Frohnhofen / Pantel / Püllen | Geriatrisches Assessment | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 179 Seiten

Frohnhofen / Pantel / Püllen Geriatrisches Assessment

Grundlagen und Handlungsanweisungen für die Praxis
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-17-034184-5
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Grundlagen und Handlungsanweisungen für die Praxis

E-Book, Deutsch, 179 Seiten

ISBN: 978-3-17-034184-5
Verlag: Kohlhammer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das vorliegende Buch gibt eine Übersicht über den aktuellen Stand des geriatrischen Assessments. Zunächst erfolgt eine kritische Einführung in die Methodik von Testungen und der Einsatz des geriatrischen Assessments in der Hausarztpraxis, im Pflegeheim, in der stationären Geriatrie und in nicht geriatrischen Fachdisziplinen wird diskutiert. Dies ermöglicht dem Leser, auch nicht in diesem Buch aufgeführte Testverfahren zu bewerten. Im zweiten Teil werden die wichtigsten geriatrischen Testverfahren vorgestellt, die nach den Domänen basale und instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens, Kognition, Emotion, Mobilität, Ernährung, Schmerz und Schlaf geordnet sind.
Frohnhofen / Pantel / Püllen Geriatrisches Assessment jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


4          Die Domänen des geriatrischen Assessments
      4.1       Screening in der Geriatrie
Der Begriff Screening stammt von dem englischen Wort »to screen« ab und meint, etwas auf den Bildschirm bringen. Screening ist – wie zum Beispiel eine polizeiliche Rasterfahndung – ein systematisches Testverfahren, das eingesetzt wird, um bestimmte Auffälligkeiten zu finden. Ein Screening kann dabei aus einem einzelnen Test oder aus einer Kombination von mehreren Tests bestehen. Entscheidend ist immer die Zielsetzung. In der Medizin sollen durch ein Screening möglichst frühzeitig bis dahin asymptomatische Störungen aufgedeckt werden. Auf diese Weise sollen Probleme verhindert oder gelindert werden. Die korrekte und frühe Identifizierung von Krankheiten kann zudem zu einer effektiveren Behandlung mit geringeren Gesamtkosten führen. Andererseits soll bei einem negativen Ergebnis eines Screenings auf weitere Untersuchungen verzichtet werden können, ohne dass die untersuchte Person dadurch Nachteile befürchten muss. Die Anforderungen an ein Screeningverfahren sind also hoch (Maxim et al. 2014). Ein Screening wird bei asymptomatischen Personen durchgeführt. Daher ist bei einem Screening der Aspekt des Nichtschadens besonders wichtig. Aus diesem Grund müssen vor der Durchführung eines Screeningtests mehrere Bedingungen erfüllt sein. Hierzu gehören: •  die Relevanz des Ergebnisses für den Untersuchten und die Allgemeinheit muss gegeben sein, •  die Behandelbarkeit der aufgedeckten Probleme muss verfügbar sein, •  das verwendete Testverfahren sollte eine hohe Sensitivität und Spezifität aufweisen, •  eine hohe Testökonomie (kostengünstig und wenig zeitaufwendig) besitzen und •  das Testverfahren sollte für den zu Untersuchenden nicht belastend sein. Nachteilig können falsch positive Testergebnisse sein. Diese veranlassen den Untersucher zu weiteren – zum Teil aufwendigen oder risikoreicheren – Tests und können potenziell beunruhigen, verunsichern und auch schaden. Die Zielsetzung eines Screenings erscheint zunächst einleuchtend. Es ist jedoch schwierig, im Einzelfall die Qualität eines Screeningtests verlässlich zu beurteilen. Im einfachsten Fall hat ein Screeningtest nur zwei Ergebnisse: positiv (eine Erkrankung ist vorhanden) oder negativ (eine Erkrankung liegt nicht vor). Leider erfüllt praktisch keiner der verfügbaren Screeningtests über eine so hohe Qualität. Die Tabelle 4.1 listet weitere Beispiele auf, in denen ein Screening sinnvoll oder weniger sinnvoll ist ( Tab. 4.1). Das geriatrische Screening ist ein erster Schritt und dient der orientierenden Aufdeckung von Problemen, ohne diese genauer zu bemessen. Ein solches Instrument muss daher sehr empfindlich sein, um relevante Probleme nicht zu übersehen, braucht aber das aufgedeckte Problem noch nicht genau zu beschreiben. Das bedeutet auch, dass durch ein Screening in der Regel keine Diagnose gestellt werden soll und kann. Geriatrisches Screening ist ein zügiger und einfacher Prozess, der nach einer entsprechenden Einweisung auch von den Angehörigen der verschiedenen Berufsgruppen im geriatrischen Team (z. B. Pflege, Therapeuten, Diätassistenten) durchgeführt werden kann. Bestehen bereits Symptome oder Beschwerden, spricht man nicht mehr von einem Screening. So kann ein Screening nach geriatrischen Problemen bei Patienten einer geriatrischen Einrichtung schon formal nicht mehr durchgeführt werden, da diese Patienten ja aufgrund einer bereits getroffenen Aufnahmeentscheidung unter dem Aspekt geriatrischer Probleme ausgewählt wurden. Tab. 4.1: Beispiele für sinnvolles und weniger sinnvolles Screening (modifiziert nach Maxim et al. 2014, S. 822) Das Ergebnis eines solchen Screenings muss dann konkrete Konsequenzen haben, die wie folgt lauten: a)    Der Proband hat kein erhöhtes Risiko/kein Problem (Screeningtest negativ), jedoch ist ein erneutes Screening innerhalb eines bestimmten Zeitfensters sinnvoll. b)    Der Proband hat ein erhöhtes Risiko/Problem (Screeningtest positiv) und eine weitere Abklärung mit einem umfassenderen Assessment ist erforderlich. c)    Der Proband hat ein erhöhtes Risiko, aber andere Gründe verhindern die Anwendung eines umfassenderen Assessments. d)    Es ist auch nach dem Screening unklar, ob der Proband ein erhöhtes Risiko hat. Im Fall a) wäre ein weiteres Assessment – bei Anwendung eines geeigneten Screeninginstrumentes – nicht mehr erforderlich, wohl aber eine Wiederholung des Screenings nach einem vorher festgelegten Zeitraum. In den anderen Fällen sollten weitere Untersuchungen angeschlossen werden. Die Eignung eines Screeninginstrumentes kann anhand mehrerer Parameter beurteilt werden. Die größte Bedeutung kommt der Vorhersagewahrscheinlichkeit zu. Wie wahrscheinlich wird jemand, der durch das jeweilige Instrument identifiziert wird, von einer Intervention profitieren? Zudem muss ein Screeninginstrument eine hohe inhaltliche Validität besitzen. Dies bedeutet, dass alle wesentlichen Aspekte eines Problems in dem Instrument abgebildet werden. Weiterhin muss die Reliabilität hoch sein. Darüber hinaus muss die Testökonomie gut sein. Dies bedeutet, die Anwendung muss einfach erlernbar und leicht durchführbar sein. Zahlreiche Screeninginstrumente wurden sowohl für akute Krankenhausaufnahmen als auch für zu Hause lebende ältere Menschen entwickelt. Screeninginstrumente für Krankenhausaufnahmen basieren auf klinischen oder medizinischen Variablen oder auf standardisierten kognitiven und funktionellen Tests. Befragungen und Selbsteinschätzungen werden eher bei ambulant eingesetzten Instrumenten verwendet. 4.2       Screeninginstrumente in der Geriatrie
4.2.1     Geriatrisches Screening nach Lachs
Das geriatrische Screening nach Lachs (Lachs et al. 1990) entstand aus der Erkenntnis, dass die besonderen Bedarfe älterer Menschen bei der üblichen medizinischen Diagnostik nicht ausreichend berücksichtigt werden, für den Patienten aber relevanter sind als seine medizinischen Diagnosen alleine. Auf dem Boden einer von Experten erstellten Liste von notwendigerweise zu erfassenden Themen wurden diesen in einem zweiten Schritt dann geeignet erscheinende Testverfahren zugeordnet, um in den jeweiligen Bereichen eventuelle Einschränkungen zu erfassen. Dabei war es ein wesentliches Ziel, ein Instrument für die ambulante Praxis zu schaffen, welches schnell und einfach bei bis dahin asymptomatischen älteren Menschen anwendbar ist. Zudem wurde darauf geachtet, dass nicht nur die Angaben des Patienten verwertet wurden, sondern dass der Patient bestimmte Aufgaben unter Aufsicht durchführen sollte. Die Auswahl der einzelnen Bereiche orientierte sich an der erwarteten Häufigkeit von Problemfeldern. Diese sollten zudem einer Behandlung gut zugänglich sein, vorbeugende Maßnahmen sollten sinnvoll sein. Die einzelnen Bereiche und die dazu vorgeschlagenen Tests finden sich in der Tabelle 4.2 ( Tab. 4.2). Tab. 4.2: Geriatrisches Screening nach Lachs (modifiziert nach Lachs et al. 1990, S. 700) ADL: Aktivitäten des täglichen Lebens; IADL: instrumentelle Aktivitäten des täglichen Lebens Bei dem Screening nach Lachs räumen die Autoren den Anwendern auch die Möglichkeit ein, einzelne Items der Skala zu verändern und an die aktuelle Situation anzupassen. Bewusst wurde auf die Frage nach der wirtschaftlichen Situation oder dem Vorhandensein einer Betreuung verzichtet, um Missverständnisse seitens des Patienten zu vermeiden. Das geriatrische Screening nach Lachs wurde für ambulante Patienten entwickelt. Es enthält zahlreiche Aspekte, die auf dem Boden eines Expertenkonsenses für ältere Menschen relevant sind. Ein Summenwert ist weniger relevant als die Berücksichtigung der einzelnen Items. Die Ergebnisse leiten weiter zu einem umfassenderen Assessment in den jeweiligen Bereichen. Das Screening nach Lachs gilt nur für ambulante Personen, da es speziell für diese Gruppe konzipiert wurde. Dabei muss offenbleiben, ob ein unauffälliger Wert für einzelne Items wirklich ein Problem ausschließt. Der Wert dieses Screenings liegt aber darin, dass erstmalig überhaupt geriatrische Themen strukturiert erfasst werden. 4.2.2     Identification of Seniors at Risk (ISAR)
ISAR ist ein Instrument, welches auf der Selbstauskunft...


Prof. Dr. med. Helmut Frohnhofen ist Arzt für Innere Medizin, Geriatrie, Palliativmedizin und Schlafmedizin. Er ist zudem Somnologe (DGSM) und Mitglied der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke. Am Universitätsklinikum Düsseldorf leitet er den Bereich Altersmedizin.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.