Freund | Der Topos des profanen Erlösers | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 478 Seiten

Freund Der Topos des profanen Erlösers

Simenons Maigret-Konzeption aus literaturwissenschaftlicher und theologischer Perspektive
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-8288-6800-7
Verlag: Tectum Wissenschaftsverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Simenons Maigret-Konzeption aus literaturwissenschaftlicher und theologischer Perspektive

E-Book, Deutsch, 478 Seiten

ISBN: 978-3-8288-6800-7
Verlag: Tectum Wissenschaftsverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Die Literaturwissenschaft bleibt die Antwort auf die Frage schuldig, wie sich der anhaltende literarische Erfolg der Simenonschen Maigret-Kriminalreihe auch in der Gegenwart erklären lässt. Das vorliegende Buch belegt die Attraktivität der Maigrets mit der Gestaltung und dem Verhalten ihrer Hauptfigur, die ihren Lesern einen befreienden und lebensförderlichen Umgang mit Scheitern & Versagen vermittelt: praxisorientiert und jenseits moralischer Zeigefinger.
Kommissar Maigret einmal ganz anders: Als religionsfreie, postmoderne Metapher der rein säkularen Dimension einer christlichen Erlösungsvorstellung des 21. Jahrhunderts. Für vorurteilsfreie Krimi-Liebhaber, die es genau wissen möchten, und für theologisch Interessierte, die den Anschluss an die Gegenwart nicht verpassen wollen. Ein interdisziplinärer Dialog über das religionsunabhängige Erlösungspotential eines säkularen Kriminalromans. Mit Anregungen zur praktischen Umsetzung in einen Religionsunterricht, der sich zeitgenössischer

Freund Der Topos des profanen Erlösers jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1 Einleitung Die von Georges Simenon zwischen 1929 und 1972 verfassten 77 Maigret-Romane1 stellen den Part seines schriftstellerischen Œuvres dar, der ihrem Verfasser bei der Lancierung des ersten Maigrets sprunghaft zu internationaler Popularität verhilft2 und sind zum großen Teil mit dafür verantwortlich, dass noch zu Lebzeiten des Autors von diesem als Phänomen gesprochen wird.3 Auch heute noch wird der geistige Vater des Kommissar Maigret als „einer der wichtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts“4 betitelt, was 2003 durch die Entscheidung der Académie Française, den belgischen Schriftsteller in den französischsprachigen Dichter-Olymp der Pléiade5 aufzunehmen, wissenschaftlich untermauert wird.6 Der nicht zu verleugnende und andauernde Erfolg der Maigret-Serie7 bei der internationalen Leserschaft führt verständlicherweise zur Frage nach dem Grund dieser positiven Publikumsreaktion. Noch niemals ist es jedoch bisher bei der Suche nach den Ursachen für deren Faszination unternommen worden, die zugrunde liegenden ontologischen Mechanismen innerhalb der Romanhandlungen zu betrachten. Die dieser Arbeit zugrunde liegende These beinhaltet die Behauptung, dass das Besondere der Maigret-Romane vor allem in der Konzeption der Maigret-Figur liegt. Durch sie wird das menschliche Grundbedürfnis nach Hilfestellung und Orientierung angesprochen, das sich motivisch und begrifflich in profanen Substraten religiösen Ursprungs niederschlägt. 1.1 Herausforderungen Die grundsätzliche Herausforderung für das Unterfangen mit dem Thema „Der Topos des profanen Erlösers: Simenons Maigret-Konzeption aus literaturwissenschaftlicher und theologischer Perspektive“ besteht zum einen darin, eine neutrale Ebene für die Vergleichbarkeit zweier Gegenstände aus unterschiedlichen Disziplinen zu finden bzw. zu etablieren, die kein Vergleichselement benachteiligt, übervorteilt oder unsachgemäß vereinnahmt. Zum anderen beinhaltet sie, aus dieser distanziert-neutralen neuen Perspektive die tatsächlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der zu betrachtenden Elemente so herauszuarbeiten, dass beides für jede Ursprungsdisziplin klaglos nachvollziehbar und als akzeptables Ergebnis vorliegt. Eine besondere Herausforderung für die angestrebte Etablierung des neuen Topos liegt überdies in der konkreten semantischen Definition der Erlöser-Begrifflichkeit, die schon aus religionswissenschaftlicher Perspektive kaum abstrakt zu fassen ist: Die Definition eines profanen Erlösers8 ist für die vorliegende Untersuchung im Kontext sowohl sakraler als auch säkularer Verwendungen des Erlöser-Begriffs zu verorten, um ihre Anwendbarkeit auf säkular motivierte Literatur auszuweisen, ohne diese theologisch zu vereinnahmen. Außerdem lässt sich bei näherer Betrachtung der Erlöser-Begriff bezüglich seiner zugeschriebenen Wirkung (egal, aus welcher Perspektive) kaum ohne Klärung der dazu gehörigen Erlösungsdynamik nachvollziehbar darstellen, so dass eine Untersuchung, welche die fiktive Figur des Kommissar Maigret als profanen Erlöser anfragt, nicht umhin kommt, auch die profane Erlösungsdynamik in den Maigret-Romanen zu betrachten, wenn sie Maigret als Vertreter des Topos umfassend verstanden wissen will. Da die Begrifflichkeit der Erlösung aus theologischer Perspektive bereits selbst eine Metapher darstellt,9 kommt in diesem Teil weiterhin die Thematik des Schriftverständnisses (der Hermeneutik) im Hintergrund zum Tragen. Überdies bleibt auch die Legitimation der interdisziplinären Verknüpfung aus theologischer und literaturwissenschaftlicher Perspektive eine eigene Herausforderung, sobald sich die Vertreter der beiden Disziplinen nicht wohlwollend gegenüberstehen. 1.2 Ziel Die vorgelegte Untersuchung will die Forschungsbereiche der Disziplinen der Evangelischen Theologie und der Französischen Literaturwissenschaft um eine übergeordnete, interdisziplinäre Perspektive auf eine der erfolgreichsten literarischen Figuren des 20. Jahrhunderts erweitern.10 Das Hauptinteresse der Arbeit beinhaltet zu untersuchen, inwiefern sich die fiktive Konzeption Kommissar Maigrets als postmoderne Metapher für die säkulare Dimension des christlich geglaubten, göttlichen Erlösungshandelns eignet und die pragmatische Relevanz der Etablierung eines solchen neuen Topos nachzuweisen. Es wird demnach geklärt, was unter dem Topos eines profanen Erlösers zu verstehen ist, inwiefern sich die von Simenon als explizit nicht-religiös konzipierte Maigret-Figur als Vertreter eines solchen Topos bezeichnen lässt, worin die säkulare Erlösungsdynamik der Maigret-Romane besteht und aufgezeigt, worin die Anschlussfähigkeit der Ergebnisse an die zeitgenössische Leserwirklichkeit liegen kann. Dabei soll aufgrund der Vorgehensweise der Vorwurf einer theologischen Vereinnahmung nicht-religiöser Literatur ausgeschlossen und der Nutzen einer solchen übergeordnet-interdisziplinären Betrachtungsweise betont werden. So schließt die vorliegende Untersuchung eine Lücke bisheriger Maigretforschung, die das Versagen der literaturwissenschaftlichen Kategorien11 bei den Maigret-Romanen weder inhaltlich begründen konnte noch qualifizierte Analysen zu möglichen theologischen Implikationen bei Simenon vorgelegt hat. Über das bereits Erwähnte hinaus, will sie in ihrer Interdisziplinarität trotz des häufig gescheiterten Dialogs12 zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen von Theologie und Literaturwissenschaft die wechselseitigen Bereicherungsmöglichkeiten für beide Bereiche betonen und zu einem fruchtbaren gegenseitigen Interesse motivieren. 1.3 Situierung Der Titel der vorliegenden Arbeit gibt die zu bearbeitenden Forschungsgebiete des interdisziplinären Ansatzes vor: Aufgrund des originalsprachlich frankophonen Textkorpus von 14 Maigret-Romanen zum einen die französische Literaturwissenschaft, aufgrund des neu zu etablierenden Topos mit dem Schlüsselbegriff Erlöser und der dazugehörigen biblischen Erlösungsmetaphern13 zum anderen die christliche Theologie. Prinzipiell ließe sich die Untersuchung demnach in beiden Wissenschaftszweigen legitimieren. Die Verknüpfung der beiden Perspektiven zu einem interdisziplinären Ansatz jedoch beschränkt sich in der Praxis auf ein theologisches bzw. religionspädagogisches Interesse. Die bisher vorhandenen Ergebnisse der Forschung zu Theologie und Literatur14 verdeutlichen, dass die Interessenrichtung derartiger Fragestellungen fast ausschließlich aus der Theologie kommt und die erarbeiteten Ergebnisse ebenfalls hauptsächlich dort weiter rezipiert werden, so dass auch die Untersuchung der Frage, ob und inwieweit die fiktive Gestalt des Kommissar Maigret als profaner Erlöser bezeichnet werden kann, eindeutig in der Theologie verankert werden muss, obwohl es sich um ein nicht-theologisches Textkorpus in französischer Sprache handelt. Auch die vorliegende Analyse befragt die säkulare Literatur aus protestantisch-theologischer Perspektive, legt jedoch großen Wert darauf, sie dabei nicht zu dominieren oder zu vereinnahmen, indem sie eine neutrale Vergleichsebene schafft. Bereits das Ziel, die säkulare Dimension göttlichen Erlösungshandelns am Menschen anhand eines literaturwissenschaftlichen Topos greifbar zu veranschaulichen, positioniert diese Untersuchung im Bereich der Religionspädagogik. Der sich an die textimmanente und theoretische Analyse anschließende Teil, welcher die Praxisrelevanz der erarbeiteten Ergebnisse aufzeigt und exemplarisch didaktische Anregungen für eine schulische Umsetzung vorlegt, verankert die Situierung in der Religionspädagogik unstrittig. 1.4 Begründung der Themenwahl Für die Begründung der Thematik sei zunächst der Verweis auf zeitgenössische theologische Reflexionen über die gegenwärtige Kirchensituation und den von mehreren Konfessionen beobachteten Glaubensrückgang in Europa gestattet. In seiner Monographie „Konfessionslos glücklich. Auf dem Weg zu einem religionstranszendenten Christsein“15 stellt Hans-Martin Barth, emeritierter Professor für Systematische Theologie und Religionsphilosophie am Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg, die Frage, ob der Gehalt des christlichen Glaubens nicht ein weiteres Mal in ein neueres Verhältnis zu seinen bisher überlieferten Formen zu setzen sei, damit er eine soziologische Entwicklung überleben kann16, in der man das Kind mit dem Bade ausschüttet, weil offensichtlich Religion nicht ohne Kirche vorstellbar sei.17 Eine Beobachtung, der auch katholische Kollegen zustimmen. So stellt beispielsweise Hubertus Halbfas, emeritierter katholischer Professor für Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen, im Vorwort seiner ebenfalls im Jahre 2013 erscheinenden Monographie „Glaubensverlust. Warum sich das Christentum neu erfinden muss“18 fest: Das Verdunsten des christlichen Glaubens, wie es in Europa vor sich geht, entzieht sich bis heute der angemessenen Reflexion. (…) Es geht um Herausforderungen, die sich mit Substanz und Selbstverständnis des Christentums verbinden. Eine Neuinterpretation des Glaubens kann nicht mehr umgangen werden. (…) Um diese Glaubensproblematik in ihren Ausmaßen deutlich zu machen und Lösungen zu...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.