Fülberth | 'Das Kapital' kompakt | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 124 Seiten

Fülberth 'Das Kapital' kompakt


7. Auflage 2025
ISBN: 978-3-89438-919-2
Verlag: PapyRossa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 124 Seiten

ISBN: 978-3-89438-919-2
Verlag: PapyRossa Verlag
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Die vorliegende Einführung in 'Das Kapital' unterscheidet sich von anderen auch dadurch, dass sie nicht polemisch zu belegen versucht, dieses Werk besser verstanden zu haben als jene. Sie zeichnet zwar ebenfalls dessen Gesamtargumentation nach, zeichnet sich aber dadurch aus, dass sie 1) besonderes Gewicht auf den dritten Band legt; 2) die Rehabilitation der reinen Arbeitswertlehre, wie sie im ersten Band entwickelt ist, übernimmt; 3) danach fragt, in welchem Verhältnis die Analyse der kapitalistischen Produktionsweise und die Untersuchung der Möglichkeiten ihrer Aufhebung in der Marxschen 'Kritik der Politischen Ökonomie' zueinander stehen. Die Erkenntnisse der 'Neuen Marx-Lektüre' und der 'Monetären Werttheorie' werden dabei aufgenommen, aber vom Kopf auf die Füße gestellt. Das Ziel dieser Einführung ist erreicht, wenn die Leserinnen und Leser neugierig auf das Original werden und dessen Lektüre folgen lassen. Dieser Basistext kann ihnen dabei helfen, einen roten Faden durch die drei Bände zu finden.

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II. Der Zirkulationsprozess des Kapitals
1. Zirkulation der Waren, des Geldes und des Kapitals
In Beispiel (1) wurde Warenzirkulation dargestellt: W – G – W (MEW 23: 120). Die Formeln G – W – G und G – W – G’ bezeichnen die Zirkulation des Geldes. Davon zu unterscheiden ist der Zirkulationsprozess des Kapitals, den Marx im zweiten Band seines Hauptwerks behandelt. Was ist darunter zu verstehen? Beginnen wir mit der Formel: G – W – G’ und fragen uns dann, woraus die Ware W, die ein kapitalistischer Unternehmer für sein Geld G kauft, besteht. Die Antwort: das Geld verwandelt sich in konstantes Kapital c und variables Kapital v. Aus G – W entsteht so: G – (c + v). In G’ kommt der Mehrwert m hinzu. Aus G – W – G’ ist somit G –3 (c + v) – (c + v + m) geworden. Dieser Vorgang, in dem das verausgabte Kapital um den Gewinn vermehrt wieder in die Hände des Unternehmers gelangt, heißt »Umschlag des Kapitals«. (MEW 24: 154-295) Seine Häufigkeit ist unerheblich für die Mehrwertrate, aber von Belang für die Mehrwertmasse. Letztere ist um so größer, je öfter der Prozess G – W – G’ stattfindet. Tatsächlich ist der einzelne Kapitalist nicht nur an »der wirklichen Rate des Mehrwerts, produziert in einer Umschlagsperiode durch das während der Periode verzehrte variable Kapital,« (MEW 24: 307) interessiert, sondern auch an der »Jahresrate des Mehrwerts«. (Ebenda) Die »wirkliche Rate des Mehrwerts« bezeichnet Marx als m’, die »jährliche Rate des Mehrwerts« als M’. Diese ist »M’ = m’n« (Ebenda), wobei »n« für die Zahl der Umschläge innerhalb eines Jahres steht. Es zeigt sich hier, dass die Zirkulation, obgleich von der Produktion zu unterscheiden, von großer Bedeutung für die Akkumulation ist: einmaliger Umschlag, in dem die Erzielung des Mehrwerts sich schon vollständig zeigen lässt, reicht in der Regel nicht aus für den Betrieb eines kapitalistischen Unternehmens: die dabei erzeugte Mehrwertmasse dürfte für wirkliche Akkumulation nicht ausreichen. (Ebenso werden Arbeiter/innen sich nicht nur für den Stunden- oder Tageslohn interessieren, sondern auch dafür, wie oft sie ihn beziehen können.) Verbrauchen die Kapitalisten den Mehrwert nur für den eigenen Konsum (diesen Mehrwert bezeichnen wir mit der Abkürzung mk), findet keine Akkumulation statt, sondern lediglich »Einfache Reproduktion«. (MEW 24: 70-82) Nach einem Kapitalumschlag sind das konstante und das variable Kapital wieder erwirtschaftet, und es wurde sogar ein Gewinn erzielt. Aber es findet keine Akkumulation statt, es handelt sich also zumindest dann nicht um Kapitalismus, wenn man darunter Akkumulation als eines seiner zentralen Merkmale auffasst. Einfache Reproduktion bezeichnet Marx deshalb »insoweit als eine Abstraktion, als einerseits auf kapitalistischer Basis Abwesenheit aller Akkumulation oder Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter eine befremdliche Ausnahme ist, andererseits die Verhältnisse, worin produziert wird, nicht absolut gleich bleiben (und dies ist vorausgesetzt) in verschiednen Jahren.« (MEW 24: 394) Der akkumulierte Mehrwertteil wird nur dann zukünftiges Kapital, wenn er wieder investiert werden kann, und zwar in neue Arbeitskräfte (mav) und/oder in neues konstantes Kapital (mac). Dann entsteht die für den Kapitalismus typische »erweiterte Reproduktion« des Kapitals. (MEW 24: 485-518) Die Formel G – W – G’ hat sich hier in folgender Weise verändert: G – (c + v) – (c + v + mk + mac + mav). Das konstante Kapital c sowie der für neues konstantes Kapital aufgewandte Teil des Mehrwerts (mac) werden in der Produktionsmittelindustrie (bei Marx: Abteilung I) erzeugt, die Waren, für welche die Löhne (v und mav) sowie der von den Unternehmern konsumierte Teil des Mehrwerts (mk) bezahlt werden, von der Konsumgüterindustrie (Abteilung II). Die Produktion der Geldware (bei Marx: vor allem des Goldes) erfolgt ebenfalls in Abteilung I. (MEW 24: 466) 2. Die Reproduktionsschemata
Das konstante Kapital c I in Abteilung I, das konstante Kapital c II in Abteilung II, der für neues konstantes Kapital aufgewandte Teil des Mehrwerts in Abteilung I (mac I), der für neues konstantes Kapital aufgewandte Teil des Mehrwerts in Abteilung II (mac II) werden in der Produktionsmittelindustrie (bei Marx: Abteilung I) erzeugt. Die Waren, für welche die Löhne in Abteilung I (v I), die Löhne in Abteilung II (v II), der für neues variables Kapital in Abteilung I verwandte Teil des Mehrwerts (mav I), der für neues variables Kapital in Abteilung II verwandte Teil des Mehrwerts (mav II), der konsumierte Anteil des in Abteilung I erzielten Mehrwerts (mk I), der konsumierte Anteil des in Abteilung II erzielten Mehrwerts (mk II) ausgegeben werden, werden in der Konsumgüterindustrie hergestellt. Zwischen beiden Abteilungen findet Austausch statt. Ihre Parallelität lässt sich so darstellen: (10) Abteilung I: c I + v I + mk I + mac I +mav I Abteilung II: c II+ v II + mk II + mac II + mav II. Mehrwert kann nur zu neuem Kapital werden (= »Realisation«; MEW 24: 47), wenn mac I vollständig einerseits in dem Teil des in Abteilung I zusätzlich angelegten konstanten Kapitals, andererseits in dem Teil des in Abteilung II zusätzlich angelegten konstanten Kapitals, mav II einerseits vollständig in dem Teil des in Abteilung I zusätzlich angelegten Teils des variablen Kapitals, andererseits in dem Teil des in Abteilung II zusätzlich angelegten variablen Kapitals angelegt ist. Die Abteilung I deckt ihren eigenen Bedarf an Produktionsmitteln durch die Lieferung von c I und mac I. Die Abteilung II deckt ihren eigenen Bedarf an Konsumtionsmitteln durch die Lieferung von v II, mk II und mav II. Streicht man diese Bestandteile aus der Aufstellung (10), bleibt übrig: (11) Abteilung I: v I + mk I + mav I Abteilung II: c II + mac II. Der vollständige Austausch findet statt, wenn folgende Gleichung erfüllt ist (12) v I + mk I + mav I = c II+ mac II. Ob dies gelingt, hängt von zahlreichen Variablen ab, die in beiden Abteilungen verschieden sein können. Dazu gehören die organische Zusammensetzung des Kapitals (c I : v I und c II : v II), die Akkumulationsrate = das Verhältnis von akkumuliertem und konsumiertem Teil des Mehrwerts (ma I : mk I und ma II : mk II). Die Gleichung geht auf, falls die Variablen einen vollständigen Absatz der mit dem akkumulierten Teil des Mehrwerts hergestellten Waren ermöglichen. Bleibt aber ein nicht absetzbarer Rest des Mehrwerts, dann stockt die Akkumulation. Rosa Luxemburg war der Ansicht, dass eine realitätsgerechte Gestaltung der Variablen zu einem anderen Ergebnis führe als bei Marx: ein Teil des Mehrwerts könne nicht mehr investiert werden, weshalb eine vollständig kapitalistische Gesellschaft die Reproduktion der beiden Abteilungen nicht gewährleiste. Sie seien deshalb auf Export in nichtkapitalistische Gebiete angewiesen. Spätestens dann, wenn auch diese kapitalistisch geworden seien, müsse der Kapitalismus zusammenbrechen. (Luxemburg, Rosa 1985 I; Luxemburg, Rosa 1985 II) Ihre Überlegungen waren Gegenstand einer ausführlichen zeitgenössischen Debatte. (Bauer, Otto 1979; Bucharin, Nikolai I. 1925/1926; Grossmann, Henryk 1929; Sternberg, Fritz 1926), aber auch noch späterer wissenschaftlicher Erörterung. (Kalecki, Michal 1987 I; Kalecki, Michal 1987 II). Marx und Luxemburg verwandten für ihre Reproduktionsgleichungen konkrete Zahlenbeispiele, die sie konstruierten, um die von ihnen angenommenen Proportionen zu erläutern. Spätere Interpreten sind zu abstrakten algebraischen Symbolen übergegangen, darunter auch der Ökonom und Soziologe Werner Hofmann, dem die vorstehende Darstellung weitgehend folgte. Er kommentiert sein Verfahren so: »Die Symbolik für die Untergliederung von m geht über Marx hinaus. Doch wird hierdurch dem Inhalt der Marxschen Reproduktionsschemata nichts hinzugefügt.« (Hofmann, Werner 1979: 137). Von ihm ist auch die folgende Auswertung: »1) Marx weist nach, dass die Austauschgleichungen innerhalb und zwischen den Abteilungen aufgehen können, und zwar ohne Verletzung anderer Gesetze, die Marx der kapitalistischen Produktionsweise zuspricht (Äquivalententausch, Profitratenausgleich). Es...


Georg Fülberth, Dr. phil., Jg. 1939. Von 1972 bis 2004 Professor für Politikwissenschaft an der Universität Marburg. Zahlreiche Bücher bei PapyRossa, etwa die Basiswissen-Bände ›Kapitalismus‹, ›Sozialismus‹ und ›Marxismus‹. Publiziert u.a. in der Freitag, nd.DerTag, junge Welt und konkret.



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