Feld | Franziskus von Assisi | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 2170, 127 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

Feld Franziskus von Assisi


4. Auflage 2017
ISBN: 978-3-406-70965-4
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: PDF
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 2170, 127 Seiten

Reihe: Beck'sche Reihe

ISBN: 978-3-406-70965-4
Verlag: Verlag C. H. Beck GmbH & Co. KG
Format: PDF
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Franziskus von Assisi gehört zu den faszinierendsten Heiligen. Durch das "Sonnenlied" und seine Predigt an die Vögel gilt er als der Begründer eines völlig neuen, brüderlichen Verhältnisses zur Natur. Helmut Feld beschreibt anschaulich das Leben des Franziskus, führt in seine religiöse Vorstellungswelt ein und erklärt, warum der Poverello und sein Orden nicht verketzert, sondern vom Papst anerkannt wurden. Ein neues Kapitel zur Geschichte des Franziskanertums rundet den neu bearbeiteten Band ab.

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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Zum Buch;2
4;Über den Autor;2
5;Impressum;4
6;Inhalt;5
7;Vorwort;7
8;1. Die Quellen zum Leben des Franziskus;9
9;2. Mittelitalien um 1200;13
10;3. Jugend und Bekehrung des Franziskus;18
10.1;Kindheit und Erziehung;18
10.2;Bekehrungsvisionen;19
10.3;Die Trennung vom Vater;23
11;4. Die Anfänge der franziskanischen Bewegung;27
11.1;Gewissheit über den Weg;27
11.2;Franziskus vor Innocenz III.;32
11.3;Niederlassung bei der Portiuncula-Kirche;35
12;5. Das Ideal des Franziskus und die mittelalterliche Kirche;39
12.1;Allerhöchste Armut;39
12.2;Heilige Einfalt;42
12.3;Radikaler Gehorsam;44
12.4;Die Botschaft des Friedens;46
12.5;Jungfräulichkeit und Keuschheit;49
13;6. Welterlösung;54
13.1;Die untergründige Güte der Dinge;54
13.2;Das Sonnenlied;56
13.3;Die Vergebung von Portiuncula;61
13.4;Der «zweite Christus»;63
13.5;Die Erscheinung des Seraphen;69
13.6;Kleiner Exkurs über die Schönheit des Seraphen;76
14;7. Höhe und Ende des Lebens;80
14.1;Persönlichkeit und Charakter des Franziskus;81
14.2;Franziskus vor dem Sultan;87
14.3;Ordensregel und Testament;91
14.4;Tod bei der Portiuncula und Bestattung in Assisi;94
15;8. Wirkung und Folgen;101
16;9. Das Franziskanertum seit dem Spätmittelalter;105
17;Zeittafel;113
18;Karten;115
18.1;Umbrien;115
18.2;Assisi;116
19;Abkürzungen;117
20;Quellen und Literatur;118
21;Register;123


2. Mittelitalien um 1200
Die mittelitalienische Landschaft Umbrien mit den größeren befestigten Städten Gubbio, Perugia, Assisi, Foligno und Spoleto war im 12. Jahrhundert, staatsrechtlich gesehen, Reichsgebiet. Größere politische Einheit war das Herzogtum Spoleto, zu dem Assisi bis 1160 gehörte. In diesem Jahr trennte der Kaiser Friedrich Barbarossa (1152–1190) die Grafschaft Assisi von dem Herzogtum ab, um sie sich selber unmittelbar zu unterstellen. Zusammen mit anderen Städten Umbriens und der Marken empörte sich Assisi, wie davor schon die lombardischen Städte, gegen die kaiserliche Oberhoheit. Der Erzbischof Christian von Mainz, kaiserlicher Legat für Mittelitalien, belagerte darauf Assisi und eroberte es im Jahre 1174. In der Entscheidungsschlacht von Legnano am 29. Mai 1176 verlor Friedrich Barbarossa den Kampf gegen die lombardischen Städte. Auf dem Kongress von Venedig (Ende Juli 1177) musste der Kaiser mit ihnen und dem Papst Alexander III. (1159–1181) Frieden schließen. Sowohl Umbrien als auch die benachbarte Toskana gehörten zum Interessenbereich des Apostolischen Stuhls. Die Päpste suchten ihren weltlichen Herrschaftsbereich, das Patrimonium Petri, nach Norden auszudehnen. Von 1186 an bemühte sich Heinrich VI. als Vertreter seines Vaters, die toskanischen und umbrischen Städte teils mit politischen, teils mit kriegerischen Mitteln wieder auf die kaiserliche Seite zu ziehen. Er unterwarf Lucca, danach mithilfe von Florenz, das sich rechtzeitig unterworfen hatte, Siena. Im Juni 1186 besetzte Heinrich Perugia, Narni und Viterbo. Im Vertrag von Gubbio (11. August 1186) räumte er Perugia erhebliche Privilegien ein. Heinrich, seit 1190 Kaiser, verhandelte mit den Päpsten Clemens III. (1187–1191) und Coelestin III. (1191–1197) um die Herrschaft in Umbrien. Herzog von Spoleto war damals Konrad von Ürslingen (bei Rottweil), der zeitweilig auf der Rocca maggiore, der Burg über Assisi, residierte. Seiner Aufsicht wurde der am 26. Dezember 1194 in Jesi geborene Thronerbe Friedrich Roger (der spätere Kaiser Friedrich II.) anvertraut. Friedrich wurde, wie etwa zwölf Jahre vor ihm Franziskus, im Dom von Assisi getauft. Der frühe, unerwartete Tod Heinrichs VI. am 26. September 1197 und das dadurch entstandene Machtvakuum an der Spitze des Reichs boten dem Papst Innocenz III. (1198–1216) die Gelegenheit, erneut den Anspruch des Apostolischen Stuhls auf die Herrschaft über Umbrien geltend zu machen. In acht Briefen wandte er sich im Oktober 1198 an die Obrigkeiten und die Gläubigen der Städte Spoleto, Rieti, Foligno, Assisi, Gubbio, Perugia, Città di Castello und Todi. Er kündigte ihnen darin die Entsendung des Kardinaldiakons Gregor von S. Maria in Aquiro an, den er mit der geistlichen und weltlichen Vollmacht für ihre Diözesen ausgestattet habe. Konrad von Ürslingen unterwarf sich darauf dem Papst und war bereit, ihm Burg und Grafschaft von Assisi zu übergeben. Die Bürger von Assisi besetzten jedoch die Burg und zerstörten sie, diesmal unterstützt von ihren Nachbarn, den Perusinern, die gleichfalls nicht begeistert waren, nunmehr die Oberherrschaft des Kaisers gegen die des Papstes einzutauschen. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts setzten dann schwere Konflikte zwischen Perugia und Assisi ein. In beiden Städten war ein wohlhabend und selbstbewusst gewordenes Bürgertum auf Erhalt und Ausbau seiner Macht bedacht. In der Schlacht von Collestrada im November 1202, die für die Assisiaten mit einer Niederlage endete, geriet der junge Franziskus in die Gefangenschaft der Perusiner, aus der er erst nach einem Jahr wieder freikam. Am 29. Juli 1205 stellte König Philipp von Schwaben, der Bruder und Nachfolger Heinrichs VI., in Ulm eine Urkunde aus, in der er Assisi weitgehende Freiheit einräumte. Assisi verblieb für den weiteren Verlauf des Mittelalters im Verband des Kirchenstaats, erfreute sich allerdings einer relativen Selbständigkeit unter seinen eigenen Podestà. Um 1200 war es noch innerhalb der Stadt zu schweren bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen der zum Teil adeligen Oberschicht, den Maiores, und dem Bürgertum, den Minores, gekommen. Die Differenzen wurden in einem ersten Vertrag 1203 vorläufig, dann in dem Friedensvertrag vom 9. November 1210 endgültig beigelegt. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts, in der Zeit des Exils der Päpste in Avignon, ließ der Kardinal Ägidius Albornoz die Rocca maggiore zu einer mächtigen Festung ausbauen, deren imposante Mauern bis heute das Stadtbild beherrschen. Im Verlauf der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts fand in den Städten Nord- und Mittelitaliens eine Entwicklung statt, die hauptsächlich durch den sozialen Aufstieg des Bürgertums bestimmt war. Grund dafür war ein enormer Aufschwung von Handel und Gewerbe, die ja vor allem in den Händen des städtischen Bürgertums lagen. Und nachdem die Bürger einmal die Macht in den Städten übernommen hatten, ließen sie sich auch den Schutz ihrer Interessen angelegen sein. Parallel dazu ist ein Niedergang des Adels zu beobachten. Der steigende Wohlstand hatte ein Wachstum der städtischen Bevölkerung um etwa 50 Prozent innerhalb eines halben Jahrhunderts zur Folge. Assisi, dessen Mauerring im Jahre 1199 erweitert werden musste, dürfte um diese Zeit etwa 12.000 bis 13.000 Einwohner gezählt haben, zu denen noch ungefähr 5000 Bewohner der näheren ländlichen Umgebung hinzukamen. In der Stadt wurden die landwirtschaftlichen Produkte des Umlandes (Getreide, Früchte, Wein, Olivenöl) umgeschlagen. Es gab Rinder-, Schweine- und Schafzucht. Die in der Stadt ansässigen Handwerker (Bäcker, Metzger, Schuhmacher, Schneider, Steinmetzen, Müller) waren in Zünften (societates) organisiert. Auch die Ärzte, Notare und Baumeister waren in Körperschaften zusammengeschlossen. Handelsbeziehungen bestanden sowohl zwischen den Städten Italiens als auch mit dem Ausland, wie man am Beispiel des Vaters des Franziskus, Pietro di Bernardone, sehen kann, der aus Frankreich wertvolle Tuche importierte. Überhaupt sind die franziskanischen Schriften eine wertvolle Quelle für kultur- und wirtschaftsgeschichtliche Informationen, die sie dem aufmerksamen Leser nicht selten nebenbei und am Rande der Haupterzählung bieten. Der Umschlag der Waren erfolgte sowohl in Läden als auch auf Märkten und Messen. Die Existenz der Letzteren ist zwar erst für ein Jahrhundert später belegt; sie dürften aber bereits im 13. Jahrhundert abgehalten worden sein. Trotz des offiziellen kirchlichen und staatlichen Zinsverbots waren Geldgeschäfte üblich, wobei zum Teil sehr hohe Zinsen gefordert und gezahlt wurden. An dem wachsenden Wohlstand hatte auch die Kirche ihren Anteil. Dies war eine der Ursachen für die zahlreichen kirchlichen Reformbewegungen, die seit dem 11. Jahrhundert auf den Plan traten. Ihnen allen war das Ideal der vita evangelica et apostolica, des Lebens in Armut nach dem Vorbild Christi und der Apostel, gemeinsam. Dementsprechend distanzierten sie sich von Macht und Reichtum der Kirche ihres Zeitalters. Das gilt für die mönchische Gemeinschaft von Vallombrosa, die der Florentiner Johannes Gualberti 1036 gründete, und die Gemeinschaft von Fontevraud, die Robert von Arbrissel um 1100 gründete, ebenso wie für die großen Reformorden des 12. Jahrhunderts, die Cistercienser und Prämonstratenser. Seit dem 12. Jahrhundert traten aber auch Wanderprediger auf, denen an einem Verbleib innerhalb des kirchlichen Verbandes wenig gelegen war. Dazu gehörten der Priester Peter von Bruis, der offen gegen Kult und Lehrtradition der Kirche predigte, und der Mönch Heinrich von Lausanne, der als Bußprediger auftrat und von Bernhard von Clairvaux bekämpft wurde. Bernhard, einer der größten Ketzerjäger seines Jahrhunderts, ging auch gegen Arnold von Brescia vor, der sich für eine arme, wandernde, am Vorbild der Apostel orientierte Kirche einsetzte. Die wohl bedeutendste Armutsbewegung vor Franziskus begründete um 1176 ein reicher Kaufmann namens Waldes aus Lyon. Die «Armen von Lyon», später nach ihrem Gründer als «Waldenser» bezeichnet, existieren bis heute als kirchliche Gemeinschaft. Zum gefährlichsten Konkurrenten der mittelalterlichen Kirche stieg im Verlaufe des 12. Jahrhunderts das Katharertum auf, eine Weltanschauung, die (in ihrer radikalen Richtung) einen strikten Dualismus zwischen Gut und Böse, und damit zwischen zwei sich widerstreitenden göttlichen Prinzipien, annahm. Entsprechend ihrem Mythos vom Engelsfall am Beginn der Schöpfung strebten die Gläubigen (credentes) der Katharer die Erlösung von allen materiellen, bösen Elementen zu ihren Lebzeiten an. Die Elite der Kirche, die sogenannten «Vollkommenen» (perfecti), galt bereits als erlöst. Die Vorstellung vom Fall der reinen Geister in...


Helmut Feld ist Honorarprofessor für Historische Theologie an der Universität des Saarlandes.



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