Glauche / Löwe | Campusmord in Bielefeld | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

Glauche / Löwe Campusmord in Bielefeld

Ein Fall für Bröker
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-86532-353-8
Verlag: Pendragon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Fall für Bröker

E-Book, Deutsch, 384 Seiten

ISBN: 978-3-86532-353-8
Verlag: Pendragon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Bröker langweilt sich. Nachdem der gemütliche Privatier seinen ersten Fall gelöst hat, fällt er in ein tiefes Loch. Da kommt ihm ein Mord im Schwimmbad der Bielefelder Uni gerade recht.Mit Feuereifer macht sich Bröker an die Aufklärung des Falls. Doch die Polizei kommt ihm zuvor: Rasch ist der Schuldige gefunden. Und die Beweislast erdrückend. Doch ist die Polizei wirklich auf der richtigen Fährte? Bröker vertraut seinem Instinkt und ermittelt weiter. Dabei stößt er zusammen mit seinem jungen Mitbewohner Gregor auf allerlei Ungereimtheiten. Stück für Stück tasten die beiden sich vor - und stoßen auf ein dunkles Geheimnis.

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Kapitel 2
Sport ist Mord An Schlaf war jedoch nicht mehr zu denken. Die nächtliche Begegnung mit dem Jungen in der Küche ließ Bröker nicht mehr los. Unruhig zog er die Bettdecke zurecht. Natürlich war er Gregors Sticheleien gewohnt. Ja, gerade dass man sich mit ihm so herrliche Wortgefechte liefern konnte, war einer der Gründe, weshalb er den Jungen so mochte. Dennoch fiel ihm auf, dass ihn sein Freund nun schon zum wiederholten Male darauf angesprochen hatte, deutlich an Leibesfülle gewonnen zu haben. Die Schönheitsideale der Werbeindustrie hatten nie besonderen Eindruck auf Bröker gemacht. Aber er wusste natürlich, dass ihn nicht nur ein paar Kilos von der Figur eines Models trennten und irgendwann auch seine Gesundheit unter dem Übergewicht zu leiden begann. Eigentlich plante er ja, nicht älter als 68 zu werden, weil zu diesem Zeitpunkt sein Erbe aufgezehrt sein würde, wie er sich einmal in einer sehr objektiven Stunde ausgerechnet hatte. Deutlich früher zu sterben, hielt er aber auch für Verschwendung. Vielleicht sollte er wirklich einmal etwas anderes für seinen Körper tun, als ihm Wein und reichhaltige Kost einzuflößen. Sportliche Aktivitäten sollten ja hilfreich sein, wenn man den Fitnessaposteln Glauben schenken durfte. Doch Bröker hatte in seinem ganzen Leben keinerlei Sport getrieben. Nun gut, er hatte Schach gespielt, aber er sah selbst ein, dass dies nicht zählte. Und er hatte einmal einem Fußballverein beitreten wollen. Da seine Eltern dies jedoch als einen Arme-Leute-Sport ansahen, hatten sie ihm die Mitgliedschaft verboten. Bröker wiederum hatte in der Folge aus Trotz alle Sportarten, die seinen Eltern genehmer gewesen waren, abgelehnt. Was also konnte er tun? Er könnte natürlich beginnen, allmorgendlich zu joggen. Bei diesem Gedanken musste Bröker jedoch laut lachen. Er sah sich in eng anliegender Läuferkleidung um den Obersee rennen, wobei dies vermutlich nicht die richtige Bezeichnung für seine Art der Fortbewegung gewesen wäre. Aber vielleicht ginge ja Schwimmen? Es war schon Jahre, vermutlich sogar Jahrzehnte her, dass sich Bröker in ein öffentliches Schwimmbad getraut hatte, doch in diesem Moment schien es ihm die einzige Möglichkeit, sein sportliches Vorhaben nicht schon aufzugeben, bevor er es überhaupt in Angriff genommen hatte. Nur hatte um diese frühe Uhrzeit vermutlich kein einziges Bad geöffnet. Schon wollte sich Bröker erleichtert wieder in die Kissen sinken lassen, da fiel ihm ein, dass das Schwimmbad in der Uni von halb acht bis halb neun Uhr morgens freies Schwimmen anbot. Jedenfalls war das vor beinahe zwanzig Jahren so gewesen. Charly hatte dort regelmäßig ein paar Bahnen gezogen und war anschließend manchmal zu Bröker hinausgefahren, um einen Artikel für den Rotbarsch, die Studentenzeitung, die sie damals gemeinsam herausgegeben hatten, zu besprechen. Entschlossen stand Bröker auf. Dann fiel ihm ein, dass er, auch wenn Schwimmen verglichen mit Golf oder Tennis eine wenig aufwändige Sportart darstellte, zumindest eine Badehose und ein Handtuch benötigen würde. Letzteres war schnell gefunden, doch bezüglich der Badehose hatte Bröker Zweifel. Er durchwühlte seinen Kleiderschrank. Erst als er die Suche schon aufgeben wollte, entdeckte er im hintersten Winkel eine knappe braune Shorts, deren Acrylstoff ihm entgegenglänzte. Misstrauisch betrachtete Bröker das Kleidungsstück. Mit einem Mal schien ihm das Joggen im eng anliegenden Laufanzug eine erwägenswerte Alternative. Ach was, beschloss er dann, es würde schon nicht zu einer Schönheitskonkurrenz um die angesagteste Badebekleidung kommen. Er packte die Schwimmsachen in einen moosgrünen Stoffbeutel. Den hatte noch seine Mutter genäht und mit fünf Kreisen bestickt, die die olympischen Ringe darstellen sollten. Er hatte ihn schon zu Schulzeiten als Turnbeutel verwendet und war eigentlich recht zufrieden mit ihm gewesen, bis er die spöttischen Kommentare seiner Schulkameraden gehört hatte. Doch ähnlich wie bei der Badeshorts war die Anzahl der Alternativen, die sich boten, übersichtlich. Eine dieser modernen Sporttaschen besaß er einfach nicht. Er zuckte mit den Achseln und machte sich auf den Weg zur Stadtbahn. Um zwanzig nach sieben betrat er das Universitätsgebäude durch den Haupteingang. Wie viele Menschen sich hier schon zu dieser nachtschlafenen Zeit aufhielten. Und das, obwohl es immer noch so gut wie dunkel war! Die meisten davon schienen sogar Studenten zu sein. Bröker setzte sich auf eine der Bänke in der bahnhofsähnlichen Halle und beobachtete das Treiben. Irgendetwas musste sich an den Studienbedingungen in den vergangenen fünfzehn bis zwanzig Jahren geändert haben. Bröker konnte sich nicht erinnern, zu seiner Studienzeit die Uni jemals vor zehn Uhr betreten zu haben. Und das war zumeist noch früh genug gewesen, um in Ruhe einen Kaffee trinken und ein oder zwei Brötchen frühstücken zu können, bevor seine erste Veranstaltung begann. Auch vor der Schwimmhalle wartete schon ein kleiner Pulk, der fast nur aus jungen Menschen bestand – das morgendliche freie Schwimmen schien also nach all den Jahren tatsächlich noch angeboten zu werden. Gerade als Bröker sich zu ihnen gesellt hatte, schloss der Hausmeister auf und brummelte: „Geht schon mal rein. Ich muss noch kurz was erledigen. Denkt dran zu duschen, bevor ihr ins Wasser geht!“ Der Pulk schien solche Ansagen des Personals zu kennen und strömte gleichmütig in die Kabinen. Bröker ließ sich mitziehen. Als er in der Umkleide jedoch die athletischen Körper der Schwimmer sah, zweifelte er, ob sein Entschluss zum Frühsport wirklich eine gute Idee gewesen war. Hinausstehlen mochte er sich aber nun auch nicht mehr. Nervös kramte er eine Weile in seinem Stoffbeutel. Schließlich gab er sich einen Ruck und begann sich umzuziehen. Als er sein Unterhemd lüftete, sah er, dass Gregor mit den Bemerkungen über seine Figur nicht ganz Unrecht gehabt hatte. Das, was Bröker früher schon beschönigend als einen kleinen Bauchansatz bezeichnet hatte, sah nun aus, als hätte er eine Wassermelone verschluckt und bildete seine markanteste körperliche Eigenschaft. Als Bröker seine Aufmerksamkeit wieder von seinem Körper abwandte, bemerkte er, dass sich nur noch ein weiterer Badegast mit ihm in der Umkleide befand. Der Mann war ungefähr im gleichen Alter wie er, in allem anderen aber das genaue Gegenteil von ihm. Während Bröker etwa durchschnittlich groß, dafür jedoch überdurchschnittlich schwer war, maß sein Mitsportler an die zwei Meter und war von nahezu leptosomem Körperbau. Als sie sich gegenseitig anblickten, musste Bröker lachen, denn auch sein Gegenüber trug eine Schwimmhose aus glänzend braun schimmerndem Gewebe. „Ich bin heute zum ersten Mal hier. Mein Hausarzt hat mir wegen meiner schwachen Rückenmuskulatur dazu geraten“, sagte sein in die Länge gezogenes Spiegelbild etwas verunsichert. „Ich heiße Ulf!“ Bröker hätte wetten mögen, dass Ulf ihm die Hand gegeben hätte, wäre dies nicht angesichts ihrer Badebekleidung ein wenig merkwürdig gewesen. „Ich bin Bröker“, entgegnete Bröker mit einem Grinsen. „Und ich trainiere hier täglich!“ Bröker wartete darauf, dass sein Gegenüber anfing zu lachen, doch der sah ihn nur ungläubig an. „Das war natürlich ein Scherz“, erklärte er deshalb beflissen. Doch noch immer verzog Ulf keine Miene. Bröker zuckte mit den Schultern und machte sich auf den Weg zu den Duschen. Ulf schlurfte hinter ihm her. Als die beiden die Schwimmhalle betraten, bot sich ihnen ein seltsamer Anblick. Die Athleten pflügten nicht etwa, wie Bröker erwartet hatte, schon ihre Bahnen im Wasser, sondern standen einmütig um den Beckenrand versammelt. Dafür trieb auf der Wasseroberfläche ein gutes Dutzend roter Bälle. In der Nähe der Tribüne lagen eine umgekippte Sauerstoffflasche und eine Flosse. Noch merkwürdiger aber war, dass sich am Beckengrund nicht nur die zweite Flosse und mehrere Tauchringe fanden, sondern auch ein großes sackartiges Etwas. Bröker bekam ein ungutes Gefühl. Er blickte zu Ulf, doch der ließ nur seine dürren Arme hängen. Inzwischen war auch der Hausmeister in der Halle angekommen und schien sich mit den sportlichen Studenten zu beraten. Einer von ihnen sprang ins Wasser und versuchte, das Gebilde zu bergen. Doch er tauchte erfolglos wieder auf. Ein zweiter kam hinzu und mit vereinten Kräften zogen sie den seltsamen Fund, der tatsächlich eine Art blauer Plastiksack zu sein schien, an die Oberfläche und hievten ihn über den Beckenrand. „Das Ding ist verteufelt schwer!“, keuchte einer der beiden Schwimmer, als er aus dem Wasser stieg. „Das ist der Sack, in dem die Bälle, Schwimmwürste und das andere Wasserspielzeug aufbewahrt werden“, schnarrte der Hausmeister aus dem Hintergrund. Bröker blickte auf die Wasseroberfläche, auf der immer noch die roten Bälle trieben. „Nun, gerade scheint sich etwas anderes darin zu befinden.“ Die Umstehenden blickten zu Bröker, dann auf den Sack und wieder zu Bröker. Allen schien zugleich derselbe Gedanke zu kommen. Und das nicht ohne Grund. Je mehr Wasser aus dem auf dem Abtropfgitter liegenden Sack wich, desto deutlicher begann sich die Kontur eines menschlichen Körpers abzuzeichnen. Die Teilnehmer des morgendlichen freien Schwimmens standen unsicher umher, ratlos darüber, was nun zu tun sei. Schließlich ergriff der Hausmeister die Initiative. Entschlossen trat er vor und kniete sich neben den Sack. „Er ist verdammt fest zugeschnürt“, stellte er nach einer kurzen Inspektion fest und versuchte sich gleich daran, den Knoten zu lösen. „Wir sollten die Polizei rufen!“,...


Matthias Löwe wurde 1964 in Löhne (Westfalen) geboren. Er studierte in Bielefeld und wohnte in der Teuto-Stadt – mit Unterbrechungen – von 1985 bis 1998. Nach einigen Lehrtätigkeiten in der Bundesrepublik und den Niederlanden ist er seit 2003 Professor für Mathematik in Münster.



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