Dermutz | Das Burgtheater und die Wiener Identität | Buch | 978-3-902416-14-8 | sack.de

Buch, Deutsch, 164 Seiten, Format (B × H): 150 mm x 215 mm

Reihe: edition seidengasse · Verlag Bibliothek der Provinz

Dermutz

Das Burgtheater und die Wiener Identität

Kontinuität und Krisen, 1888–2009
Erscheinungsjahr 2010
ISBN: 978-3-902416-14-8
Verlag: Bibliothek der Provinz

Kontinuität und Krisen, 1888–2009

Buch, Deutsch, 164 Seiten, Format (B × H): 150 mm x 215 mm

Reihe: edition seidengasse · Verlag Bibliothek der Provinz

ISBN: 978-3-902416-14-8
Verlag: Bibliothek der Provinz


Das Burgtheater hat im 20. Jahrhundert wie keine andere Institution die Wiener Identität geprägt. Vor allem die Ensemblemitglieder dieses traditionsreichen Hauses haben mit ihrem Burgtheaterstil und ihrem Burgtheaterdeutsch mehrere Generationen von Wienerinnen und Wiener in ihrer Weltanschauung, in ihrer Theaterauffassung und auch in ihren privaten Verhaltensregeln und Sitten bestimmt. In keiner anderen Metropole der Welt ist der Konnex eines Theaters mit seiner Stadt von einem so engen Zusammenhalt wie beim Burgtheater und Wien. Mit dem Umzug des Burgtheaters in den 1888 eröffneten Prunkbau kam es zunächst zu einer schwierigen Neubestimmung der Schauspielästhetik und der Wiener Identität. Die Schauspielerinnen und Schauspieler vermissten den intimen Raum des Burgtheaters am Michaelerplatz und sehnten sich nach der kammerspielartigen Bühne zurück. Mit der Eröffnung des neuen Burgtheaters begannen in einem noch größeren Ausmaß als in den Jahrzehnten davor die Aufgaben der Repräsentation in den Mittelpunkt der Interessen des Burgtheaters zu rücken. Auf das prachtvolle neue Haus antwortete man mit einem dekorativen Stil, der die Opulenz in der Gestaltung der Kostüme und Bühnenbilder betonte. Dieser Ästhetik entsprach ein getragener Burgtheaterstil, der sich vor allem nach dem Zusammenbruch der Monarchie als Distinktionsmerkmal der feinen Wiener Gesellschaft herauskristallisieren sollte. Der dekorative Darstellungsstil und die Sprechweise der Ensemblemitglieder des Burgtheaters hatten großen Einfluss auf die Besucherinnen und Besucher, die den Sprachduktus und die Umgangsformen ihrer Lieblinge im Alltag kopierten. Das Wiener Publikum verstand stets die berühmten Schauspielerinnen und Schauspieler des Burgtheaters als Mitglieder einer großen künstlerischen Familie, in die man nur wirklich aufgenommen wurde, wenn man sich an die Riten und Regeln dieses traditionsreichen Theaters hielt. Das Erbe der Monarchie wirkte insofern sehr lange nach, als sich auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges am Burgtheater eine konservative Mentalität herausbildete, die tatkräftig Einfluss auf die Auswahl der Stücke und ihre Darstellung nahm. Das Burgtheater und sein Publikum bestätigten sich gegenseitig, indem sie einander, wie Hermann Bahr dies am Beginn des 20. Jahrhunderts einmal formulierte, das „Gefühl der Dauer“ gaben. Dieses „Gefühl der Dauer“ ist auch am Beginn des 21. Jahrhundert eines der wesentlichsten Merkmale der Wiener Identität. Das Burgtheater hatte in den verschiedenen politischen Phasen des 20. Jahrhunderts immer die Aufgabe, den Wienerinnen und Wienern zu sagen, dass sie in der Metropole der vielfach beschworenen Kulturnation Österreich leben. [Enzyklopädisches Stichwort]
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Dermutz, Klaus
Klaus Dermutz: geboren 1960 in Judenburg (Österreich). Studium der Theologie, Philosophie und Soziologie in Graz und Berlin. 1992 Promotion zum Doktor der Theologie. Seit 2001 gemeinsam mit dem Burgtheater-Direktor Klaus Bachler Herausgeber der Buchreihe Edition Burgtheater. Buchveröffentlichungen über die Theaterarbeit von Tadeusz Kantor (1994), Christoph Marthaler (2000), Peter Zadek (2001), Gert Voss (2001), Otto Sander (2002), Andrea Breth (2004) und »Das Burgtheater 1955–2005« (2005). Seit 1988 Lehrbeauftragter an der theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz und seit 2002 Beirat im Kulturforum der Österreichischen Botschaft Berlin. Seit 2002 Exposés und Fachberatung für die Fernsehserie »Theaterlandschaften« auf 3sat. 2006 Herausgeber von »Peter Zadek – His way«. 2006/07 Lehrauftrag am theaterwissenschaftlichen Institut der Universität Mainz. Klaus Dermutz lebt in Berlin.

Ehalt, Hubert Christian
Hubert Christian Ehalt: geboren 1949 in Wien. Sozial-, Kultur- und Kunsthistoriker und historischer Anthropologe. Professor für Sozialgeschichte an der Universität Wien und für Kulturgeschichte an der Universität für angewandte Kunst Wien, Honorarprofessor an der Technischen Universität Wien.
Seit 1969 in der Erwachsenenbildungs- und Vermittlungsarbeit tätig – Vorträge, Konzeption und Leitung von Workshops, Seminaren und Tagungen, Exkursionen, intermediale Veranstaltungen, Führungen, Leitung von Kunstreisen, Sommerseminaren. Ab 1976 Fachgruppenleiter beim Verband Wiener Volksbildung. Gestaltung von Themen-Seminaren im „Haus Rif“ und in Strobl in Salzburg.
Von Dezember 1984 bis Oktober 2016 Wissenschaftsreferent der Stadt Wien, in dieser Funktion verantwortlich für die Förderung von Wissenschaft und Forschung in Wien, für die Förderung des Wissenschaftsstandortes Wien, für den Wissenstransfer zwischen der Stadt Wien und den neun in Wien situierten Universitäten, den Fachhochschulen und den Forschungsgesellschaften sowie für die Verbindung wissenschaftlicher und urbaner Öffentlichkeit. Ab 1986 Leitung von Vorträgen, Tagesseminaren und Workshops im Rahmen der Verwaltungsakademie der Stadt Wien, 1988 Gründung der „Stadtwerkstatt“ der Verwaltungsakademie der Stadt Wien zur Vernetzung von in der Wissenschaft und in der Verwaltung generiertem Wissen zu Themen aus dem Bereich der Gesellschafts- und Stadtentwicklung und zum Verhältnis von Stadtentwicklung und Stadtplanung. Ab 1986 Konzeption, Gründung, Planung und Moderation der „Wiener Vierteltouren“ – ein Veranstaltungsprojekt der Stadt Wien zur historisch-ethnographisch-literarischen Erkundung Wiens gegen den Strich der Mythen und Klischees. Seit Frühjahr 1987 Initiator und Planer der Wiener Vorlesungen, des Dialogforums der Stadt Wien.
Bis Oktober 2016 Generalsekretär und Vorstandsmitglied von fünf städtischen Wissenschaftsförderungsfonds – Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die Österreichische Akademie der Wissenschaften, Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die Wirtschaftsuniversität Wien, Viktor Frankl-Fonds der Stadt Wien zur Förderung einer sinnorientierten humanistischen Psychotherapie, Fonds der Stadt Wien für innovative interdisziplinäre Krebsforschung, Jubiläumsfonds der Stadt Wien für die Universität für Bodenkultur Wien. 2002 bis 2016 Kuratoriumsmitglied des Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds (WWTF). Präsident der Gesellschaft der Freunde und Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Leiter des Instituts für historische Anthropologie.
Forschungsschwerpunkte: Wissens- und Wissenschaftsgeschichte, Sozial- und Mentalitätsgeschichte Wiens in der Neuzeit, Kultur-, Zivilisations- und Alltagsgeschichte (17. bis 20. Jahrhundert) und Gesellschaftsgeschichte der bildenden Künste.



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