E-Book, Deutsch, Band 1758, 144 Seiten
Reihe: Bianca
Goodnight Kelly und der Millionär
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-86349-439-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1758, 144 Seiten
Reihe: Bianca
ISBN: 978-3-86349-439-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der attraktive Millionär Ryan Storm hat alles im Griff - nur seine kleine Tochter Mariah nicht. Da kommt die schöne Kelly wie gerufen. Die junge Witwe sucht einen Job als Nanny, außerdem mögen sie und Mariah sich auf Anhieb. Und auch Ryan verfällt bald immer mehr Kellys Zauber. Plötzlich ertappt der Workaholic sich dabei, früh nach Hause zu kommen. Nur wegen Mariah? Auch um Kellys Nähe zu genießen, gesteht er sich ein. Aber so verheißungsvoll sie ihn eines Abends küsst, muss er sich trotzdem fragen: Ist sie schon bereit für ein neues Glück?
Linda Goodnight stammt aus einer ländlichen Region in Oklahoma, wo sie auch heute noch lebt. Zwei Anliegen hat die Bestsellerautorin: Ihre Romane sollen ebenso emotional berühren wie unterhalten. Die Quelle ihrer Inspiration ist dabei ihre eigene Patchwork-Familie, zu der auch zwei Adotivkinder aus der Ukraine gehören, sowie die Erfahrungen, die sie als Krankenschwester und Lehrerin gemacht hat.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL Kelly Mason öffnete die Augen und stöhnte leise auf. Blinzelnd warf sie einen Blick auf die Uhr. Vor zwölf Stunden war ihr Flug endgültig gestrichen worden, und seitdem saß sie ohne Geld und mit noch weniger Hoffnung in einer fremden Stadt fest. Die Armlehne des Sitzes bohrte sich in ihren Rücken, der von dem zusätzlichen Gewicht, das sie mit sich herumtrug, schon genug schmerzte. Jeder Knochen in ihrem Körper protestierte, als sie sich vorsichtig nach vorn drehte und langsam aufsetzte. „Du redest im Schlaf“, sagte plötzlich eine helle Stimme neben ihr. „Das nennt man Somniloquie.“ Kelly wandte sich ihr zu und schaute direkt in zwei große braune Augen. Sie gehörten einem Mädchen, das nicht älter als sechs Jahre war. „Das ist ein großes Wort für ein kleines Mädchen.“ Kelly streckte sich und ließ den Kopf kreisen, um die verkrampften Muskeln an ihren Schultern etwas zu lockern. „Ich bin ein Genie“, sagte das Mädchen so sachlich, wie Kelly gesagt hätte, dass sie Lehrerin war. Wenn es denn wahr gewesen wäre. Das war es aber nicht. Nicht mehr. Sie war vieles nicht mehr, was sie einmal gewesen war. Dankbar für die Ablenkung rutschte Kelly auf dem grauenhaften Sitz herum, bis sie eine bequeme Position für ihren Bauch fand, und lächelte dem dunkelhaarigen Engel belustigt zu. „Ehrlich gesagt, einem Kindergenie bin ich noch nie begegnet. Wie heißt du denn?“ „Pollyanna.“ An einer Wange zeigte sich ein Grübchen. „Na ja, nicht wirklich. Ich lese gerade das Buch über sie und habe beschlossen, meinen Namen zu ändern. In Wirklichkeit heiße ich Mariah.“ „Ich freue mich, dich kennenzulernen, Mariah. Ich bin Kelly.“ Trotz ihres schmerzenden Nackens lächelte sie. „Das Buch kenne ich. Ich liebe die Geschichte. Hast du auch den Film gesehen?“ Das Kind machte ein schockiertes Gesicht. „Natürlich nicht! Daddy sagt, das Buch ist immer besser als der Film, deshalb soll man es erst ganz lesen und dann vergleichen und die Unterschiede analysieren.“ „Da hat dein Daddy vollkommen recht.“ Wo immer er war. Suchend sah Kelly sich um, entdeckte jedoch niemanden, der auf das kleine Mädchen aufpasste. Der Mann gehörte bestraft. Es war verantwortungslos, ein Kind allein auf einem riesigen, unüberschaubaren Flughafen herumlaufen zu lassen. „Wir sitzen schon den ganzen Tag in Denver fest und warten darauf, dass unser Flugzeug starten darf. Genauer gesagt, wir sind seit siebzehn Stunden und zweiundzwanzig Minuten hier, aber das ist fast ein Tag, findest du nicht?“ „Ja, das finde ich auch. Ich bin seit zwölf Stunden hier.“ „Das macht Spaß, nicht?“ Nun ja, Spaß würde Kelly es nicht gerade nennen. „Es gibt so viele interessante Leute, mit denen man reden kann. Wusstest du, dass der Mann dort drüben für die niederländische Königin arbeitet?“ Das Kind zeigte hinüber. „Er will mir ein Autogramm von ihr schicken. Und die Frau da ist traurig, weil ihr Freund mit seiner Mutter nach Syracuse gezogen ist. Sie hat mir einen Dollar gegeben, damit ich sie in Ruhe lasse. Ich habe ihr dafür eine Tasse Kaffee gekauft. Daddy sagt, man darf nie Geld von Fremden annehmen.“ „Hat er dir jemals gesagt, dass man nicht mit Fremden reden darf?“, fragte Kelly. „Das sagt er dauernd.“ Das Kind kicherte und schlug die Hände vor den Mund. Lange dunkle Locken wippten auf den schmalen Schultern. „Aber ich suche mir genau aus, mit wem ich rede.“ „Und was, wenn ich nun ein böser Mensch wäre?“ „Bist du das etwa?“ „Nein. Ich bin Lehrerin.“ Genauer gesagt, sie war eine gewesen, bevor sie alles aufgegeben hatte, um Marks Frau zu werden. „Und ich mag Kinder. Aber ich hätte durchaus ein böser Mensch sein können.“ Braune Augen blickten sie unschuldig an. „Was soll mir denn auf einem überfüllten Flughafen passieren?“ Viele schlimme Dinge, aber es war noch nie Kellys Art gewesen, einem kleinen Mädchen Angst zu machen. „Du hast recht.“ „Aber du bist nicht böse. Du bist nett. Du bekommst ein Baby. Mommies sind immer nett, aber ich habe leider keine. Deswegen führe ich Einstellungsgespräche. Möchtest du dich nicht um den Job bewerben?“ Kelly musste lachen, aber es klang hohl und ein wenig bitter. „Als deine Mommy?“ „Na ja, Daddy will, dass ich eine Privatlehrerin-Schrägstrich-Nanny habe. Aber ich will viel lieber eine Mommy. Meine erste Mommy ist vor langer Zeit gestorben.“ Das kleine Mädchen sah nicht traurig aus, trotzdem tat es Kelly leid. „Also“, fuhr es fort, „meinst du, du könntest beide Aufgaben bewältigen?“ Privatlehrerin und Mutter? Was für ein interessantes Gespräch. Kelly hatte keine Ahnung, wie sie eine solche Frage beantworten sollte, ohne sich auf dünnes Eis zu begeben. Zum Glück blieb es ihr erspart, denn in genau diesem Moment eilte ein gehetzt wirkender Mann auf sie zu. Die Krawatte saß schief, das Jackett wehte an den Seiten. Kelly gab sich die größte Mühe, den schlanken, athletischen Körper darunter nicht zu beachten. „Mariah!“ Das kleine Mädchen strahlte. „Da kommt mein Daddy. Er ist nett. Du wirst ihn mögen.“ Das bezweifelte Kelly. Sie hatte sich bereits ein Urteil über den Mann gebildet, und es fiel nicht sehr gut aus. Selbst ohne ihre Kontaktlinsen wäre er ihr aufgefallen, und sie wäre ihm aus dem Weg gegangen – wenn sie schnell genug wäre. Groß und gebräunt, mit dunkelbraunem Haar und ebenso braunen Augen sah er viel zu gut aus. Und zu erfolgreich. Sie hatte genug von gut aussehenden, erfolgreichen Männern. Das Kind beugte sich zu ihr. „Er ist in letzter Zeit sehr depressiv“, flüsterte es mit Verschwörermiene. „Sag ihm nicht, dass ich es erzählt habe, aber ich finde, du solltest es wissen. Schuld ist diese ganze Sache mit der Wahl zum Geschäftsmann des Jahres in Dallas. Und der Erfolgsdruck. Ich bin eine gute Menschenkennerin und weiß, dass es ihn wahnsinnig anstrengt, ein Kindergenie zu erziehen und ein Millionen-Dollar-Unternehmen zu leiten. Deshalb muss ich eine Mommy finden, die auf mich aufpasst, während er arbeitet, und ihn dadurch entlastet. Dann geht es ihm bestimmt besser.“ Kelly sah erst das Kind an, dann den Vater, der wie eine Rakete auf sie zukam, schnell und zielsicher, schnittig und gefährlich. Dass dieses intelligente Kind das Gefühl hatte, seinem Vater zur Last zu fallen, fand sie unerträglich. Es war einfach unfair. Was musste das für ein unsympathischer Mann sein, der seiner kleinen Tochter ein schlechtes Gewissen bereitete? „Daddy, komm her. Das ist meine neue Freundin Kelly. Sie bekommt ein Baby, und ich führe gerade ein Einstellungsgespräch mit ihr. Sie interessiert sich für den Job bei uns.“ Der Mann schloss kurz die Augen und schüttelte den Kopf. Er stützte die Hände auf die Hüften, während er nach Luft schnappte. Vermutlich war er auf der Suche nach dem Kind durch das ganze Terminal gerannt. „Ich muss mich für meine Tochter entschuldigen, Miss …“ Er zögerte. „Kelly. Ich bin Ryan Storm.“ Sein Name ließ sie erstarren. Ryan Storm? O nein. Das konnte nicht sein. Sie kniff die Augen zusammen und sah genauer hin. Doch, er war es. Ryan Storm, ehemals Außenseiter aus armen Verhältnissen auf der Bartlett Highschool, jetzt Wallstreet-Wunderknabe. Ein erwachsener und noch dazu verdammt attraktiver Wunderknabe. Er konnte es nicht wissen, aber sie hatte ihn mal angehimmelt. Vor allem deshalb, weil ein Rebell wie er so gar nicht zu einem so braven, folgsamen Mädchen, wie sie es gewesen war, gepasst hatte. Kein Zweifel, sie hatte schon immer einen miserablen Männergeschmack gehabt. „Mein streunendes Kind Mariah haben Sie ja schon kennengelernt. Es bringt mich um den Verstand.“ Er nahm die Hand des kleinen Mädchens. Mariah strahlte ihn an. „Es tut mir leid, wenn sie Sie belästigt hat.“ „Das hat sie nicht. Ganz im Gegenteil, sie ist sehr unterhaltsam.“ Und du hättest wissen müssen, wo sie steckt, Rabenvater. „So kann man es auch nennen.“ Er setzte sich neben Kelly und brachte den Duft eines bekannten und teuren Eau de Cologne mit sich. Wie konnte er nach einem so langen Tag auf dem Flughafen so gut riechen? Sie selbst roch wahrscheinlich nach schmutzigen Sportsocken. „Wohin fliegen Sie, Kelly?“, fragte er, als hätte sie ihn zu einem Gespräch ermuntert. „Nirgendwohin.“ Überrascht sah er sie an, und sie bereute ihre schnippische Antwort. Sie durfte ihre Hoffnungslosigkeit nicht so zur Schau stellen. Mitleid war das Letzte, was sie wollte. Davon hatte sie selbst genug. „Na ja, nach Dallas“, ergänzte sie hastig und schaute mit skeptischer Miene zur riesigen Glaswand hinüber. Noch immer prasselte der Hagel gegen die Scheibe. „Irgendwann.“ Er lächelte, und es ließ ihn sogar noch besser aussehen. Sie hasste ihn dafür. „Ich weiß, was Sie meinen. Wir fliegen auch nach Dallas.“ Natürlich. Sie hätte es sich denken können. Jeder, der lesen konnte, wusste, dass Ryan Storm in Dallas lebte und arbeitete und die Stadt praktisch ihm gehörte. Ryan Storm, Geschäftsmann des Jahres, Unternehmer, begehrtester Junggeselle in ganz Texas....