „Er hat sich noch beschwert, dass er den ganzen Weg nach St. Louis zurückfahren müsse. Ich nehme also an, dass sie von dort stammt.“ Seufzend legte Harlan einen Arm auf den Tresen. „Du musst mir einen Gefallen tun, Blackwell.“ „Wieso habe ich das Gefühl, dass mir nicht gefallen wird, was du mir zu sagen hast?“, erkundigte Garrett sich spöttisch. „Hab dich nicht so“, beschwerte Harlan sich. „Ich will doch nur, dass du hinübergehst und die Dame fragst, wen wir anrufen sollen, damit sie abgeholt wird.“ Die Bitte war schlicht, unmissverständlich und erforderte wenig Mühe, aber Garrett spielte nicht mehr den Ritter. Nicht seit die letzte Frau, die er aus einer Notlage gerettet hatte, seine Großzügigkeit ausgenutzt und ihn schamlos hinters Licht geführt hatte. Seine Miene hatte ihn offenbar verraten, denn Harlan fuhr rasch fort: „Ich könnte hier garantiert eine Menge Freiwilliger auftreiben, aber die meisten Männer würden ihr wahrscheinlich nur einen unsittlichen Antrag machen. In Anbetracht ihres Zustandes …“ Garrett stöhnte auf. Er war hergekommen, um sich zu entspannen, ein paar Bier zu trinken und mit Harlan und einigen Stammgästen, die noch mit seinem Vater befreundet gewesen waren, über alte Zeiten zu plaudern. Es war die gleiche langweilige Samstagabendroutine – ganz anders als das Wochenende seines Bruders mit Partys, Frauen und halsbrecherischen Abenteuern. Rylan … Bemüht, sich um Harlans Vorschlag zu drücken, spähte Garrett durch den dichten Zigarettenrauch auf der Suche nach dem dunklen, zerzausten Haarschopf und dem charmanten Grinsen seines jüngeren Bruders. „Warum beauftragst du nicht Rylan damit?“, fragte Garrett. Obwohl sein Bruder das schöne Geschlecht schätzte und ihn jedes weibliche Wesen unter achtzig anhimmelte, hatte er nie die Notsituation einer Frau ausgenutzt. Der Respekt, den ihre Mutter sie gelehrt hatte, war noch immer tief verwurzelt. Garrett bezweifelte allerdings, dass Charlotte Blackwell je damit gerechnet hatte, welch hohen Preis ihr ältester Sohn für seine Ritterlichkeit hatte zahlen müssen. Seine achtjährige Tochter erinnerte ihn ständig daran, wie ehrenwert er gewesen war. Zu schade, dass Chelseas Mom nicht genauso verantwortungsbewusst oder treu gewesen war – ihm oder dem kleinen Mädchen gegenüber, das sie nie wirklich geliebt hatte. „Dein Bruder ist vor über einer Stunde mit Emma Gentry gegangen“, erklärte Harlan. „Er machte nicht den Eindruck, als würde er bald wiederkommen.“ Garrett wunderte sich nicht im Mindesten. Er und sein Bruder teilten sich das Haus, das Garrett vor vier Jahren von ihrer Mutter geerbt hatte, als diese sich entschloss, zu ihrer Schwester nach Iowa zu ziehen. Mit sechsundzwanzig kam und ging Ry, wie es ihm gefiel. Häufig verbrachte er die Freitag- und Samstagnächte auswärts. Garrett kümmerte sich nicht darum, solange Ry sich von Ärger fernhielt. „Wie wär’s mit Otis?“ Garrett betrachtete den Mann am anderen Ende der Bar. „Er ist völlig harmlos und kann die Sache genauso gut erledigen wie ich.“ „Otis ist ein verrückter alter Kauz. Sieh ihn dir doch an. Er starrt sie an, der Mund steht ihm offen, und er ist kurz davor, vom Schlag getroffen zu werden. Glaubst du wirklich, dass er in diesem Zustand auch nur einen zusammenhängenden Satz herausbringen würde?“ Garrett musste wider Willen lachen. Verstohlen musterte er die Männer an den anderen Tischen und stellte dabei fest, dass Otis nicht der Einzige war, der die schöne Braut anhimmelte. Erstaunlich, dass eine einzelne Frau eine solche Wirkung auf so viele Männer ausüben konnte. „Um es ganz deutlich zu sagen, Blackwell: Ich bitte dich nicht, das Mädchen zu heiraten“, beharrte Harlan, während er unverdrossen die georderten Drinks mixte. „Es ist schon spät, und falls sie in St. Louis wohnt, dauert es eine gute Stunde, sie abzuholen und nach Hause zu...