Fuchs / Göhner / Seelig | Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 370 Seiten

Reihe: Sportpsychologie

Fuchs / Göhner / Seelig Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils

Theorie, Empirie und Praxis
1. Auflage 2007
ISBN: 978-3-8409-2108-7
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Theorie, Empirie und Praxis

E-Book, Deutsch, 370 Seiten

Reihe: Sportpsychologie

ISBN: 978-3-8409-2108-7
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Den Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils zu fördern gilt heute als eine der zentralen gesundheitspräventiven Strategien. Im vorliegenden Buch wird diese Strategie genauer beleuchtet. Im Abschnitt I geht es zunächst allgemein um körperliche Aktivität als alltägliche „Gewohnheit“ und „Lebensstil“. Was weiß man über den Zusammenhang zwischen körperlich-aktivem Lebensstil und Gesundheit? Und wie wirksam sind die Interventionen, mit denen man bislang versucht hat, den Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils zu fördern?

Der Abschnitt II ist ganz der Beschreibung dieses Lebensstils gewidmet: Wie sieht das „Beginnen, Dabeibleiben und Aufhören“ genau aus? Was lässt sich über das Zusammenspiel der körperlichen Aktivität mit den anderen Gesundheitsverhaltensweisen (Ernährungsweise, Rauchen, Alkohol) sagen? Gibt es Verhaltensmuster, die man kennen muss, um später solche Muster erfolgreich verändern zu können? Und welche Entwicklung nimmt die körperliche Aktivität über die gesamte Lebensspanne hinweg betrachtet? Lassen sich kritische Phasen identifizieren, in denen man eine besonders hohe Bereitschaft zur Lebensstiländerung zeigt?

Im Abschnitt III wird den psychologischen Faktoren und Mechanismen nachgespürt, die für die Genese eines dauerhaften Aktivseins von Bedeutung sind. Neben den einschlägigen Motivationstheorien werden hier auch die aktuellen Ansätze der Volitionstheorien und Stadienmodelle diskutiert. Im Abschnitt IV werden die praktischen Programme näher beleuchtet, mit denen der Versuch unternommen wird, einen körperlich-aktiven Lebensstil zu vermitteln. Den Abschluss des Buchs bildet in Abschnitt V die Vorstellung eines ganz spezifischen Interventionsansatzes zum Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils: Es handelt sich um die in Freiburg entwickelte MoVo-Konzeption, die gegenwärtig in verschiedenen Forschungs- und Praxis-Projekten didaktisch weiter ausgearbeitet und hinsichtlich ihrer Effektivität überprüft wird.

Fuchs / Göhner / Seelig Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1;Vorwort;6
2;Inhalt;8
3;1 Körperliche Aktivität und die Macht der Gewohnheit;12
3.1;1.1 Was sind Gewohnheiten?;13
3.1.1;1.1.1 Automatizität;14
3.1.2;1.1.2 Wiederholung;15
3.1.3;1.1.3 Situative Einbettung;16
3.1.4;1.1.4 Regelmäßigkeit und Rhythmik;17
3.1.5;1.1.5 Beherrschungsgrad;18
3.1.6;1.1.6 Fazit;18
3.2;1.2 Intentionales versus habituelles Verhalten;18
3.3;1.3 Wie entwickeln sich Gewohnheiten?;22
3.4;1.4 Wie lassen sich Gewohnheiten verändern bzw. neu aufbauen?;23
3.4.1;1.4.1 Änderung der situativen Umstände;23
3.4.2;1.4.2 Bewusste Planung des neuen Verhaltens;25
3.4.3;1.4.3 Wie tragen IMPS zur Herausbildung neuer Gewohnheiten bei?;27
3.5;1.5 Warum sind Gewohnheiten so stark?;27
3.6;1.6 Wie sind Gewohnheiten im Gedächtnis abgespeichert?;28
3.7;1.7 Abschließende Betrachtung;29
3.8;Literatur;29
4;2 Körperliche Aktivität und Gesundheit;32
4.1;2.1 Evidenz;33
4.2;2.2 Effekte auf die körperliche Gesundheit;35
4.2.1;2.2.1 Mortalität;35
4.2.2;2.2.2 Herz-Kreislauf-Erkrankungen;36
4.2.3;2.2.3 Krebserkrankungen;38
4.2.4;2.2.4 Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates;38
4.2.5;2.2.5 Koronare Risikofaktoren;39
4.2.6;2.2.6 Andere Erkrankungen und Alter;40
4.3;2.3 Effekte auf die psychische Gesundheit;42
4.3.1;2.3.1 Psychische Störungen;42
4.4;2.4 Fazit;48
5;3 Interventionen zur Förderung körperlicher Aktivität;54
5.1;3.1 Wissenschaftliche Fundierung von Interventionen zur Förderung der körperlichen Aktivität;55
5.1.1;3.1.1 Theoretische Fundierung;55
5.1.2;3.1.2 Empirische Fundierung;59
5.2;3.2 Reviews zur Wirksamkeit von Interventionsmaßnahmen zur Förderung körperlicher Aktivität;61
5.2.1;3.2.1 Der Cochrane-Review von Hillsdon et al. (2005);62
5.2.2;3.2.2 Der Cochrane-Review von Jackson et al. (2005);67
5.2.3;3.2.3 Empfehlungen der Task Force on Community Preventive Services;68
5.3;3.3 Schlussfolgerungen und Ausblick;72
5.4;Literatur;74
6;4 Beginnen, Dabeibleiben und Aufhören;80
6.1;4.1 Begrifflichkeiten;81
6.2;4.2 Sportliche Aktivität in der Bevölkerung und ihre Veränderung;82
6.3;4.3 Beginnen einer Sportaktivität;85
6.4;4.4 Aufrechterhaltung einer Sportaktivität;86
6.5;4.5 Zusammenfassung und Ausblick;93
6.6;Literatur;94
7;5 Körperliche Aktivität über die Lebensspanne;98
7.1;5.1 Die Perspektive der Lebensspanne;98
7.2;5.2 Messtheoretische Besonderheiten der Lebensspanneforschung;100
7.3;5.3 Körperliche Aktivität über die Lebensspanne;103
7.4;5.4 Kritische Phasen;110
7.5;5.5 Bewegungsmotive über die Lebensspanne;110
7.6;5.6 Sportartenpräferenzen über die Lebensspanne;112
7.7;5.7 Offene Fragen der sportbezogenen Lebensspannenforschung;114
7.8;Literatur;114
8;6 Körperliche Aktivität im Zusammenspiel mit anderen Gesundheitsverhaltensweisen;117
8.1;6.1 Methodische Aspekte;119
8.1.1;6.1.1 Stichproben und Verhaltensmessung;119
8.1.2;6.1.2 Untersuchungsdesigns und statistische Analysen;120
8.2;6.2 Zusammenhänge zwischen körperlicher Aktivität und den anderen Verhaltensweisen;121
8.2.1;6.2.1 Körperliche Aktivität und Alkoholkonsum;124
8.2.2;6.2.2 Körperliche Aktivität und Tabakkonsum;128
8.2.3;6.2.3 Körperliche Aktivität und Ernährung;128
8.3;6.3 Fazit;133
8.4;Literatur;134
9;7 Motivation zu körperlicher Aktivität;140
9.1;7.1 Intrinsische und extrinsische Motivation bei körperlicher Aktivität;140
9.1.1;7.1.1 Intrinsische Motivation I: Tätigkeitsanreize und ihre Bedeutung für die körperliche Aktivität;141
9.1.2;7.1.2 Intrinsische Motivation II: Selbstbestimmungstheorie und körperliche Aktivität;143
9.2;7.2 Ziel-Orientierung und Motivation zu körperlicher Aktivität;144
9.3;7.3 Motivation zu körperlicher Aktivität aus der Perspektive der Gesundheitspsychologie;146
9.3.1;7.3.1 Die Sozial-kognitive Theorie;147
9.3.2;7.3.2 Die Theorie des geplanten Verhaltens;150
9.3.3;7.3.3 Theorie der Schutzmotivation;153
9.4;7.4 Abschließende Gesamtbetrachtung;155
9.5;Literatur;156
10;8 Volitionale Verhaltenskontrolle;159
10.1;8.1 Ziele und Volition;159
10.2;8.2 Kognitive Aufgaben in der Volition;162
10.3;8.3 Volition als endliche Ressource;163
10.4;8.4 Volitionale und nicht volitionale Verhaltenskontrolle;164
10.5;8.5 Ein Meta-Modell volitionaler Handlungskontrolle;166
10.5.1;8.5.1 Prospektive Kontrolle;168
10.5.2;8.5.2 In-situ-Kontrolle;171
10.6;Literatur;175
11;9 Stadienmodelle der körperlichen Aktivität;179
11.1;9.1 Stadienmodelle – angewandt auf körperliche Aktivität;180
11.1.1;9.1.1 Das Transtheoretische Modell (TTM);181
11.1.2;9.1.2 Das Berliner Stadien-Modell (BSM);184
11.1.3;9.1.3 Sozial-kognitives Prozessmodell des Gesundheitsverhaltens (HAPA);186
11.2;9.2 Kritik an Stadienmodellen und empirische Evidenz für Stadien;188
11.2.1;9.2.1 Arbiträre Stadieneinteilung und verbesserte Stadiendiagnostik;189
11.2.2;9.2.2 Pseudostadien und statistische Testung von Diskontinuitätsmustern;190
11.3;9.2.3 Experimentelle Studien zur Testung von Stadienannahmen;192
11.4;9.3 Stadienspezifische Interventionen und Matched-Mismatched-Designs;194
11.4.1;9.3.1 Annahmen und Forschungsmethodik;194
11.4.2;9.3.2 Forschungsstand stadienspezifische Sportförderungsmaßnahmen;195
11.5;9.4 Zusammenfassung;197
11.6;Literatur;198
12;10 Bevölkerungsbezogene Interventionen und Kampagnen;204
12.1;10.1 Begriffsklärungen;204
12.2;10.2 Theoretische Zugangsweisen in der Interventionspraxis;206
12.3;10.3 Überblick zur Evidenzlage;209
12.3.1;10.3.1 Ein kurzer Überblick über Überblicksbeiträge;210
12.3.2;10.3.2 Ergebnisse aus ausgewählten Originalstudien;211
12.4;10.4 Ausblicke zur Entwicklung und Bewertung von bevölkerungsbezogenen Maßnahmen und Kampagnen;214
12.4.1;10.4.1 Effekt-Hierarchie-Modell;215
12.4.2;10.4.2 Multilevel-Interventionen;216
12.4.3;10.4.3 Anknüpfen an medienwissenschaftliche Erkenntnisse;218
12.5;10.5 Zusammenfassung und Fazit;218
12.6;Literatur;219
13;11 Kommunale Programme der Sport- und Bewegungsförderung;222
13.1;11.1 Gesundheitsförderung durch körperlich-sportliche Aktivierung in der Kommune;222
13.2;11.2 Kommunale Sportentwicklung;227
13.3;11.3 Kommunale Projekte zur Förderung eines körperlich-aktiven Lebensstils;231
13.4;11.4 Reviews zur Wirksamkeit von Interventionen zur Förderung körperlicher Aktivität in der Kommune;236
13.5;11.5 Perspektiven;238
13.6;Literatur;240
14;12 Betriebliche Sport- und Bewegungsförderung;244
14.1;12.1 Bewegungsmangel führt zu Krankheit;244
14.2;12.2 Sport und Bewegung als Gesundheitsressource;246
14.3;12.3 Der Betrieb als geeignetes Setting für Sport und Bewegung;246
14.4;12.4 Arbeit und Bewegung – wie ist Sport im Betrieb organisiert?;247
14.4.1;12.4.1 Betriebssport;248
14.4.2;12.4.2 Betriebliche Gesundheitsförderung;250
14.4.3;12.4.3 Unterstützung von Initiativen der Mitarbeiter;252
14.5;12.5 Verbreitung von Sport und Bewegung in Unternehmen;252
14.6;12.6 Wirkungen betrieblicher Interventionsmaßnahmen;253
14.7;12.7 Wirtschaftlichkeitsanalysen;254
14.7.1;12.7.1 Wirtschaftlichkeit von Betrieblicher Gesundheitsförderung;256
14.7.2;12.7.2 Wirtschaftlichkeit von Sportprogrammen in der Betrieblichen Gesundheitsförderung;257
14.8;12.8 Fazit;258
14.9;Literatur;260
15;13 Gruppenprogramme zum Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils;263
15.1;13.1 Reine Sportprogramme ohne psychologische Komponente;264
15.2;13.2 Sportprogramme mit psychologischer Komponente;265
15.2.1;13.2.1 Integration der psychologischen Intervention in das Sportprogramm;266
15.2.2;13.2.2 Psychologische Intervention außerhalb des Sportprogramms;271
15.2.3;13.2.3 Gesamtbetrachtung der Sportprogramme mit psychologischer Komponente;273
15.3;13.3 Rein psychologische Programme ohne eigene Sportkomponente;275
15.4;13.4 Fazit;279
15.5;Literatur;280
16;14 Bewegungsberatung im medizinischen Setting;283
16.1;14.1 Bewegungsberatung als gesundheitsförderliche und präventive Maßnahme in der Arztpraxis;283
16.2;14.2 Programmübergreifende Aspekte der Bewegungsberatung: Das „5-A-Konzept“;285
16.3;14.3 Ausgewählte Programme der Bewegungsberatung;289
16.3.1;14.3.1 Physician-based Assessment and Counseling for Exercise (PACE);289
16.3.2;14.3.2 Physically Active for Life (PAL);291
16.3.3;14.3.3 Activity Counseling Trial (ACT);294
16.4;14.4 Effektivität der Bewegungsberatung: Schlussfolgerungen und Perspektiven;296
16.5;Literatur;301
17;15 Internetgestützte Bewegungsförderung;303
17.1;15.1 Die Prinzipien von maßgeschneiderten Interventionen;303
17.2;15.2 Die Wirksamkeit von maßgeschneiderten Interventionen;304
17.2.1;15.2.1 Wirksamkeit von maßgeschneiderten Interventionen der ersten Generation;306
17.2.2;15.2.2 Wirksamkeit von maßgeschneiderten Interventionen der zweiten Generation;307
17.3;15.3 Dissemination von maßgeschneiderten Interventionen;310
17.4;15.4 Zwei Beispiele von internetbasierten individualisierten Programmen zur Bewegungsförderung;311
17.4.1;15.4.1 active-online.ch;311
17.4.2;15.4.2 feelok;315
17.5;15.5 Diskussion und Fazit;319
17.6;Literatur;320
18;16 Das MoVo-Modell als theoretische Grundlage für Programme der Gesundheitsverhaltensänderung;326
18.1;16.1 Das MoVo-Prozessmodell;326
18.2;16.2 Schlussfolgerungen für die Interventionspraxis;331
18.3;Literatur;333
19;17 M.O.B.I.L.I.S.: Ein 12-Monate-Programm zur Lebensstiländerung bei Adipositas;335
19.1;17.1 Hintergrundinformation zu Adipositas;335
19.2;17.2 M.O.B.I.L.I.S.: Programmablauf und -inhalte;337
19.3;17.3 Evaluation von M.O.B.I.L.I.S.;339
19.3.1;17.3.1 Gewichtsveränderung durch M.O.B.I.L.I.S.;340
19.3.2;17.3.2 Verhaltens- und Kognitionsänderungen durch M.O.B.I.L.I.S.;340
19.4;17.4 Gesamtbetrachtung;346
19.5;Literatur;348
20;18 MoVo-LISA: Ein Kleingruppenprogramm zum Aufbau des Bewegungsverhaltens;349
20.1;18.1 Warum MoVo-LISA?;349
20.2;18.2 Programmablauf und -inhalte von MoVo-LISA;350
20.3;18.3 Wirksamkeit von MoVo-LISA;354
20.3.1;18.3.1 Sportaktivität;355
20.3.2;18.3.2 Selbstwirksamkeitserwartungen;357
20.3.3;18.3.3 Negative Konsequenzerwartungen;358
20.3.4;18.3.4 Intention zur regelmäßigen Sportteilnahme;359
20.3.5;18.3.5 Planungstiefe;360
20.4;18.4 Abschließende Betrachtung;361
20.5;Literatur;361
21;Die Autorinnen und Autoren des Bandes;364


14 Bewegungsberatung im medizinischen Setting (S. 274-275)

Gorden Sudeck
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels mit einem steigenden Anteil älterer Personen in der Bevölkerung und der Veränderung des Krankheitspanoramas in Richtung chronischer Erkrankungen werden präventive und gesundheitsförderliche Maßnahmen zunehmend als selbstverständlicher Bestandteil der medizinischen Versorgung sowie speziell auch der ärztlichen Arbeit gefordert (Klotz, Haisch & Hurrelmann, 2006). Neben den klassischen ärztlichen Präventionsleistungen der diagnostischen Früherkennung von Krankheiten (z.B. Screenings im Kindes- und Jugendalter oder Krebs-Vorsorgeuntersuchungen in späteren Lebensabschnitten) sowie Impfungen zur Verhinderung von Infektionskrankheiten wächst der Stellenwert von Maßnahmen, die auf eine gesunde Lebensführung der Patienten abzielen. So prognostizieren Klotz et al. (2006), dass die individuumsbezogene Prävention und Gesundheitsberatung sich zu einer Hauptaufgabe der ärztlichen Tätigkeit entwickeln und gegenüber den traditionell kurativen Tätigkeitsbereichen an Relevanz gewinnen wird. Eine solche Entwicklung steht dabei im Einklang mit dem Selbstverständnis der Allgemeinmedizin, in dem die Gesundheitsbildung und die Gesundheitsberatung im Zusammenhang mit gesundheitlichen Risikofaktoren als Domänen der ärztlichen Tätigkeit aufgefasst werden (Haisch, 2004).

14.1 Bewegungsberatung als gesundheitsförderliche und präventive Maßnahme in der Arztpraxis
Durch die mittlerweile fundierten Erkenntnisse über die gesundheitsschädigenden Konsequenzen des Risikofaktors Bewegungsmangel und der zugleich wachsenden Evidenz der umfangreichen Gesundheitswirkungen körperlicher Aktivitäten wird es mitunter als Aufgabe der Ärzteschaft angesehen, Patienten im Hinblick auf einen körperlich-aktiven Lebensstil zu beraten. So können von dem Besuch einer Arztpraxis wichtige Impulse zur Prävention gesundheitlicher Beeinträchtigungen ausgehen, indem verstärkt auf die Minderung inaktivitätsbedingter Risikofaktoren hingewirkt wird oder – im Sinne der Gesundheitsförderung – auf die Stärkung insbesondere physischer Ressourcen abgezielt wird, die den Erhalt der Gesundheit sichern und die Lebensqualität steigern können.

In der englischsprachigen Literatur werden diese individuumsbezogenen Beratungsansätze als physical activity counseling bezeichnet und im Folgenden im Sammelbegriff der Bewegungsberatung gefasst. Die hier fokussierten Maßnahmen der Bewegungsberatung im medizinischen Setting haben gemeinsam, dass sie in räumlich zeitlicher Verbindung mit einem Arztbesuch realisiert werden und eine individuumsbezogene Beratung zur Förderung des körperlichen Aktivitätsniveaus darstellen. Als beratende Akteure treten Ärzte selbst auf und/oder es werden andere Praxismitarbeiter wie Pflegekräfte, Arzthelferinnen oder (kooperierende) Gesundheitsberater und spezifisch geschulte Bewegungsberater aktiv.

In Deutschland bietet es sich angesichts der besonderen Bedeutung von Hausärzten für die Umsetzung der Bewegungsberatung an, insbesondere diese Anlaufstellen der primärärztlichen Versorgung zu nutzen, um mit breiter Wirkung auf das Aktivitätsniveau der Bevölkerung Einfluss zu nehmen. So gaben im Bundes-Gesundheitssurvey 2004 über 90% der erwachsenen Bevölkerung an, bei gesundheitlichen Problemen zuerst ihren Hausarzt aufzusuchen (Ellert, Wirz & Ziese, 2006). Der Hausarzt wird in deutlicher Überzahl durch einen Allgemeinmediziner bzw. praktischen Arzt (77% bis 82%) repräsentiert, oder aber ein niedergelassener Internist übernimmt diese Funktion (16% bis 21%).

Da Allgemeinmediziner zudem von gesetzlich Krankenversicherten durchschnittlich mehr als zweimal pro Jahr kontaktiert werden (Statistisches Bundesamt, 1998), ergibt sich eine hohe Erreichbarkeitsquote der Bevölkerung. Dieses Argument für die Bewegungsberatung in hausärztlichen Praxen wird dadurch unterstützt, dass Hausärzte in Gesundheitsfragen die häufigste Quelle der Informationsgewinnung darstellen (Ellert et al., 2006) und oft als fachkompetente Vertrauenspersonen wahrgenommen werden, deren Empfehlungen zur Lebensstiländerung ein besonderes Gewicht haben (z.B. Pinto, Goldstein & Marcus, 1998, Titze & Marti, 2002).


Prof. Dr. Reinhard Fuchs, geb. 1955. 1977-1982 Studium der Psychologie in Zürich und Berlin. 1990 Promotion. 1996 Habilitation. 1996-2002 Professor an der HTWK Leipzig. Seit 2002 Professor für Sportpsychologie an der Universität Freiburg. Forschungsschwerpunkte: Motivationale und volitionale Steuerung des habituellen Sport- und Bewegungsverhaltens, Sport und Depression, körperliche Aktivität als Strategie der Stressregulation, theoriegeleitete Interventionen zur Sport- und Gesundheitsförderung.

Dr. Wiebke Göhner, geb. 1970. 1993-1999 Studium der Psychologie in Trier und Indiana, USA. 2002 Promotion. 2003-2004 Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Rehabilitative und Präventive Sportmedizin des Universitätsklinikums Freiburg. Seit 2004 Wissenschaftliche Angestellte in der Abteilung Sportpsychologie des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Universität Freiburg. Forschungsschwerpunkte: Theoretische Aspekte der Verhaltensänderung, Motivation und Volition, Konzeption, Entwicklung und Evaluierung theoriegeleiteter Interventionsprogramme in verschiedenen Anwendungsfeldern mit dem Schwerpunkt Ernährung und Bewegung.

Dr. Harald Seelig, geb. 1968. 1992-1997 Studium der Sportwissenschaft, Psychologie und Kognitionswissenschaft in Freiburg. 2000 Promotion. 1998-2000 Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Kognitionswissenschaft am Institut für Informatik und Gesellschaft, Freiburg. Seit 2000 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Sportpsychologie des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Universität Freiburg. Aktuelle Forschungsschwerpunkte: Motivation, Volition, Selbstkonkordanz, Selbstkonzept, methodische Fragestellungen.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.