E-Book, Deutsch, Band 3, 282 Seiten
Reihe: Aachen-Krimi-Reihe
Esser Phantomjagd
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7546-2605-4
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Ein Aachen Krimi (Hansens 3. Fall)
E-Book, Deutsch, Band 3, 282 Seiten
Reihe: Aachen-Krimi-Reihe
ISBN: 978-3-7546-2605-4
Verlag: tolino media
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Innerhalb weniger Tage werden der investigative Journalist Jürgen Wolf und die renommierte Wissenschaftlerin Heike Berger erschossen aufgefunden. Zwei Morde, zwischen denen auf den ersten Blick kein Zusammenhang besteht. Doch schon bald finden Hauptkommissar Hansen und sein Team heraus, dass sich beide Opfer gekannt haben und dass für ihren Tod ein international gesuchter Auftragsmörder, den die Behörden 'Das Phantom' nennen, verantwortlich ist. Schnell verdichten sich die Hinweise, dass Wolf an einer brisanten Enthüllungsstory gearbeitet hat und Berger seine Informantin war. Für Hansen ist klar, dass die beiden deshalb sterben mussten. Doch dann geschehen weitere Morde und die Ermittler stehen vor einem Rätsel. Puzzleteil für Puzzleteil setzen sie zusammen und decken nach und nach eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßes auf ...
Frank Esser, Jahrgang 1974, absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zum Industriekaufmann und arbeitet seitdem in der Medienbranche. Er lebt in der Nähe von Aachen. Seine Liebe zu Krimis inspirierte ihn, seinen ersten Regionalkrimi zu schreiben, der in der Aachener Domstadt spielt und 2017 veröffentlicht wurde. Mittlerweile veröffentliche er neben seiner Aachen-Krimi-Reihe weitere Krimis und Thriller sowohl als Selfpublisher als auch im Empire-Verlag.
Autoren/Hrsg.
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1. Kapitel
Mittwoch, 23. Januar 2019 »Morgen, Sven. Schon fleißig bei der Arbeit?«, grüßte der 49-jährige Kriminalhauptkommissar Karl Hansen, als er mit Stefan Riedmann auf die Eingangstür des Hauses in der Talstraße zusteuerte, aus der just in dem Moment Sven Kochs von der Spurensicherung heraustrat. Es war sieben Uhr. Hansen, Leiter des K11 der Aachener Mordkommission, der seit seinem Zusammenbruch vor wenigen Monaten auf Anraten des Arztes deutlich abgenommen hatte, war vor fünfundzwanzig Minuten über den gewaltsamen Tod eines Mannes in Kohlscheid informiert worden und hatte sich gleich mit seinem knapp dreizehn Jahre jüngeren Partner auf den Weg gemacht. Unterwegs hatten sie dann noch ihre beiden Kollegen Markus Beck und Jens Marquardt zum Fundort beordert. Von ihnen war allerdings noch nichts zu sehen. »Morgen, die Herren. Auch schon da?«, witzelte Kochs. Laura Deckers Team hatte anscheinend bereits die Arbeit aufgenommen. »Bevor du fragst, ihr findet den Toten in seinem Arbeitszimmer. Treppe hoch, erstes Zimmer rechts.« »Wer hat den Mord gemeldet?« »Christoph Vollmann, der Nachbar. Er wohnt gleich schräg gegenüber. Er hat sich darüber gewundert, dass Wolf schon seit Tagen keinen Schnee mehr geräumt hat. Außerdem steckten die Tageszeitungen von gestern und heute im Briefkasten.« »Und wie ist dieser Vollmann in das Haus gelangt?« »Er hat einen Schlüssel. Wolf war Journalist und oft mehrere Tage nicht zu Hause. Die Vollmanns haben sich dann immer um das Haus gekümmert. Rollladen rauf und runter, Briefkasten leeren, Blumen gießen. Die Dinge, die man halt als netter Nachbar so macht. Aber Wolf hat immer Bescheid gegeben, wenn er wegfuhr. Deshalb haben sich die Vollmanns ja auch gewundert und nach dem Rechten gesehen.« »Und wo ist der Nachbar jetzt?« »Laura hat den Mann nach Hause geschickt. Der war völlig fertig mit den Nerven. Na ja, ist auch kein Wunder. Wer rechnet schon damit, das Gehirn seines Nachbarn auf dem Boden verteilt zu finden?« »So schlimm?« »Schlimmer. Laura glaubt, dass Wolf aus großer Entfernung mit einem Scharfschützengewehr erschossen wurde. Großes Kaliber.« »Ein Sniper? Das hat uns gerade noch gefehlt«, seufzte Hansen. »Wolf dürfte schon ein paar Tage tot sein«, fuhr Kochs fort, ohne auf Hansens Kommentar einzugehen. »Wenn man die Tageszeitungen, die in dem Briefkastenschlitz stecken, berücksichtigt, tippe ich mal auf mindestens zwei Tage«, stellte Hansen mit einem Grinsen fest. »Also Tod am Montag.« »Gut kombiniert, Herr Kriminalhauptkommissar. So, jetzt muss ich aber mit der Arbeit loslegen. Sonst bekomme ich noch Ärger mit Laura«, meinte Kochs mit einem Augenzwinkern. »Sie ist übrigens mit unserem Frischling oben und wartet auf euch.« »Wer ist das? Habe ich da irgendwas verpasst?« »Sebastian Maurer. Hatte gestern seinen ersten Tag.« »Dann hat er ja jetzt einen guten Eindruck erhalten, was ihn bei uns erwartet.« Hansen wandte sich an Riedmann. »Stefan, ich möchte, dass du dich einmal mit den Vollmanns unterhältst. Vielleicht ist ihnen am Montag irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?« »Wird erledigt.« »Gut, dann verschaffe ich mir oben schon mal einen Überblick.« Während Riedmann durch den Schnee zum Nachbarhaus stapfte, betrat Hansen das Haus. Er holte sich die blauen Fußüberzieher aus der Manteltasche und stülpte sie über die Schuhe. Anschließend ging er die Stufen zur ersten Etage hoch. Auf Mitte der Treppe war schon deutlich ein süßlich beißender Verwesungsgeruch wahrnehmbar. »Morgen, Karl. Wo hast du denn deinen kongenialen Partner gelassen?«, begrüßte Laura Decker, Leiterin der KTU, Hansen mit einem strahlenden Lächeln, als er das Arbeitszimmer betrat. Wie fast immer trug sie ihre langen braunen Haare zu einem Zopf gebunden. Seit sie und Riedmann ein Paar waren, schienen die beiden unzertrennlich zu sein. Beruflich wie privat, dachte Hansen. »Morgen, Laura. Dein Stefan befragt den Nachbarn, der das unsägliche Vergnügen hatte, die Leiche zu finden. Kollege Kochs hatte recht. Es ist wirklich eine ganz schöne Sauerei hier, wenn ich mich so umblicke«, stellte Hansen nüchtern fest. »Allerdings. Fragmente der Schädeldecke und Teile des Gehirns sind im kompletten hinteren Bereich des Zimmers verteilt. Mir gehen allmählich die Nummerntafeln für die Markierung des Tatortes aus.« »Und Sie sind der neue Kollege im Team?«, wandte sich Hansen jetzt an den jungen Mann, der damit beschäftigt war, eine der von Decker erwähnten Tafeln zu platzieren, um ein weiteres Fundstück zu markieren. »Das ist richtig, Herr Hauptkommissar. Mein Name ist Sebastian Maurer«, erwiderte er und streckte seine Hand zur Begrüßung aus. »Mein Name ist Hansen. Aber wir duzen uns alle hier. Ich bin Karl«, erwiderte der Hauptkommissar und schüttelte kräftig Maurers Hand. »Freut mich sehr, Sie, ich meine natürlich dich, kennenzulernen. Dein Ruf eilt dir ja schon voraus. Ich bin Sebastian.« »Gut, dann wären die Formalitäten ja jetzt geklärt. Sven meinte, dass der Tote Journalist war.« »Darf ich vorstellen: Jürgen Wolf. Seines Zeichens Enthüllungsjournalist«, meinte Decker und zeigte auf die Leiche. »Muss man ihn kennen?« »Man muss nicht, aber man könnte. Er hat unter anderem letztes Jahr den Bestechungsskandal rund um den geplanten Windpark in der Eifel aufgedeckt.« »Daran kann ich mich erinnern. Aber wer den Artikel damals geschrieben hat, habe ich nicht gewusst.« »Sven hat dir ja schon etwas über den möglichen Tathergang erzählt. Wie du siehst, haben wir in der Fensterscheibe direkt vor dem Schreibtisch das Eintrittsloch eines Projektils. Ich gehe davon aus, dass der Schuss aus dem kleinen Waldstück dort drüben im Wurmtal abgegeben wurde. Das müssen so an die zweihundertfünfzig Meter sein. Also das Werk eines geübten Scharfschützen, wenn du mich fragst.« »Ein Enthüllungsjournalist, der von einem Sniper erschossen wurde. Könnte mit einer Story zu tun haben, an der er gerade gearbeitet hat. Möglicherweise haben wir es hier mit einem Auftragsmord zu tun«, vermutete Hansen. »Da könntest du recht haben. Wir haben nämlich bisher nichts gefunden, was nur im Entferntesten darauf hindeutet, dass das hier das Arbeitszimmer eines Journalisten ist. Keinen Computer, keine Kamera, keine Aufzeichnungen. Einfach nichts. Und da Wolf, wie du wahrscheinlich auch schon festgestellt hast, nicht gerade zu den ordentlichsten Menschen gehört hat, können wir mit Bestimmtheit sagen, dass hier bis vor Kurzem ein Laptop stand. Schau dir mal das Rechteck an, das sich deutlich vom Staubrand abzeichnet. Gleich neben dem unappetitlich aussehenden Stück Wurst und der Kaffeetasse.« »Stimmt, Sauberkeit war offensichtlich nicht Wolfs oberste Priorität«, erwiderte Hansen, nachdem er einen kurzen Blick auf den Schreibtisch geworfen hatte. »Hier hat sich jemand die größte Mühe gemacht, alles mitgehen zu lassen, was nur annähernd mit Wolfs Arbeit zu tun hat. Dazu passen die Spuren, die wir am Schloss der Haustür gefunden haben. Da hat sich eindeutig jemand widerrechtlich Zutritt verschafft. Wir haben zwar die restlichen Räume des Hauses noch nicht unter die Lupe genommen. Aber ich bin mir jetzt schon sicher, dass wir nichts finden werden, was mit Wolfs Nachforschungen zu tun hat.« »Wenn der Tod des Journalisten tatsächlich mit einer aktuellen Story im Zusammenhang steht, muss er an einer ziemlich brisanten Geschichte dran gewesen sein. Wenn jemand dafür bereit ist zu töten, ...« Hansen hatte den Satz noch nicht beendet, als er Stimmen im Flur hörte. Riedmann kam die Treppe herauf und unterhielt sich mit jemandem. »Das dürfte unser allseits geschätzter Doktor Bode sein«, meinte Decker, die offenbar Hansens Gedanken erraten hatte. »Hörte ich da gerade meinen Namen? Guten Morgen zusammen«, begrüßte der Gerichtsmediziner die Anwesenden, die seine Begrüßung freundlich erwiderten. »Na ja, so gut ist der Morgen dann doch nicht«, fügte er hinzu, als er einen Blick auf den Leichnam warf und die Hinterlassenschaften auf dem Teppich sowie an der Wand entdeckte. Er öffnete seinen mitgebrachten Koffer, holte ein Paar Einweghandschuhe und einige Instrumente heraus, die er für die Untersuchung der Leiche vor Ort benötigte. »Konnten die Vollmanns helfen, Stefan?«, wandte Hansen sich an den Kollegen. »Nein, nicht wirklich. Weder Christoph Vollmann noch seine Frau haben am Montag oder an einem anderen Tag etwas Ungewöhnliches bemerkt.« »Das war zu befürchten. Wir können von Glück reden, dass der Nachbar den Toten so schnell gefunden hat. Was sagt denn die Rechtsmedizin zum möglichen Todeszeitpunkt? Wir vermuten ja, dass der Mann am Montag erschossen wurde«, wandte sich Hansen an Bode. »Wäre ich vom CSI, könnte ich Ihnen das sicherlich jetzt schon beantworten. Aber wir sind hier leider nicht im Fernsehen. Ein bisschen mehr Zeit müssen Sie mir dann doch schon einräumen, damit ich mir eine fachmännische Meinung bilden kann. Ich habe gerade einmal die Latexhandschuhe angezogen und einen ersten Blick auf das Opfer geworfen«, erwiderte Bode mit leichtem Kopfschütteln. Manchmal erinnerte der Rechtsmediziner Hansen an Professor Boerne aus dem Münsteraner Tatort. Immer ein wenig borniert. Aber wie der Kollege gerade richtigerweise festgestellt hatte, waren sie hier nicht im Fernsehen und vor allem war er nicht Kommissar Thiel. Obwohl er immerhin das Hamburger Blut mit dem berühmten Fernsehkommissar gemeinsam hatte. Hansen, Riedmann, Decker und Sebastian Maurer beobachteten...