E-Book, Deutsch, Band 2, 300 Seiten
Reihe: Jana-Brinkhorst-Krimi
Esser Wenn Märchen sterben
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7579-4927-3
Verlag: Empire-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, Band 2, 300 Seiten
Reihe: Jana-Brinkhorst-Krimi
ISBN: 978-3-7579-4927-3
Verlag: Empire-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
***NACH »WIR SCHWEIGEN BIS INS GRAB« DER NÄCHSTE HOCHSPANNENDE FALL DER JANA-BRINKHORST-REIHE!***
»Ich bin der Tod und ich bin die Erlösung.«
Mordalarm im Amphitheater im Hamburger Stadtpark! Kriminalhauptkommissarin Jana Brinkhorst und ihr Team sind als Erste am Tatort und machen eine außergewöhnliche Entdeckung. Die Leiche wurde als Rotkäppchen verkleidet und entsprechend des Märchens in Szene gesetzt. Im Korb des Opfers befindet sich eine Botschaft des Mörders, die die Ermittler vor ein Rätsel stellt.
Noch ehe die Ermittlungen richtig in Gang kommen, wird eine zweite Leiche entdeckt. Dieses Mal ist die Tote als Hexe aus dem Märchen Hänsel und Gretel verkleidet. Eine weitere Botschaft des Täters lässt keinen Zweifel daran, dass es sich hier um eine Mordserie handelt.
Bei der Suche nach Gemeinsamkeiten der beiden Opfer wird Jana Brinkhorst schnell fündig. Das Motiv des Täters jedoch bleibt weiterhin unklar. Während sie die Vergangenheit der beiden Frauen durchleuchtet, kommt es zu einer überraschenden Wendung, die die Ermittlungen in eine völlig neue Richtung lenken. Werden noch weitere Leichen folgen? Und was hat es mit den Märchenmorden auf sich?
Der zweite Teil der Jana-Brinkhorst-Reihe ist ein in sich geschlossener Fall. Beide Teile können unabhängig voneinander gelesen werden.
Frank Esser, Jahrgang 1974, absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zum Industriekaufmann und arbeitet seitdem in der Medienbranche. Er lebt in der Nähe von Aachen. Seine Liebe zu Krimis inspirierte ihn, seinen ersten Regionalkrimi zu schreiben, der in der alten Kaiserstadt spielt und 2017 veröffentlicht wurde. Mittlerweile veröffentlicht er neben seiner Aachen-Krimi-Reihe weitere Thriller und Krimis, u.a. im Empire-Verlag.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Tag 1, Montag, 14. März Eigentlich hätte der Morgen für die vierundvierzigjährige Kriminalhauptkommissarin Jana Brinkhorst gar nicht schöner anfangen können. Gegen sechs war die Leiterin der Hamburger Mordkommission von einem frühmorgendlichen Konzert geweckt worden, das Rotkehlchen und Amseln im Dauerwettsingen gegeben hatten. Die ersten Sonnenstrahlen, die durchs Schlafzimmerfenster ihrer kleinen Mietwohnung in der Helbingstraße fielen, kündigten bereits an, dass es ein schöner Märztag werden würde. Aber als ihr Handy geklingelt und der Anruf vom KDD, dem Kriminaldauerdienst, geendet hatte, war diese Morgenidylle zerstört gewesen. Der Kollege hatte sie über einen Leichenfund am Amphitheater im Hamburger Stadtpark informiert, der Begriff »bizarr« war in dem Zusammenhang gefallen. Sie müsse es mit eigenen Augen gesehen haben, um es zu verstehen. Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, schwang sie seufzend die Beine aus dem Bett. Sie las die Jeans vom Vortag auf, die sie achtlos auf den Boden geworfen hatte, holte einen frischen Pulli aus dem Kleiderschrank und eilte Richtung Badezimmer. Unterdessen wählte sie die Nummer ihres Kollegen Steffen Hempel, um ihn kurz darüber aufzuklären, was geschehen war, und ihn zum Grasweg in der Nähe der Heinrich-Hertz-Schule zu beordern. Von dort war es nicht weit bis zum Fundort der Leiche am Amphitheater, der jedoch nur zu Fuß erreichbar war. Dasselbe Gespräch führte sie im Anschluss mit ihrem zweiten Partner, Henning Kruse. Der zweifache Familienvater versprach, sich sofort auf den Weg zu machen. Im Gegensatz zu ihr war er offenbar schon länger auf, was sie nicht weiter verwunderte, da seine Kids schulpflichtig waren und er morgens in der Regel den Weck- und Fahrdienst übernahm. Jedenfalls, wenn nichts anderes dazwischenkam, wie heute. Sie beschränkte die Morgentoilette auf das Nötigste, schnappte sich in der Küche noch eine Banane und nur wenige Minuten, nachdem sie den Anruf des KDD-Kollegen erhalten hatte, machte sie sich auf den Weg. Kruse erwartete sie bereits. Sein knallgelber Pullover, den er unter der Lederjacke trug, schien mit der Sonne um die Wette zu strahlen. Henning halt, dachte Jana lächelnd, als sie aus ihrem roten MX5 stieg. Kruse war berühmt-berüchtigt für seine farbenprächtigen Outfits. Auch die Kollegen der Spurensicherung waren schon vor Ort, sie hatte beim Einparken Horst Königs Wagen entdeckt. Steffen Hempel traf soeben ein. »Moin, Chefin«, rief der Hüne aus dem Ruhrpott, als er ihr entgegenkam. Henning bedachte er mit einem kurzen Nicken. Er sah übernächtigt aus, wie so oft in letzter Zeit, aber sie verkniff sich einen Kommentar. »Perfektes Timing, dann lasst uns gleich mal losstiefeln und uns die Sauerei anschauen«, erwiderte Jana. »Brettschneider vom KDD sagt, dass er nie zuvor so etwas gesehen hat. Aber der Grünschnabel ist ja auch noch nicht so lange bei der Truppe wie wir.« Sie überquerten die Straße und steuerten geradewegs auf den Parkeingang zu. Nicht einmal eine Minute später erreichten sie den Eingang zur Freilichtbühne des Römischen Gartens. Es herrschte rege Betriebsamkeit. Schon von Weitem erkannte Jana den Leiter der KTU, er hatte ihnen den Rücken zugewandt. Horst König fuchtelte wild mit den Armen, offenbar gab er Anweisungen. Ein Stück weiter hinten machte sie den Rechtsmediziner Doktor Dürr aus, der ebenfalls die Arbeit aufgenommen hatte. Sie wollte König gerade ansprechen, als er sich plötzlich umdrehte. »Da seid ihr ja endlich«, schmetterte der schlanke Endvierziger ihnen genervt entgegen. »Viel länger könnt ihr auch noch nicht da sein, wenn ich mich hier so umschaue«, hielt Jana dagegen. »War gar nicht vorwurfsvoll gemeint. Es ist nur so …«, er suchte offenbar nach den richtigen Worten, »… seltsam. Ihr müsst das mit eigenen Augen gesehen haben. Ich hab ja schon einiges erlebt, aber so was …« König schüttelte angewidert den Kopf. »Dann hat Brettschneider nicht übertrieben?« Jana hob fragend die linke Augenbraue. »Ich weiß nicht, was dir der Kollege erzählt hat. Schau es dir selbst an. Dieses Amphitheater hat schon viele Aufführungen erlebt, aber so eine Inszenierung dürfte eine Premiere sein.« Schon stapfte der Leiter des Spurensicherungsteams los in Richtung der Stelle, wo Doktor Dürr seine Arbeit verrichtete. Als sie sich mit den drei Kollegen dem Fundort näherte, erkannte Jana, was Brettschneider und König in helle Aufregung versetzt hatte. Auf einem Stuhl war die Leiche einer Frau zur Schau gestellt. Sie trug einen roten Rock, weiße Kniestrümpfe und schwarze Ballerinas, dazu eine ebenso weiße Bluse und ein knallrotes Kopftuch. Was die Szenerie neben der Kostümierung so bizarr erschienen ließ, war der Umstand, dass zu Füßen der Toten ein Flechtkorb mit einem undefinierbaren Klumpen Fleisch stand. Vermutlich irgendein Organ. Jana warf einen verstohlenen Blick hinüber zu Hempel und Kruse, die jeweils angewidert den Mund verzogen. Als der Rechtsmediziner Notiz von ihnen nahm, erhob er sich aus der Hocke. »Heilige Scheiße, was hat sich denn hier für ein Irrer ausgetobt?«, war es schließlich Steffen, der auf den Punkt brachte, was Jana dachte. »Sie sagen es«, erwiderte Robert Dürr mit tiefer Stimme. Der Name des hoch aufgeschossenen Mannes war Programm, der Rechtsmediziner war spindeldürr. Er hatte einen gepflegten Kinnbart, sein dunkelblonder Bürstenhaarschnitt war komplett unter der Kapuze des Schutzoveralls verschwunden. »Ist sie hier gestorben?«, fragte Jana. Sie schätzte das Opfer auf Mitte bis Ende zwanzig. »Es gibt kein Blut hier am Fundort, von daher kann ich das definitiv ausschließen«, erklärte Dürr. »Todesursache?« »Ich tippe auf die Folgen eines hypovolämischen Schocks, also einer Unterversorgung der lebenswichtigen Organe aufgrund des massiven Blutverlustes, der aus der Entfernung dieses Corpus Delicti rührt«, erklärte Dürr und deutete auf den Korb, der vor dem Stuhl mit den sterblichen Überresten der jungen Frau platziert worden war. »Und was genau ist das?« Henning Kruse hatte sich hinuntergebeugt, um das Organ in Augenschein zu nehmen. »Die Gebärmutter des Opfers«, meinte der Mediziner. »Wie krank ist das denn?« Jana kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, während Kruse fast zeitgleich zusammenzuckte. Nur Hempel verzog keine Miene. »Ziemlich krank, wenn ich das mal so salopp sagen darf. Das dürfte ein interessantes Täterprofil werden, aber glücklicherweise ist es nicht meine Aufgabe, das zu erstellen«, fuhr Dürr fort. »Wurde das Organ fachmännisch entfernt?« »Das denke ich eher nicht, Frau Brinkhorst.« Der Rechtsmediziner schüttelte den Kopf. »Wer auch immer dafür verantwortlich war, hat auf jeden Fall einen gewaltigen Sprung in der Schüssel. Da ist ja nicht nur die Sache mit der Gebärmutter, was an sich schon krank genug ist, sondern auch diese seltsame Zurschaustellung der Leiche an einem öffentlichen Platz. Was soll das überhaupt für eine Verkleidung sein?«, fragte Hempel in die Runde. »Spontan musste ich an Rotkäppchen denken, als ich einen ersten Blick auf die Leiche geworfen habe«, meinte Horst König. »War auch mein erster Gedanke«, stimmte die Hauptkommissarin zu. »Und der Mörder ist der böse Wolf«, scherzte Kruse, wofür er sich sofort einen tadelnden Blick von Jana einfing. »Ach kommt, Leute, ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass hier ein Märchen nachgestellt wurde?« Er warf die Arme theatralisch in die Luft. »Hast du einen besseren Vorschlag, Henning? Karneval ist längst vorbei, und auf ’ne Mottoparty wird sie wohl kaum gegangen sein. Es passt jedenfalls alles zusammen: der Rock, das rote Kopftuch und nicht zu vergessen der Korb«, merkte Jana an. »Stellt sich die Frage, was uns der Täter oder die Täterin damit sagen will.« »Ich bin mir sicher, dass Sie die Antwort darauf auch ohne mich finden werden. Meine Arbeit ist für den Moment jedenfalls getan«, meldete sich Robert Dürr wieder zu Wort. »Sobald das Opfer auf meinem Tisch liegt, kann ich Ihnen Näheres über die Todesursache sagen. Vielleicht war die Person, die die arme Seele hier abgelegt hat, ja so freundlich und hat uns ein paar brauchbare Spuren hinterlassen.« Daran hatte Jana erhebliche Zweifel. Der Modus Operandi schien auf einen planvoll vorgehenden Täter hinzuweisen. Und die machten in der Regel keine allzu offensichtlichen Fehler. »Kennen wir eigentlich schon die Identität der Toten?«, wandte sich Jana an König, der gerade ein weiteres Nummerntäfelchen zur Kennzeichnung eines Beweisstückes aufstellte. Der schüttelte den Kopf. »Sie hatte keinerlei Ausweispapiere bei sich. Vielleicht ergeben die Fingerabdrücke einen Treffer, ich werd mich gleich drum kümmern«, erklärte der KTU-Mann, der sich mit der behandschuhten Hand durch das lichter werdende braune Haar fuhr. »Schon eine Idee, wie der Mörder die Leiche transportiert hat?«, wollte Kruse vom KTU-ler wissen. »Ich habe tatsächlich eine Vermutung. Es deutet einiges darauf hin, dass er das Opfer mit einer Schubkarre hierhergefahren hat. Ich habe da vorn Reifenspuren entdeckt.« König wies auf eine Stelle ganz in der Nähe, wo sich ein Mitarbeiter der Spurensicherung gerade austobte. »Und etwas, das aussieht wie Abdrücke von zwei Bügelständern, typisch für eine solche Karre.« »Dann würde ich mal darauf tippen, dass sie mit einem Kombi, Minivan oder irgendetwas in der Richtung transportiert wurde. Die Leiche, den Stuhl und eine Schubkarre gleichzeitig unterzubringen, dürfte mit einem normalen Pkw ziemlich aufwendig sein«, stellte Hempel fest. ...