E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Ferrarella Erin und der Singledad
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7515-2195-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-2195-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zum ersten Mal im Leben hat Erin sich rettungslos verliebt - ausgerechnet in den sexy Singledad Steven! Gerade noch genießt sie seine zärtlichen Küsse, da muss sie sich traurig fragen: Sucht er bloß eine neue Mommy für seinen süßen Sohn, statt ihre romantischen Gefühle zu erwidern?
Marie Ferrarella zählt zu produktivsten US-amerikanischen Schriftstellerinnen, ihren ersten Roman veröffentlichte sie im Jahr 1981. Bisher hat sie bereits 300 Liebesromane verfasst, viele davon wurden in sieben Sprachen übersetzt. Auch unter den Pseudonymen Marie Nicole, Marie Charles sowie Marie Michael erschienen Werke von Marie Ferrarella. Zu den zahlreichen Preisen, die sie bisher gewann, zählt beispielsweise der RITA-Award. Als Kind verbrachte Marie Ferrarella ihre Freizeit vor dem Fernseher, häufig schrieb sie die Drehbücher einiger Fernsehserien um und spielte dann selbst die Hauptrolle. Sie träumte von einer Karriere als Schauspielerin. Im Alter von elf Jahren verfasste sie ihren ersten Liebesroman, allerdings war ihr nicht bewusst, dass es sich um eine klassische Romance handelte. Während ihrer Collegezeit begann sie sich immer mehr für den Beruf einer Autorin zu interessieren und gab den Gedanken an eine Schauspielkarriere auf. Nach ihrem Abschluss, einem Master Degree in Shakespearean Comedy zogen sie zusammen mit ihren Eltern von New York nach Kalifornien. Charles, ihre Jugendliebe, hielt die Trennung nicht lange aus und folgte Marie nach sieben Wochen. Nicht lange darauf folgte die Hochzeit, und ihr Kleid dafür nähte Marie Ferrarella selbst. Mit ihren Büchern möchte die Autorin ihre Leserschaft zum Lachen bringen und unterhalten, das macht sie am glücklichsten. Genauso schön findet sie es, einen romantischen Abend mit ihrem Ehemann zu verbringen. Zu ihren Hobbys zählen alte Filme, Musicals sowie Rätsel. Geboren wurde Marie Ferrarella in Deutschland, und als sie vier Jahre alt war, wanderten ihre Eltern in die USA aus. Bereits im Alter von 14 Jahren lernte sie ihren heutigen Mann kennen; mit ihm und ihren beiden Kindern lebt sie in Süd-Kalifornien.
Weitere Infos & Material
2. KAPITEL Ein paar Tage später hegte Steven noch immer Bedenken wegen seines Auftritts vor der Schulklasse. Doch es war zu spät für einen Rückzieher. Denn er war ein Mann, der zu seinem Wort stand. Zumal er Jason mit gutem Beispiel vorangehen wollte. Jasons Klassenlehrerin, Mrs. Reyes, hatte zwei Stühle neben ihrem Pult aufgestellt. Steven nahm seinen Platz ein und fragte sich, wer sich noch zu einer Präsentation hatte breitschlagen lassen. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Schon im nächsten Moment öffnete sich die Tür, und eine sanfte, melodische Stimme verkündete: „Tut mir leid, dass ich zu spät komme. Meine Mitarbeiterbesprechung hat länger als erwartet gedauert.“ „Schön, dass Sie es noch geschafft haben“, erwiderte Mrs. Reyes erleichtert. Steven drehte sich zu der Nachzüglerin um und war auf Anhieb gefesselt von tanzenden, erdbeerblonden Haaren, strahlend blauen Augen und einem herzerwärmenden Lächeln. Die junge Frau hielt einen kleinen Koffer in einer Hand und war leger gekleidet – im Gegensatz zu ihm, der einen formellen grauen Anzug trug. Ihr hellblaues Sommerkleid ließ ihre von Natur aus strahlenden Augen noch mehr leuchten. Um das faszinierende Bild abzurunden, waren ihre Beine die schönsten, die er seit … nun, seit ewigen Zeiten erblickt hatte. „Hi.“ Sie setzte sich neben ihn und musterte ihn flüchtig. „Werden Sie auch eine Rede halten?“ Er lächelte sie an. „Ja“, bestätigte er einsilbig, denn er war ausnahmsweise um Worte verlegen und total verunsichert. „Was sind Sie denn von Beruf? Sie tragen einen Anzug, also muss es etwas Wichtiges sein“, flüsterte sie sehr leise, um die Aufmerksamkeit der Schüler nicht auf sich zu lenken. „Doktor?“, riet sie. Kaum merklich schüttelte er den Kopf. Alles andere an ihm war wie erstarrt unter ihrem Blick und von ihrer melodischen Stimme. „Anwalt?“ „Wie haben Sie das erraten?“ Sie lächelte ihn an und fesselte ihn damit noch mehr als zuvor. „Ausschlussverfahren. Sie haben den Doktor verneint, und Anwalt ist dann das Nächstliegende. Was für ein Anwalt sind Sie?“ „Ein guter.“ Seine Antwort klang zwar schnippisch in seinen eigenen Ohren, war jedoch nicht so gemeint. „Aha! Ein Anwalt mit Sinn für Humor. Das ist schön“, verkündete sie mit einem Lächeln, das dem Strahlen der Sonne Konkurrenz machte. Sie beugte sich zu ihm. „Welches Kind ist Ihres?“ Ihr Flüstern klang unverschämt sexy in seinen Ohren – vor allem angesichts der gegebenen Umstände und des Ortes. „Der blonde Lockenkopf da drüben.“ „Ein sehr hübscher Junge.“ Steven war klar, dass es eine Floskel war, aber sie wirkte ernst gemeint. „Und wer gehört zu Ihnen?“ „Oh, ich habe keins in dieser Klasse.“ Das erschien ihm seltsam. „Wieso sind Sie dann hier?“ „Die Rektorin hielt es für eine gute Idee, dass ich heute vorbeikomme.“ „Demnach müssen Sie einen besonders interessanten Beruf haben. Was machen Sie denn?“ Bevor sie antworten konnte, bat Mrs. Reyes alle Anwesenden um ungeteilte Aufmerksamkeit. „Heute ist wieder mein liebster Tag im Monat, nämlich Career Day“, eröffnete sie. „Als Erstes wird Jasons Vater, Steven Kendall, euch erzählen, was es bedeutet, Firmenanwalt zu sein.“ Sie wandte sich mit einem herzlichen Lächeln an ihn. „Mr. Kendall, Sie haben das Wort.“ Er stand auf und spürte, dass seine Knie ein wenig weich wurden. Das letzte Mal war ihm das vor Gericht bei seinem ersten Prozess passiert, den er nur um Haaresbreite gewonnen hatte. Der knappe Sieg hatte ihm bewusst gemacht, dass die meisten Dinge im Leben den Launen des Schicksals unterworfen waren. Diese Erkenntnis hatte er nie aus den Augen verloren. Nun trat er an das Pult, das Mrs. Reyes geräumt hatte, und arbeitete all die Punkte ab, die er sich zuvor notiert hatte. Mehr und mehr fiel ihm auf, dass die Sieben- und Achtjährigen zwar brav zuhörten, aber nicht im Geringsten interessiert an seinem Beruf oder inspiriert von seinem Vortrag wirkten. Im Stillen gestand er sich ein, dass er nichts von sich gab, was in irgendeiner Form denkwürdig war. Als der Vortrag endete, dauerte es einige Sekunden, bis die Klasse applaudierte – höflich zurückhaltend, als wäre es ihr antrainiert worden. Steven war froh, dass er sich wieder auf seinen Platz setzen konnte. „Und als Nächstes haben wir hier Ms. Erin O’Brien“, verkündete Mrs. Reyes. Sie wandte sich an ihren nächsten Gast. „Ms. O’Brien, die Klasse gehört Ihnen.“ Die junge Frau sagte nichts. Stattdessen ertönte eine gedämpfte Stimme scheinbar aus dem Koffer. „Hey, Erin, es ist dunkel hier drinnen. Lass mich raus!“ Verstohlen, unter halb gesenkten Lidern ließ sie den Blick durch den Raum gleiten und sah die Kinder kichern und erstaunte Blicke tauschen. Mit gespielt genervter Miene starrte sie auf den Koffer. „Tex, ich habe dir doch gesagt, dass du dich von deiner besten Seite zeigen sollst.“ „Das ist meine beste Seite“, behauptete die Stimme. „Wenn ich dich rauslasse, musst du versprechen, dass du den Kindern keine Angst machst.“ „Was für Kinder? Leckere Kinder?“ „Das wirst du nie erfahren. Versprichst du jetzt, dich zu benehmen?“ „Muss das sein?“, jammerte Tex. „Allerdings.“ Erin verschränkte die Arme vor der Brust. „Sonst bleibst du da drinnen im Dunkeln.“ Ein lauter Seufzer aus dem Koffer. „Na gut, okay. Ich verspreche es.“ „Das wollte ich hören.“ Sie öffnete die Schnappschlösser und holte den geheimnisvollen Insassen aus dem Koffer. Dabei handelte es sich um einen großen grünen Dinosaurier, dessen Kopf weit größer als der Körper war – im Gegensatz zum naturgetreuen Modell eines Tyrannosaurus Rex. Außerdem trug dieser einen Cowboyhut, passend zu seinem Westerndialekt. Gierig musterte er die Schüler an ihren Tischen. „Ich hab versprochen, mich zu benehmen, aber kann ich nicht ein bisschen an dem Jungen da drüben knabbern?“ Er deutete mit dem Kopf nach links. „Nein, das kannst du nicht. Wir sind hier, um mit diesen netten Kindern zu sprechen.“ „Du sprichst, ich knabbere“, schlug er vor. Erin richtete sich auf und bedachte ihn mit einem sehr strengen Blick. „Tex, willst du wieder in den Koffer? Überleg es dir gut.“ Beschämt ließ er den Kopf hängen. „Nein, das will ich nicht.“ „Dann wird auch nicht geknabbert.“ Sie musterte die begeisterten jungen Gesichter erfreut. „Wie wäre es denn mit der Kleinen da hinten?“ „Nein.“ „Nicht mal …?“ „Nein. Denk daran, warum wir hier sind.“ „Denk du doch!“ Gierig beäugte er seinen nächsten potenziellen Imbiss. „Ich kaue lieber.“ Das Lachen der Kinder wurde immer lauter. Erin starrte ihn strafend an. „Tex, du bist unmöglich!“ „Nein, ich bin sehr wohl möglich. Aber ich bin auch sehr hungrig. Hörst du das?“ Er blickte an seinem Körper hinunter. „Das ist mein Bauch.“ Statt eines Magenknurrens dröhnte das Brüllen eines Löwen durch das Klassenzimmer und sorgte für Gekicher. Steven musste sich eingestehen, dass er ebenso begeistert war wie die Kinder. Erin war nicht nur eine extrem gute Bauchrednerin, sondern dazu noch eine Augenweide. Sie hatte weitere „Darsteller“ mitgebracht, die mit ihrer Unterstützung in scheinbar willkürlicher Reihenfolge aus dem Koffer sprangen. Einige von ihnen konnten sprechen, andere nicht. Allen gemeinsam war, dass keine Batterie, keine Steckdose, ja nicht einmal ein Aufziehschlüssel erforderlich war, um sie zum Leben zu erwecken. Alles, was es dazu brauchte, war Fantasie. Aus ihren Ausführungen ging hervor, dass jedes einzelne Spielzeug ihr geistiges Kind war und einem Abenteuer oder Bedürfnis ihrer Kindheit entstammte. Ihre Kreativität war ebenso beeindruckend wie ihr Bestreben, die kindliche Einbildungskraft anzuregen. Das alles verdiente Bewunderung. Von einer Frau wie ihr konnten die meisten Erwachsenen noch lernen und erst recht kleine Kinder. Sie war einzigartig und verstand es brillant, ihr Publikum zu fesseln. Steven dagegen hatten die Schüler nur aus Höflichkeit zugehört. Er konnte es ihnen nicht verdenken. Nicht viele Siebenjährige strebten eine Karriere als Anwalt mit Schwerpunkt Firmenrecht an. Vermutlich zog nicht einmal ein einziger es auch nur im Entferntesten in Erwägung. Er hätte Astronaut oder Feuerwehrmann sein müssen, um ihre Begeisterung zu wecken. Doch sobald Erin O’Brien in den Mittelpunkt gerückt war, hatte eine Wandlung beim Publikum stattgefunden. Alle Kinder hingen förmlich an ihren Lippen, weil sie es schaffte, sie in eine Traumwelt zu entführen. Auch Steven war von ihr gefesselt. Ganz besonders rührte ihn, dass sein normalerweise ach so ernster Sohn ihre Darbietung mit lebhafter Miene verfolgte und sogar lauthals lachte, als Tex „bloß einen klitzekleinen Bissen“ von einem der Kinder verlangte. So heiter hatte Jason sich seit Julias Tod nicht mehr gegeben. Mit dem Verlust seiner Mutter war das Leuchten aus seinen Augen verschwunden, hatte sich seine gesamte Persönlichkeit drastisch verändert. Nun war er introvertiert, verkroch sich vor der Welt und spielte nur noch mit Konsolen statt mit Freunden. Er hatte alles aufgegeben, was ihn auch nur vage an die Zeit mit seiner Mutter...