E-Book, Deutsch, 251 Seiten
Falk Freiheit als politisches Ziel
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-593-41282-5
Verlag: Campus
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Grundmodelle liberalen Denkens bei Kant, Hayek und Böckenförde
E-Book, Deutsch, 251 Seiten
ISBN: 978-3-593-41282-5
Verlag: Campus
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
In westlichen Demokratien gilt die Freiheit gemeinhin als das oberste Ziel von Politik. Nicht nur Politiker benutzen den Begriff gerne zur Legitimation ihres Wirkens. Johanna Falk nimmt dies zum Anlass, um den Begriff grundsätzlich zu hinterfragen: Sprechen alle von der gleichen Freiheit - und ist Freiheit wirklich das höchste Ziel liberaler Politik? Dazu vergleicht sie den rechtsstaatlichen Liberalismus Immanuel Kants, den Wirtschaftsliberalismus Friedrich August von Hayeks und den sozialstaatlichen Liberalismus Ernst-Wolfgang Böckenfördes. Der Vergleich zeigt, dass Freiheit im Politischen keineswegs als Wert an sich, sondern vielmehr als Katalysator für andere Werte dient.
Johanna Falk, Dr. phil., hat an der Universität Passau in Politikwissenschaften promoviert. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Deutschen Bundestag.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;1. Einleitung;10
2.1;1.1 Forschungsansatz und Autorenwahl;11
2.2;1.2 Vorgehensweise und Methodik;21
2.3;1.3 Forschungsstand;24
2.4;1.4 Positive und negative Freiheit;27
3;2. Das rechtsstaatliche Modell:Immanuel Kant;33
3.1;2.1 Einleitung;33
3.2;2.2 Menschenbild: Vernunft als Aufgabe des Menschen;35
3.2.1;2.2.1 Der Mensch als Selbstzweck;36
3.2.2;2.2.2 Lebensziel Glück?;37
3.2.3;2.2.3 Zwei Welten: Sinne und Verstand;38
3.2.4;2.2.4 Das Sittengesetz;40
3.2.5;2.2.5 Der gute Wille;44
3.2.6;2.2.6 Der Fortschritt zum Guten;46
3.3;2.3 Ethik: Innere, moralische Freiheit;47
3.3.1;2.3.1 Negative Freiheit: Unabhängigkeit;48
3.3.2;2.3.2 Positive Freiheit: Autonomie;49
3.3.3;2.3.3 Die Begründung der Freiheit;52
3.3.4;2.3.4 Die Würde als Ergebnis der Autonomie;54
3.4;2.4 Staatstheorie: Äußere Freiheit;57
3.4.1;2.4.1 Das Verhältnis von Moral, Recht und Politik;59
3.4.2;2.4.2 Rechtliche Freiheit;62
3.4.3;2.4.3 Politische Freiheit;67
3.5;2.5 Zwischenfazit: Freiheit bei Immanuel Kant;79
4;3. Das wirtschaftsliberale Modell: Friedrich August von Hayek;83
4.1;3.1 Einleitung;83
4.2;3.2 Menschen- und Gesellschaftsbild: Die Grenzen der Vernunft;87
4.2.1;3.2.1 Begrenztes Wissen;88
4.2.2;3.2.2 Die Gefahr des Rationalismus;90
4.2.3;3.2.3 Tradition und spontane Entwicklung;92
4.2.4;3.2.4 Fortschritt als Selbstzweck;94
4.3;3.3 Sozialphilosophie: Die Freiheit als Wert;97
4.3.1;3.3.1 Negative Freiheit: Abwesenheit von Zwang;100
4.3.2;3.3.2 Positive Freiheit: Kollektivistische Bedrohung;105
4.3.3;3.3.3 Der Wert der Freiheit;113
4.4;3.4 Staatstheorie: Die Freiheit als Instrument;121
4.4.1;3.4.1 Recht: Freiheit als Schutz vor dem Staat;122
4.4.2;3.4.2 Politik: Freiheit als Schutz vor der Mehrheit;127
4.4.3;3.4.3 Wirtschaft: Freiheit als Mittel zum Wohlstand;133
4.5;3.5 Zwischenfazit: Freiheit bei Friedrich August von Hayek;143
5;4. Das sozialstaatliche Modell: Ernst-Wolfgang Böckenförde;148
5.1;4.1 Einleitung;148
5.2;4.2 Gesellschafts- und Staatsbild: Solidarität als Aufgabe;151
5.2.1;4.2.1 Der Liberalismus und seine Grenzen;151
5.2.2;4.2.2 Die soziale Frage;154
5.2.3;4.2.3 Der Zweck des Staates;156
5.2.4;4.2.4 Die Gemeinschaftsorientierung im modernen Staat;158
5.3;4.3 Staatstheorie: Ein Recht auf freie Entfaltung;161
5.3.1;4.3.1 Recht: Grundrechtliche Freiheit;162
5.3.2;4.3.2 Politik: Demokratische Freiheit;180
5.3.3;4.3.3 Wirtschaft und Soziales: Eine reale Chance auf Entfaltung;193
5.4;4.4 Zwischenfazit: Freiheit bei Ernst-Wolfgang Böckenförde;202
6;5. Fazit;207
6.1;5.1 Drei liberale Grundmodelle: Gemeinsamkeiten und Unterschiede;207
6.2;5.2 Der Sinn positiver Freiheit;224
6.3;5.3 Freiheit als Sekundärwert;233
7;Abkürzungen;236
8;Tabellen- und Abbildungsverzeichnis;237
9;Literatur;238
10;Dank;251
Alle maßgeblichen Parteien der Bundesrepublik Deutschland eint die Freiheit als politisches Ziel. 'Im Mittelpunkt unserer Politik steht der Mensch mit seiner Würde und seiner Freiheit', beginnt das Grundsatzprogramm einer Partei. 'Freiheit und Sicherheit' betitelt eine weitere ihr Grundsatzdokument. 'Die deutsche Sozialdemokratie, die älteste demokratische Partei in Deutschland, war immer Teil einer internationalen Freiheitsbewegung', meint eine andere. 'Wir machen uns für die Freiheit des Einzelnen in Verantwortung für eine bessere Zukunft unseres Landes stark. [...] Maßstab aller Politik muss die Freiheit sein', heißt es bei einer vierten. Und bei einer fünften: 'Gleichheit ohne individuelle Freiheit endet in Entmündigung und Fremdbestimmung.' 'In Freiheit und Verantwortung gemeinsam Zukunft gestalten', will eine letzte Partei. Diese sechs Parteien der Freiheit sind damit ganz auf der Linie des deutschen Grundgesetzes, das jedem Menschen in Artikel 2 das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit und die Freiheit der Person zusichert. Alle erachten die Freiheit als zentral - doch was heißt das? Eines zumindest heißt es nicht: dass sich aus der Freiheit als politischem Ziel ein eindeutiges Programm ableiten ließe. Schließlich wären sonst zwischen diesen Parteien keine politischen Debatten notwendig. Die Vorstellungen über die Umsetzung der Freiheit variieren also. Aber ist es sogar denkbar, dass bereits unter Freiheit selbst etwas anderes verstanden wird? Die politikphilosophische Bedeutung des Begriffs zumindest ist keineswegs eindeutig. Auch in der Gesellschaft ruft die Freiheit fast durchgängig sehr positive Reaktionen hervor. Die Allgegenwärtigkeit der Freiheit geht deswegen weit über das politische Feld hinaus. Selbst in der Werbung wird sie überall in Aussicht gestellt, sei es bei Mobilfunkverträgen, bei Pauschalreiseangeboten oder beim Kauf von Kontaktlinsen. Durch solche nicht selten ins Banale gerückten Verwendungen gerät freilich in den Hintergrund, welche politischen Kämpfe einst in ihrem Namen ausgefochten wurden. Stand der Begriff im Zuge der Amerikanischen und der Französischen Revolution für zentrale rechtliche und demokratische Forderungen und in Deutschland zuletzt 1989 für das Ende eines Unrechtsregimes, so scheint seine Verwendung heute oft geradezu beliebig. Im Privaten mag das legitim sein. Doch im Vorliegenden soll die politische Dimension dieses Begriffs behandelt werden, und hier ist es keinesfalls wünschenswert, wenn die Freiheit in die Beliebigkeit abgleitet. Eben weil der Begriff für nach wie vor entscheidende politische Errungenschaften steht, muss er als Schlüsselbegriff des gegenwärtigen politischen Denkens umsichtig behandelt werden. Dazu soll die vorliegende Arbeit einen Beitrag leisten, indem sie die Vielschichtigkeit des Begriffs beleuchtet und seine Funktion in politischen Theorien verdeutlicht. Forschungsansatz und Autorenwahl Diese Arbeit unternimmt den Versuch, am Beispiel dreier politikphilosophischer Konzepte einen Grundbegriff des westlichen politischen Selbstverständnisses theoretisch und logisch zu durchdenken. Das soll nicht dem Ziel dienen, eine Definition von Freiheit zu finden oder gar zu urteilen, welcher der drei Freiheitsbegriffe der 'richtige' ist. Es wird vielmehr gefragt, welchen Zweck dieser Begriff in politikphilosophischen Theorien hat, die sich die Freiheit als Ziel setzen. Kann Freiheit ein Wert an sich sein? Gleichzeitig soll untersucht werden, inwiefern sich die Inhalte decken, mit denen der Begriff verbunden wird. Welche Gründe werden angeführt, um die Freiheit als politisches Ziel zu rechtfertigen? Und mit welchen Mitteln soll sie umgesetzt und gesichert werden? Um hierauf eine Antwort zu erhalten, werden die Freiheitskonzepte dreier Denker untersucht, die sich jeweils sehr intensiv mit diesem Begriff befasst haben und dabei zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sind. Um trotz der geringen Anzahl untersuchter Konzepte das Spektrum liberaler Vorstellungen von Freiheit so weit wie möglich abzudecken, wurden bewusst Fachgrenzen überschritten: Ein Moralphilosoph, ein Wirtschaftswissenschaftler und ein Staatsrechtler stehen zum Vergleich. Immanuel Kant, Friedrich August von Hayek und Ernst-Wolfgang Böckenförde sind so gesehen eine ungewöhnliche Trias, da sie ganz unterschiedlichen thematischen und historischen Kontexten entstammen. Dass einem Vertreter der Aufklärung zwei Denker des 20. Jahrhunderts gegenübergestellt werden, dient nicht dem Ziehen einer historische Linie (auch wenn diese sich natürlich ziehen lässt), sondern ist vor allem systematisch begründet: Jeder von ihnen repräsentiert ein bestimmtes Grundmodell. Das jeweilige Konzept wird dabei von seinen Prämissen bis zu seinen Konsequenzen durchdacht. Erst dieses gründliche Ausarbeiten verdeutlicht, welche letztlich nicht-politischen Wertentscheidungen der Freiheit als politischem Ziel zugrunde liegen.