Hacker | Café Hannah - Teil 1 | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 300 Seiten

Reihe: Café Hannah

Hacker Café Hannah - Teil 1

Alles auf Anfang
2. Auflage 2018
ISBN: 978-3-945932-50-6
Verlag: 26|books
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz

Alles auf Anfang

E-Book, Deutsch, Band 1, 300 Seiten

Reihe: Café Hannah

ISBN: 978-3-945932-50-6
Verlag: 26|books
Format: EPUB
Kopierschutz: PC/MAC/eReader/Tablet/DL/kein Kopierschutz



Kurz vor ihrem fünfzigsten Geburtstag erfüllt sich Hannah Jensen ihren Lebenstraum: Im Münchner Stadtteil Neuhausen eröffnet sie ihr eigenes Café. Und hier kommen so einige Geschichten zusammen, denn auch andere Menschen stehen vor einem Neubeginn: Edeltraut, nach mehr als dreißig Jahren Ehe vom Mann verlassen, braucht nach einer Mieterhöhung dringend einen Job, April muss endlich den Tod ihres Mannes verarbeiten, Hannahs Nichte Svenja löst in Hamburg Knall auf Fall ihre Verlobung und fährt spontan mit dem charmanten, aber geheimnisvollen Ben nach München, während sich der knurrige Künstler Hubertus von Waldhausen und der in Dublin lebende Pole Andrzej in die quirlige Hannah verlieben …

Hacker Café Hannah - Teil 1 jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


2 - In Würde altern (Marlene Mannhart)
»Wenn du Kinder hättest, wäre ich nicht immer so allein. Ich könnte gut auf meine Enkel aufpassen.« Marlene Mannhart atmete tief durch und schluckte die Antwort, die ihr auf der Zunge lag, hinunter. Es würde nur wieder Streit geben und sie hatte gerade keine Nerven dafür. »Ja, Mutti, aber es hat nun mal nicht sollen sein«, sagte sie schließlich. Ihre Eltern hatten nie erfahren, dass sie kurz nach ihrer Hochzeit schwanger geworden war, im vierten Monat aber einen Abgang gehabt hatte. Die Erfahrung war so schrecklich gewesen, dass sie sie nie wieder durchleben wollte. Vermutlich hatte die Angst davor besser gewirkt als jedes Verhütungsmittel, denn später, als sie wieder bereit war für ein Kind, hatte es nicht geklappt. »Ich muss los, ich habe noch einen Termin«, sagte Marlene. »Kann ich dir noch etwas bringen?« »Ich bin zwar alt, aber noch lange nicht gebrechlich«, knurrte Hannelore. »Wo musst du denn schon wieder hin?« »Eine Klientin braucht meine Unterstützung beim Kauf ihrer Vorhänge«, sagte Marlene und wusste sofort, es war ein Fehler, ihrer Mutter solche Details zu verraten. »Was ist nur mit den heutigen Frauen los? Nicht mal Vorhänge können sie allein kaufen! Wir mussten alles selbst machen und wir hatten damals nichts. NICHTS! Wir …« Marlene stellte auf Durchzug, zu oft hatte sie die Tiraden gehört. Sie schüttelte die Kissen auf, füllte die Karaffe mit frischem Wasser, prüfte den Inhalt des Kühlschranks, obwohl sie selbst eingekauft hatte. Ihre Mutter war mit sechsundsiebzig noch rüstig, dennoch bemerkte sie seit einigen Monaten die ersten Anzeichen des Alters: sie vergaß Namen und Termine, hatte wenig Lust, das Haus zu verlassen, ließ Essen vergammeln. Vor allem aber wurde sie noch unleidlicher als zuvor. »Mutti, ich muss los«, unterbrach Marlene den Redeschwall. Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange und übersah wie üblich, dass Hannelore versuchte war, den Kopf wegzudrehen. Es schmerzte auch nach vierundvierzig Jahren. »Mach's gut, Mutti, ich komme morgen wieder vorbei.« Sie zog die Tür zu, gönnte sich im Treppenhaus eine Minute, um sich zu sammeln, fuhr mit dem Lift nach unten, stieg in ihr Auto und überprüfte ihr Handy. Keine Anrufe in Abwesenheit, das war doch schon mal was. Sie war versucht, Florian anzurufen, aber sie wusste, er hatte einen Tag voller Termine. Sie würden am Abend über alles reden. Marlene startete den Motor und fuhr zurück in die Innenstadt, wo sie sich mit der Klientin treffen wollte. Sie war dankbar, dass es Frauen gab, die sich den Kauf neuer Vorhänge selbst nicht zutrauten oder keine Zeit dafür hatten, denn sonst wäre sie als Innenarchitektin arbeitslos. Und dann gab es diese Aufträge, von denen sie geträumt hatte, bevor sie sich für diesen Beruf entschied: eine ganze Wohnung einzurichten, ein Büro - oder ein Café. Marlene lächelte, als sie an Hannah dachte. Sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden, lagen auf einer Welle, hatten dieselben Ideen bezüglich der Einrichtung. Hannah hörte zu, ließ sich ihre Vorschläge durch den Kopf gehen, stimmte meistens zu, setzte aber auch mal ihren eigenen Kopf durch. Das war für Marlene vollkommen in Ordnung; sie wollte eine Partnerschaft, wollte den Klienten einbeziehen und ihm damit den Eindruck geben, er habe alles selbst bestimmt. Sie war nur die Beraterin, diejenige, die auf mögliche Probleme aufmerksam machte. Sie würde später noch im Café vorbeifahren und nach dem Rechten sehen. Die Umbauarbeiten gingen gut voran, bald würden sie mit der Einrichtung beginnen können. Marlene hatte die Innenstadt erreicht und fuhr ins Parkhaus. Das Einrichtungshaus Radspieler war zwar nicht ganz billig, aber im Zweifel immer noch die erste Wahl. Ihr blieb eine halbe Stunde Zeit bis zum Treffen mit der Klientin. Sie bummelte durch die Fußgängerzone, kaufte an einem der Obststände ein paar Aprikosen und widerstand der Versuchung, bei Rischart einen der leckeren Kuchen zu essen. Die Stadt war voller Touristen, die ihren Sommerurlaub in Deutschland oder auch nur Bayern verbrachten. In einigen Wochen würden dann auch noch die Oktoberfest-Besucher dazukommen. Fünf Minuten vor dem Termin lief Marlene Richtung Hackenstraße, wo sie sich vor dem Laden mit der Klientin verabredet hatte. Als ihr Handy klingelte, dachte sie, dass diese kurzfristig absagen würde, und meldete sich mit einem knappen »Hallo?« »Frau Mannhart?« Eine männliche, ihr unbekannte Stimme. »Ja?« Instinktiv wusste sie, dass dieser Anruf nichts Gutes bedeutete. »Bitte erschrecken Sie nicht. Hier ist die Polizei. Mein Name ist Basler, ich bin zusammen mit einer Kollegin hier in der Wohnung Ihrer Mutter.« Marlenes Herz zog sich zusammen. Vor diesem Augenblick fürchtete sie sich seit Monaten. »Was ist mit ihr?« »Nichts Schlimmes, machen Sie sich keine Sorgen«, sagte der Polizist. »Sie ist gestürzt, hat sich vermutlich das Bein gebrochen. Notarzt und Sanitäter sind gerade dabei, sie zu versorgen.« Nichts Schlimmes? Der macht wohl Witze! Marlene musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszuschreien. Sie war in der Hackenstraße angekommen und sah ihre Klientin vor dem Laden stehen. »Ich komme sofort«, sagte sie ins Telefon. »Können Sie solange dableiben? Ich brauche zirka zwanzig Minuten.« »Ja, natürlich.« »Danke.« Marlene legte auf. Sie blieb einen Moment lang stehen, atmete tief durch, ging dann auf die Kundin zu. »Hallo, Frau Wegner, tut mir leid, aber ich muss unseren Termin verschieben. Ich habe gerade einen Anruf von der Polizei erhalten. Meine Mutter ist schwer gestürzt. Ich muss sofort weg. Ich bitte um Ihr Verständnis.« Sie hatte sich zuvor nur einmal kurz mit Frau Wegner in deren Wohnung getroffen und da schon den Eindruck gehabt, dass die Frau nicht gerade ein Ausbund an Empathie war. Das bestätigte sich durch ihre Reaktion. Sie sagte etwas von »Frechheit« und »Konsequenzen«, aber Marlene hörte nur mit halbem Ohr hin. Natürlich wäre es schade, wenn sie diesen Auftrag verlöre, doch ihr Ruin wäre es nicht. »Ich rufe Sie an«, sagte sie in den Redeschwall hinein und ließ Frau Wegner einfach stehen. Die Fahrt zurück ins Hasenbergl kam ihr wie eine Ewigkeit vor. Jede Ampel schien ausgerechnet dann auf Rot zu springen, wenn sie kam. Wie war die Polizei in die Wohnung gekommen? Hatten sie die Tür aufgebrochen? Und überhaupt - wie hatten sie davon erfahren? Nach neunzehn Minuten stand sie erneut vor dem Haus, in dem ihre Mutter wohnte. Sie stellte ihren Wagen in die Einfahrt hinter den der Polizei, wartete nicht auf den Aufzug, sondern stürmte die fünf Etagen nach oben. Die Wohnungstür stand offen. Einbruchsspuren waren nicht erkennbar. Sie betrat die Wohnung. »Hallo?« Aus dem Wohnzimmer kam ihr eine Frau in Uniform entgegen. »Frau Mannhart?« Marlene nickte. Zum Antworten fehlte ihr die Luft. »Polizeiobermeisterin Müller. Und das ist mein Kollege, Polizeimeister Basler«, sagte die Beamtin. Hinter ihr war ein junger Mann aufgetaucht. »Was ist passiert?«, fragte Marlene, immer noch atemlos. »Wir wissen es nicht genau«, erwiderte Frau Müller. »Wir wurden von einer Nachbarin gerufen, die aus der Wohnung Ihrer Mutter Klopfgeräusche hörte.« Sie wandte sich zu ihrem Kollegen um. »Wir vermuten, dass Ihre Mutter stürzte«, übernahm er, »und sich durch den Bruch nicht mehr bewegen konnte. Also klopfte sie mit der Faust auf den Boden, in der Hoffnung, dass jemand sie hört.« »Haben Sie sie nicht gefragt?«, wollte Marlene wissen. »Sie war sehr verwirrt. Der Arzt sagt, das kann der Sturz verursacht haben.« Millionen Fragen und Gedanken schwirrten in Marlenes Kopf herum. Aber sie war auch stolz auf Hannelore. Sie musste zugeben, dass sie ihr so viel Einfallsreichtum nicht mehr zugetraut hätte. »Wissen Sie, wo sie meine Mutter hingebracht haben?« Die beiden Beamten warfen sich einen fragenden Blick zu, Basler sagte schließlich: »Ich frage nach«, und verließ die Wohnung. Marlenes Blick fiel auf den unversehrten Türrahmen. »Wie sind Sie denn in die Wohnung gekommen? Man sieht gar nichts.« »Die Tür war nur angelehnt«, antwortete die Polizistin. »Sie müssten uns so bald wie möglich sagen, ob etwas gestohlen wurde.« »Angelehnt? Wie kann das sein?« Frau Müller zuckte mit den Achseln. »Gut möglich, dass jemand versucht hat, Ihre Mutter auszunehmen. Derzeit sind wieder viele Banden unterwegs, die gezielt alte Leute aufsuchen. Sie haben sicher schon von den Enkeltrickbetrügern gehört.« »Ja. Aber meine Mutter würde auf so etwas nicht hereinfallen, vor allem, weil sie keine Enkel hat.« Die Beamtin warf ihr einen Blick zu, der wohl sagen sollte: Es ist alles möglich. Was wir da schon erlebt haben! Marlene drehte eine schnelle Runde durch die kleine Wohnung ihrer Mutter. Im Wohnzimmer lag das Verpackungsmaterial des Notarztes verstreut auf dem Boden, Blut war zum Glück keines zu sehen. Der Fernseher stand, wo er stehen musste, ansonsten gab es in diesem Raum keine besonderen Wertgegenstände. Im Schlafzimmer lag der Schmuck unversehrt im Kleiderschrank, alles schien unberührt zu sein. In der Küche suchte Marlene nach der Dose, in der ihre Mutter ihr Geld aufbewahrte. Es waren über zweihundert Euro. Wenn es ein Überfall war, war er erfolglos gewesen. Herr Basler war zurückgekehrt und sagte ihr, dass ihre Mutter nach Schwabing gebracht worden war. »Danke, dann werde ich da jetzt gleich mal hinfahren. Es hat nicht den Anschein, als sei...


Ann E. Hacker lebt seit rund 40 Jahren in München. Unter verschiedenen Pseudonymen hat sie in vielen Genres veröffentlicht: vom Münchner Sachbuch über Kinderbücher bis hin zu Romantik- und Krimi-Titeln. Gemeinsam mit zehn anderen Autorinnen der „International Women Writing Group“ hat sie zugunsten der Deutschen Krebshilfe den Episodenroman „Lost and Found in Camden“ verfasst. Sie liebt die Leichtigkeit der angelsächsischen Literatur und verbindet sie in „Café Hannah“ mit einer warmherzigen Lebensnähe.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.