E-Book, Deutsch, 203 Seiten
Goletz / Döpfner / Roessner Zwangsstörungen
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-8409-2645-7
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
E-Book, Deutsch, 203 Seiten
Reihe: Leitfaden Kinder- und Jugendpsychotherapie
ISBN: 978-3-8409-2645-7
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Zwangsstörungen bei Kindern und Jugendlichen beinhalten meist multiple Zwangsgedanken und Zwangshandlungen und können sich als sehr komplex erweisen. Die Zwangssymptomatik stellt für die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie auch für deren Bezugspersonen häufig eine extreme Belastung dar. In der Folge kann es zu starker Verzweiflung, zu Aggressionen sowie zu Beeinträchtigungen schulischer oder beruflicher Beziehungen sowie in Gleichaltrigen- oder auch Paarbeziehungen kommen. Der Leitfaden beschreibt praxisorientiert das diagnostische und therapeutische Vorgehen bei Zwangsstörungen im Kindes- und Jugendalter.
Zunächst informiert der Band über den derzeitigen Stand der Forschung bezüglich der Symptomatik, Klassifikation, Epidemiologie, Differenzialdiagnose und Komorbidität, Pathogenese sowie des Verlaufs und der Therapie der Störung. Ausführlich werden Leitlinien zur Diagnostik und Verlaufskontrolle, zu Behandlungsindikationen und zur Therapie formuliert und ihre Umsetzung in die Praxis dargestellt. Diagnostische Verfahren und Interventionsprogramme, die in den verschiedenen Phasen der multimodalen Behandlung eingesetzt werden können, werden kurz und prägnant beschrieben. Materialien zur Diagnostik und Therapie sowie die Darstellung eines Fallbeispiels veranschaulichen das Vorgehen.
Zielgruppe
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Kinder- und Jugendpsychiater, Kinder- und Jugendmediziner, Ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten, Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie, Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Schulpsychologen, (Sozial-) Pädagogen sowie Mitarbeiter in Familienberatungsstellen.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychotherapie / Klinische Psychologie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
- Sozialwissenschaften Pädagogik Pädagogik Pädagogische Psychologie
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Psychosomatische Medizin
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Psychiatrie, Sozialpsychiatrie, Suchttherapie
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Kinder- & Jugendpsychiatrie
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Klinische und Innere Medizin Pädiatrie, Neonatologie
- Sozialwissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie Entwicklungspsychologie Pädagogische Psychologie
Weitere Infos & Material
1;Zwangsstörungen;1
1.1;Einleitung: Grundlagen und Aufbau des Buches;7
1.2;Inhaltsverzeichnis;9
2;1Stand der Forschung;13
2.1;1.1Symptomatik, Definition und Klassifikation;13
2.2;1.2Epidemiologie;22
2.3;1.3Komorbide Störungen;23
2.4;1.4Pathogenese;24
2.5;1.5Verlauf;33
2.6;1.6Therapie;34
2.6.1;1.6.1Kognitive Verhaltenstherapie;35
2.6.2;1.6.2Pharmakotherapie;42
2.6.3;1.6.3Alternative Therapieansätze;50
3;2Leitlinien;51
3.1;2.1Leitlinien zur Diagnostik und Verlaufskontrolle;51
3.1.1;2.1.1Exploration des Patienten, seiner Eltern und Erzieher/Lehrer/Ausbilder, gegebenenfalls auch anderer Familienangehöriger;52
3.1.1.1;2.1.1.1Exploration und Beobachtung der aktuellen Zwangssymptomatik;55
3.1.1.2;2.1.1.2 Exploration und Beobachtung komorbiderStörungen und differenzialdiagnostische Abgrenzung;61
3.1.1.2.1;2.1.1.3Exploration der Ressourcen, Interessen und Aktivitäten des Kindes/Jugendlichen;68
3.1.1.2.1.1;2.1.1.4Exploration zum Entwicklungsstand bzw. zu den schulischen Leistungen des Kindes/Jugendlichen;69
3.1.1.2.1.2;2.1.1.5Exploration des familiären und sozialen Hintergrunds;70
3.1.1.2.1.3;2.1.1.6Exploration zur störungsspezifischen Entwicklungsgeschichte des Kindes/Jugendlichen;73
3.1.1.2.1.4;2.1.1.7Exploration der Einstellungen zur Therapie;74
3.1.2;2.1.2Fragebogen- und Beobachtungsverfahren zur Verhaltens- und Psychodiagnostik;79
3.1.3;2.1.3Ergänzende psychologische Diagnostik;83
3.1.4;2.1.4Somatische Diagnostik;85
3.1.5;2.1.5Bedingungsanalyse;86
3.1.6;2.1.6Integration der Ergebnisse der multimodalen Diagnostik, Definition der Behandlungsziele und Therapieplanung;90
3.1.7;2.1.7Verlaufskontrolle und Qualitätssicherung;93
3.2;2.2Leitlinien zu Behandlungsindikationen;94
3.2.1;2.2.1 Indikationen für die Wahl des Interventionssettings;94
3.2.2;2.2.2Indikationen für eine multimodale Behandlung;97
3.3;2.3Leitlinien zur Therapie;101
3.3.1;2.3.1 Psychoedukation des Kindes/Jugendlichen, der Eltern, der Erzieher/Lehrer/Ausbilder, gegebenenfalls auch anderer Bezugspersonen;102
3.3.2;2.3.2Familienzentrierte Interventionen;108
3.3.3;2.3.3 Kognitiv-behaviorale Therapie des Kindes/Jugendlichen;111
3.3.3.1;2.3.3.1Kognitive Interventionen;114
3.3.3.2;2.3.3.2Exposition mit Reaktionsmanagement;118
3.3.3.3;2.3.3.3Behandlung ausschließlicher Zwangsgedanken;119
3.3.3.4;2.3.3.4Emotionsfokussierende Interventionen;120
3.3.3.5;2.3.3.5Training sozialer Kompetenzen;121
3.3.3.6;2.3.3.6 Interventionen zum Abbau von depressiven Symptomen und von Angstsymptomen;121
3.3.3.7;2.3.3.7Interventionen zur Stabilisierung des Behandlungserfolges und zur Rückfallprophylaxe;122
3.3.4;2.3.4 Erzieher-/schul-/ausbildungszentrierte Interventionen, gegebenenfalls auch anderer Bezugspersonen des sozialen Umfeldes;123
3.3.5;2.3.5Medikamentöse Behandlung;126
4;3Verfahren zur Diagnostik und Therapie;133
4.1;3.1Verfahren zur Diagnostik und Verlaufskontrolle bei Zwangsstörungen;133
4.1.1;3.1.1 DCL-ZWA – Diagnose-Checkliste für Zwangs-Spektrum-Störungen;134
4.1.2;3.1.2CY-BOCS-D – Deutsche Fassung der Children’s Yale Brown Obsessive-Compulsive Scale;135
4.1.3;3.1.3ZWIK-S/-E – Zwangsinventar für Kinder und Jugendliche;136
4.1.4;3.1.4 FBB-ZWA/SBB-ZWA – Fremdbeurteilungsbogen/Selbstbeurteilungsbogen für Zwangs-Spektrum-Störungen;138
4.1.5;3.1.5EAZ-Zwangsstörungen – Allgemeines Explorationsschema für Zwangsstörungen;139
4.1.6;3.1.6FABS – Familien-Anpassungs-und-Belastungs-Skala – Kind;140
4.1.7;3.1.7 FKAU-Z – Fragebogen zu Kausalattributionen bei Zwangsstörungen;141
4.1.8;3.1.8 FKON-Z – Fragebogen zu Kontrollattributionen bei Zwangsstörungen;142
4.2;3.2Verfahren zur Therapie bei Kindern und Jugendlichen mit Zwangsstörungen;142
4.2.1;3.2.1Zwangsstörungen. Ein Therapieprogramm für Kinder und Jugendliche mit Angst- und Zwangsstörungen (THAZ – Zwangsstörungen);142
4.2.2;3.2.2Zwangsstörungen bei Kindern und Jugendlichen.Ein Therapiemanual;143
4.2.3;3.2.3Kognitive Verhaltenstherapie bei Zwangsstörungen.Ein Therapiemanual;144
4.2.4;3.2.4Zwangsstörungen. Kognitiv-verhaltenstherapeutisches Behandlungsmanual;145
5;4Materialien;147
5.1;M01 Allgemeines Explorationsschema für Zwangsstörungen (EAZ-Zwangsstörungen);148
5.2;M02 Selbstbeobachtungsbogen für Zwangsgedanken und Zwangshandlungen(SBZZ);159
5.3;M03 Problemliste – Zwangssymptomatik;160
6;5Fallbeispiel;161
7;6Literatur;179
|39|2 Leitlinien
2.1 Leitlinien zur Diagnostik und Verlaufskontrolle
Aufgrund ihrer Komplexität erfordern Zwangsstörungen eine umfassende Diagnostik. Diese ist in eine multimodale Verhaltens- und Psychodiagnostik eingebettet, deren Grundlage die im Leitfaden zur Diagnostik psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter (Döpfner & Petermann, 2012) beschriebene allgemeine Diagnostik bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen bildet. Tabelle 7 beinhaltet eine Übersicht über die Leitlinien zu Diagnostik und Verlaufskontrolle von Kindern und Jugendlichen mit Zwangsstörungen. Tabelle 7: Übersicht über die Leitlinien zu Diagnostik und Verlaufskontrolle L1 Exploration des Patienten, seiner Eltern und Erzieher/Lehrer/Ausbilder, gegebenenfalls auch anderer Familienangehöriger. L1.1 Exploration und Beobachtung der aktuellen Zwangssymptomatik des Kindes/Jugendlichen. L1.2 Exploration und Beobachtung komorbider Störungen und differenzialdiagnostische Abgrenzung. L1.3 Exploration der Ressourcen, Interessen und Aktivitäten des Kindes/Jugendlichen. L1.4 Exploration zum Entwicklungsstand bzw. im Schulalter zu den schulischen Leistungen des Kindes/Jugendlichen. L1.5 Exploration des familiären und sozialen Hintergrunds. L1.6 Exploration zur störungsspezifischen Entwicklungsgeschichte des Kindes/Jugendlichen (hauptsächlich Elternexploration). L1.7 Exploration der Einstellungen zur Therapie. L2* Fragebogen- und Beobachtungsverfahren zur Verhaltens- und Psychodiagnostik. L3* Ergänzende psychologische Diagnostik. L4 Somatische Diagnostik. L5 Bedingungsanalyse. L6 Integration der Ergebnisse der multimodalen Diagnostik, Definition der Behandlungsziele und Therapieplanung. L7 Verlaufskontrolle und Qualitätssicherung. Anmerkung: *?=?optionale, aber häufig notwendige diagnostische Maßnahmen |40|2.1.1 Exploration des Patienten, seiner Eltern und Erzieher/Lehrer/Ausbilder, gegebenenfalls auch anderer Familienangehöriger Leitlinie L1 gibt eine Übersicht über die Rahmenbedingungen der Exploration und die einzelnen Bereiche, über die in der Exploration des Patienten mit einer Zwangsstörung, seiner Eltern und Erzieher/Lehrer/Ausbilder, gegebenenfalls auch anderer Familienangehöriger, Informationen eingeholt werden sollen. Das Kind/der Jugendliche und seine Eltern werden zu allen Bereichen befragt. Die Exploration der Erzieher/Lehrer/Ausbilder und gegebenenfalls auch anderer Familienmitglieder bezieht sich nur auf diejenigen Bereiche, über die sie auch Auskunft geben können. Die Reihenfolge, in der die einzelnen Bereiche thematisiert werden, wird von verschiedenen Faktoren (insbesondere Problematik des Kindes/der Familie, einschließlich des damit zusammenhängenden Schamgefühls des Kindes, Schilderungen der Problematik durch das Kind bzw. die Eltern) beeinflusst und ist damit variabel. Die einzelnen Explorationsbereiche basieren auf den im Leitfaden zur Diagnostik psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter (Döpfner & Petermann, 2012) dargestellten allgemeinen Explorationsleitlinien bei Kindern und Jugendlichen mit psychischen Störungen. Kinder und Jugendliche mit Zwangsstörungen zeigen sich in der Explorationssituation häufig als ängstlich und schamvoll und benötigen dadurch meist den „Schutz“ der Eltern. Überdies tendieren die Kinder und Jugendlichen dadurch, dass sie ihre Zwangssymptomatik oft als beschämend erleben, dann in der Exploration zur Dissimulation ihrer Problematik (Goletz & Döpfner, 2007). Dementsprechend empfiehlt es sich, den Erstkontakt (die Exploration) zunächst gemeinsam mit dem Kind/Jugendlichen und seinen Eltern zu beginnen. In der gemeinsamen Exploration kann überdies die Interaktion der Familienmitglieder (Kommunikationsstrukturen in der Familie), auch bezüglich der (Zwangs-)Problematik des Kindes/Jugendlichen, beobachtet werden. Gegebenenfalls kann dann im weiteren Verlauf des Erstkontaktes eine alleinige Exploration des Kindes/Jugendlichen oder eine alleinige Exploration mit den Eltern erfolgen. Bei einem jüngeren Kind empfiehlt es sich gegen Ende des Erstkontaktes, alleine mit dem Kind oder auch gemeinsam mit ihm und seinen Eltern zu spielen. Wünschen die Eltern eines jüngeren Kindes einen ersten Kontakt ohne Anwesenheit des Kindes, kann dies für die Exploration der Problematik des Kindes sinnvoll sein, besonders auch dann, wenn die Eltern ihr Kind noch nicht über den Grund des Aufsuchens informiert haben. Eltern eines Jugendlichen, der eine psychotherapeutische Behandlung oder auch einen Erstkontakt verweigert, können in Elterngesprächen, nach einer ersten Exploration, dahingehend beraten werden, wie sie den jugendlichen Patienten zu einer ersten Kontaktaufnahme (gegebenenfalls auch einem ersten telefonischen Kontakt) motivieren kön|41|nen. Auf Wunsch eines Jugendlichen kann der Erstkontakt auch ohne Anwesenheit der Eltern durchgeführt werden. Einen alleinigen ersten Kontakt wünschen sich Jugendliche insbesondere dann, wenn die Eltern die Inhalte der Zwangssymptomatik nicht im Detail erfahren sollen. Auch dabei können Schamgefühle oder Peinlichkeitserleben vor den Eltern oder einem Elternteil sowie auch eine belastete Beziehung des Jugendlichen zu beiden Elternteilen oder zu einem Elternteil bestimmend sein. L1 Leitlinie 1: Exploration des Patienten, seiner Eltern und Erzieher/Lehrer/Ausbilder, gegebenenfalls auch anderer Familienangehöriger 1. Rahmenbedingungen für die Exploration der...