E-Book, Deutsch, Band 353, 512 Seiten
Reihe: Romana Exklusiv
Franklin / Winters / Fielding Romana Exklusiv Band 353
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7515-1082-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 353, 512 Seiten
Reihe: Romana Exklusiv
ISBN: 978-3-7515-1082-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In einer absolut malerischen Gegend voller Burgen und Schlösser, die von Geschichten durchdrungen sind, lebt Liz Fielding in Wales. Sie ist seit fast 30 Jahren glücklich mit ihrem Mann John verheiratet. Kennengelernt hatten die beiden sich in Afrika, wo sie beide eine Zeitlang arbeiteten. Sie bekamen zwei Kinder, die inzwischen längst erwachsen und von zu Hause ausgezogen sind. Bei Liz Fielding und John geblieben ist jedoch ihre große schwarz-weiße Katze Rocky (ein Bild von ihr gibt es auf Liz Fieldings Website www.lizfielding.com. Liz lebt eigentlich sehr zurückgezogen, in einem Dorf, das sie selten verlässt. Kontakt zu ihren Leserinnen ist ihr aber sehr wichtig, und den hält sie über das Internet. 2001 und 2006 gewann Liz aber den Rita Award der Romance Writers of America und flog nach Washington D.C., um den begehrten Preis entgegenzunehmen; eine große Ausnahme und ein großartiger Trip, auf dem sie viele alte Freundinnen wiedersah. Liz Fielding freut sich immer, wenn sie eine E-Mail von ihren Leserinnen erhält. Ihre Adresse lautet: liz@lizfielding.com
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1. KAPITEL
Mit den Worten „Hier beginnt Privatbesitz, weiter fahre ich nicht“ hatte der Taxifahrer Hannah abgesetzt. Nun lag vor ihr eine Anhöhe, bewachsen mit Pinien. Zumindest gab es eine richtige Straße, das machte es leichter, den Koffer hinter sich her zu ziehen. Vom Meer wehte eine frische Brise heran, bewegte sanft die Baumspitzen und zupfte an ihren zu einem Zopf geflochtenen Haaren. Obwohl es erst Anfang Mai war, herrschten auf Sizilien bereits sommerliche Temperaturen. Selbst das Shirt und die hellblaue Hose erschienen ihr nun zu warm. Zum Glück hatte sie genügend leichte Kleidung eingepackt. Doch sie war nicht als Touristin hier, sondern zum Arbeiten. Noch konnte sie das Haus nicht sehen, aber laut Professor Gabriella Guscettis Beschreibung musste es direkt hinter den Bäumen liegen. Je näher sie kam, desto schneller schlug ihr Herz. Die Professorin arbeitete als Herzchirurgin in dem Krankenhaus, in dem auch Hannah tätig gewesen war, und hatte sie vorgewarnt, dass ihr Sohn Dr. Sergio Guscetti über ihr unerwartetes Erscheinen womöglich nicht erfreut sein würde. Vorsichtig hatte Hannah angemerkt, dass das nicht die besten Voraussetzungen für eine Therapie seien; sie konnte nur jemandem helfen, der sich auch helfen lassen wollte. Doch davon hatte Gabriella Guscetti nichts hören wollen. Und das versprochene Honorar noch einmal erhöht. Das war vor einer Woche gewesen. Als Hannah die Adresse auf dem Vertrag las, hatte sie gestutzt. Der Name der Stadt klang Italienisch, und Professor Guscetti hatte bestätigt, dass sie in Sizilien in der Nähe von Palermo lag. Auf ihre Frage, wieso ausgerechnet sie diesen Fall übernehmen sollte, hatte die Professorin nur gesagt, dass sie sehr viel Gutes über sie gehört habe und nur die beste Therapeutin für ihren Sohn wolle. Das Kompliment hatte sie verlegen und gleichzeitig auch ein wenig stolz gemacht. Aber was sie wirklich dazu gebracht hatte, zuzusagen, war der Ausdruck im Gesicht der älteren Frau gewesen. Wenn sie von ihrem Sohn sprach, lag ein solcher Schmerz in ihrem Blick. Sie litt, weil er litt und sie ihm nicht zu helfen vermochte. Hannah hatte schlucken müssen. Normalerweise bewahrte sie stets eine professionelle Distanz zu ihren Patienten und deren Angehörigen, aber in diesem Fall fiel ihr das schwer. Sie konnte gut verstehen, wie Professor Guscetti sich fühlte, auch wenn ihre eigene Situation damals etwas anders gewesen war. Die Professorin setzte all ihre Hoffnungen in sie. Das machte die vor ihr liegende Aufgabe nicht einfacher. Endlich oben auf dem Hügel angekommen, musste Hannah erst einmal Atem schöpfen. Mit dem Handrücken wischte sie sich über die Stirn und hoffte, noch einigermaßen frisch auszusehen. Aber gleich würde sie sich sicher ausruhen und etwas Kühles trinken können. Ihr Blick wanderte über den weißen Steinbau. Es handelte sich offensichtlich um ein Familiendomizil: zweistöckig und mit einem ausladenden Seitenflügel. Mehrere der vielen Fenster standen auf Kipp. Links von ihr plätscherte ein Springbrunnen. Steinerne Engelsfiguren ließen Wasser durch ihre Hände fließen. In Kugelform geschnittene Buchsbäume standen neben der niedrigen Treppe zum Eingang. An der Haustür befand sich ein schwerer Messingklopfer in Form eines Löwenkopfes. Hannah betätigte ihn und wartete. Als nichts geschah, klopfte sie erneut und hielt Ausschau nach einem Klingelknopf. Doch den gab es offensichtlich nicht. Sie trat einige Schritte von der Tür zurück. „Hallo?“, rief sie laut. Nichts rührte sich. Die Tür blieb verschlossen. Hannah seufzte und setzte sich auf ihren Koffer. War Dr. Guscetti vielleicht gerade unterwegs? Aber seine Mutter hatte doch gesagt, dass er das Haus überhaupt nicht verließ. Folglich musste er daheim sein. „Hallo!“, rief Hannah erneut und diesmal noch lauter. Heiß brannte ihr die Sonne auf den Kopf. Sie sehnte sich nach einem großen Glas eiskaltem Mineralwasser. „Hallo!“, schrie sie noch einmal, so laut diesmal, dass ihre Kehle schmerzte. Doch mit Erfolg, denn nur Sekunden später wurde die Haustür schwungvoll aufgerissen. Ein Schwall italienischer Worte ergoss sich über sie und ließ sie von ihrem Koffer aufspringen. Der Mann vor ihr sah aus, als bereite er sich auf eine Rolle in einem Horrorfilm vor. Sein schwarzes Haar stand ihm wirr vom Kopf ab, die ebenso dunklen Brauen waren zusammengezogen, und in den markanten Gesichtszügen ließ sich keine Spur von Freundlichkeit entdecken. Außerdem war er groß, deutlich über 1,80 m, dabei von athletischer Statur mit breiten Schultern. „Entschuldigen Sie“, sagte Hannah auf Englisch und trat einen Schritt näher. Er mochte bedrohlich wirken, aber dass er ihr wirklich etwas tun würde, glaubte sie nicht. „Sie müssen Dr. Guscetti sein. Ich bin Hannah Ashford …“ „Das interessiert mich nicht“, unterbrach er sie, ebenfalls Englisch sprechend. Nur einen leichten Akzent konnte sie vernehmen. Oh je, das fing ja schon gut an! Aber vielleicht hielt er sie für eine Staubsaugervertreterin oder dachte, sie wäre gekommen, um ihm eine Versicherung anzudrehen. „Ich will Ihnen nichts verkaufen, ich bin Physiotherapeutin.“ „Schön für Sie. Ich brauche keine. Wie kommen Sie überhaupt hierher? Hat meine Mutter Sie geschickt?“ „Ja.“ Signora Guscetti hatte sie ja vorgewarnt, aber dass er sie so ablehnend empfangen würde, hätte Hannah nicht vermutet. „Vielleicht beruhigen Sie sich erst einmal und wir …“ „Es gibt kein wir.“ Er spie das Wort aus, als sei es eine Beleidigung. Der war tatsächlich eine harte Nuss! Hannah unterdrückte ein Seufzen. „Ich würde Ihnen wirklich gerne helfen, Dr. Guscetti.“ „Glauben Sie mir, bei mir würde Ihnen jede Freude direkt vergehen.“ So wie er sie ansah, glaubte sie ihm das wirklich. Und doch konnte sie nicht umhin, zu bemerken, was für ein attraktiver Mann er trotz dieses harten Zugs um seinen Mund war. Aber natürlich spielte das keine Rolle. Er war ihr Patient, nicht mehr und nicht weniger. „Was ist nun?“, fragte er, da sie immer noch nicht geantwortet hatte. Hannah behielt ihr Lächeln bei. „Es geht mir nicht darum, von Ihnen erfreut zu werden.“ Als sie die Worte ausgesprochen hatte, merkte sie, wie zweideutig sie klangen. Hitze stieg ihr ins Gesicht. Was Dr. Guscetti ebenfalls registrierte, denn nun spielte ein spöttisches Lächeln um seine Mundwinkel. „Sie wären die erste Frau, die sich beschwert.“ Sein männliches Selbstbewusstsein weckte ebenso Ärger wie Verlangen in ihr. Rasch unterdrückte sie beides. „Ich bin erschöpft von der Anreise, und ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn wir diese Diskussion zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen könnten.“ „Den wird es nicht geben.“ Diesmal ließ sich das Seufzen nicht unterdrücken. „Gewähren Sie mir dann wenigstens für den Moment Ihre Gastfreundschaft?“ Sergio musterte die Frau. Das sah seiner Mutter ähnlich, dass sie ihm eine so junge und schöne Physiotherapeutin auf den Hals hetzte, statt eine, die zwanzig Jahre älter als er selbst war, hundert Kilo wog und von Warzen geplagt wurde. Leichter Wind zupfte an ihren geflochtenen Haaren, sodass einzelne Strähnen ihr nun ins Gesicht wehten und dazu einluden, die Hand auszustrecken, um sie ihr zur Seite zu streichen. Was für eine ungewöhnliche Farbe ihr Haar besaß. Nicht rot und nicht braun, eher so wie Zimtstangen. Ob es auch so gut roch? Sofort verdrängte er diesen unerwünschten Gedanken. Es spielte keine Rolle, wie Hannah Ashford aussah oder wie ihr Haar roch. Sie sollte verschwinden, und das besser früher als später. Er wollte keine Therapie. Das brachte sowieso nichts, außer, dass er seine Zeit damit verschwendete, sich zu ärgern. Aber eine Frau vor dem Haus stehen zu lassen, ging gegen seine Ehre. Er mochte nicht glücklich über ihre Anwesenheit sein, doch gab ihm dies noch lange nicht das Recht, sich wie ein ungehobelter Klotz zu verhalten. Mit zwei Schritten war er bei ihr und wollte den Koffer nehmen. Wie beschützend schlangen sich ihre schlanken Finger um den Griff. „Das kann ich schon allein.“ Natürlich, sie dachte an seine Verletzungen und glaubte, er würde es ohnehin nicht schaffen, einen Koffer ins Haus zu ziehen. Heißer Zorn wallte in ihm empor. Mehr noch, da er nicht sicher war, den Koffer tatsächlich greifen zu können. Es beschämte ihn zutiefst, tatenlos daneben stehen zu müssen, während Hannah ihr Gepäck ins Haus zog. Auf seine guten Manieren war er immer so stolz gewesen. Charmant und höflich hatte er Frauen schwere Koffer abgenommen, Türen aufgehalten und Stühle vorgerückt. Und nun war er nicht einmal dazu fähig, seine Hände zu Fäusten zu ballen und irgendwo gegen zu schlagen, um den Schmerz des Schamgefühls zu überdecken. Lediglich die Tür öffnen konnte er. In der Diele blieb Hannah stehen und sah ihn fragend an. „Wohin?“ „Lassen Sie den Koffer einfach hier stehen.“ Er deutete nach links. „Kommen Sie, dort ist das Wohnzimmer.“ Er hielt ihr auch diese Tür auf und ließ sie vorangehen. Ihr leiser Pfiff brachte ihn zum Schmunzeln. Da er selbst nichts anderes gewöhnt war, fiel es ihm leicht, zu vergessen, wie luxuriös die Einrichtung auf jemanden wirken musste, der nicht von teuren Designermöbeln, Brokatkissen, exquisiten Teppichen und Originalgemälden umgeben war. „Das ist so groß wie meine gesamte Wohnung“, murmelte Hannah, während sie sich umsah. ...