E-Book, Deutsch, 522 Seiten
Heller Organisationsethik. Organisationsentwicklung in Kirchen, Caritas und Diakonie
1. Auflage 2003
ISBN: 978-3-7841-1409-5
Verlag: Lambertus Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, 522 Seiten
ISBN: 978-3-7841-1409-5
Verlag: Lambertus Verlag
Format: PDF
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Es ist eine alte Erfahrung: Zu bleiben wie man ist, erfordert oft mehr Energie als das Wagnis der Veränderung. Kirchen, Caritas und Diakonie müssen den sich ändernden ökonomischen, juristischen wie gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen Rechnung tragen - sie müssen sich verändern und entwickeln. Organisationsentwicklung wird zu einer Überlebensstrategie der Kirchen und Verbände. Der siebte Band der Reihe "Palliative Care und Organisationsethik" aus dem Universitätsinstitut für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) in Wien) will keine Reflexion der sogenannten Kirchenkrise anstellen, sondern Spuren aufnehmen, die aus der Krise heraus führen. Der Buchtitel "OrganisationsEthik" signalisiert dabei die wertebasierte Zuspitzung der Organisationsentwicklung in Kirchen, Caritas und Diakonie. Es zeigt Wege auf, die über die materielle und ökonomische Überlebens- und Handlungsfähigkeit hinaus auf die organisationale Rekonstruktion der Glaubwürdigkeit kirchlicher Organisationen weisen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;OrganisationsEthik – worum geht es?;10
3;Kirchen verstehen und als Organisationen gestalten;15
4;Kapitel 1 Kirchen als Organisationen gestalten;46
4.1;„Offen Evangelisch“ – Die Evangelische Kirche in Österreich findet zu ihrer Organisationsentwicklung;48
4.2;Ehrenamtliche Arbeit in kirchlichen Veränderungsprozessen Rollengestaltung und Zusammenarbeit;79
4.3;Systemische Evaluation in einem kirchlichen Erneuerungsprozess;92
4.4;Wissensmanagement in der Pastoral. Das Projekt „ Lebensraumorientierte Seelsorge in Mainz“;109
4.5;Caritas organisieren Kirchliche Dienstleister als lernende Organisationen;122
5;Kapitel 2 Kirchliches Leitungshandeln professionalisieren;142
5.1;Leiten in der Kirche;144
5.2;Führung und Kooperation Ein IFF- Lehrgang in der Diözese Passau;157
5.3;Leiten zum Thema in der Kirche machen. Das Beispiel eines Lehrgangs in der Evangelischen Kirche;167
5.4;Von der Kunst, Gemeinde zu leiten Lehrgang Führungskompetenz in der Pastoral;181
5.5;Neue Anforderungen an Leitungsverantwortliche in Ordensgemeinschaften. Ein internationales Qualifizierungsprogramm der Kardinal König Akademie, Wien;187
5.6;Leitung und Organisationsentwicklung in kirchlichen Einrichtungen. Ein internationales Qualifizierungsprogramm für Führungskräfte in Kirchen;197
5.7;Personalentwicklung in der Kirche – das Assessmentcenter- Konzept;214
5.8;Mehr als Fortbildung ... – von der Personal- zur Organisationsentwicklung;227
5.9;Sozialmanagement. Ein Qualifizierungskonzept für Führung und Leitung;238
6;Kapitel 3 Christliche Identitäten in Strukturen übersetzen;248
6.1;Wie werden kirchliche Krankenhäuser intelligentere Organisationen?;250
6.2;Erfolgreiche Leitbildentwicklung;269
6.3;Identität im Wandel Mit Leitbildern Werte in Werke einstiften;279
6.4;Leitbild und Qualität in der Krankenhausseelsorge im Bistum Essen;295
6.5;In organisationalen Widersprüchen handeln Zum Organisationsbezug in der Krankenhausseelsorge;306
6.6;Sterbebegleitung – Palliative Versorgung Ein Organisationsentwicklungsprozess in der Kaiserswerther Diakonie;315
6.7;OrganisationsKultur des Sterbens Das Modellprojekt von Diakonie in Düsseldorf;331
6.8;Value orientation in Irish religious orders;358
6.9;Spannungsfelder der Werteorientierung in Ordensgemeinschaften;373
6.10;Wertemanagement in konfessionellen Krankenhäusern;382
6.11;Geld und Moral im Krankenhaus Auf dem Weg zu einer Ethikkultur;405
6.12;Ethikberatung im Krankenhaus;420
7;Kapitel 4 Kirchliche Beratungskultur entwickeln;430
7.1;In Widersprüchen beraten. Qualifizierung zur Gemeinde- bzw. Organisationsberatung in der Kirche;432
7.2;Wozu Beratung lernen?;445
7.3;Boom der Gemeindeberatung: ein Problemindikator?;457
7.4;Macht – ein Fremdwort für Beratung und Kirche;466
7.5;Der andere Blick. Beobachtungen und Thesen zum Phänomen „ Fremdheit“ in Veränderungsprozessen;480
8;Literatur;493
9;Die Autorinnen und Autoren;514
Wertemanagement in konfessionellen Krankenhäusern (Seiten 384-381)
Stefan Dinges, Andreas Heller
1. DAS UMFELD DES PROJEKTES
Jedes Projekt hat eine Geschichte. Die Geschichte besteht oft in einer Annäherung. Die internen und externen Personen lernen sich kennen, tauschen sich aus, schätzen sich ein und ab. Es geht darum, die professionelle Leistungsfähigkeit einzuschätzen und gleichzeitig Vertrauen zu gewinnen, um ein solches Projekt miteinander realisieren zu können. Gerade mit kirchlichen Ordensgemeinschaften fällt immer wieder auf, dass die Initialisierung von Beratungsprojekten wesentlich von der Vertrauensbasis zwischen Personen ausgeht. Mit der Wertearbeit kommt man faktisch in den Innenbreich der Organisation, in den Sakralraum, das Allerheiligste. Verständlich, wenn – im besten Sinne des Wortes – die Glaubwürdigkeit der „Externen" überprüft wird. Und gleichzeitig wird es für die Beratung immer wichtig, „eine theologische Anschlussfähigkeit" zu entwickeln, einen Respekt und eine Achtung vor der spirituellen Kultur, den Ausprägungsformen der Frömmigkeit zu entwickeln. Folgende theologische und organisationsberaterische Momente spielen in der Transformation, im Entwicklungsprozess von Ordensgemeinschaften im caritativen Bereich eine Rolle:
Ermittlung und Vermittlung des Christlichen
Viele caritativ tätige Ordensgemeinschaften stehen in einer Identitätskrise und vor der Herausforderung, ihre Werke für die Zukunft entweder abzugeben oder zu übergeben, zu tradieren. Die Entscheidungen sind auch diktiert durch betriebswirtschaftliche Notwendigkeiten. Es gibt weitere Indikatoren für Veränderungsbedarf: Die Nachwuchszahlen stagnieren. In den Ordensgemeinschaften ist ein „Vergreisungsprozess" zu beobachten. Es gibt kaum noch Eintritte. Überall lassen sich zwei Dynamiken beobachten: Die Werke, die einst Grund und Begründung für die Ordenseintritte waren, werden nicht selten als Last erlebt. Man möchte sich wieder mehr dem „Eigentlichen" – damit meint man Gebet, Meditation, Exerzitien – hingeben und die aufregenden, caritativen Werke abgeben.
Die andere Entwicklung korrespondiert damit: Die Zahl der Ordensangehörigen, die Verantwortung zu übernehmen bereit und in der Lage sind, wird weniger. Provinzkapitel- oder Generalkapitelwahlen sieht man mit wachsender Spannung entgegen. Es gibt kaum eigene Führungskräfte. Die jüngere Generation wendet sich oft in aufwändigen (Begründungs-)Prozessen von den Werken ab und sucht nach neuen Wegen, anderen Aufgaben, neuen Lebensformen, kleineren Gemeinschaften. Und erst allmählich sieht man die Laienmitarbeiter als jenen Nachwuchs, um den man Jahrzehnte gebetet hat.
Ein doppelter Vorgang ist notwendig, das eigene spirituelle Erbe, das elementar Christliche gilt es unter den Bedingungen der Gesellschaft zu ermitteln und auf Zukunft hin zu vermitten.
Den Anderen, den Fremden, den Kranken mit Jesu Augen sehen – das Prinzip der Caritas
Die sozial-caritativen Werke haben in Geschichte und Gegenwart entsprechende organisierte Hilfe für soziale Not im In- und Ausland entwickelt. Dem Evangelium verpflichtet, haben sie eine Option für die Armen getroffen, um darauf entsprechend zu reagieren. Aus dieser Haltung sind beispielsweise viele Krankenhäuser von Frauenorden im 19. Jahrhundert entstanden (Boff/Pixley 1987).
Organisationale Inkarnation
Die Tradierung des Christlichen wurde bislang auch theologisch ausschließlich als eine personale Form der Nachfolge gesehen. Barmherzigkeit war eine persönliche Haltung, eine personale Kategorie. Eben die absichtslose Haltung, das nicht verrechenbare, spontane Handeln aus dem Mitleiden, der Mitleidenschaft gegenüber Menschen in Not. (...)