Frenz / Unger / Schlick | Moderne Beruflichkeit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 36, 158 Seiten, PDF, Format (B × H): 155 mm x 220 mm

Reihe: Berufsbildung, Arbeit und Innovation

Frenz / Unger / Schlick Moderne Beruflichkeit

Untersuchungen in der Energieberatung

E-Book, Deutsch, Band 36, 158 Seiten, PDF, Format (B × H): 155 mm x 220 mm

Reihe: Berufsbildung, Arbeit und Innovation

ISBN: 978-3-7639-4913-7
Verlag: wbv Media
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Wie bewältigen Menschen mit einer Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich den Schritt in die Dienstleistungsbranche, z.B. der Energieberatung? Welche Fähigkeiten und Kompetenzen müssen sie mitbringen, um hier erfolgreich zu sein?
Am Beispiel der Erwerbsbiografie eines Energieberaters betrachtet der Band den Weg in eine moderne Beruflichkeit aus verschiedenen Blickwinkeln. Mit der Darstellung dieses konkreten Professionalisierungsablaufes erhält die Dienstleistungs- und Professionsforschung neue Einsichten in das Zusammenspiel von biografischen Lern- und Entwicklungsprozessen, Arbeitsprozessen und den sozialen Welten in der Energieberatung.
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Weitere Infos & Material


1;Dank der Herausgeber;3
2;Inhalt;5
3;Vorwort des Projektträgers;7
4;Martin Frenz/Tim Unger/Christopher M. Schlick, Moderne Beruflichkeit am Beispiel der Energieberatung – Problemstellung, Ziel und Aufbau des Bandes
;9
5;Martin KranzSimon Heinen/Martin Frenz/Raymond Djaloeis/Christopher M. Schlick, Analytische und konzeptionelle Überlegungen für Fort- und Weiterbildungen in der Gebäudeenergieberatung – Reflexion ausgewählter Studien der Qualifikationsforschung auf Basis berufsbiografischer Studien des Energieberaters
;21
6;Nikolaus Möllenhoff/Marten F. Brunk, Anforderungen und Erwartungen an eine Energieberatung: fachwissenschaftliche Annäherung an die Frage, ob ein Bauzeichner und Bauhandwerker ein guter Energieberater sein kann
;49
7;Felix Meckmann, Warum kommt ein Bauzeichner in der Energieberatung zurecht? Versuch einer fachwissenschaftlichen Annäherung;59
8;Raymond Djaloeis/Martin Frenz/Simon Heinen/Christopher M. Schlick, Wie kommt ein Bauzeichner in der Energieberatung zurecht? Interpretation eines problemorientierten Gruppeninterviews aus kompetenzdiagnostischer Sicht
;73
9;Tim Unger, Vom Chaoten zum Geschäftsführer – biografie- und bildungstheoretische Analyse einer modernen Erwerbsbiografie
;91
10;Rita Meyer, Profession oder „reine Arbeit“? Die individuelle Beruflichkeit des Energieberaters Kranz
;139
11;Herausgeber und Autoren;155


Vom Chaoten zum Geschäftsführer – biografie- und bildungstheoretische Analyse einer modernen Erwerbsbiografie (S. 91-92)

Tim Unger

Der Beitrag verfolgt das Ziel, die Leitfrage des Sammelbandes aus einer biografieund bildungstheoretischen Sicht zu beantworten. Im ersten Kapitel werden der Gegenstandsbereich eingegrenzt, die Problemstellung erörtert und der methodische Aufbau der Fallstudie begründet. Kapitel 2 stellt die Ergebnisse der biografischen Fallanalyse des Interviews mit Martin Kranz vor. Hierbei werden insbesondere dessen biografische Gesamtformung und Prozesse strukturaler Bildung rekonstruiert sowie abschließend ein vorläufiges Fazit über den Zusammenhang dieser Biografie und dem Bereich der Energieberatung gezogen. Der Beitrag schließt (in Kapitel 3) mit einer theoretischen Verdichtung der gewonnenen Auswertungsergebnisse.

1 Gegenstandsbereich und Problemexplikation

Ich werde in diesem Kapitel argumentieren, dass sich der erwerbsbiografische Übergang in die Energieberatung als ein Prozess der Exklusionsindividualisierung auslegen lässt. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welche Form, Ausprägung und Bedeutsamkeit Bildungsprozesse bei der Bewältigung dieser Übergänge haben können.

Energieberatung ist ein vergleichsweise neues gesellschaftliches Handlungsfeld. Es ist davon auszugehen, dass viele Energieberater mehrere erwerbsbiografische Wechsel hinter sich gebracht haben und einen diskontinuierlichen Erwerbsverlauf aufweisen. Das Auftreten diskontinuierlicher Erwerbsverläufe ist keine Ausnahmeerscheinung moderner Gesellschaften, vielmehr ist es die Regel. Axel Bolder (2004) stellt die These auf, dass Normalbiografie kein real- sondern ein idealtypisches Konstrukt sei: Normalbiografie ist „eine historisch sehr junge und wahrscheinlich schon wieder im Verschwinden begriffene Ausnahmeerscheinung; sie ist ein historisch anormales Phänomen und ein interessengeleitet hergestelltes, gesellschaftliches Konstrukt“ (Bolder 2004, S. 16).

Die zunehmende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diskontinuierlichen Erwerbsbiografien kann vielmehr als ein Ausdruck dafür gesehen werden, dass sich die Verhältnisse zwischen gesellschaftlich-institutionalisierten Strukturen der Erwerbsarbeit auf der einen und den Prozessen der Identitätsarbeit der Erwerbstätigen auf der anderen Seite gewandelt haben. Systemtheoretisch betrachtet kann erwerbsbiografische Diskontinuität als ein Indiz der Exklusionsindividualisierung verstanden werden, die wiederum eine Folge funktionaler Ausdifferenzierungen moderner Gesellschaften ist:

„Die Theorie der funktionalen Differenzierung scheint lange Zeit den Blick davor verschlossen zu haben, dass individuelle Lebenslagen quer zu jener Differenzierung der Gesellschaft in der Sachdimension gesellschaftlicher Funktionen liegen [...] Die Diagnose der Exklusionsindividualisierung reflektiert also schlicht darauf, dass sich die soziale Adresse von Individuen gerade für diese selbst immer weniger über die Fremdreferenz von Gruppenzugehörigkeit ergibt“ (Nassehi 2003, S. 103–105).

Das Entstehen von Bindungen und Identifikationen entlang einer „intersubjektiv zugänglichen“ sozialen Realität – beispielsweise in der Form einer Betriebsidentität, der Orientierung an einem Ausbildungsberufsbild etc. – ist nur ein Aspekt moderner Erwerbsbiografien. Wenn Nassehi an dieser Stelle auf das Querliegen individueller Lebenslagen verweist, dann ist damit gewissermaßen ein Grundtatbestand der modernen Identitätsarbeit in und durch Erwerbsarbeit mit angesprochen:

Die Partizipation an einer spezifischen sozialen Welt, wie beispielsweise der Arbeitskultur eines Unternehmens wird keine umfassenden Folien der Identitätsarbeit mehr bereitstellen können. Soziale Welten können kein solches Wissen mehr offerieren, an dem ein in allen Lebenslagen verlässliches, in seinem Ausgang prognostizierbares, erwerbsbiografisches Handeln sich orientieren könnte. Moderne und traditionelle Erwerbsbiografien unterscheiden sich demnach wesentlich darin, dass sie ein tendenziell umgekehrtes Verhältnis zwischen Fremd- und Selbstreferenz als Rahmen für Subjektivierung aufspannen."


Der Herausgeber Martin Frenz ist Abteilungsleiter "Fachdidaktik im Maschinenbau" am Institut für Arbeitswissenschaft der RWTH Aachen.
Christopher M. Schlick ist Professor für Arbeitswissenschaft, Leiter des Instituts für Arbeitswissenschaft (IAW), RWTH Aachen.
Tim Unger ist Vertretungsprofessor des Lehrstuhls für Berufspädagogik an der TU Darmstadt.


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