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E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Graw Die Ära Trump

Chancen und Risiken für Amerika und die Welt
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7844-8519-5
Verlag: Langen-Müller
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Chancen und Risiken für Amerika und die Welt

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-7844-8519-5
Verlag: Langen-Müller
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



America First! Und zweitens?
»Groß und glorreich« will Donald Trump Amerika machen. Er will Steuern kürzen, Zölle erheben, Illegale deportieren, Grönland und Panama kontrollieren. Er ist Kapitalist und Protektionist, er ist Isolationist und Imperialist, er gilt als Frauenverächter und fördert Frauen. Kein anderer Machtpolitiker ist so widersprüchlich wie Trump. Wie tickt der mächtigste Mann der Welt? Was will er wirklich? Auf wen stützt er sich dabei? Dieses Buch, mit essayistischer Kraft erzählt, gibt die Antworten.

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1. Und was, wenn Trump recht hat? Stellen wir an den Anfang eines Trump-kritischen Buches von einem Autor, der den wiedergewählten Präsidenten der USA ablehnt wegen seiner Selbstgerechtigkeit und seiner Polemik und seiner Demokratieverachtung, wie sie am 6. Januar 2021 überdeutlich wurde, eine gemeine Frage: Was ist, wenn Trump recht hat? Nicht mit seiner Idee, dass nur Wahlen fair sind, die ihn als Sieger ausweisen. Oder dass der Präsident mit ein paar Muskelspielereien Grönland unter US-Hoheit bekäme (obwohl ganz und gar nicht ausgeschlossen ist, dass er den Status dieser Insel tatsächlich verändern wird). Oder dass sich mit Zollschranken nach China und Europa und Kanada und Mexiko Amerikas ökonomische Probleme lösen ließen. Oder dass es den USA besser ginge, wenn sämtliche illegalen Einwanderer, mindestens elf Millionen, deportiert würden. Oder bei seinem Umgang mit Frauen – immerhin wurde er in einem zivilrechtlichen Verfahren verurteilt wegen sexuellen Missbrauchs und seine Berufung dagegen kurz vor Jahresende 2024 von einem Bundesgericht abgewiesen. Aber dass er vielleicht recht hat mit dem Gespür dafür, dass die bisherigen Rezepte, die in freien Gesellschaften diskutiert werden, keine adäquate Antwort sind auf die aktuellen Herausforderungen? Dass die Transformation auf allen Feldern, von der Öffnung der Grenzen über eine Strangulierung der Volkswirtschaften im Zeichen einer klimaneutralen Zukunft, von den Bürgern nicht mitgemacht wird? Die Mehrheit der Amerikaner schickte deshalb im Januar 2025 zum zweiten Mal einen Präsidenten ins Weiße Haus, der sich dem woken Konsens linksliberaler Meinungsmacher verweigert. Die Argentinier wählten bereits 2023 mit Javier Milei einen Mann, der ihnen sämtliche Härten marktliberaler Radikalität in Aussicht stellte, aber letztlich auch eine Befreiung von einem Übermaß an Staat. In Europa, von Ungarn über Italien bis Skandinavien, den Niederlanden, Österreich und Frankreich, die neuen Rechts- und Linksaußen-Parteien in Deutschland nicht zu vergessen, werden neue Lösungen gesucht. Gefunden hat sie noch keiner, Donald Trump eingeschlossen, und der Brexit der Briten möge Europa nicht zum Vorbild werden. In jedem Fall braucht es Konzepte angesichts der Macht autoritärer Regime, die vor allem in China und in Russland zunehmend expansiv agieren, eines noch wirtschaftlich-diplomatisch, das andere bereits mit Panzern und Raketen. Nordkorea, Belarus und Iran gehören in dieses Lager, und die Türkei, obgleich NATO-Mitglied, will sich dem BRICS-Bündnis anschließen, das nicht von allen, aber doch einigen ihrer Mitglieder als Kampfallianz gegen die von den USA geführte freie Welt gesehen wird. Die britische Journalistin Jane Merrick kam schon im November 2016 im Kurznachrichtendienst Twitter, heute X, zu der Frage: »Ist es ein Zufall, dass Trumps Unterschrift wie die Messwerte eines Seismografen nach einem Erdbeben aussieht?« Acht Jahre später schrieb Eric Gujer, Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung, Trump sei »der empfindlichste Seismograf unserer Epoche«. In der Tat hat der Instinktmensch im Weißen Haus zwar kaum Prinzipien, Überzeugungen oder intellektuelle Grundierung. Aber er hat ein feines Gespür für Stimmungen in der Bevölkerung und tektonische Machtverschiebungen in der Welt. Er warnte bereits in der Obama-Zeit vor China, als der damalige Präsident noch mit dem Gedanken einer partnerschaftlichen G2-Führung des Globus liebäugelte. Er registrierte die Deindustrialisierung der USA angesichts billigerer Arbeitskräfte im Ausland und spürte den wachsenden Unmut über die gleichzeitige millionenfache illegale Zuwanderung. Wenn Sozialleistungsprogramme von den Menschen nicht mehr als sicher angesehen werden und die Amerikaner den Eindruck haben, ihnen gehe es schlechter als der Elterngeneration, kann es nicht bei business as usual bleiben. Wer im überwucherten Gestrüpp mit der Gartenschere nicht mehr weiterkommt, muss die Kettensäge ausprobieren. So wie es andere Disruptoren der Gegenwart probieren, Javier Milei in Argentinien allen voran. Darum wird es Zeit, ehrlich mit Donald Trump umzugehen und gerechte Urteile zu fällen. Gerecht zu sein zu einem, der allenfalls selbstgerecht ist. Aber es geht nicht darum, die Fälle seines politischen oder charakterlichen Versagens schönzumalen, sondern schlicht um den Verzicht auf den Gestus der Hypermoral. Trump ist gewählt worden, erneut, dafür gibt es Gründe und das gilt es in einer Demokratie zu respektieren, bevor man die Demokratiefähigkeit des Gewählten unter die Lupe nimmt. Bislang dominierten auf der einen Seite Polemik, Simplifizierung und Arroganz gegenüber dem im Januar 2025 erneut vereidigten Präsidenten und seinen Wählern – und auf der anderen Seite seine naive und unpolitische Verklärung. Zweifellos ist vieles an Kritik dringend nötig. Genauso wichtig ist aber die Kritik an seinen Kritikern, und das sind viele von uns Journalisten, die wir seine Bedeutung für Amerika und damit die Welt weder 2015 und 2016 noch 2024 richtig einzuordnen wussten. Trump ist der am stärksten unterschätzte Machtpolitiker des 21. und mutmaßlich auch des 20. Jahrhunderts. Und andererseits wird er überschätzt, im Positiven wie im Negativen. Er ist ganz und gar nicht die messianische Lichtgestalt, die seine glühendsten Verehrer in ihm sehen. Aber er ist auch nicht der Satan, den seine Gegner aus ihm machen. Viele seiner Äußerungen zeigen ein beträchtliches Ausmaß an Demokratieverachtung und sind eines Präsidenten unwürdig, aber andere Zitate, die seine Gefährlichkeit beweisen sollen, sind aus dem Zusammenhang gerissen. Stichwort: »Blutbad« – wir kommen an anderer Stelle darauf zurück. Vor allem eines ist Trump: anders. Er hat die Entschlossenheit, mit dem Normalen an nahezu jeder Front zu brechen. Das ist nicht durchweg erfreulich, aber Amerikaner, die seit Jahren mit ihrer Regierung unzufrieden sind, schöpfen daraus erkennbar Hoffnung, ob es nüchternen Beobachtern passt oder nicht. Man mag Trump, den selbstsüchtigen Narzissten mit dem autoritären Anspruch, entschieden ablehnen, aber man muss dann trotzdem die Frage zulassen, was an seiner Politik in der ersten Amtszeit katastrophal schlecht oder gar böse gewesen sei. Es gibt weite Felder, auf denen er zwischen 2017 und 2021 versagt hat, und zwar schon vor seinem indiskutablen Verhalten am 6. Januar 2021 im Zusammenhang mit dem Sturm auf das Kapitol, und dieses Versagen wird in dem Buch analysiert. Auf anderen Feldern hatte er hingegen bemerkenswerte Erfolge, und wenn man sich auf die Ergebnisse seiner Politik beschränkt, nicht auf charakterliche Eigenschaften und Stil, schneidet er ab wie andere Präsidenten und Politiker, mit guten Noten hier und schlechten Noten dort. Die Politik des größten Showstars der Weltpolitik war oft sprunghaft und eben nicht so hervorragend, dass man ihn 2020 wiedergewählt hätte. Aber seine Politik war auch nicht so miserabel, dass man ihm 2024 nicht eine erneute Chance einräumen wollte – nachdem Joe Biden in den Augen einer Mehrheit der Amerikaner nicht geliefert hat und damit vergessen machte, welches Chaos mit Trumps erster Amtszeit oft einherging. Unter dem Strich gibt es sehr viele Amerikaner, die weder einen Gottgesandten in Trump sehen noch an ihm Schwefelgeruch wahrzunehmen glauben. Das sind die Commonsense-Amerikaner, die ihren »gesunden Menschenverstand« bei der Wahl haben entscheiden lassen, und von ihnen stimmten mehr für als gegen Trump, sie gaben den Ausschlag. Commonsense reklamiert Trump auch für sich, und diese Haltung hat die Wahl entschieden, die mit einem klaren Sieg, aber keineswegs einem »Erdrutsch« zugunsten des Republikaners endete. Amerika ist kein Trump-Land geworden, im Gegenteil, es ist tief gespalten zwischen dem Trump-Lager und dem Anti-Trump-Lager. Reflexhaft wird Trump gern für die Spaltung verantwortlich gemacht, doch er ist Ergebnis der extremen Lagerbildung in den USA, nicht deren Ursache. Das gilt für seinen ersten Wahlsieg 2016 ebenso wie für 2024. Warum aber gewann Trump dann erneut eine Präsidentschaftswahl? Die Stichworte »Wirtschaft« und »Migration« stecken in der Antwort, aber sie lässt sich nicht darauf reduzieren. Unstrittig ist, dass die Mär, nur männliche Weiße bevorzugt ohne höhere Bildung, hätten ihn gewählt, schlicht falsch ist. Er bekam beachtlichen Zuspruch auch von Minderheiten, von Latinos (in der Gruppe der hispanischen Männer lag er sogar um 10 Punkte vor Harris, nachdem ihn Biden 2020 noch um 23 und Clinton 2016 gar um 31 Prozentpunkte deklassiert hatten) und Schwarzen, von den Muslimen in Michigan und von Asiaten, allesamt traditionelle Bastionen der Demokraten. Noch ein Punkt ist wichtig: Trump machte den Wählern inhaltliche Angebote. Er wolle die Inflation unter anderem durch massive Zölle und Steuerkürzungen vor allem im oberen Einkommensbereich bekämpfen. Er wolle die illegale Migration, die vielen Amerikanern als ursächlich gilt für mehr Kriminalität und mehr Drogenhandel, nicht nur reduzieren, sondern durch massive Abschiebungen revidieren. Er steht gegen die Botschaften eines »linken Kulturkampfes« wie Cancel Culture, kritische Rassentheorie und Gender-Ideologie. Kurzum: Er will die Parameter verändern. Das zündete. Die Demokraten hingegen hatten keinerlei Programmatik zur Erneuerung anzubieten, und als Kamala Harris von Joe Biden die Spitzenkandidatur übernahm, konnte sie nur darauf verweisen, dass sie deutlich jünger ist – doch das war ohne Substanz und...



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