E-Book, Deutsch, Band 2, 576 Seiten
Reihe: Manhattan Elite
Fischer Pretty Savage - Süßer als Verrat
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-641-30166-8
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman - Große Gefühle treffen auf elektrisierende Spannung – Band 2 der New-Adult-Suspense-Trilogie der SPIEGEL-Bestsellerautorin!
E-Book, Deutsch, Band 2, 576 Seiten
Reihe: Manhattan Elite
ISBN: 978-3-641-30166-8
Verlag: Blanvalet
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Prolog
Aller Anfang ist (un)schuldig
Payton
Ein Jahr zuvor, Sommer
Es war einmal ein seltsames Mädchen, das vor den altehrwürdigen Toren einer Eliteuniversität stand und in Tränen ausbrach. Nicht weil es traurig war – sonst hätten all die jungen Leute, die an ihm vorbeiliefen und den Campus betraten, es nicht mit derart neugierigen Blicken bedacht. Sondern weil es sein Glück kaum fassen konnte. Denn es wusste, dass nun ein neues Leben beginnen würde. Dass es an dem Ort seiner Träume angekommen war. Dieses Mädchen war ich. Schniefend tupfte ich mir die Augenwinkel ab. Für meinen ersten Tag an der Columbia hatte ich Make-up und Wimperntusche aufgetragen, was ich sonst echt selten tat, weil beides so teuer war. Auf keinen Fall wollte ich es gleich verschmieren. Außerdem hatte ich für den heutigen Anlass mein Lieblingssommerkleid angezogen, das ich vor einigen Wochen in einem Secondhandladen gefunden hatte. Es war knielang und kornblumenblau, mit dünnen Trägern und einem schmalen Gürtel. Die Verkäuferin hatte regelrecht darauf bestanden, dass ich es nahm, und mir sogar zwei Dollar Nachlass gegeben, weil der Farbton meiner hellbraunen Haut angeblich so schmeichelte und weil dieser tolle Schnitt wohl wie für mich geschaffen war. Ich atmete tief durch und fuhr mir durch die langen dunkelbraunen Wellen. Ok, Payton, du schaffst das. Heute beginnt dein neues Leben! Und dann tat ich es: Ich betrat das Gelände der Columbia University. Euphorie erfüllte mich von Kopf bis Fuß und kribbelte bis in meine Fingerspitzen. Nicht wieder heulen! Du willst doch nicht den Rest des Tages wie ein Panda herumlaufen! Der Weg zwischen Kent Hall und Hamilton Hall war von dichten Bäumen gesäumt, durch die ein beinahe magisches grünes Licht fiel. Unzählige Studierende strömten wie ich auf den Campus, und ich wurde Teil des wuseligen Stroms. Manche schienen sich zu kennen, lachten und redeten miteinander oder sprangen sich in die Arme, als hätten sie sich den ganzen Sommer über nicht gesehen. Andere wirkten etwas verloren und schienen mithilfe ihrer Handys herausfinden zu wollen, wo sie hinmussten. Ich saugte alles wie ein Schwamm in mich auf. Dann legte ich den Kopf in den Nacken, um in die Kronen der alten Bäume hinaufzuschauen. Der sanfte Sommerwind ließ die Blätter tanzen und die Sonne immer wieder durchblitzen. Die braunroten Gebäude zu beiden Seiten hatten etwas Majestätisches an sich. Sie waren so hoch. So riesig. Mit wunderschönen Details und Säulen aus weißem Kalkstein. Wirklich kunstvoll, mit unglaublich viel Liebe zum Detail, besonders um die Fenster an den Untergeschossen und um die Portale herum. Es juckte mich in den Fingern, von absolut allem, was ich sah, Fotos zu schießen. Aber ich musste sparsam sein, nicht nur mit meinem begrenzten Speicher, sondern auch mit meinem Akku. Ich kam mir ein wenig albern vor, aber ich konnte einfach nicht aufhören zu grinsen, während ich weiterhin gegen die Tränen ankämpfte. Hoffentlich waren meine Augen nicht verquollen. Ich wollte nicht grinsend und verheult den ersten Tag meines Architekturstudiums starten. Aber sei es drum. Dann war ich eben die seltsame Studentin in meinen heutigen Kursen. Ich richtete den Riemen meiner alten Tasche auf der Schulter und öffnete auf meinem Handy die Karte des Campus. Dabei entdeckte ich, dass meine Zwillingsschwester Sarah mir schon auf meine letzte Nachricht geantwortet hatte, und das trotz des Zeitunterschieds zwischen New York und San Francisco. Hab du auch einen tollen ersten Tag!! Wir rocken das. Auch wenn wir nicht am selben Campus sein können. Lass uns später facetimen, ja? Ich vermisse dich jetzt schon. Meine Finger huschten über das Display und tippten eine rasche Antwort. Ich vermisse dich auch schon so! Und erzähl mir später alles von dem süßen Typen, der in dem Bagel-Laden nahe eurer WG arbeitet. Ich wünschte, ich könnte bei euch sein. Ich wünschte, du, Laurel und ich könnten gemeinsam in einer WG leben, das wäre so cool. Ich blieb stehen und runzelte die Stirn, dann löschte ich die letzten beiden Sätze. Sarah hatte es schon schwer genug, dass sie nicht auch an der Columbia angenommen worden war. Es lag zwar nicht an mir, dass wir nicht zusammen studieren konnten, dennoch wollte ich kein Salz in die Wunde streuen. Deshalb fügte ich bloß ein paar Emojis hinzu und schickte ein GIF von einer klatschenden Taylor Swift hinterher, ehe ich die Nachricht sendete. Im nächsten Moment ploppte eine Warnmeldung auf, dass mein Akkustand sich unter zehn Prozent befinde. Ich unterdrückte ein Stöhnen. Dieser verdammte kaputte Akku! Die eineinhalb Stunden von meiner kleinen WG in Brooklyn bis hierher hatte ich unentwegt Musik gehört und Bilder durch das dreckige Fenster in der Subway geschossen, wann immer die Skyline von Manhattan hinter dem glitzernden East River aufgeblitzt war. Und jetzt hatte ich den Salat. Wie zum Teufel sollte ich heute ohne Handy zurechtkommen? Und wie hatte ich nur vergessen können, eine Powerbank mit nach New York zu nehmen? Meine Mom hatte ja so recht gehabt, als sie mich ungefähr hundert Mal vor meinem Abflug gefragt hatte, ob ich auch wirklich alles eingepackt hätte, was ich brauchte. Sie hatte wie immer gewusst, dass ich etwas Wichtiges vergessen würde. Typisch. Mein altes Handy machte mir ja auch nicht erst seit Kurzem Probleme. Ich war so ein Schaf. Dann würde ich wohl in eine Powerbank investieren müssen. Das war fürs Erste zumindest günstiger als ein neues Handy. Ich öffnete wieder meine Karte und suchte ein Gebäude namens Avery Hall. Okay. Sie befand sich an der Low Memorial Library. In Avery Hall und in Fayerweather Hall, die offenbar gleich daneben war, würden die meisten Kurse und Veranstaltungen meines Studiums stattfinden. Alles klar, das konnte ich mir merken. Ich würde mich schon nicht verlaufen. Wenn ich außerdem Glück hatte, gab es irgendwo physische Campuspläne. Die Columbia University war gigantisch. Sie sah aus wie eine eigene Stadt mitten in der Stadt, und der Hauptcampus erstreckte sich über mehrere Blöcke. Die Gebäude aus braunrotem Backstein und ihre unglaublichen türkisfarbenen Dächer aus angelaufenem Kupfer nahmen fast den gesamten Stadtteil Morningside Heights ein. Zwischen ihnen gab es gepflegte Grünflächen mit uralten Bäumen und rot gepflasterte Wege. Mein Herz schlug so schnell wie die Flügel eines Kolibris. Ich steckte das Handy ein, tupfte mir noch einmal die Augenwinkel trocken und trat unter den Bäumen des breiten Weges in gleißendes Sonnenlicht – und mit ihm in eine andere Welt. Und wieder überkam mich ein Schwall Gefühle. Ich faltete die Hände über dem Herzen zusammen. Da war sie, die imposante Butler Library! Auf der anderen Seite der Grünfläche ragte die strahlend weiße Low Memorial Library in den Himmel, mit ihrem eindrucksvollen Kuppeldach und der breiten Treppe, auf der die bronzene Alma-Mater-Statue stand! Zwischen den beiden Bibliotheken lag ein grün gesäumter, breiter Weg und der Low Plaza, das Zentrum des Campus mit Rasenflächen, Springbrunnen und den weiß-roten geometrischen Formen auf dem Boden … Gott, in natura war das alles noch so viel wundervoller, als ich es mir erträumt hatte. Wieder wollten mir Freudentränen in die Augen schießen, diesmal hielt ich sie jedoch mit aller Kraft zurück. Schluss mit dem Rumgeheule, Payton! Vor der Low Memorial blieb ich stehen und sah mich um. Zur Rechten befanden sich mehrere Gebäude mit jeder Menge Treppen und verwinkelten Zugängen, die ich auf der Karten-App gar nicht gesehen hatte. Ich blinzelte. Welches davon war nun Avery Hall? Ich holte erneut mein Handy heraus. Der Lockscreen mit einem Foto von Sarah, unserer besten Freundin Laurel und unserem Berner Sennenhund Nacho leuchtete mir entgegen. Im nächsten Moment wurde der Bildschirm jedoch schwarz, und das Gerät schaltete sich aus. »So ein Mist«, murmelte ich. Aber was sollte schon schiefgehen? Mir blieb noch über eine halbe Stunde bis zur Willkommensfeier der Erstsemester und ich hatte mir die Position des Fakultätsgebäudes ja eingeprägt. Also straffte ich die Schultern und lief los. Selbstbewusst steuerte ich eines der Gebäude zu meiner Rechten an. Das musste es sein! Ich war mir ziemlich sicher. Doch dann entdeckte ich ein Schild und dort stand nicht Avery Hall, sondern Buell Hall. Ein Seufzen entfuhr mir. So viel zum Einprägen. Ich drehte mich um und lief zurück auf den roten Steinweg, der seitlich an der Low Memorial entlangführte. Da ging mir ein Licht auf, das augenblicklich meine Laune besserte. Wieso machte ich mir eigentlich so einen Kopf? Ich brauchte keine Karte. Ich konnte doch einfach jemanden fragen! Ein Stück vor mir lief ein großer, schlaksiger Typ mit zerzausten schwarzen Haaren. Er hatte einen federnden, selbstbewussten Gang drauf. Ich beschleunigte meine Schritte, setzte ein Lächeln auf und tippte ihm auf die Schulter. »Hi!«, sagte ich, während er sich umdrehte. »Tut mir leid, wenn ich störe, ich habe mich nur gefragt, ob …« Meine Stimme erstarb. Oh. Mit freundlicher Neugier sah er mich an und blieb stehen so wie ich. Doch ich bekam keinen weiteren Laut mehr über die Lippen. O Gott. Er war attraktiv. Nein. Er war absolut umwerfend. Seine Augen fielen mir als Erstes auf und waren von einem unglaublichen Sturmgrau. Er war weiß, hatte ein markantes Gesicht und schmale, schöne Lippen. Und verdammt, er war mindestens einen Kopf größer als ich. Plötzlich wurde mir heiß vor Verlegenheit....