Buch, Deutsch, 86 Seiten, KART, Format (B × H): 149 mm x 210 mm, Gewicht: 137 g
ISBN: 978-3-934071-20-9
Verlag: Kinzel, Manuela Verlagsgr
Dr. Georg Michelsohn war ein begeisterter Freund der Wörlitzer Anlagen. Er muss viele Tage dort verlebt haben, auch Abende, Nächte und frühe Morgen. Wahrscheinlich hatte er auch ein eigenes Boot zur Verfügung. Er war als freundlich-geselliger Mensch bekannt, und manche seiner Gedichte erzählen deutlich von erotischen Stunden in dieser romantischen Umgebung. Aber der Wörlitzer Park inspirierte ihn noch mehr im Zauber vielfältigster Geschichte und uraltem Mythos, an den Bauten, Denkmalen, Bäumen und Blüten des Parks ablesbar und phantasiereich deutbar, oft in ganz individueller Sicht und Erinnerung. Dabei zeigt sich seine ausgezeichnete Kenntnis von Sagenwelt und früher Geschichte, nicht nur seines eigenen Volkes, auch seine Bewunderung für die Leistungen der Antike.
Die hier wiedergegebenen 50 Gedichte unter dem Titel „Der Traum von Wörlitz” sind wohl die umfangreichste zusammengehörige Sammlung von Gedichten über Wörlitz. Manche dieser Gedichte mögen in ihrer Stimmungsmalerei als zeitgebunden und überholt erscheinen. Noch mehr von ihnen werden sich Lesern durch Verwendung nicht mehr üblicher Begriffe oder durch Bezüge zu nicht mehr bekannten Bildungsinhalten nur mit Schwierigkeiten erschließen. Dennoch können sie Freunden des Wörlitzer Parks und auch erstmaligen Besuchern vielerlei Anregungen geben zu besserem Verständnis und zu eigenem Nachdenken über diese historische Kulturlandschaft.
Zielgruppe
Wörlitz Gartenreich in Gedichten
Weitere Infos & Material
Der Venus-Tempel
Im Säuseln der Blätter klingt’s lispelnd und leis
Wie ein Lied aus hellenischen Munde –
Die Schaumgeborene prangt marmorweiß
In der säulentragenden Rotunde,
Sie blickt mit sardonischen Lächeln herab
Auf die blondgelockten Barbaren,
Und schwingt sie den rosenbekränzten Stab,
Dann werden Weise zu Narre!
Ihre Augen locken mit Zaubermacht,
Wie das Licht lockt törichte Motten –
Tief unter ihr führt in die Erde ein Schacht
Zu lauschigen Höhlen und Grotten!
Nur spärlich huscht in die Dämm’rung hinein
Die Sonne mit goldenen Funken,
Und die Schwüle berauscht wie Falerner Wein
Und die dürstende Seele wird trunken!
Und die Rosen blühen um Bajäs Bucht
Nicht röter als hier an der Elbe,
Und das Echo klingt in Sokrates Schlucht
Wie in Wörlitz Felsengewölbe,
Und die schweigsame Grotte bewahrt wie en Grab
Das Geheimnis der seligen Stunde –
In göttlicher Nacktheit blickt herab
Frau Venus mit lächelndem Munde!