Grünewald / Kögel Eine Leiche zum Espresso
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-86314-694-8
Verlag: CoCon-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Kriminalroman
E-Book, Deutsch, 300 Seiten
ISBN: 978-3-86314-694-8
Verlag: CoCon-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Karl Schneider, Entwicklungsingenieur der Firma Ikarus, wird in seiner Hanauer Villa tot aufgefunden. Die Witwe ist in Tränen aufgelöst, die Ermittlungen drehen sich schon bald im Kreis, ohne erkennbaren Aufklärungsfortschritt. Zudem ist Kommissar Weinrich frisch verliebt und hat gar keine Zeit für langwierige Nachforschungen. Exkollege Herbert Schönfelder, Kommissar im Ruhestand, soll aushelfen, doch hat der seiner Frau versprochen, niemals mehr einen Fuß in die Polizeidirektion zu setzen. Während Polizeichef Huber unablässig Druck macht und so die Herzfrequenz des Ermittlungsduos erhöht, scheint sich die Spur des Täters immer weiter zu verlieren. Ist der Einzige, der klar sieht, Kaffeeverkäufer Luigi auf dem Hanauer Wochenmarkt? Die Verbrecherjagd der Kommissare Mario Weinreich und Herbert Schönfelder hat Witz, Esprit und Charme. Mit dem ungleichen Ermittlerduo - hier der nassforsche Weiberheld Weinreich, dort der pfiffige Un-RuheständlerSchönfelder - in Hanau auf temporeiche Mördersuche zu gehen, macht mächtig Laune. Dabei spielt es keinerlei Rolle, ob man Gassen, Geschichte, Golfplatz und graue Eminenzen der Brüder-Grimm-Stadt nun kennt oder nicht. Kurzweilige Krimikost aus Hessen. Günther Schwärzer, Main-Post Würzburg Hanau ist wieder Schauplatz eines blutigen Verbrechens: Der ehemalige Abteilungsleiter eines weltweit agierenden Unternehmens für Anlagenbau liegt tot in seiner Villa im noblen Stadtteil Wilhelmsbad, ermordet mit mehreren Messerstichen. Technologieklau? Eifersuchtsdrama? Oder doch ein schnöder Raubüberfall? Und welche Rolle spielt der mysteriöse Inder Mahindra Singh?
Kommissar Mario Weinrich ermittelt und holt sich dafür Hilfe von seinem eigentlich bereits pensionierten Kollegen Herbert Schönfelder - was diesen prompt in eine Ehekrise stürzt. Aber auch Weinrich drücken private Probleme: Er traut sich nicht, seiner neuen Flamme seinen wahren Beruf zu offenbaren...
Autoren/Hrsg.
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Der Chefarzt betrat das Krankenzimmer von Mario Weinrich mit dem Siegerlächeln des Erfolgreichen. Im Schlepp die übliche Delegation aus Schwestern, Assistenzärzten und Studenten. Schweigend gruppierten sie sich um sein Krankenbett wie die Tentakel einer gefräßigen Krake, bereit, ihr Opfer zu verschlingen. Der Chefarzt winkte mit Weinrichs Krankenakte. »Alles in Ordnung«, sagte er zufrieden. »Wir können Sie heute entlassen.« Nie klang das Wort entlassen schöner. Weinrich ballte die Faust als Zeichen des Triumphs. Er hatte den Schatten des Todes besiegt und den Zeitpunkt des Sterbens auf später verschoben. »Allerdings sollten Sie sich die ersten Wochen schonen und einem eventuellen Schusswechsel aus dem Weg gehen.« »Logisch«, meinte Weinrich. »Ich habe nicht vor, mich in einen Bandenkrieg einzumischen.« »Und Motorradfahren ist zur Zeit auch noch nicht drin. Ihre Schulter ist noch nicht allzu belastbar«, ergänzte der Mediziner. Weinrich spürte einen stechenden Schmerz. Wo war eigentlich sein teures Prachtstück? Eine Frage, der er unbedingt nachgehen musste. »Wann kann ich gehen?« Der Arzt blickte auf seinen Tross medizinischen Beistands. Dieser schwieg beharrlich wie ein Schwarm stummer Fische: »Von uns aus gleich, wir schreiben nur noch den Arztbrief für Ihren Hausarzt, dann können Sie Ihre Sachen packen.« Das war das Schlusswort eines mehrtägigen Aufenthalts im Klinikum. Die Gruppe weißer Kittelfische bewegte sich in Richtung Tür. »Herr Doktor?«, rief ihnen Weinrich nach. »Ja?« »Vielen Dank.« »Keine Ursache, dafür sind wir da. Wir freuen uns, dass es Ihnen besser geht.« Der Arzt nickte Weinrich aufmunternd zu. »Wir haben uns übrigens erlaubt, Ihrer Freundin Bescheid zu sagen. Sie wartet draußen, um Sie abzuholen und Sie vor Dummheiten zu bewahren.« Damit schloss sich die Zimmertür. Weinrich atmete tief durch. Die Zeit des Nichtstuns war vorbei. Das Leben hatte ihn wieder. Und dass Britta auf ihn wartete, war Teil dieses neuen Lebensgefühls. »Kann ich reinkommen?« Ein blonder Haarschopf erschien im Türspalt und stand kurz darauf neben Weinrichs Bett. »Schon gepackt?« »Bin ich Rennfahrer?« Weinrich wand sich aus der Bettdecke. Der Versuch, es so cool wie Bruce Willis aussehen zu lassen, misslang. Die ersten Schritte waren wackliger, als er es sich eingestehen wollte. »Das kriegen wir schon«, sagte Britta mitfühlend. »Ich fahr dich erst mal nach Hause, und um dein Geschäft kann ich mich auch kümmern. Ich habe mir extra die nächsten Tage freigenommen.« Sie strahlte. »Welches Geschäft?« Weinrich stockte, eine neue Nadel schien sich in seinen Körper zu bohren. Wusste Britta von seinem Polizeidienst? »Naja, dein Import-Export.« Britta wirkte irritiert. »Bist du etwa ...« »Nein, nein, alles in Ordnung«, beeilte sich Weinrich mit der Antwort. Sichtbar erleichtert, dass sein Geheimnis gewahrt bleib. »Ich bin nicht pleite.« Wenn auch kurz davor, aber diesen Nachsatz behielt er für sich. »Dort kommt man auch gut mal ein paar Tage ohne mich aus.« Weinrich versuchte, Britta mit einem Lächeln zu beruhigen. Doch der quälende Gedanke, seinen Beruf als Beamter im Polizeidienst verschwiegen zu haben, um statt dessen als Import-Export-Geschäftsmann bei Britta Eindruck zu machen, nagte an seinem Stolz. Aber ein Schneeball, der den Berg hinunter geworfen wird, ist eben nicht aufzuhalten. Alles was er tun konnte, war eine Lawine zu verhindern oder zumindest klein zu halten. Britta nickte und zog Weinrich an der Hand in Richtung Tür. »Moment, was ist mit meinen Sachen. Du scheinst es ja sehr eilig zu haben.« »Ich habe dich eben vermisst«, sagte sie. »Ich dich auch. Aber meine Sachen nehme ich trotzdem mit.« Schnell raffte er seine Pyjamas, Zahnbürste und die notwendigen Dinge des täglichen Lebens zusammen. »Krankenhaus, ich verlasse dich.« Ein letzter Gruß ins leere Zimmer, dann entschwanden Mario und Britta in ihrem Mini. »Cooles Auto«, meinte Weinrich. »Du hast doch das gleiche.« »Eben, deshalb ist es ja so cool.« Weinrich lachte. Durch das gläserne Schiebedach beobachtete Weinrich das Spiel der herbstlich-bunten Blätter. Hin und wieder klatschte ein Blatt auf die Frontscheibe wie eine mahnende Erinnerung. Ein Blatt für jede Lüge, die beständig vom gleichmäßig arbeitenden Scheibenwischer entfernt wurde. Doch für einen Moment wollte er nicht an das sich vor ihm auftürmende Lügengebäude denken, sondern den Moment mit Britta genießen. Wenig später hielten sie vor seiner Wohnung. »Heute komme ich mit hoch«, sagte sie verführerisch, als die Wagentür ins Schloss fiel. »Und meine Schulter? Ich ... bin ein Krüppel.« »Ich liebe Krüppel«, sagte sie. Und da war es gefallen. Das Wort, das eigentlich Weinrich hätte sagen sollen. Mit der Tasche seiner Schmutzwäsche in der Hand sprach sie wie selbstverständlich von diesem großen Gefühl. Gerade so, als teilten sie die Vertrautheit eines langen gemeinsamen Lebens. Weinrich war überwältigt. Wie von einer Welle, die über ihn kam und der er sich nicht erwehren konnte. Vielleicht sollte ich öfter krank und leidend sein, wenn ich so wunderbar versorgt werde, schoss ihm der Gedanke durch die Synapsen der Gehirnwindungen. Doch schwach und hilflos zu sein war ein Zustand, den er hasste und in seinem Leben bislang zu vermeiden versuchte. Und so löste sich das wohlige Traumbild auf, noch ehe es zur Wirklichkeit werden konnte. »Nett hast du es hier«, sagte sie, als sie seine kleine Zweizimmerwohnung betraten und sie ihren Blick schweifen ließ. An der Wand im Flur aufgetürmt, entdeckte sie einen Stapel Schuhkartons. »Alles Frauenschuhe?« Da war es wieder, das Lügengespenst. Diesmal ereilte es ihn aus einem anderen Fall. Um einen nach seiner Ansicht harmlosen Kleinkriminellen vor größeren Schandtaten zu bewahren, gab Weinrich dessen neuem Projekt, einen Schuhhandel aufzuziehen, Starthilfe, indem er regelmäßig Teile der Lieferung aufkaufte, auch wenn er mit dem Absatz der vielen Schuhe »Made in Italy« kaum nachkam. »Handelst du mit Schuhen?« »Ja und ... kommt drauf an.« »Du hast mir nie erzählt, mit was du dein Geld verdienst.« »Wir kennen uns doch auch kaum.« Britta kam auf ihn zu und legte ihre Arme um seinen Hals. »Das können wir ja jetzt ändern.« Dann machte sie sich an seinen Hemdknöpfen zu schaffen. Es dauerte nur Sekunden, und Weinrich stand in Flammen. Vergessen die Schulter, vergessen die Harley, vergessen der Job. Es gab nur noch Britta. Sie taumelten umschlungen auf seine Bettlandschaft. Lachend fielen sie in die Kissen. Kleider flogen wahllos durch den Raum. »Ich liebe dich«, hauchte er im Rausch der Gefühle und angesichts der wunderbaren Entdeckungen vor ihm. In der Hitze der Leidenschaften verglühte der Herbsttag. Weinrich fühlte sich wie neugeboren. Ein warmer elektrischer Strom durchflutete ihn und ließ die Welt erzittern. Britta krallte ihre Hände in seinen Oberkörper und gemeinsam schrien sie wie auf einem Konzert von AC/DC. »You shook me all night long, cause the walls start shaking the earth was quaking, my mind was aching and we were making it.« Oder kurz gesagt: Es war gigantisch. Weinrich beschloss, nicht länger fremde Frauen an Bartresen anzusprechen. Für ihn gab es nur noch eine – Britta. Zärtlich strich sie ihm durchs Haar. Ihre strahlenden blauen Augen schauten ihn an, ein Blick, den Weinrich glücklich lächelnd erwiderte. »Wie kommt es eigentlich, dass wir ... naja ... dass du ...?« Britta legte ihre Hand auf Weinrichs Mund. »Pssst. Als dein Kollege sagte, du bist angeschossen worden, habe ich gemerkt, wie viel du mir bedeutest ...« »Welcher Kollege?« »Pssst«, Britta erstickte jede weitere Frage. Mario war irritiert, doch der Abend war zu schön, um schweren Gedanken nachzuhängen. Der Mond schien durch das Schlafzimmerfenster und hüllte die Liebenden in ein nahezu überirdisches Licht. Die Nacht verging viel zu schnell. Der Morgen weckte sie unsanft mit dem Klingeln des Telefons. Laut und unbarmherzig hämmerten sich die Klingeltöne in Marios Bewusstsein. »Weinrich«, stöhnte er mit verschlafener Stimme in den Hörer. »Hier Polizeidirektor Huber. Ich freue mich, dass es Ihnen wieder besser geht und Sie zu Hause sind.« Schlagartig saß Weinrich aufrecht auf der Bettkante. »Ja ... äh ... vielen Dank.« »Sie können ruhig die nächsten Tage noch frei nehmen. Wir sind ja keine Unmenschen, die ihre Mitarbeiter im Dienst verheizen«, fuhr sein Dienstherr generös fort. »Ihr Kollege Schönfelder hat sich der Sache angenommen. Und außerdem sind die Kollegen Stieglitz und Watson auch noch da. Die machen das schon. Da wird es sicher bald Ergebnisse geben. Also gute Besserung.« Mehr als »Ja« und »Danke« brachte Weinrich nicht heraus, bevor er den Hörer auflegte. Zu...