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E-Book

E-Book, Deutsch, 328 Seiten

Herrmann FAIRreisen

Das Handbuch für alle, die umweltbewusst unterwegs sein wollen
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-96006-128-1
Verlag: oekom
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection

Das Handbuch für alle, die umweltbewusst unterwegs sein wollen

E-Book, Deutsch, 328 Seiten

ISBN: 978-3-96006-128-1
Verlag: oekom
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection



Welche Tourismussiegel sind seriös? Welche Reiseveranstalter achten auf die Einhaltung von Menschenrechten? Wie kann ich das CO2 meiner Reise kompensieren? Wie wird meine Kreuzfahrt umweltfreundlicher? Wo bekomme ich ökologisch und fair produzierte Trekkingkleidung? Wer Antworten auf diese und viele weitere Fragen sucht, liegt bei Reisebuchautor und Tourismusexperte Frank Herrmann goldrichtig: Infokästen, Checklisten und ein ausführlicher Serviceteil geben schnell und kompetent Rat. Darüber hinaus ist das Handbuch eine umfassende Quelle der Information fu?r all jene, die sich über die Auswirkungen des Tourismusbooms auf Klima, Umwelt und die Menschen vor Ort informieren möchten - damit Reisen für alle ein Gewinn ist.

Frank Herrmann hat viele Jahre in Lateinamerika gelebt und dort Reisen veranstaltet, Entwicklungsprojekte geleitet und Hilfsorganisationen beraten. Der Betriebswirt ist Autor des erfolgreichen Ratgebers »Fair einkaufen - aber wie?« sowie der Stefan-Loose-Travel-Handbu?cher Peru/Westbolivien und Guatemala.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;FAIRreisen;1
2;Inhalt;5
3;Vorwort;11
4;Einleitung;13
5;Kapitel 1: Globaler Tourismus auf Rekordjagd;17
5.1;Tourismus und Migration – auf den Pass kommt es an;23
6;Kapitel 2: Tourismus – es ist nicht alles Gold, was glänzt;25
6.1;2.1 Einführung;26
6.1.1;Tourismus, das zweischneidige Schwert;27
6.1.2;Wegen Überfüllung geschlossen – wie viel Tourismus verkraftet die Welt?;35
6.1.3;Wachstum ohne Ende – Ressourcenverschwender Tourismus;38
6.1.4;Kostenfaktor Natur – Tourismus und biologische Vielfalt;39
6.2;2.2 Klima und Umwelt;41
6.2.1;CO2-Emissionen;41
6.2.2;Einleitung;41
6.2.3;Wie berechnet man seine CO2-Emissionen?;42
6.2.4;Ein Riff stirbt;44
6.2.5;Klimaabkommen – von Kyoto bis Paris;46
6.2.6;Fliegen – die Achillesferse des Tourismus;47
6.2.7;Klima, Kompensation und Kommerz;54
6.2.8;Intelligent fliegen – der atmosfair Airline-Index (AAI);57
6.2.9;Das falsche Signal – Luxusreisen im Privatjet;60
6.2.10;Kreuzschifffahrt – Branchenliebling mit Imageproblemen;61
6.2.11;Invasion im Inselparadies;63
6.2.12;"Die bauen lieber eine bordeigene Bierbrauerei";67
6.2.13;Wie wird Ihre Kreuzfahrt klima- und umweltfreundlicher?;71
6.2.14;Emissionsfrei über die Ozeane reisen?;80
6.2.15;Auto, Bus oder Bahn – was ist der umweltfreundlichste Landtransport?;80
6.2.16;Wie erzeugen Sie möglichst wenig CO2 im Urlaub;82
6.2.17;Freiwillige CO2-Kompensation – Ablasshandel, Greenwashing oder sinnvoller Klimaschutz?;83
6.2.18;CO2-Kompensation in der Praxis – mit myclimate in Vietnam;87
6.2.19;Welche Reiseveranstalter kompensieren?;90
6.2.20;Wie finden Sie das richtige Kompensationsangebot?;91
6.2.21;Märkte, Standards, Zertifikate – freiwillige Kompensation im Überblick;92
6.3;2.3 Menschen;95
6.3.1;Touristischer Größenwahn in Honduras;96
6.3.2;Jobs im Tourismus – lange arbeiten, wenig verdienen;98
6.3.3;Kinderarbeit – ein globales Problem;102
6.3.4;Die ILO-Kernarbeitsnormen;103
6.3.5;Eine Seefahrt ist nicht (immer) lustig – Arbeitsbedingungen auf Kreuzfahrtschiffen;103
6.3.6;Mehr Rechte auf See;105
6.3.7;Bessere Arbeitsbedingungen im Tourismus – was können wir tun?;106
6.3.8;Tourismus und Menschenrechte;107
6.3.9;Gibt es ein Menschenrecht auf Tourismus?;109
6.3.10;Runder Tisch für mehr Menschenrechte im Tourismus;110
6.3.11;Hinfahren oder besser nicht?;114
6.3.12;"Wer sich vorher informiert, hat die schönere Reise";119
6.3.13;Sextourismus;122
6.3.14;Kinderprostitution – Was können wir tun?;122
6.3.15;"Haltet euch von Sexbars fern";126
6.4;2.4 Kultur;128
6.4.1;Einleitung;128
6.4.2;Alles, nur kein Tourist sein;129
6.4.3;Internationales Handbuch zu Tourismus und Frieden;130
6.4.4;Indigene Völker – ist der kulturelle Clash unausweichlich?;131
6.4.5;Die Rechte indigener Völker;133
6.4.6;Ländlicher Tourismus – zu selten erfolgreich;134
6.4.7;Reisen der anderen Art;138
6.4.8;Respekt – das zwischenmenschliche Bindemittel;139
6.4.9;Lieber lächeln;139
6.4.10;Fair reisen im Heiligen Land;140
6.4.11;Knipsen? Ja, aber mit Respekt!;141
6.4.12;Der Tick mit dem Stick;141
6.4.13;Tödliches Missverständnis im Hochland von Guatemala;143
6.5;2.5 Tiere;144
6.5.1;Großwildjagd – Cecil ist tot;144
6.5.2;Von der "Streichelfarm" zum Canned Lion Hunting;147
6.5.3;Orcas, Wale und Delfine – stummes Leid im Betonbecken;147
6.5.4;Delfinarien – was tun die Reiseveranstalter?;149
6.5.5;Alternativen zu Delfinarien;150
6.5.6;Ferien mit Tiefgang;151
6.5.7;Touristen – Finger weg von Walfleisch!;152
6.5.8;Touristen schleppen bis zum Umfallen;153
6.5.9;Boomender Elefantentourismus – wie reagieren große Reiseveranstalter?;154
6.5.10;Auch Elefanten mögen es fair;155
6.5.11;Beobachten, essen, ausstopfen;156
6.5.12;Mauritius – Urlaubsparadies mit Makel;157
6.5.13;Zu den Menschenaffen reisen – ja, aber …;158
6.6;2.6 Müll;159
6.6.1;Der Tourismus auf Kuba boomt, der Müll auch;163
6.6.2;Datenbank zu Meeresmüll;166
6.7;2.7 Wasser;167
6.7.1;Viel Wasser für den Tourismus, der Rest für die Einheimischen;167
6.7.2;Der Wasserfußabdruck;168
6.7.3;Ein Golfplatz, der Trinkwasser raubt;173
6.8;2.8 Berge;174
6.8.1;Alpen – das Ende der Beschaulichkeit;174
6.8.2;Berge erleben – fair, grün und klimafreundlich;175
6.8.3;Outdoorprodukte – Mensch und Natur Gutes tun;176
6.8.4;Gletschersterben – die weltweite Agonie der Eisriesen;177
6.8.5;Mount Everest – Irrsinn am höchsten Berg der Erde;179
6.8.6;Träger – wenig Lust an der Last;180
6.8.7;Porters Policy – bessere Arbeitsbedingungen für Träger;181
6.8.8;Unterwegs mit Trägern – hierauf sollten Sie achten;182
6.8.9;Skitourismus – aufrüsten zur letzten Schlacht;182
6.8.10;Klima- und Naturschutz – darauf können Sie im Skiurlaub achten;190
6.9;2.9 Städte;191
6.9.1;Was den Städtetourismus begünstigt;195
7;Kapitel 3: Tourismus mit Verantwortung;197
7.1;3.1 Ein sozial gerechter, nachhaltiger und umweltverträglicher Tourismus – was ist das?;198
7.1.1;Wer ist Tourist … und wer nicht?;199
7.1.2;Sozialer Tourismus – Reisen für alle?;203
7.1.3;Langsam reisen;204
7.2;3.2 Alles über Siegel, Label,Markenzeichen;205
7.2.1;Siegelüberblick (alphabetisch);207
7.2.2;Wo gilt welches Tourismussiegel?;212
7.3;3.3 Die wichtigsten Akteure – wer macht was?;214
7.3.1;Der internationale Rahmen;214
7.3.2;Globale Tourismusbehörde – die UNWTO;216
7.3.3;Die deutsche Regierung;217
7.3.4;Deutsche Verbände und Vereine;218
7.3.5;Gewerkschaften;220
7.3.6;"Der Arbeitsdruck wächst";223
7.3.7;Tourismuskritische Organisationen;225
7.3.8;Reiseveranstalter;227
7.3.9;Corporate Social Responsibility in Zahlen;233
7.3.10;Reisebüros;238
7.3.11;Unterkunft;239
7.3.12;Vegetarier (und Veganer) unterwegs;242
7.3.13;Die Reise nach innen – spiritueller Tourismus;246
7.3.14;Das faire Hotelzimmer;248
7.3.15;Gratis übernachten bei Fremden;252
7.3.16;Reiseführer und Reisebuchverlage;252
7.3.17;Reiseportale;255
7.4;3.4. Reiseformen – und wie sie grüner & fairer werden;258
7.4.1;Geschäftsreisen – Nachhaltigkeit sinnvoll gestalten;258
7.4.2;Geschäftsreisen mit Verantwortung;259
7.4.3;Barrierefreies Reisen – Urlaub ohne Hindernisse;261
7.4.4;Voluntourism – mal eben den Planeten retten;263
7.4.5;Waisenhaustourismus – nein danke!;265
7.4.6;Freiwilligenarbeit mit Sinn;267
7.4.7;Projekttourismus – gut für wen?;268
7.4.8;Slumtourismus – Armut aus nächster Nähe;269
7.4.9;Spielzeug, Schreibmaterialien, Sportartikel;271
7.4.10;Wie gelingt ein Besuch in einem Armenviertel?;272
7.4.11;Alles inklusive – Urlaub mit Nebenwirkungen;273
7.4.12;Die Faire Biketour;278
8;Kapitel 4: Was wir tun können;279
8.1;Was kann man nach der Reise nach- und vorbereiten?;280
8.2;4.1. Vor der Reise: mit Köpfchen in den Urlaub;281
8.2.1;Reisekataloge und Papierverbrauch – geht es auch anders?;282
8.2.2;Fünf Faustregeln für faires Reisen;283
8.2.3;Reisevorbereitung;284
8.2.4;Die richtige Reiseausrüstung;287
8.2.5;Wie finde ich faire und grüne Outdoorkleidung?;290
8.3;4.2. Während der Reise: benehmen wie ein Gast;293
8.3.1;Trinkgeld – lieber zu viel als zu wenig!;293
8.3.2;Immer im Mittelpunkt: der Reiseleiter;294
8.3.3;Klimaschutz am Urlaubsort;295
8.3.4;Umweltschutz am Urlaubsort;296
8.3.5;Konsum am Urlaubsort;297
8.3.6;Verhalten am Urlaubsort;298
9;Kapitel 5: Service: Adressen, Literatur, Webseiten;299
9.1;All-inclusive;300
9.2;Awards/Preise;300
9.3;Barrierefreies Reisen;301
9.4;Berge;302
9.5;Biodiversität;303
9.6;Bundesregierung;303
9.7;Freiwillige Kompensation;304
9.8;Freiwilligenarbeit/Voluntourismus;304
9.9;(WEBSEITEN);305
9.10;Geschäftsreisen;305
9.11;Jugendliche/Kinder/Kinderarbeit;306
9.12;Klima und Umwelt;307
9.13;(Kreuz)schifffahrt;308
9.14;Kultur;309
9.15;Menschen / Menschenrechte;310
9.16;Müll;310
9.17;Nachhaltige Reiseportale;311
9.18;Nachhaltiger Tourismus;312
9.19;Outdoor-Kleidung;312
9.20;Projekttourismus;313
9.21;Sextourismus;313
9.22;Siegel;314
9.23;Slow Travel;314
9.24;Städte;315
9.25;Tiere;315
9.26;Tourismuskritische Organisationen;316
9.27;Tourismus mit Verantwortung;316
9.28;Wasser;318
10;Über den Autor;319
11;Länderreisetipps;320
12;Register;321


Kapitel 1
Globaler Tourismus
auf Rekordjagd


Menschen reisen seit jeher. Es ist die Mischung aus Abenteuerlust, Freude am Entdecken und an Neuem, die uns in die Ferne treibt. In früheren Jahrhunderten war Reisen beschwerlich, gefährlich und teuer. Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend geändert. Die Welt ist kleiner geworden. Bequeme und günstige Transportmittel bringen uns schnell in jeden noch so entfernten Winkel des Planeten.
Doch noch etwas anderes hat sich geändert: War das Reisen als Selbstzweck einst einer kleinen, betuchten Oberschicht vorbehalten, können sich heutzutage deutlich mehr Menschen einen Urlaub leisten. Heute verreist man, weil man es sich leisten kann und weil man verreisen möchte. Reisen ist Konsum und Statussymbol zugleich. Nach Angaben der Welttourismusorganisationen (UNWTO, s. Globale Tourismusbehörde – die UNWTO) finden mehr als die Hälfte aller internationalen Reisen aus reinem Vergnügen statt.
Und es werden ständig mehr. Von Jahr zu Jahr reisen mehr Menschen rund um den Globus. Große, weltweit agierende Reisekonzerne organisieren nicht nur unsere Trips, sondern auch die Reisen von Chinesen, Russen, Indern, Brasilianern und Südafrikanern. Touristen aus Schwellen- und immer öfter auch Entwicklungsländern tun das, was Menschen in Industrienationen schon seit Jahrzehnten in zunehmend großen Scharen tun: Sie relaxen am Pool und Strand, probieren lokale Spezialitäten, besteigen Berge, treiben Sport, besichtigen Kulturdenkmäler und Museen, shoppen in Städten oder liegen einfach nur in der Hängematte.
Krise hin, Krieg her – der Reisemarkt wächst
Flüchtlingsdrama am östlichen Mittelmeer und auf dem Balkan; Bürgerkriege und Gewalt im Nahen Osten und der Ukraine; Terroranschläge in Frankreich, Belgien, Tunesien, Ägypten, Indonesien, Kenia, der Elfenbeinküste, Mali, Nigeria und der Türkei; Erdbeben in Nepal; Ebola- und Zika-Epedemien; Absturz einer Germanwings-Maschine: Angesichts dieser Schlagzeilen könnte einem schon die Lust am Reisen vergehen. Nicht so den Deutschen. Sie reisten auch 2015 in rekordverdächtigen Zahlen, denn Alternativen zu den Problemgebieten bietet die Welt ja genügend. Die Branche bejubelte bereits Mitte 2015 die gestiegenen Buchungszahlen. Steigende Reallöhne, niedrige Arbeitslosenzahlen, Konsumlaune und günstige Treibstoffpreise begünstigten die positive Entwicklung.
Abbildung 1.1
Einnahmen / Ausgaben Deutschlands im internationalen Reiseverkehr, Quelle: Deutscher ReiseVerband
Jeder Deutsche reiste 2015 laut Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) privat durchschnittlich 20,6 Tage – insgesamt mehr als 1,67 Milliarden Tage und 1,8 Prozent mehr als im Vorjahr. So viel waren die Deutschen bislang noch nie unterwegs gewesen. 69,1 Millionen Reisen über fünf Tage bilanzierte die Reiseanalyse der Forschungs gemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) 2015. Die Ausgaben der Urlaubsreisenden beliefen sich laut DRV 2015 auf 71,5 Milliarden Euro. Hinzu kamen weitere 19,8 Milliarden Euro, die für Kurzreisen von zwei bis vier Tagen ausgegeben wurden. Für 2016 gibt es unterschiedliche Prognosen: Die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen stellte in ihrer 32. Tourismusanalyse eine aufgrund von Kriegen, Terroranschlägen und Flüchtlingskrise sinkende Reiseintensität fest – vor allem bei der Altersgruppe 55+. Reisebüros klagten in den ersten Monaten des Jahres 2016 über Buchungsrückgänge. Die Mehrzahl der Branchenkenner glaubt hingegen, dass dem Tourismus auch 2016 ein gutes Jahr bevorsteht – vorausgesetzt, es gibt aureichend sichere Ausweichziele. Denn Reisen hänge von der persönlichen wirtschaftlichen Lage ab, so Prof. Martin Lohmann vom Institut für Tourismus- und Bäderforschung – und die schätzen die meisten Deutschen weiterhin positiv ein.
Abbildung 1.2
Die 10 beliebtesten Auslands-Urlaubsreiseziele der Deutschen, Quelle: Deutscher ReiseVerband (Der deutsche Reisemarkt, Zahlen und Fakten 2015)
Die Deutschen reisen am liebsten im eigenen Land. Zu den beliebtesten Reiseländern zählen danach weiterhin Spanien und Italien. Die Türkei wird ihren vierten Platz im Jahr 2016 aufgrund der instabilen innenpolitischen Lage voraussichtlich verlieren. Zu deutlicheren Veränderungen kam es laut Reiseanalyse 2015 hingegen bei den Reisearten: Während Städtereisen im Zeitraum 2005 bis 2015 um 49 Prozent,
Kreuzfahrten auf See um 27 Prozent und Winterurlaub in der Sonne um 24 Prozent zulegen konnten, nahm das Interesse an Fitnessurlaub im gleichen Zeitraum um 34 Prozent, an Gesundheitsurlaub um 30 Prozent und an Winterurlaub im Schnee um sechs Prozent ab. Auf mehr als fünfeinhalb Millionen konnten 2015 hingegen nach DRV-Angaben Fernreisen zulegen – ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr im hohen einstelligen Prozentbereich.
Verändert hat sich auch die Länge der Reisen. Aus den »schönsten Wochen des Jahres« werden immer mehr die »schönsten Tage«. Denn die Deutschen reisen mehr, dafür aber auch kürzer: Laut Tourismusanalyse 2016 der Stiftung für Zukunftsfragen betrug die durchschnittliche Reisedauer 2015 nur noch 12,6 Tage. 1980 waren es 18,2, im Jahr 2000 14,8 Tage. Weniger als zehn Prozent aller Reisen dauern länger als drei Wochen.
Globales Wachstum
Auch international glänzt der Tourismus mit großer Wachstumsdynamik. Nach Angaben der UNWTO reisten 2015 weltweit rund 1,2 Milliarden Menschen – das sind vier Prozent mehr als im Vorjahr. 1950 waren es gerade einmal 25 Millionen Menschen. Hinzu kommt die fünf- bis sechsfache Menge an Inlandsreisen. Und für 2016 rechnet die Branche mit einem weiteren Wachstum des internationalen Tourismus von mindestens vier weiteren Prozentpunkten.
Abbildung 1.3
Internationale Touristenankünfte weltweit, Quelle: World Tourism Organization (UNWTO)
Dass der Tourismus boomt, zeigen auch regionale Rekorde: Die Baleareninsel Mallorca hatte im August 2015 mit 1,75 Millionen Besuchern einen neuen Allzeit-Rekord aufgestellt. Ende 2015 rechnete man mit einem Umsatz von mehr als 10 Milliarden Euro – ein Plus von 14 Prozent zum Vorjahr. Zusammen mit dem Festland konnte der spanische Tourismus 2015 mehr als 50 Milliarden Euro erwirtschaften. Die Besucherzahlen stiegen um etwa 5 Prozent zum Vorjahr auf rund 68 Millionen – Bestmarke! Den mit über 19 Millionen Touristen besten Sommer seit 20 Jahren meldete Österreich Ende 2015. Und in Deutschland stieg die Zahl der Übernachtungen das sechste Jahr in Folge und erreichte dem Statistischem Bundesamt zufolge die Bestmarke von 436,4 Millionen.
Jobmotor Tourismus
Der Tourismus ist eine ökonomische Erfolgsgeschichte: Die Reisebranche zählt zu den weltweit wichtigsten Wirtschaftssektoren. Laut UNWTO erwirtschaftet der Tourismus 9,8 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts und umfasst 30 Prozent aller weltweiten Dienstleistungen. Vor allem in Entwicklungsländern haben viele Menschen – vor allem viele Frauen – in den arbeitsplatzintensiven Dienstleistungsbranchen Hotellerie oder Gastronomie – erstmals überhaupt einen bezahlten Job oder eine Weiterbildung gefunden. 2015 schuf der Tourismus laut World Travel & Tourism Council (WTTC) weltweit 2,5 Millionen neue Jobs, was zu einem Anstieg der direkten Arbeitsplätze auf 108 Millionen führte. Rechnet man die indirekt durch den Tourismus entstandenen Arbeitsplätze hinzu (z. B. Jobs in Zulieferbetrieben) beschäftigte der Tourismus weltweit sogar jeden elften Arbeitnehmer: rund 284 Millionen Menschen.
Land
Prozent
Land
Prozent
Malediven
32,2
Ägypten
5,2
Bahamas
27,0
Spanien
5,0
Kroatien
13,6
Welt
3,6
Deutschland
6,7
USA
3,6
Thailand
5,8
China
3,0
Indien
5,5
Schweiz
3,0
Österreich
5,3
Türkei
2,2
Tabelle 1.1
Anteil der direkten Arbeitsplätze im Tourismus am Gesamtarbeitsmarkt ausgewählter Länder in Prozent (2014)
Quelle: World Travel & Tourism Council (WTTC)
Auch Landwirtschaft und Baubranche profitieren in vielen Ländern vom wachsenden Tourismus. Er trägt auch vielerorts dazu bei, Kunst und Kultur des Gastlands zu erhalten und in Wert zu setzen. Wenngleich die unmittelbaren Anrainer von Naturschutzflächen nicht automatisch vom Tourismus profitieren, so hat er doch vielerorts durch den regelmäßigen Besuch in- und ausländischer Touristen Natur- und Tierschutz begünstigt. Auch der Beitrag des Tourismus zur Völkerverständigung darf nicht unterschätzt werden. Er bringt Menschen und Kulturen zusammen, die sich ohne das Reisen wohl kaum begegnet wären.
Wundermittel im Kampf gegen Armut?
Angesichts der positiven Zahlen sind Großorganisationen wie die Weltbank oder die UNWTO überzeugt, dass der Tourismus ein wichtiges Mittel ist, um die Armut auf unserem Planeten zu beseitigen. Sie fördern gezielt touristische Großprojekte in ärmeren Ländern, um dort Arbeitsplätze zu...


Herrmann, Frank
Frank Herrmann hat viele Jahre in Lateinamerika gelebt und dort Reisen veranstaltet, Entwicklungsprojekte geleitet und Hilfsorganisationen beraten. Der Betriebswirt ist Autor des erfolgreichen Ratgebers 'Fair einkaufen – aber wie?' sowie der Stefan-Loose-Travel-Handbu¨cher Peru/Westbolivien und Guatemala.



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