E-Book, Deutsch, 176 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 225 mm
Hasemann / Savaskan Leitlinie Delir
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-456-95761-6
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Empfehlungen zur Prävention, Diagnostik und Therapie des Delirs im Alter
E-Book, Deutsch, 176 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 225 mm
ISBN: 978-3-456-95761-6
Verlag: Hogrefe AG
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Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Wie bei alten Menschen ein Delir erkannt, verhindert und behandelt werden kann, beschreibt diese interdisziplinäre und interprofessionelle Therapieempfehlung des Schweizer Herausgeber- und Autorenteams. Präzise definieren, klassifizieren und differenzieren die Autoren, was sie unter einem Delir als einem hirnorganischen Syndrom verstehen. Klar benennen sie mögliche Risikofaktoren, Ursachen sowie die Pathogenese, Prävalenz und Inzidenz von Deliren. Sie beziffern akkurat die Kosten zur Versorgung von akut verwirrten Menschen.Detailliert stellen die Autoren diagnostische Screening- und Assessmentinstrumente sowie Biomarker vor, um Delire frühzeitig erkennen, überwachen und behandeln zu können. Konkret beschreiben die Autoren interdisziplinäre Therapiemöglichkeiten mit pharmakologischen und nicht pharmakologischen Interventionen.Mit ihren Empfehlungen schaffen die Autoren ein System von Leitplanken, an dem sich geriatrische, neurologische, pflegerische und psychiatrische Fachpersonen orientieren und mithilfe dessen sie vertrauensvoll zusammenarbeiten können.Aus dem Inhalt:EinführungDefinitionKlassifikationKlinik und PrädilektionstypenPathogenesePrävalenz, Epidemiologie, KostenRisikofaktoren, Risikofaktoren-Management, PräventionNicht-pharmakologische Interventionen für die PräventionDiagnostik, Assessment, MonitoringBiomarkerPharmakologische TherapieEntzugsdelir bei Abhängigkeitserkrankungen
Zielgruppe
Mediziner, Geriater, Pflegefachpersonen
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Klinische und Innere Medizin Geriatrie, Gerontologie
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Pflege Altenpflege
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Pflege Fachpflege
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Palliativmedizin
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Klinische und Innere Medizin Alzheimer und Demenz
Weitere Infos & Material
1;Leitlinie Delir;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;7
1.2;Dank;11
2;Vorwort;13
3;1. Einfu?hrung;15
4;2. Definition;23
5;3. Klassifikation, Klinik und Prädilektionstypen;25
5.1;3.1 Subsyndromale bzw. subdiagnostische Delirien;28
5.2;3.2 Prädilektionstypen;29
6;4. Pathogenese;33
6.1;4.1 Klinische Subtypen und Pathogenese;35
6.2;4.2 Delir und anhaltende kognitive Störung oder Demenz;35
6.3;4.3 Delir und Depression;37
7;5. Prävalenz, Epidemiologie, Kosten;39
8;6. Risikofaktoren, Risikofaktoren-Management, Prävention;43
8.1;6.1 Klassifizierung der Delir-Risikofaktoren;44
8.2;6.2 In der Fachliteratur häufig dokumentierte Delir-Risikofaktoren [4];47
8.3;6.3 Nichtpharmakologische Delir-Risikofaktoren;49
8.4;6.4 Pharmakologische Delir-Risikofaktoren;51
8.4.1;6.4.1 Langzeitpflege;54
8.4.2;6.4.2 Spitex;54
9;7. Nichtpharmakologische Interventionen fu?r die Prävention;65
9.1;7.1 Zusammenfassung der Fachliteratur;65
9.1.1;7.1.1 Prävention von Delir;66
9.1.2;7.1.2 Nichtpharmakologische Prävention und Behandlung;67
9.1.3;7.1.3 Langzeitpflege;70
9.1.4;7.1.4 Spitex;70
9.1.5;7.1.5 Schlussfolgerungen;70
9.2;7.2 Hypoaktives Delir;71
9.3;7.3 Unvollständige klinische Formen;71
9.4;7.4 Protokolle bei Multi-Komponenten-Interventionen;72
9.5;7.5 Hospital Elder Life Program – revidiertes Protokoll;72
9.6;7.6 Spitäler mit der Auszeichnung „Senior friendly“;72
9.7;7.7 Angehörigenbetreuung;73
9.8;7.8 Freiheitsbeschränkende Maßnahmen;74
9.9;7.9 Empfehlungen zur nicht pharmakologischen Behandlung;75
9.9.1;7.9.1 Grundlagen;75
9.9.2;7.9.2 Empfehlungen;76
10;8. Diagnostik, Assessment, Monitoring;105
10.1;8.1 Apparative Diagnostik;105
10.2;8.2 Assessment;106
10.2.1;8.2.1 Setting;107
10.2.2;8.2.2 Messverfahren;107
10.2.3;8.2.3 Gemessene Konstrukte;108
10.2.4;8.2.4 Sprachversionen;108
10.2.5;8.2.5 Empfehlungen;108
10.2.6;8.2.6 Patientenpopulation;109
10.2.7;8.2.7 Berufsgruppe;109
10.2.7.1;8.2.7.1 Disziplin;109
10.2.7.2;8.2.7.2 Setting;109
10.2.8;8.2.8 Schweregradskalen;110
10.2.9;8.2.9 Alkoholentzugs-Screening;110
10.2.10;8.2.10 Medikamentenstudien;110
10.2.11;8.2.11 Beurteilung fluktuierender Symptome;111
10.2.12;8.2.12 Operationalisierung und Differenzierung von Delir-Symptomen;111
10.2.12.1;8.2.12.1 Beobachtung versus Assessment;112
10.2.12.2;8.2.12.2 Indikation, Häufigkeit und Dauer von Delir-Screenings;113
10.2.13;8.2.13 Ins Deutsche u?bersetzte Skalen;113
10.2.13.1;8.2.13.1 DOS;113
10.2.13.2;8.2.13.2 Neecham;114
10.2.13.3;8.2.13.3 DRS-R-98;114
10.2.13.4;8.2.13.4 CAM;115
10.2.13.5;8.2.13.5 CAM-ICU;116
10.2.13.6;8.2.13.6 ICDSC;116
10.2.13.7;8.2.13.7 Nu-DESC;117
10.3;8.3 Ausblick;119
11;9. Biomarker;129
11.1;9.1 Prädiktive Faktoren;130
11.2;9.2 Diagnostische Faktoren;131
11.3;9.3 Faktoren fu?r den Schweregrad des Delirs;131
11.4;9.4 Andere Faktoren;132
12;10. Pharmakologische Therapie;135
12.1;10.1 Wichtige Grundregeln der Pychopharmakatherapie;136
12.2;10.2 Antipsychotika;137
12.2.1;10.2.1 Haloperidol;138
12.2.2;10.2.2 Atypische Antipsychotika;139
12.3;10.3 Benzodiazepine;140
12.4;10.4 Cholinesterasehemmer;141
12.5;10.5 Andere Medikamente;141
12.6;10.6 Medikamentöse Delir-Prophylaxe;142
13;11. Entzugsdelir bei Abhängigkeitserkrankungen;147
13.1;11.1 Epidemiologie der Abhängigkeitserkrankungen im Alter;148
13.2;11.2 Risikofaktoren;149
13.3;11.3 Pathophysiologie des Entzugssyndroms;151
13.4;11.4 Diagnostik;152
13.5;11.5 Therapie;153
13.5.1;11.5.1 Nichtpharmakologische Interventionen;153
13.5.2;11.5.2 Pharmakologische Interventionen;154
13.5.2.1;11.5.2.1 Benzodiazepine;155
13.5.2.2;11.5.2.2 Antipsychotika;156
13.5.2.3;11.5.2.3 Antiepileptika;157
13.5.2.4;11.5.2.4 Barbiturate;157
13.5.2.5;11.5.2.5 Sympathikolytika;157
13.5.2.6;11.5.2.6 Andere Substanzen;157
14;Verzeichnis der Autorinnen und Autoren;163
15;Sachwortverzeichnis;165
3. Klassifikation, Klinik und Prädilektionstypen (S. 23-24)
Markus Baumgartner und Martina Hafner
Für das Delir stehen zwei Klassifikationssysteme zur Verfügung, die in der klinischen Praxis die Diagnose definieren:
¦¦ das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM) der Amerikanischen Psychiatrischen Gesellschaft (APA), das in der fünften Version (DSM-5) [3] vorliegt
¦¦ die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelte Internationale Klassifikation psychischer Störungen, gegenwärtig in der zehnten Version (ICD-10) [1, 2] vorliegend.
Die ICD-10 unterscheidet zwischen den Klinisch-diagnostischen Leitlinien für die klinische Praxis und den deutlich stringenter definierten Diagnostischen Kriterien für Forschung und Praxis, die ursprünglich für die Forschung entwickelt wurden, sich inzwischen jedoch nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Praxis bewährt haben.
Die Kriterien von DSM-5 und DSM-IV unterscheiden sich hauptsächlich bezüglich des ersten diagnostischen Merkmals. Dabei löst das DSM-5 die im DSM-IV verankerte Bewusstseinsstörung („disturbance in consciousness“) ab und operationalisiert diese als Aufmerksamkeitsstörung und Störung der Umgebungswahrnehmung („disturbance in awareness“). Die Definition des ersten Merkmals im DSM-5 gleicht sich damit weitgehend der Definition der Diagnostischen Kriterien für Forschung und Praxis der ICD-10 an. Die Klinisch-diagnostischen Leitlinien des ICD-10 definieren dagegen die Bewusstseinsstörung als Vigilanzstörung entsprechend einem Kontinuum zwischen leichter Bewusstseinsminderung und Koma.
Im Unterschied zum DSM ordnet die ICD-10 das Delir nach ätiologischen Gesichtspunkten zwei unterschiedlichen Kapiteln zu:
¦¦ Kapitel F0 (Organische psychische Störungen)
¦¦ Kapitel F1 (Störungen durch psychotrope Substanzen).
Die diagnostischen Leitlinien des Kapitels F05 – „Delir, nicht durch Alkohol oder sonstige psychotrope Substanzen bedingt“ – gelten auch für das in Kapitel F1 codierte Entzugssyndrom mit Delir bzw. die akute Intoxikation mit Delir.
Übereinstimmung besteht bezüglich der diagnostischen Hauptkriterien. Sowohl gemäß DSM-5 als auch ICD-10 ist ein Delir definiert durch:
1. Aufmerksamkeitsstörung
2. kognitive Störung
3. akuten Beginn und fluktuierenden Verlauf.
Mit „Aufmerksamkeitsstörung“ ist eine eingeschränkte Fähigkeit, Aufmerksamkeit zu fokussieren, aufrechtzuerhalten oder zu verlagern gemeint. Die Veränderungen kognitiver Funktionen umfassen insbesondere Kurzzeitgedächtnisstörung, Desorientiertheit (v. a. zeitlich) und Wahrnehmungsstörungen wie illusionäre Verkennungen und Halluzinationen (v. a. optischer Art). Die Entwicklung des Störungsbildes wird gewöhnlich im Rahmen von Stunden bis Tagen angegeben, der Wechsel der Symptome üblicherweise im Verlauf eines Tages.
Die drei aktuell gültigen Klassifikationssysteme (DSM-5, ICD-10 Diagnostische Kriterien für Forschung und Praxis und ICD-10 Klinisch-diagnostische Leitlinien; Tab. 3-1) unterscheiden sich in den geforderten Kriterien. DSM-5 und die Diagnostischen Kriterien der ICD-10 für Forschung und Praxis fordern im Gegensatz zu den Klinisch-diagnostischen Leitlinien der ICD- 10 den Nachweis einer organischen Ätiologie.
Im Unterschied zum DSM-5 verlangt die ICD-10 für eine endgültige Diagnose das zusätzliche Vorhandensein der zwei bzw. drei folgenden Symptome: ¦¦ psychomotorische Störung (beide ICD-10 Klassifikationen) ¦¦ Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus (beide ICD-10 Klassifikationen) ¦¦ affektive Störung (nur Klinisch-diagnostische Leitlinien der ICD-10). Die Klassifikation nach ICD-10 ist somit strenger, daher werden gegenüber dem DSM-5 weniger Patienten mit Delir diagnostiziert [14]. Hinsichtlich des Ausprägungsgrades des Delirs unterscheiden weder DSM-5 noch ICD-10 zwischen verschiedenen Schweregraden.