E-Book, Deutsch, 203 Seiten
Döpfner / Görtz-Dorten / Petermann Diagnostik psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter
4., überarbeitete Auflage 2024
ISBN: 978-3-8444-3094-3
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 203 Seiten
Reihe: Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie
ISBN: 978-3-8444-3094-3
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Neubearbeitung des Bandes liefert anhand von Leitlinien, Materialien und der Beschreibung wichtiger Erhebungsverfahren eine praxisorientierte Einführung in die Grundlagen der Diagnostik psychischer Störungen und Auffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter. Ausführlich wird insbesondere auf die Exploration von Kindern und Jugendlichen sowie von deren Bezugspersonen eingegangen.
Die Leitlinien beziehen sich sowohl auf die Diagnostik psychischer Auffälligkeiten und Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen als auch auf die systematische Erfassung der kognitiven, motorischen und sprachlichen Fähigkeiten und Defizite. Zudem werden auch die begleitenden familiären und psychosozialen Bedingungen berücksichtigt. Weitere Kapitel beschäftigen sich mit der Integration der diagnostischen Ergebnisse, der Bedingungsanalyse und der Vereinbarung von Therapiezielen. Die Neubearbeitung des Bandes stellt aktuelle Verfahren zur Verhaltens-, Entwicklungs-, Intelligenz- und Leistungsdiagnostik vor. Zahlreiche Materialien erleichtern die Umsetzung der Leitlinien in die klinische Praxis
Zielgruppe
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut_innen, Kinder- und Jugendpsychiater_innen, Pädiater_innen, Pädagog_innen, Studierende und Lehrende in der psychotherapeutischen Aus-, Fort- und Weiterbildung.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
|30|2 Leitlinien
Eine umfassende diagnostische Einschätzung der Problematik des Kindes bzw. Jugendlichen und der psychosozialen Bedingungen setzt voraus, dass Informationen von mehreren Quellen zusammengetragen werden. In den meisten Fällen sind die Eltern (oder andere Hauptbezugspersonen), das Kind selbst und Erzieher:innen oder Lehrkräfte die wichtigsten Informant:innen. In der Regel ist zumindest eine direkte Exploration der Eltern und des Kindes bzw. der Jugendlichen erforderlich. Bei Kindern, die im Zusammenhang mit dem Jugendamt oder der Jugendgerichtsbarkeit vorgestellt werden, und bei Kindern, die in Einrichtungen leben, müssen auch Informationen aus Institutionsberichten, von Einzelfall-, Familien- oder Bewährungshelfer:innen und oder von Betreuer:innen aus den Einrichtungen gesammelt werden. Bei Kindern, die stationär in Kinderkliniken oder in kinder- und jugendpsychiatrischen Kliniken behandelt werden, müssen auch Beobachtungen und Einschätzungen des Pflegepersonals und anderer Therapeut:innen herangezogen werden. Tabelle 5 gibt eine Übersicht über die Leitlinien zur Diagnostik psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Die Leitlinien zur Exploration der Eltern, des Kindes und anderer Bezugspersonen (Leitlinien L1 bis L3) lehnen sich eng an die von der American Academy of Child and Adolescent Psychiatry (1995, 1997, 2007) veröffentlichten sogenannten Praxisparameter (practice parameters) für die Untersuchung von Kindern und Jugendlichen an. In welcher Reihenfolge oder Kombination die Befragungen in der Praxis durchgeführt werden, hängt vom einzelnen Fall und den Rahmenbedingungen der Untersuchung ab. Eine gemeinsame Exploration von Eltern und dem Kind bzw. Jugendlichen ist häufig sinnvoll, um Eltern und Kind gemeinsam zu erleben und um ihre Interaktionen zu beobachten. Damit sowohl die Eltern als auch das Kind offen sprechen können, sollten Eltern und Kind jedoch auch getrennt exploriert werden. L1 Exploration der Eltern oder anderer Hauptbezugspersonen L1.1 Exploration der Eltern: Basisdaten, Vorstellungsanlass, spontan berichtete Problematik und Erwartungen der Eltern L1.2 Exploration der Eltern: Aktuelle psychische Auffälligkeiten des Kindes bzw. Jugendlichen L1.3 Exploration der Eltern: Interessen, Aktivitäten, Kompetenzen und positive Eigenschaften des Kindes bzw. Jugendlichen L1.4 Exploration der Eltern: Entwicklungsstand und schulische Leistungen des Kindes bzw. Jugendlichen L1.5 Exploration der Eltern: Familiärer und sozialer Hintergrund L1.6 Exploration der Eltern: Entwicklungsgeschichte des Kindes bzw. Jugendlichen |31|L1.7 Exploration der Eltern: Einstellungen zur Therapie L2 Exploration und psychopathologische Beurteilung des Kindes/Jugendlichen L2.1 Exploration von Kindern und Jugendlichen (etwa ab dem Schulalter) L3 Exploration von Erzieher:innen oder Lehrkräften L4 Fragebogenverfahren zur Verhaltens- und Psychodiagnostik L5 Verfahren der Verhaltensbeobachtung, der Selbstbeobachtung und des ambulanten Assessments zur Verhaltens- und Psychodiagnostik L6 Projektive Verfahren zur Verhaltens- und Psychodiagnostik L7 Verfahren der Familien- und Interaktionsdiagnostik L8 Indikation für eine Entwicklungs-, Intelligenz- oder Leistungsdiagnostik L8.1 Entwicklungsdiagnostik L8.2 Intelligenzdiagnostik L8.3 Diagnostik umschriebener Entwicklungsstörungen (Teilleistungsstörungen) L9 Integration der Ergebnisse der multimodalen Diagnostik L10 Bedingungsanalyse L11 Verlaufskontrolle In der Regel stimmen das Kind, seine Eltern und Erzieher:innen bzw. Lehrkräfte nur begrenzt in der Beurteilung der Probleme überein (De Los Reyes & Kazdin, 2005; De Los Reyes et al., 2019; Plück et al., 1997). Diese Diskrepanzen machen deutlich, wie wichtig es ist, vielfältige Informationsquellen zu nutzen. Die Unterschiede in den Beurteilungen und Informationen haben, wie in Kapitel 1.3 dargestellt, eine Reihe von Ursachen. Zunächst einmal haben die...