Deppe-Schmitz / Deubner-Böhme Auf die Ressourcen kommt es an
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8409-2611-2
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Praxis der Ressourcenaktivierung
E-Book, Deutsch, 316 Seiten
ISBN: 978-3-8409-2611-2
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Ressourcenaktivierung wirkt sich positiv auf das Therapiegeschehen aus! Leider ist für Patienten häufig der Blick auf ihre Ressourcen verstellt: Ressourcen können so nicht ihre Kraft für den Genesungsprozess entfalten, sondern schlummern als „ungenutztes“ Potenzial eigener Fähigkeiten und Möglichkeiten. In der ressourcenorientierten Therapie lernen Patienten, einen Zugang zu ihren Ressourcen (wieder-) zu erlangen. Ressourcenaktivierung trägt so dazu bei, das Wohlbefinden von Patienten zu fördern und störungsbezogene Problemlöseprozesse zu verbessern.
Nach einer kurzen Einführung in den wissenschaftlichen Hintergrund der Ressourcenaktivierung beschreibt der Praxisleitfaden für jede Therapiephase verschiedene Interventionen zur Ressourcenaktivierung und veranschaulicht diese anhand von zahlreichen Praxisbeispielen. Es werden u.a. Interventionen zur ressourcenorientierten Therapieplanung, zur Aktivierung aktuell verfügbarer Ressourcen und verschütteter Ressourcen, zur Ressourcenaktivierung am Therapieende sowie zur ressourcenorientierten Gestaltung von Therapiesitzungen vorgestellt. Ausführlich wird auch auf die "Verzahnung“ von ressourcenorientierten und störungsbezogenen Interventionen in der verhaltenstherapeutischen Arbeit eingegangen. Zahlreiche Arbeitsmaterialien, die auf der beiliegenden CD-ROM zur Verfügung gestellt werden, unterstützen die Umsetzung der Interventionen in der psychotherapeutischen Praxis.
Zielgruppe
Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinische Psychologen, Psychologische Berater, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Auf die Ressourcen kommt es an;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;7
2;Kapitel 1 Lust auf eine Ressourcen-Expedition?;11
3;Kapitel 2 Die Schatzkarte entziffern;19
3.1;2.1 Ressourcen – eine Begriffsklärung;20
3.2;2.2 Psychische Grundbedürfnisse und Gesundheit;22
3.3;2.3 Ressourcenrealisierung und Ressourcenaktivierung in der ressourcenorientierten Psychotherapie;24
3.4;2.4 Ressourcenaktivierung und Therapieerfolg;26
3.5;2.5 Methoden der Ressourcenaktivierung;29
4;Kapitel 3 Ein paar Worte zum Reiseleiter;35
4.1;3.1 Der ressourcenorientierte Therapeut ist ein selbstfürsorglicher Therapeut;36
4.2;3.2 Der ressourcenorientierte Therapeut hat eine ressourcenorientierte Grundhaltung;42
4.3;3.3 Der ressourcenorientierte Therapeut stimmt sich auf die Ressourcen seiner Patienten ein;44
5;Kapitel 4 Die Reise vorbereiten;49
5.1;4.1 Ressourcendiagnostik und Ressourcenaktivierung in der Diagnostikphase;51
5.2;4.2 Psychoedukation: Mit Patienten ein gemeinsames Verständnis über Ressourcen entwickeln;58
5.3;4.3 Therapieziele erarbeiten;67
5.4;4.4 Ableitung von Behandlungsmethoden;70
6;Kapitel 5 Die funkelnden Schätze bewundern;73
6.1;5.1 Was sind aktuell verfügbare Ressourcen?;74
6.2;5.2 Wie werden aktuell verfügbare Ressourcen aktiviert?;77
6.3;5.3 Aktuell verfügbare Ressourcen in der Psychotherapie aktivieren;80
6.4;5.4 Aktuell verfügbare Ressourcen aktivieren durch freie Ressourcenassoziationen;82
6.5;5.5 Gezielte Aufmerksamkeitslenkung auf Ressourcen;89
6.6;5.6 Herausforderungen und Schwierigkeiten beim Aktivieren aktuell verfügbarer Ressourcen;99
7;Kapitel 6 Die Suche nach verborgenen Schätzen;103
7.1;6.1 Was sind verschüttete Ressourcen?;105
7.2;6.2 Wie könnten verschüttete Ressourcen aktiviert werden?;107
7.3;6.3 Verschütteten Ressourcen in der Psychotherapieaktivieren;112
7.4;6.4 Verschüttete Ressourcen aufspüren durch Aktivierung intakter Lebensbereiche;117
7.5;6.5 Verschüttete Ressourcen aus früheren Zeiten aufspüren;122
7.6;6.6 Verschüttete Ressourcen aufspüren durch dieEntwicklung von Zukunftsvisionen;131
7.7;6.7 Verschüttete Ressourcen aufspüren durch Rückmeldungen aus der Sicht von Dritten;133
7.8;6.8 Herausforderungen und Schwierigkeiten beim Arbeiten mit verschütteten Ressourcen;134
8;Kapitel 7 Diamanten schleifen;137
8.1;7.1 Förderung von Bedürfniswahrnehmung;141
8.2;7.2 Ressourcenaktivierung im Alltag durch verbesserte Selbstfürsorge;146
8.3;7.3 Ressourcenaktivierung zur Problembewältigung;157
8.4;7.4 Verankern von Ressourcen;163
8.5;7.5 Herausforderungen und Schwierigkeiten beim Aktivieren von Ressourcen im Alltag;170
9;Kapitel 8 Unter die Lupe genommen;173
9.1;8.1 Den Sitzungsbeginn ressourcenorientiert gestalten;174
9.2;8.2 Das Sitzungsende ressourcenorientiert gestalten;176
9.3;8.3 Aufgaben für zu Hause ressourcenorientiert gestalten;178
10;Kapitel 9 Beginn und Ende der Expedition gestalten;181
10.1;9.1 Ressourcenaktivierung im therapeutischen Erstgespräch;182
10.2;9.2 Ressourcenorientierte Vorbereitung auf das Therapieende;187
10.3;9.3 Das Abschlussgespräch ressourcenorientiert gestalten;193
11;Kapitel 10 Ein Reisebericht;197
12;Kapitel 11 Werkzeugkoffer;201
13;Literatur / Anhang / Sachregister;243
13.1;Anhang;247
13.2;Sachregister;250
14;CD-Inhalte;252
Kapitel 2 Die Schatzkarte entziffern Eine kurze theoretische Abhandlung über ressourcenorientierte Psychotherapie (S. 18-19)
Eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Gestaltung einer Expedition ist die Kompetenz, die Karte zu entziffern. Dazu gehört, dass wir den Umgang mit der Karte erlernt haben und Botschaften und Hinweise verstehen. Genau das ist unser Ziel einer kurzen theoretischen Abhandlung über ressourcenorientierte Psychotherapie. Im Rahmen einer ressourcenorientierten Psychotherapie unterstützen wir Patienten darin, wieder einen Zugang zu ihren Ressourcen zu finden. Damit erfahren unsere Patienten einerseits eine Stärkung ihres Wohlbefindens und andererseits können sie Belastungen und störungsbezogene Probleme besser bewältigen. Genau das ist das Anliegen unseres Praxisleitfadens für Ressourcenaktivierung.
Was verstehen wir nun genau unter Ressourcen? Welche Rolle spielen sie für unsere körperliche und seelische Gesundheit? Und wie können wir mit den Ressourcen unserer Patienten in der Therapie arbeiten? Zu diesen Fragen wollen wir Sie in diesem Kapitel mit Erkenntnissen aus der Wissenschaft vertraut machen. Uns geht es dabei weniger darum, einen umfassenden Forschungsüberblick zu geben. Wir wollen uns vielmehr auf die Aspekte konzentrieren, die aus unserer Sicht für die ressourcenorientierte Praxis bedeutsam sind. Wir wollen den Bezug zur therapeutischen Praxis allgemein und zu den von uns vorgestellten Interventionen in den Vordergrund stellen. Das geht sicherlich zulasten einer Komplexität der Darstellung sowie zulasten eines wissenschaftlichen Diskurses. Wenn Sie an „mehr Stoff“ interessiert sind, empfehlen wir Ihnen hierzu das Buch mit dem Titel Ressourcen … ein Hand- und Lesebuch zur psychotherapeutischen Arbeit von Schemmel und Schaller (2013), in dem ein wirklich guter Überblick zum aktuellen Stand der Thematik in verschiedenen Feldern der klinischen Forschung sowie Einblicke in verschiedene Anwendungsfelder gegeben werden. Wir beginnen nun ganz grundsätzlich damit, was wir genau unter Ressourcen in der ressourcenorientierten Psychotherapie verstehen.
2.1 Ressourcen – eine Begriffsklärung
Eine Ressource (lat. resurgere: hervorquellen, wiedererstehen) wird im Duden beschrieben als „… natürlich vorhandener Bestand von etwas, was für einen bestimmten Zweck, besonders zur Ernährung der Menschen und zur wirtschaftlichen Produktion ständig benötigt wird sowie als Bestand an Geldmitteln oder als Geldquelle, auf die jemand zurückgreifen kann …“ (www.duden.de). Zentrale Aspekte von Ressourcen sind also Bindung an einen Zweck, Funktionalität und Existenzsicherung. Was sind Ressourcen, wenn wir an seelische Gesundheit denken? Sind Ressourcen gleichzusetzten mit den gesundheitsförderlichen Faktoren, die seit den 1980er Jahren in der Gesundheitspsychologie als gut erforscht gelten?
Nestmann versuchte 1996, die Vielzahl an Definitionen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen: Letztlich alles, was von einer bestimmten Person in einer bestimmten Situation wertgeschätzt wird oder als hilfreich erlebt wird, kann als eine Ressource betrachtet werden… Eine Sache ist nicht an sich eine Ressource, sondern wird erst dann zu einer solchen, wenn sie von einem Menschen für dessen individuelle Zwecke genutzt wird. (1996, S. 362) Grawe betont den Bezug zu psychischen Grundbedürfnissen (1998, 2004): Als Ressource gilt nur, was zur Befriedigung angeborener Bedürfnisse führt und somit der Lebenserhaltung und Lebensverbesserung dient (Gutscher, Hornung & Flury-Kleubler, 1998).